100 Tage auf Tour

15. bis 17. Juli 2023

100 Tage den gleichen Schlafanzug und die gleiche Bettwäsche. Aber keine Angst: wir nutzen wöchentlich eine Waschmaschine 😉.

Wir fahren – verglichen mit den bisherigen Erlebnissen – aktuell durch eine relativ »reizarme« Landschaft ohne große Highlights. Zudem haben wir schlechtes Wetter. Unsere Route führt uns zwar auch an Seen, Weideflächen mit Kühen und kleinen Orten vorbei, aber hauptsächlich fahren wir durch endlose Wälder im Landesinneren von Mittelschweden.

Tyoische schwedische Landschaften
Größter Wasserfall Schwedens: Tännforsen

Unser nächstes größeres Ziel ist Stockholm.

Da es über diese Strecke nicht so viel Interessantes zu berichten gibt, möchten wir über das Wohnen im VW Bus berichten. Damit das ganze nicht zu textlastig wird, illustrieren einige Fotos der letzten Tage diesen Blogbeitrag.

Kleiner Stellplatz bei Arvesund mit Premium-Ausblick

Einige Leser*innen dieses Blogs werden sich sicherlich die Frage stellen, wie man es über eine so lange Zeit zu zweit in einem kleinen VW Bus aushalten kann. In den ersten drei Monaten war das kaum ein Problem. Zwar war es in Ost- und Nordeuropa häufig kalt, aber wir hatten fast durchgehend Sonne. Wenn es uns im Bus zu eng wurde, konnten wir etwas draußen unternehmen. In den vergangenen Tagen hat sich das geändert: Es gab kräftige und zum Teil lang anhaltende Regenschauer und wir konnten den Bulli manchmal über Stunden nicht verlassen. Da wurde es dann doch eng im Fahrzeug. Es fehlt eine Couch, auf der man sich hinlümmeln kann. Aber für eine solche »Wohnlandschaft« müsste das Fahrzeug sehr viel größer sein. Wir genießen zu sehr die Vorzüge eines kleinen Busses, um auf eine rollende Couchgarnitur umzusteigen. Einige abgelegene Plätze oder Orte hätten wir mit einem größeren Fahrzeug kaum erreicht.

In Arvesund findet man ein Museum, welches sich mit der Technik- und Kulturgeschichte der Gegend beschäftigt.

Die Qualität des Campmobil-Ausbaus haben wir bereits in den vergangenen Jahren kennen und schätzen gelernt. Auch von sogenannten Wellblechpisten zeigte sich der Ausbau völlig unbeeindruckt. Traten beim technischen Ausbau in den ersten Jahren noch Kinderkrankheiten oder Ausfälle auf, so läuft mittlerweile alles stabil. Sorge haben wir nur, ob der Kühlschrank die monatelangen Strapazen aushalten wird.

Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass man zunächst Erfahrungen mit einem Fahrzeug sammeln und die Ausstattung optimieren sollte, bevor man damit eine Langzeitreise unternimmt.

Überall findet man skurille Sammungen und technische Relikte aus vergangenen Zeiten.

Das Camera Obscura Projekt wird fortgesetzt: Hier ein Messerschmitt Kabinenroller, der zum Snowmobil umgebaut wurde.

Wir hoffen, dass es weiterhin ohne Pannen weitergeht und dass auch wir weiterhin so gesund bleiben wie bisher. Vermutlich haben auch die guten Wünsche und die kleinen Geschenke, die wir von Familie, Freunden und Kolleg*innen für die Reise erhalten haben, zu dem bislang guten Gelingen der Reise beigetragen.

Schilderwälder gibt es auch in Schweden

Richtung Trondheim

13. bis 15. Juli 2023

Jetzt hat es uns einmal richtig erwischt: Eine kräftige Regenfront zieht über die Mitte Norwegens. Der Regen verfolgt uns während der Fahrt in den Süden und wird am Abend auf dem Stellplatz zum Starkregen. Merklich verändert sich die Landschaft. Die RV 17, die bislang entlang der Küste führte, biegt nun ab ins Landesinnere. Die Berge werden etwas flacher und wir fahren durch ausgedehnte Waldgebiete und entlang von Seen.

Zwischen zwei Regenschauern am Stellplatz

Dampfsägewerk

In der Nähe von Namsos haben wir übernachtet. Die Stadt ist ein Zentrum der holzverarbeitenden Industrie. Hier existiert noch ein altes Dampfsägewerk, das bis heute als Museumsbetrieb existiert und kleinere Aufträge übernimmt.

Kraftzentrale des Dampfsägewerks

Weil es am nächsten Morgen immer noch stark regnete, war die Besichtigung dieses Museums genau der richtige Programmpunkt.

Leider erlebten wir an diesem Tag nicht die Live-Produktion von Holzbrettern und Leisten. Scheinbar gab es aktuell keine Aufträge. Aber auch so war es sehr interessant, sich ohne Führer und Sicherheitseinweisung zwischen den alten Maschinen zu bewegen und die einzelnen Produktionsschritte nachzuvollziehen.

Sägen der Stämme

Ende des 19. Jahrhunderts hatte man hier eine zu diesem Zeitpunkt revolutionäre Idee umgesetzt: Man stellte Bausätze für Häuser und Schulen her: der Beginn einer Fertighausproduktion.

Trondheim

Die Kommune ist das Zentrum Mittelnorwegens und mit ca. 213.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Norwegens.

Diese Stadt unterscheidet sich deutlich von den sehr viel kleineren Kommunen, die wir im Norden des Landes gesehen haben. Es gibt eine sehenswerte Altstadt und eine Menge Kunst und Kultur. Die farbenfreudigen Gebäude der Altstadt vermitteln Lebensfreude und Leichtigkeit. Überall gibt es kleine Straßencafés und Restaurants.

Durch Zufall konnten wir an einer Orgelmeditation im Nidarosdom zu Trondheim teilnehmen. Der Dom beeindruckt sowohl außen als auch im Inneren.

Bereits 1050 war Trondheim Bischofssitz und da die Kirche große Steuereinnahmen verbuchen konnte, weil hier bedeutende Handelsverbindungen nach Nordeuropa bestanden, konnte im 13. Jahrhundert ein gotischer Dom fertiggestellt werden.

Täglich um 12:30 Uhr kann man an der bereits erwähnten Orgelmeditation teilnehmen. Die moderne Orgel umrahmt das Hauptportal. Ungewöhnlich ist, dass der Spieltisch der Orgel ganz präsent mitten im Kirchenschiff steht.

Auch der Klang der Orgel ist besonders. Unsichtbar für die Zuhörer sind ein Teil der Orgelpfeifen im Kirchenraum verteilt. Dadurch entsteht ein dreidimensionaler Klang.

Am Abend konnten wir uns bei einem Abendessen bei Ikea, wo wir unseren Bus geparkt hatten, kulinarisch auf unser nächstes Ziel einstimmen: Schweden.

Instagramromantik

Übernachten am Meer

Vega Archipel

12. bis 13. Juli 2023

Unsere Fahrt zum Vega Archipel war ein spontaner Abstecher auf dem Weg nach Trondheim. Bei Tjøtta muss man die Fähre nehmen, um der Küstenstraße RV 17 weiter folgen zu können. Man kann hier jedoch auch einen Umweg machen und zur Insel Vega übersetzen.

Vega ist die Hauptinsel eines Archipels, welches aus rund 6500 Schären und kleinen Inseln besteht. Dieses Archipel wurde unter UNESCO Weltkulturerbe-Schutz gestellt, weil man hier eine 1500-jährige Kulturgeschichte der Fischerei und Landwirtschaft ablesen kann, die bis heute unter den harten Bedingungen eines polaren Klimas stattfindet.

Die Menschen, die sich hier zu einer Zeit ansiedelten, als es im Sommer noch vier Grad kälter war als heute, mussten mehrere Erwerbstätigkeiten ausüben, um zu überleben. Frauen errichteten Entenfarmen, um die begehrten Daunen der Eiderenten zu »ernten«. Die Eiderenten kommen im Februar und März zum Brüten auf die Inseln und suchen geschützte Orte. Diese wurden ihnen in Form kleiner Spitzdachhütten zur Verfügung gestellt. Die Enten bauten darin ihre Nester aus Daunen, um die Eier während der Brutzeit warmzuhalten. Nachdem die geschlüpften Entenküken die Nester verlassen hatten, wurden die Daunen von den Frauen eingesammelt. Für ein Kilo Daunenfedern benötigt man 60 bis 70 Nester.

Modell einer Eiderdaunenhütte

Tatsächlich wird diese Form der Daunenproduktion noch auf einigen kleinen Inseln praktiziert.

Sehen konnten wir die originalen Entenhütten auf der Hauptinsel Vega nicht, aber es gibt ein Touristenzentrum, welches über das Leben und die Arbeit auf den Inseln informiert.

Informationszentrum auf der Insel Vega

Wanderung zum Ravenfloger

Die Hauptinsel Vega ist ein guter Ort für Wanderungen und es gibt hier eine besonders spektakuläre Form der Bergbesteigung: die Vegatreppe auf den etwa 300 Meter hohen Berg Ravenfloger. Diese Treppe besteht aus etwa 1400 Holzstufen und es benötigt etwas Kondition und Kraft in den Waden, um den Auf- und Abstieg zu bewältigen. Finanziert hat man das Projekt, indem man die einzelnen Stufen an Privatpersonen und Firmen verkaufte.

Wagemutige können auch eine spektakulärere Route wählen. In die Felsen wurden Eisenbügel eingelassen, über die man mit Führer und der nötigen Kletterausrüstung ebenfalls den Gipfel erreichen kann.

Egal welche Route man wählt: Der Aufstieg lohnt sich, da man vom Gipfel einen tollen Blick über Teile des Archipels hat. Leider gab es während unseres Aufstiegs einen Wetterumschwung: Dunkle Regenwolken zogen auf und versorgten uns in den nächsten Tagen mit starken und lang anhaltenden Regenschauern. Aber wir wollen uns nicht beklagen, da wir in den vergangenen drei Monaten sehr viel Sonnenschein genießen konnten.

Unterwegs

Helgelandsbrua Schrägseilbrücke über den Leirfjord
Petter Dass Museum mit Pfarrhaus und mittelalterlicher Steinkirche

Svartisen Gletscher

9. bis 10. Juli 2023

Bei unserer Fahrt entlang der Küstenstraße RV 17, der wir mit einigen Abstechern bis Trondheim folgen wollen, kamen wir am Svartisen Gletscher vorbei. Leider zog sich an diesem Tag eine tiefe Wolkendecke über den Fjord, sodass wir die imposanten Eisfelder nur zum Teil sehen konnten.

Noch ist der Svartisen Gletscher wolkenverhangen…

Aber das wenige, dass wir von dem Gletscher zu sehen bekamen, beeindruckte uns sehr. Während der Weiterfahrt beschlossen wir spontan, in der Nähe zu übernachten und am nächsten Tag bei vermutlich besserem Wetter zur Gletscherzunge zu wandern.

… von unserem Stellplatz war der Svartisen am Abend klar zu erkennen

Der Svartisen ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens und sein Name bedeutet übersetzt Schwarzeis. Insgesamt besitzt der Gletscher 60 Arme, die in verschiedene Täler hinabfließen. Bis in die 1950er Jahre reicht der Hauptgletscher fast bis auf Meereshöhe und endete in einem Gletschersee.

Seit dieser Zeit bildet sich der Gletscher jedoch stark zurück. Da dieser Vorgang bereits seit vielen Jahrzehnten anhält, nimmt man an, dass hierfür nicht nur die Erderwärmung verantwortlich ist. Im Jahr 1982 brach ein großer Teil des Hauptgletschers ab und schwamm einige Jahre im Gletschersee.

Die Wanderung zum Gletscher

Am nächsten Tag war tatsächlich ideales Wanderwetter. Wir brachen recht früh auf, um das erste Boot zu erreichen, welches die Wanderer über den Fjord bringt. Mit dem Auto erreicht man das Wandergebiet nicht.

Nur mit dem Boot erreicht man das Wandergebiet

Nach zwei Kilometern Wanderung über eine Sandpiste, kommt man an den Gletschersee, dann erfolgt der eigentliche steile Aufstieg über glatt geschliffene Felsen, die noch vor 80 Jahren von Eis bedeckt waren.

Glatt geschliffene Felsen wurden noch vor einigen Jahren vom Gletscher bedeckt

Nach rund zwei Stunden erreicht man die Gletscherzunge. Auf das Eis sollte man sich jedoch nur mit einem kundigen Bergführer begeben. In der Nähe der Gletscherzunge hört man es knacken und gurgeln. Man spürt, dass jederzeit Eis abbrechen könnte und hält instinktiv einen Abstand zu dem zerklüfteten Eis.

Inklusive des Bootstransfers dauerte die Tour etwa 51/2 Stunden. Wir waren danach ziemlich geschafft, sind jedoch froh uns für diesen spontanen Ausflug entschieden zu haben. So konnten wir diese gewaltige Gletscherwelt erleben, solange sie noch existiert.

Mahlstrom

7. bis 9. Juli 2023

Etwas mehr als drei Stunden dauerte die Überfahrt von den Lofoten nach Bodø. Diese Fährpassage sparte uns einen Umweg von mehreren hundert Kilometern.

Wir haben uns entschlossen bis Trondheim, die längere aber schönere Route entlang der Küste zu nehmen. Rund 30 Kilometer hinter Bodø überquert man den Saltstraumen, den mächtigsten Mahlstrom der Erde. Hier sollte man unbedingt einen Stopp einlegen, um sich ein unglaubliches Schauspiel anzuschauen. Kontinuierlich wird durch einen 150 Meter engen »Flaschenhals« bei Flut das Wasser vom Meer in den Fjord hineingedrückt. Es entwickelt dabei eine Geschwindigkeit von fast 50 km/h und bildet Strudel mit Durchmessern von bis zu 10 Metern.

Wenn die Flut ihren Höchststand bei drei Metern erreicht hat, stoppt der Strom für einen kurzen Moment und die Fließrichtung kehrt sich um. Dieser von den Gezeiten abhängige Richtungswechsel findet viermal pro Tag statt.

Der Blick in dieses schnell fließende wilde Wasser und die großen Strudel lässt einen schaudern. Man mag sich nicht vorstellen, in diesen Strom hineinzugeraten.

Wagemutige fahren mit starken Zodiac-Booten in den Strom hinein und lassen sich von den Wassermassen wieder herauskatapultieren.

Im Saltstraumen halten sich große Fischschwärme auf, da das Wasser viele Nährstoffe mit sich führt. Das zieht jede Menge Seevögel und Angler an.

Pflege und Entspannung

Lange Zeit sind wir auf unserer Reiseroute auf keine Waschbox gestoßen, die für unseren Bus hoch genug war. In Bodø fanden wir eine und konnten das Campmobil endlich vom Staub vieler tausend Kilometer befreien.

Auch wir benötigten etwas Pflege und gönnten uns eine Pause auf einem abgelegenen Campingplatz am Ende des Saltstraumen.

Wir räumten auf, putzten, kochten und schauten ansonsten dem Wechsel der Gezeiten zu.

Das war nach dem wechselvollen Reisealltag der letzten Wochen einfach mal nötig und gab uns Zeit, die vielen Eindrücke zu verarbeiten und die nötige Energie für die weitere Reise zu tanken.

Lofoten

29. Juni bis 06. Juli 2023

Vom Fährhafen Melbu auf den Vesterålen setzten wir auf die Lofoten über. Dort wurden wir Teil einer nicht endenden Wohnmobil-Karawane. Auf den Lofoten wird deutlich, dass die Idee des freien und unbeschwerten Reisens mit dem Caravan oder dem Wohnmobil zwischenzeitlich zum unerfüllten Mythos wurde. Spätestens gegen 16 Uhr sollte man auf einem Camping- oder Wohnmobil-Platz eingetroffen sein, um noch einen einigermaßen attraktiven Stellplatz zu finden.

In den Sommermonaten sind die Stellplätze auf den Lofoten oft überfüllt
Doch nicht überall geht es so eng zu

Freistehen ist möglich, wird aber wegen der Vielzahl an Freizeitfahrzeugen immer schwieriger. Kommunen und Privatleute haben auf den Umstand reagiert, dass immer mehr Camper das »Jedermannsrecht« sehr großzügig interpretierten und auf Feldwegen, Parkplätzen und Privatgrundstücken übernachteten. So sieht man mittlerweile an vielen Orten »No Camping« Schilder. Häufig stehen Wohnmobile, mangels Alternativen, an wenig attraktiven Parkbuchten der stark befahrenen Inselstraße E 10.

Wir sind bald von der Inselhauptstraße abgebogen und haben auf dem ältesten Campingplatz der Lofoten, nahe Laukvik, einen schönen Stellplatz mit Blick auf den Fjord gefunden.

Einen Ausflug entlang der Küste mussten wir abbrechen, weil uns dichter Seenebel die Sicht auf die Schönheiten der Insel nahm.

Am Tag darauf lichtete sich der Nebel und wir starteten einen zweiten Versuch.

Den Tag beendeten wir mit einer Tour im Tretboot auf dem Fjord.

In den kommenden Tagen planten wir die Lofoten Stück für Stück bis zur südlichen Spitze zu durchqueren und von dort aus mit der Fähre zum norwegischen Festland überzusetzen.

Auf unserer ersten Etappe besuchten wir die Inselhauptstadt Solvaer und die Fischerorte Kabelvåg und Henningsvaer. Letzteren Ort könnte man wegen der vielen Besucher auch als das Rothenburg/Tauber der Lofoten bezeichnen.

Der vielbesuchte Fischerort Henningsvaer…
… ist nicht nur mit dem Auto erreichbar

Die Nebenstrecken auf den Lofoten sind meist einspurig und keineswegs auf die vielen Fahrzeuge ausgerichtet, die hier in den Sommermonaten unterwegs sind. Das Fahren gestaltet sich durch die ständigen Ausweichmanöver sehr anstrengend.

In Eggum und Fredvang, wo es wundervolle Strände vor einer gewaltigen Gebirgskulisse gibt, haben wir kommunale Stellplätze aufgesucht. An diesen attraktiven Küstenabschnitten, haben die Inselgemeinden Parkplätze eingerichtet, wo man gegen eine Gebühr im Camper übernachten kann. Aber diese Plätze sind oft hoffnungslos überfüllt.

An beiden Orten haben wir Küstenwanderungen unternommen. Überhaupt sind die Lofoten ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger. Für Fahrradtouren eignen sich die Inseln wegen der bereits beschriebenen Verkehrsproblematik weniger.

Küstenwanderung in Eggum
Um Mitternacht am Strand von Fredvang
Diesen Strand kann man nur zu Fuß erreichen. Dafür muss man einen steilen Weg über einen Bergsattel nehmen.

Aus fotografischer Sicht sind die Lofoten ein wahres Paradies. Die starke Brandung des Nordatlantik, die hohen, schroffen Berge, die pittoresken Fischerorte und die ständig wechselnden Lichtverhältnisse sorgen unablässig für spektakuläre Motive. Kein Wunder also, dass die Lofoten bei den Reisenden so eine Beliebtheit erlangt haben.

In der Ortschaft Å, ganz im Süden der Inselgruppe, hat man ein interessantes Konzept umgesetzt. Der alte Fischerort wurde als Freilichtmuseum erhalten und am Hafen hat man im Stil der alten Fischerhütten viele kleine Hostels errichtet, in denen man übernachten kann.

In Å verabschieden wir uns von den Lofoten und setzen vom Fährhafen Moskenes nach Bodø über.

Für uns beginnt hier ein neuer Reiseabschnitt: die Rückreise in Richtung Süden.

Hurtigruten

27.bis 28. Juni 2023

Die Hurtigruten ist eine norwegische Postschiff-Linie, welche seit 1893 die Orte entlang der rund 2700 km langen Westküste verbindet.

Die Linie verkehrt zwischen Bergen und Kirkenes und benötigt für die Hin- und Rückfahrt 13 Tage. Jede Station entlang der Route wird täglich angefahren.

In den ersten Jahrzehnten diente die Hurtigruten dem Transport von Fracht und Post und war im Norden des Landes gleichzeitig eine wichtige Verbindungslinie für die Bewohner*innen. Ab den 1930er Jahren wurden die Schiffe immer stärker von Touristen genutzt. Auch wenn die Postschiffroute ihre eigentliche Bedeutung – dem Transport von Post und Fracht – längst verloren hat, so ist für Norweger ein Norwegen ohne Hurtigruten kaum vorstellbar.

Das neue Hurtigruten-Museum in Stockmarken

Zum einhundertsten Jubiläum wurde in Stockmarken auf den Vestererålen ein Hurtigrutenmuseum eröffnet. Dort wurde das 1956 in Dienst gestellte Hurtigrutenschiff Finnmarken als Hauptattraktion im Außengelände aufgedockt. Da das Schiff im Laufe der Zeit immer mehr Rost ansetzte, wollte man es schließlich verschrotten. Doch entschied man sich anders: Das Schiff wurde restauriert und bekam 2022 eine moderne architektonische Hülle, die es zukünftig vor den Auswirkungen der Witterung schützen wird.

Da ich als Studierender vor langer Zeit mit einem ähnlichen Hurtigruten-Schiff unterwegs war, weckte dieser Museumsbesuch viele Erinnerungen.

Das Besondere an diesem Museumsschiff und dem musealen Konzept besteht darin, dass man sich völlig frei in der Finnmarken bewegen kann. Es gibt keine Tafeln mit Erklärungen und man kann sich, wenn man möchte, in den Salons auf Stühle oder Sofas setzen oder im Speisesaal bei zeitgenössischer Musik etwas zu trinken oder essen bestellen. Man bekommt so ein intensives Gefühl dafür, wie es gewesen sein muss, mit einem solchen Schiff unterwegs zu sein.

Der Speisesaal
Kapitänskajüte

Wandern auf Vesterålen

Wir haben auf den Inseln zwei sehr unterschiedliche Wanderungen unternommen. Die erste startete in Straumsjøen, einem kleinen Fischerort und führt uns entlang der Küstenlinie. Insgesamt hat der Hin- und Rückweg eine Länge von etwa 20 km. Das hört sich durchaus machbar an. Wir haben jedoch nur etwa die Hälfte geschafft, denn der Weg ist durchaus anspruchsvoll: Er führt entlang steiler Klippen und über Geröllfelder. Teilweise sind auch einige leichtere Kletterpassagen zu bewältigen. Man kann auf diesem Weg die Küste sehr intensiv erleben.

Küstenwanderung

Die zweite Wanderung begann direkt neben unserem Stellplatz an einer ehemaligen Schule.

Blick vom Stellplatz um 11 Uhr abends

Er führt uns auf einen der zahlreichen Berge der Vesterålen, dessen Höhe rund 650 Meter betrug. Das hört sich nicht viel an, man muss jedoch bedenken, dass man auf Meereshöhe startet. Auch diese Wanderung konnten wir nicht wie geplant zu Ende führen, da wir uns unterhalb des Gipfels in den Wolken befanden. Und da es wenig sinnvoll ist, einen Gipfel zu besteigen und von dort aus keinen Panoramablick genießen zu können, kehrten wir um. Auf dem Rückweg hatten wir doch noch die erhofften Ausblicke auf die unzähligen Fjorde und Berge.

Vesterålen

23. bis 26. Juni 2023

Wir sind am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen: den Vesterålen, einer Inselgruppe, die zwischen dem 68. und 69. Breitengrad liegt und nur sehr spärlich besiedelt ist. Die größten Orte besitzen weniger als 5000 Einwohner. Von den Siedlungen im Norden der Inseln werden mit kleinen Booten Wale-Watch-Touren mit »Wal-Garantie« im Nordpolarmeer angeboten.

Wir haben tatsächlich überlegt an einer solchen Fahrt teilzunehmen, waren jedoch unsicher, ob es sich lohnen würde. Manche Teilnehmer berichteten von überragenden Erlebnissen, andere hatten nur eine Walflosse aus großer Entfernung gesehen. Der Erfolg dieser Touren ist natürlich immer vom Glück abhängig. Aktuell wäre das Wetter auch noch zu schlecht für einen solchen Ausflug.

Regenpause im Bus

In den vergangenen beiden Tagen hat es viel geregnet. Langsam soll das Wetter wieder besser werden. Während man in Deutsch aktuell unter der starken Hitze leidet, liegen die Tageshöchsttemperaturen in dieser Region bei 13 Grad. Hier beginnt Ende Juni langsam der Frühling.

Die Landschaft mit ihren schroffen Bergen und den vielen Fjorden ist trotz oder vielleicht auch gerade bei Regenwetter unglaublich imposant. Auf unseren Fahrten mit dem Bus und mit den Fahrrädern kommen wir nur sehr langsam voran, weil ständig Fotostopps eingelegt werden müssen.

Stockfisch

Auf einer Tour sahen wir die Holzgestelle, die auf Norwegisch stockk heißen und auf denen der gleichnamige Fisch getrocknet wird. Es ist eine uralte Konservierungsmethode, bei der der ausgenommene Fisch an den Schwanzflossen zusammengebunden wird und an der Luft trocknet.

Die reichen Vorkommen an Kabeljau waren eine der Gründe, weshalb die Inseln im hohen Norden besiedelt wurden. Früher diente der haltbare Stockfisch der Versorgung von Schiffsmannschaften und Soldaten. Er beugte der Krankheit Skorbut vor, die insbesondere auf langen Seereisen eine Gefahr darstellte.

Heute wird der Stockfisch vorrangig nach Portugal und an einige Mittelmehrländer verkauft. Weil die Kabeljau-Bestände in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sind, würde der Stockfisch vom Arme-Leute-Essen zur Delikatesse.

Dorschköpfe für den Export nach Afrika

Die Fischköpfe werden nicht, wie wir vermuteten, zu Fischmehl verarbeitet, sondern nach Afrika exportiert, wo sie die Grundlage für eine beliebte Fischsuppe bilden.

Die Fischköpfe sind allerdings nicht mehr komplett, denn die Kinder der Fischer schneiden die Zungen aus dem Maul der Dorsche und erhalten pro Stück ein paar Cent. Gebratene Dorschzungen gelten in Norwegen als besondere Delikatesse.

Die Vögel

Bei unserer heutigen Fahrradtour an die Nordspitze der Insel hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art: Wir wurden auf einem Fahrdamm immer wieder von Seeschwalben attackiert. Sie flogen mit lauten, schrillen Rufen immer wieder unsere Köpfe an und teilweise kratzten ihre Krallen über unsere Helme. Ein sehr ungutes Gefühl. Aber glücklicherweise sind wir mit Helmen gefahren.

Auf der Rückfahrt mussten wir an der gleichen Stelle vorbei. Diesmal haben wir einen Ast über unsere Köpfe gehalten, damit sie diesen anfliegen, was auch funktioniert hat.

Zunächst dachten wir, dass wir zu nahe an die Nistplätze der Vögel gekommen wären. Später erfuhren wir durch einen Blick ins Internet, dass Seeschwalben generell ein solch aggressives Verhalten zeigen.

Es werden immer mehr Reisende

Die Vesterålen und die Lofoten sind ein beliebtes Reiseziel für Camper. Auf manchen Straßen hat man das Gefühl, mehr Reisende als Einheimische unterwegs sind, obwohl wir uns noch am Anfang der hiesigen Reisesaison befinden. Nicht alle Reisenden finden Platz auf den wenigen, meist recht kleinen Stellplätzen der Inseln.

Wohnmobilstellplatz am Hafen von Lødingen

Viele wollen oder müssen frei in einer Parkbucht an einem Fjord stehen, was hier jedoch ohne Probleme möglich ist. Aber ab und zu möchte man bei diesen klimatischen Bedingungen gerne den Luxus einer warmen Dusche genießen.

Vielleicht müssen wir unsere bisherige Art des Reisens etwas ändern und ab und zu einen Stellplatz vorbuchen. Bislang haben wir unsere Wunschorte immer spontan angesteuert.

Entlang der nördlichsten Bahnstrecke Europas

21. bis 22. Juni 2023

Von Kiruna aus fahren wir entlang der Malmbanan, übersetzt Erzbahn, die auf der norwegischen Seite als Ofotbanen bezeichnet wird und in Narvik endet. Diese Stadt ist unser nächstes Ziel.

Tatsächlich begleitet uns kurz hinter Kiruna einer dieser mächtigen Erzzüge für einige Zeit auf unserer Fahrt. Auf unserer Strecke liegt der Abisko Nationalpark. Hier möchten wir für einen Tag einen Zwischenstopp einlegen. Abisko liegt am See Torneträsk, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Der kleine Ort ist ein Zentrum für Wanderer. Hier gibt es eine Touristenstation mit einem Hotel und einer Jugendherberge und von hier starten gut beschilderte Wandertouren unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade.

Wir entscheiden uns für eine leichtere Wanderung, weil wir für Touren im Schnee nicht ausgerüstet sind. Unsere Route führt uns entlang eines beeindruckenden Canyons, der wild schäumendes Schmelzwasser führt.

Später treffen wir auf Permafrostböden, also Böden, die auch im Sommer nur an der Oberfläche auftauen.

In Abisko gibt es bereits Permafrostböden

Am Schluss unserer Wanderung erreichen wir das Ufer des langgestreckten Sees Torneträsk, der uns über viele Kilometer auf der Strecke nach Narvik begleitete.

Ende Juni schwimmen noch Eisschollen auf den Seen

Bevor die Eisenbahn gebaut wurde, transportierte man im Sommer Lasten mit Schiffen über den See und im Winter befuhr man ihn mit Schlitten. Noch jetzt schwimmt auf einigen Seen eine dünne Eisschicht und neben der Straße liegt stellenweise Schnee. Wir können es kaum glauben, dass hier Ende Juni noch solche Bedingungen herrschen.

An der Grenzstation Riksgränsen verlassen wir Schweden, das wir zunächst nur als Transitland genutzt haben und fahren in Norwegen die recht abschüssige Strecke nach Narvik hinunter.

An der Strecke nach Narvik

Vor der Stadt finden wir einen winzigen Campingplatz, der einen traumhaften Blick auf die schneebedeckten Berge und die Brücke nach Narvik bietet. An letzter hätte jeder Statiker seine Freude: Links und rechts des breiten Fjordes gibt es nur zwei Stützen. Die Fahrbahn hängt an Drahtseilen, die zwischen den Pylonen gespannt sind. Allerdings hat diese wagemutige Konstruktion auch ihren Preis. Fast 100 Kronen, rund acht Euro, kostet die Überfahrt. Maut für Brücken, Tunnels oder für die Einfahrt in Städte wird in Norwegen erhoben, um Baukosten zu refinanzieren.

Narvik

Narvik schmiegt sich an einen Berghang. Die Straßen in die höher gelegenen Stadtteile sind daher sehr steil. Bedeutung hat Narvik wegen seines eisfreien Hafens erlangt: Dieser bietet ideale Bedingungen, um das Eisenerz aus Kiruna auf Schiffe verladen.

Erzverladung in Narvik

Die Stadt Narvik mit ihren rund 20.000 Einwohnern birgt nur wenige architektonische Schätze. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten stark zerstört und sehr zweckmäßig neu errichtet.

Ein besonderes Schauspiel erlebten wir zufällig, als wir einen Aussichtspunkt hoch über der Stadt ansteuerten. Dort gibt es einen künstlichen Geysir. Zweimal am Tag schießt dort unter enormem Druck Wasser aus dem Rohr einer Wasserkraftanlage etwa 45 Meter in die Höhe.

Zunächst einmal Danke!

Zehn Tage war die Seite nun nicht erreichbar und wir erhielten bereits einige Anfragen, weshalb es keine aktuellen Berichte mehr gibt. An der Lösung des Problems waren mehrere Personen beteiligt, bei denen wir uns an dieser Stelle bedanken möchten. Da war an erster Stelle mein Kollege Robert Pfotenhauer, der mich sehr unterstützt hat und mehrere Versuche startete, die Seite wieder sichtbar zu machen. Wir möchte auch dem Team von Alfahosting unseren Dank aussprechen, insbesondere Herrn Sebastian Parreidt, dessen Einsatz schließlich zum Erfolg führte.

Wir hoffen, dass das Problem jetzt dauerhaft behoben ist und die bisherigen Leser wieder zu uns finden.