Vesterålen

23. bis 26. Juni 2023

Wir sind am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen: den Vesterålen, einer Inselgruppe, die zwischen dem 68. und 69. Breitengrad liegt und nur sehr spärlich besiedelt ist. Die größten Orte besitzen weniger als 5000 Einwohner. Von den Siedlungen im Norden der Inseln werden mit kleinen Booten Wale-Watch-Touren mit »Wal-Garantie« im Nordpolarmeer angeboten.

Wir haben tatsächlich überlegt an einer solchen Fahrt teilzunehmen, waren jedoch unsicher, ob es sich lohnen würde. Manche Teilnehmer berichteten von überragenden Erlebnissen, andere hatten nur eine Walflosse aus großer Entfernung gesehen. Der Erfolg dieser Touren ist natürlich immer vom Glück abhängig. Aktuell wäre das Wetter auch noch zu schlecht für einen solchen Ausflug.

Regenpause im Bus

In den vergangenen beiden Tagen hat es viel geregnet. Langsam soll das Wetter wieder besser werden. Während man in Deutsch aktuell unter der starken Hitze leidet, liegen die Tageshöchsttemperaturen in dieser Region bei 13 Grad. Hier beginnt Ende Juni langsam der Frühling.

Die Landschaft mit ihren schroffen Bergen und den vielen Fjorden ist trotz oder vielleicht auch gerade bei Regenwetter unglaublich imposant. Auf unseren Fahrten mit dem Bus und mit den Fahrrädern kommen wir nur sehr langsam voran, weil ständig Fotostopps eingelegt werden müssen.

Stockfisch

Auf einer Tour sahen wir die Holzgestelle, die auf Norwegisch stockk heißen und auf denen der gleichnamige Fisch getrocknet wird. Es ist eine uralte Konservierungsmethode, bei der der ausgenommene Fisch an den Schwanzflossen zusammengebunden wird und an der Luft trocknet.

Die reichen Vorkommen an Kabeljau waren eine der Gründe, weshalb die Inseln im hohen Norden besiedelt wurden. Früher diente der haltbare Stockfisch der Versorgung von Schiffsmannschaften und Soldaten. Er beugte der Krankheit Skorbut vor, die insbesondere auf langen Seereisen eine Gefahr darstellte.

Heute wird der Stockfisch vorrangig nach Portugal und an einige Mittelmehrländer verkauft. Weil die Kabeljau-Bestände in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sind, würde der Stockfisch vom Arme-Leute-Essen zur Delikatesse.

Dorschköpfe für den Export nach Afrika

Die Fischköpfe werden nicht, wie wir vermuteten, zu Fischmehl verarbeitet, sondern nach Afrika exportiert, wo sie die Grundlage für eine beliebte Fischsuppe bilden.

Die Fischköpfe sind allerdings nicht mehr komplett, denn die Kinder der Fischer schneiden die Zungen aus dem Maul der Dorsche und erhalten pro Stück ein paar Cent. Gebratene Dorschzungen gelten in Norwegen als besondere Delikatesse.

Die Vögel

Bei unserer heutigen Fahrradtour an die Nordspitze der Insel hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art: Wir wurden auf einem Fahrdamm immer wieder von Seeschwalben attackiert. Sie flogen mit lauten, schrillen Rufen immer wieder unsere Köpfe an und teilweise kratzten ihre Krallen über unsere Helme. Ein sehr ungutes Gefühl. Aber glücklicherweise sind wir mit Helmen gefahren.

Auf der Rückfahrt mussten wir an der gleichen Stelle vorbei. Diesmal haben wir einen Ast über unsere Köpfe gehalten, damit sie diesen anfliegen, was auch funktioniert hat.

Zunächst dachten wir, dass wir zu nahe an die Nistplätze der Vögel gekommen wären. Später erfuhren wir durch einen Blick ins Internet, dass Seeschwalben generell ein solch aggressives Verhalten zeigen.

Es werden immer mehr Reisende

Die Vesterålen und die Lofoten sind ein beliebtes Reiseziel für Camper. Auf manchen Straßen hat man das Gefühl, mehr Reisende als Einheimische unterwegs sind, obwohl wir uns noch am Anfang der hiesigen Reisesaison befinden. Nicht alle Reisenden finden Platz auf den wenigen, meist recht kleinen Stellplätzen der Inseln.

Wohnmobilstellplatz am Hafen von Lødingen

Viele wollen oder müssen frei in einer Parkbucht an einem Fjord stehen, was hier jedoch ohne Probleme möglich ist. Aber ab und zu möchte man bei diesen klimatischen Bedingungen gerne den Luxus einer warmen Dusche genießen.

Vielleicht müssen wir unsere bisherige Art des Reisens etwas ändern und ab und zu einen Stellplatz vorbuchen. Bislang haben wir unsere Wunschorte immer spontan angesteuert.

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