Der Anker-Friedhof

1. bis 3. Dezember

Wir haben den Ort Tavira unweit der spanischen Grenze erreicht. Ein Ort, der in unserem Reiseführer kaum Erwähnung fand, uns jedoch sehr positiv überraschte. Dazu später jedoch mehr.

In Tavira treffen wir auch wieder auf den Europa-Radweg Nr. 1, der an der Süd-West-Spitze Portugals startet und bei Vila Real de Santo Antonio die Grenze nach Spanien überquert.

Wir folgen dem Weg in zwei Richtungen. An einem Tag bis Santa Luzia und am nächsten bis Casela Vela.

Die Strecke nach Santa Luzia ist nicht sehr lang und kann leicht mit dem Fahrrad bewältigt werden. Santa Luzia ist ein reizvolles Fischerörtchen, welches dafür bekannt ist, dass die Fischer hier besonders viele Oktopusse fangen.

Hierfür werden traditionell amphorenartige Tongefäße verwendet, die mit einem Köder bestückt sind. Der Tintenfisch kann sich durch die Öffnung zwängen, kommt aber nicht wieder hinaus. Heute werden anstelle der Tongefäße meist Fallen aus Kunststoff verwendet.

Fährt man weiter, erreicht man kurz hinter dem Ort eine Fußgängerbrücke, die zum Strand Praia do Barril führt.

Auf dieser vorgelagerten Sanddüne befindet sich der Friedhof, auf dem 248 Anker aufgereiht wurden.

Was hat es damit auf sich?

Lange Zeit wurde an der Algarve der rote Thunfisch gefangen. Man setzte für die Thunfischjagt große Stellnetze ein. Diese Stellnetze wurde mithilfe der Anker am Meeresgrund fixiert. Konnte man 1881 auf diese Weise noch 43000 Thunfische fangen, waren es 1960 nur noch 500. In den 70er Jahren hatte man den roten Thunfisch entlang dieses Küstenbereiches komplett ausgerottet und die Stellnetze wurden abgebaut.

Wie man die Thunfische mithilfe der Stellnetze fing

Die Anker lagerte man am Strand, wo sie langsam verrosteten. Später richtete man in den ehemaligen Fischerhäuschen ein Freilichtmuseum ein und reihte die Anker auf einer Düne auf.

Wer möchte, kann sich mit einer kleinen Schmalspurbahn zum Praia do Barril fahren lassen. Sie pendelt zwischen der Brücke und dem Freilichtmuseum hin und her.

Auf unserer nächsten Tour nach Casela Vela konnten wir am 1. Advent bei strahlendem Sonnenschein einen kleinen Weihnachtmarkt besuchen, auf dem regionalen Produkte angeboten werden.

Auch Tavaira, die Stadt, in der wir uns für einige Tage aufhalten, ist weihnachtlich geschmückt. Die gesamte Innenstadt ist sehr geschmackvoll beleuchtet. Da haben wir in der letzten Zeit schon ganz andere Beispiele gesehen.

Weihnachten rückt immer näher und die festliche Beleuchtung, sowie die geschmückten Geschäfte erzeugen bei uns ein mulmiges Gefühl. Wie wird es uns an Weihnachten ergehen? So ganz ohne die Kinder und die Familie. Auch liebgewonnene Traditionen der Vorweihnachtszeit fehlen. Wir sprechen viel darüber wie dieses Weihnachtsfest für uns in der Fremde wohl werden wird. Kathrin beginnt Weihnachtssterne zu falten, um im Bus zumindest ein wenig vorweihnachtliche Stimmung zu zaubern.

Das Fado-Projekt

Und ja, auch unser Fado-Projekt können wir hier fortsetzen. Gleich bei unserem ersten Stadtrundgang stolpern wir über einen Aufsteller, der zu einem Fado-Abend einlädt. Dieser Einladung folgen wir ganz spontan und erleben erneut eine Aufführung, die ganz anders ist, als die vorhergehenden. Fado ist einfach unglaublich facettenreich.

Es ist unser letzter Fado-Abend, denn wir verlassen Portugal und überqueren der Grenzfluss Guadiana in Richtung Spanien. Fast sechs Wochen haben wir in Portugal verbracht: Viel Zeit für ein kleines Land, wo wir viele schöne Städte und Landschaften kennengelernt haben aber auch häufig von Sturm, Regen und Kälte überrascht wurden.

Überwintern an der Algarve?

24. bis 30. November 2023

In Portugal sind wir in der südlichsten Region angekommen und wir stellen uns die Frage, wie soll es nun weiter gehen. Ist dies eine Region, wo wir einen Teil des Winters verbringen wollen? Und wenn ja, an welchem Ort? Auf jedem Übernachtungsplatz fragen wir uns: Wollen wir hier länger, vielleicht sogar Monate bleiben?

Wir sind teils auf riesigen Campingplätzen, um uns herum sind ein Großteil sogenannte »Überwinterer«, mit denen wir ins Gespräch kommen. Viele kommen schon seit vielen Jahren hierher, bleiben bis zum Frühjahr und bilden richtige Communitys. So stehen in der Nähe unseres Stellplatzes in Olhão viele Überwinterer aus Finnland, Norwegen und Schweden.

Dauercamper auf dem Campingplatz Olhão

Alternativ recherchieren wir über weitere Reisemöglichkeiten, unter anderem ist im Gespräch nach Marokko überzusetzen oder weiter durch Spanien und dann über Sardinien nach Süditalien zu reisen.

Tatsächlich ist die weitere Reiseroute ein kompliziertes Thema. Wir dürfen uns nicht zu schnell in Richtung Osten bewegen, um nicht unerwartet in kalte Regionen zu geraten. Wir sind viel stärker als bisher auf Camping- oder Stellplätze mit guter Infrastruktur angewiesen. Spätestens nach drei bis vier Tagen müssen die Bord-Batterien nachgeladen werden. Die Sonne scheint zwar beständig, steht jedoch zu tief, um genügend Solarenergie zu liefern. Da die Nachttemperaturen aktuell auf sechs Grad absinken, müssen wir Heizen und wir brauchen eine warme Dusche. Hier in Portugal und in Südspanien sind viele Campingplätze noch geöffnet, in anderen Regionen hingegen wird es schwer werden, Orte mit der notwendigen Infrastruktur zu finden.

Im Winter mit unserem kleinen VW-Bus unterwegs zu sein, entwickelt sich manchmal zu einem logistischen Abenteuer.

Bisher bietet kein Ort für uns einen Anreiz, dort zu überwintern und so entscheiden wir uns zunächst für die gemächliche Weiterreise entlang der Algarve in Richtung Spanien.

Küstenwanderung

Aktuell befinden wir uns im Großraum Faro und haben dort einige interessante Ausflüge unternommen.

Westlich von Faro findet man die berühmten Klippen, deren Gestein recht weich ist. Deshalb konnte die Brandung viele Höhlen in die Felsen hineinarbeiten. Die berühmteste ist vermutlich die Benagil Höhle, die man nur vom Wasser aus erreichen kann. Sie wird von unterschiedlichen Orten aus, mit kleineren Motorboten angesteuert.

Auch wir haben eine solche Fahrt unternommen. Am Strand von Benagil liegen kleine Schnellboote, die von kräftigen jungen Männern unter lauten Rufen ins Wasser gezogen werden. Das Boot fährt dicht an der Küste entlang und steuert die Höhlen und Buchten an. Das Wasser leuchtet zwischen hellgrün und blau und die Felsen strahlen im Kontrast dazu in einer Farbpalette, die von Gelb über Orange bis hin zu Ocker reicht; die vielen Farben sind überwältigend.

Am Ende jeder Fahrt spielt der Bootsführer »James Bond« und lässt das Schnellboot in vollem Tempo auf den Strand rutschen.

Aber auch vom Land aus ist die Küste beeindruckend. Es gibt einen Klippenweg durch das Naturschutzgebiet, der in einer Richtung ca. 6,5 km lang ist und auch jetzt im Winter noch stark frequentiert ist. Streckenweise ist der Weg gut ausgebaut, an manchen Abschnitten muss man etwas klettern. Die Wanderung inklusive der Bootsfahrt ist wunderbares und empfehlenswertes Tagesprogramm.

Östlich von Faro wird die Küste flach und hier gibt es über weite Strecken Becken, die zur Salzgewinnung dienen oder dienten. Auch diese Bereiche stehen unter Naturschutz und viele Vögel finden hier eine Nahrungsgrundlage und zeitweilig ihre Heimat. Wir haben hier zum ersten Mal Flamingos in freier Wildbahn gesehen, aber auch wieder unzählige Störche und viele andere Wasservögel.

Weit hinter den Salzbecken sieht man vorgelagerte Sandbänke, die wir mit einer der wenigen Fähren ansteuern, die im Winter noch verkehren.

Mit der Fähre nach Culatra

Auf den Sandbänken leben einige Fischer-Familien, ansonsten findet man in dieser vegetationsarmen Zone viele Ferienbungalows in der Nähe der breiten Sandstrände. In den Sommermonaten mag es hier ziemlich voll sein, aktuell wirkt alles sehr verlassen und die vielen Strandbars und Restaurants sind fast alle geschlossen.

Geschlossene Strandbars
Ungenutzte Ferienhäuser in der Nachsaison

Faro

Wir waren erstaunt, wie nahe der stark frequentierte Flughafen von Faro an der Innenstadt liegt. Man kann vom Hafen der Stadt die startenden und landenden Flugzeuge beobachten und vor allem auch hören.

Faro besitzt eine schöne historische Innenstadt, welche man jedoch schnell erkundet hat.

erlässt man den Innenstadtbereich, wirkt die Stadt recht unbelebt. Viele Häuser sind unbewohnt und in schlechtem Zustand. Aber es scheint sich etwas zu tun: Zwischen den Leerständen findet man neue Restaurants und einige schicke Läden.

In Portugal werfen wir gelegentlich einen Blick auf die Angebote der Immobilienbüros. Die Preise für Wohnungen und Häuser scheinen teilweise höher als in Deutschland zu sein und das Angebot richtet sich vermutlich ausschließlich an ausländische Investoren.

Und dann war da noch …

… dieses unglaublich schöne Licht über dem Meer.

Im Hinterland der Algarve

18. bis 23. November 2023

Von Alvor aus starten wir nach Norden ins Gebirge, auch weil dort der von Pietro empfohlenen Stellplatz liegt. Auf dem Weg zu dem Bergdorf Monchique kommen wir durch das Tal der Störche und staunen nicht schlecht über die hohe Anzahl der Vögel und an welchen abenteuerlichen Stellen sich die Nester befinden. Kaum ein Strommast ohne Storchenpaar. Manche Masten sind wahre »Mehrfamilienhäuser«: Die Störche haben ihre Nester auf unterschiedlichen Ebenen gebaut.

Monchique ist der Hauptort der nach ihm benannten Serra de Monchique. Dieses Gebirge ist einerseits die Grenze zu Alentejo und bildet andererseits für das dahinter liegende Gebiet einen natürlichen Windschutz, vor den teils kühlen Atlantikwinden.

Der Ort Monchique liegt etwa 450 Meter hoch, am Hang des Foia, dem mit über 900 Höhenmetern höchsten Berg der Algarve. Der kleine Ort gefällt uns, er strahlt Ruhe aus, wir wandern durch einen Korkeichenwald die sehr steilen Kopfsteinpflasterstraßen hoch bis zu einem verfallenen Kloster.

Das Kloster ist jedoch nicht unbewohnt, im Inneren leben eine Menge Hühner. Gegen ein kleines Trinkgeld lässt uns der Besitzer dieser kleinen Hühnerfarm in die Klosterkirche.

Von hier oben haben wir einen herrlichen Panoramablick auf die Berge und die kleinen Dörfer rings herum.

Am Nachmittag fahren wir zum Stellplatz, der sehr abseits in den Bergen liegt und gleich unsere Begeisterung weckt. Nur 14 Plätze gibt es hier und wieder haben wir einen herrlichen Blick ins Tal und auf die Berge rundherum.

Am nächsten Tag starten wir von hier aus eine Wanderung. Vorbei an Erdbeerbäumen, eine Pflanze, die uns bis vor kurzem noch völlig unbekannt war und die wir das erste Mal in Nordspanien entdeckt haben. Leider waren die Beeren dort noch unreif.. Hier sind die Früchte jetzt reif zur Ernte und werden zu einem Schnaps verarbeitet, der eine Spezialität dieser Gegend ist.

Wir sind auf der Suche nach weiteren Alternativen zu den großen Campingplätzen an der Küste und entdecken auf Park4night-App die Möglichkeit auf Orangenplantagen zu übernachten. Dies ist ein Grund weshalb wir unser nächstes Ziel ansteuern: Silves, eine kleine Stadt, die etwa 20 Kilometer entfernt von der Küste liegt. Und auch hier landen wir einen Treffer. Wir finden einen Platz bei einem niederländischen Paar, die einige Wohnungen und 3 Stellplätze anbieten, inmitten einer Orangen- und Zitronenplantage. Um uns herum Katzen, friedliche Hunde, Hühner und Obst soviel wir wollen. Außerdem haben wir eine schnuckelige kleine Außenküche und ein eigenes Mini-Badezimmer.

Aus einer Übernachtung werden schließlich vier. Jeden Tag gibt es frisch gepressten Orangensaft aus der bereitgestellten Saftpresse.

Sicher wären wir auch noch länger geblieben aber das hügelige Hinterland bietet zwar viele Wege zum Wandern, jedoch ist die Landschaft nicht sehr abwechslungsreich.

Die Stadt Silves ist die älteste Stadt der Algarve und war lange Zeit Teil eines arabischen Kalifats und aus dieser Zeit stammt auch das aus rotem Sandstein gebaute Castelo dos Mauros. Diese Kasbah, welche die Silhouette der Stadt prägt, erstreckt sich auf einer Fläche von rund 12.000 m².

Man findet in der Stadt auch nette Restaurants und Geschäfte und auch Zahnärzte. Bei Jörg war wegen Zahnschmerzen der erste Arztbesuch auf unserer Reise notwendig. Eine Entzündung der Nerven eines Backenzahns wurde als Ursache der Schmerzen identifiziert. Zunächst sollte die Entzündung behandelt werden, der Zahn könnte dann später in Deutschland gezogen werden, so die Aussage des Arztes. Hoffen wir mal, dass der Zahn das auch so sieht.

Camera Obscura

Nach längerer Zeit gab es wieder eine Fortsetzung des Camera-Obscura-Projekts.

Algarve

Erste Eindrücke

13. bis 17. November

Wir nähern uns der Algarve und damit auch Orten, wo wir eventuell längere Zeit verbringen wollen und sozusagen unser Winterquartier aufschlagen wollen. Aber dazu später.

Als erstes Ziel steuern wir Sagres und Cabo de Sao Vincente an, welches die südwestlichsten Orte Portugals und des europäischen Festlands sind. Auf dem gut gefüllten Campingplatz treffen wir schon die ersten Überwinterer und einige Surfer.

Zunächst radeln wir vom Campingplatz aus zum Cabo de Sao Vicente, vorbei an einem Surferstrand, der innerhalb dieser Szene sehr beliebt ist.

Die Wellen sind dort hoch, aber nicht so wild wie an den Stränden West-Portugals.

Auf den bis zu 50 Meter hohe Klippen am Ende Europas steht ein Leuchtturm, dessen Licht noch bis zu 50 Kilometer weit vom Meer aus zu sehen ist. Leider ist er an diesem Tag geschlossen, sodass wir nicht hinaufsteigen können. Auch auf die letzte Bratwurst vor Amerika, die an einer Bude angeboten wird, verzichten wir. Als Thüringer Wurstexperten wären wir von dem Geschmackserlebnis vermutlich enttäuscht. Stattdessen lassen wir die kargen Klippen, das tosende Meer und den starken Wind an diesem Ort auf uns wirken.

Hier am nordwestlichsten Zipfel Europas beginnt der Rad-Fernwanderweg Nr. 1, den wir oft während unserer Reise gefolgt sind.

Sagres selbst hinterlässt keinen bleibenden Eindruck bei uns. Der Ort wirkt seltsam zersiedelt, ohne Kern und mit vielen Appartements für Urlaubsgäste, aber die vielen unterschiedlichen Strände beeindrucken uns schon und vor allem die Vielzahl an Surfern, die auf eine perfekte Welle im Meer lauern.

Nach zwei Tagen ziehen wir weiter, mit der Erkenntnis, dass dies kein Ort ist, an dem wir länger verweilen wollen.

Unser nächstes Ziel ist Portimao, aber nicht zum Verweilen, sondern wegen eines Termins zum Reifenwechsel. Dieser war notwendig, weil sich die Reifen auf den bisherigen 17.000 km unterschiedlich abgefahren haben. Nach dem Tausch von Vorder- und Hinterrädern hoffen wir, mit dem noch verbliebenen Profil noch bis nach Hause zu kommen.

Der Reifenwechsel hat noch einen anderen positiven Effekt für unsere Reise. Wir lernen den Mechatroniker Pietro kennen, der uns einen kleinen Stellplatz im Gebirge empfiehlt, der von seiner Frau betrieben wird. Ein herrlicher Platz, wie sich später herausstellt.

Nächster Halt: Alvor

Aber zunächst bleiben wir noch an der Küste und fahren nach Alvor auf einen Campingplatz. Hier herrscht ein buntes Gemisch von Urlaubern, Überwinterern und auch Dauercampern. Ein teils sehr skurriles Durcheinander.

Alvor ist eine kleine typisch portugiesische Stadt, die sich im Mündungsdelta des Ria da Alvor befindet. Zwischen der Stadt und dem Meer liegt ein breiter Dünengürtel, den man auf erhöhten Stegen durchqueren kann und dabei herrliche Ausblicke auf die Stadt, den Fischerhafen, das Meer und den Fluss hat.

Von Alvor unternehmen wir mit dem Linienbus einen Ausflug nach Lagos, um die Stadt und die berühmten Klippen der Ponta da Piedade zu besuchen. Tatsächlich bietet sich an dieser Küste eine Aussicht, wie man sie zu kennen glaubt, weil man diese oder ähnliche Küstenpanoramen schon in unzähligen Reiseprospekten gesehen hat. In der Realität sind die Felsen mit ihren unterschiedlichen Orange- und Brauntönen viel beeindruckender als es die Bilder vermitteln können.

Das Meer hat in Millionen von Jahren eine gewaltige Kulisse geschaffen. Filigrane Bögen und Tore aus Stein, Höhlen, Buchten und spitze Felsnadeln. Bei jedem Schritt verändert sich das Panorama.

An manchen Stellen gibt es Treppen, die zu kleinen Sandstränden führen. Man kann die Klippen der Ponta da Piedade auch mit kleinen gemieteten Kajaks erkunden, die mit einem Motorboot in die Nähe der Klippen gezogen werden. Von dort aus fährt man auf eigene Faust durch die Buchten. Oder man lässt sich bequem in kleinen Motorbooten durch die beeindruckende Klippenlandschaft fahren.

In den vergangenen Monaten sind wir überwiegend den Küstenlinien Europas gefolgt. Wir haben so viele beeindruckende Küstenabschnitte erlebt und denken, dass sich die Eindrücke kaum noch toppen lassen. Es wird daher Zeit für einen Abstecher ins Landesinnere.

Lagos

Lagos: Wunderschöne Gebäude und Plätze

Zambujeira do Mar

8. bis 12. November 2023

Unser nächstes Ziel ist Zambujeira do Mar an der Westküste Portugals, noch in Alentejo gelegen, aber nahe der Grenze zur Algarve. Wir wählen den Ort, um nach der anstrengenden Zeit etwas zur Ruhe zu kommen und weil wir von dort aus dem Fischerpfad, einem vielversprechenden Wanderweg, folgen können.
Nachdem wir uns glücklicherweise unfallfrei durch den teils chaotischen Stadtverkehr Lissabons gequält haben, nähern wir uns meist auf Nebenstraßen wieder dem Atlantik. Wieder geht es kilometerweit durch eine dünnbesiedelte Landschaft mit beeindruckenden Pinien- und Korkeichenwiesen.

In den kleinen Häusern auf dem Campingplatz übernachten aktuell einige Wanderer.

Der Campingplatz in Zabujeiro do Mar erweist sich als ein Glücksfall, mit einem umfangreichen Serviceangebot und viel Ruhe. Die ersten 2 Tage verbringen wir fast ausschließlich auf dem Platz, abgesehen von kleinen Spaziergängen in den Ort und zum Strand. Ausruhen, Lesen, Wäsche waschen, Bus aufräumen und putzen, Büroarbeiten und kleinere Reparaturen am Bus sind angesagt. Und auch die Sonne kommt wieder hervor, sodass wir endlich wieder draußen kochen und essen können.

Die Kapelle von Zabujeiro do Mar liegt direkt an den Klippen

Am dritten Tag starten wir mit unseren Wanderungen. Zunächst geht es in nördliche Richtung, am Tag darauf nach Süden und am letzten Tag unternehmen wir eine Radtour zum Leuchtturm Farol do Cabo Sardao, der direkt am Wanderweg liegt.
Der ursprüngliche Fischerpfad ist etwa 75 Kilometer lang und gehört heute zum Rota Vicentina, einem 230 Kilometer langen Wanderwegenetz an der Südwestküste Portugals.

Die Wegzeichen des Rota Vicentina

Der Weg geht meist direkt an der Steilküste entlang, teils auch über Sandstrände und durch kleine Wälder. Streckenweise ist der Weg recht anspruchsvoll und auch schwindelfrei sollte man sein, denn er verläuft manchmal sehr nah am Abgrund.

Immer wieder neue grandiose Ausblicke auf die Küste, die Wellen branden gegen die Felsen, wir laufen manchmal im Salznebel.

Und wir entdecken bewohnte Storchenhorste direkt auf Felsen im Meer und fragen uns, wie diese den Stürmen standhalten und ob es sich vielleicht um die Störche handelt, die wir am Beginn unserer Reise in Ost- oder Nordeuropa gesehen haben.

Der Fischerpfad ist absolut lohnenswert und ist für uns einer der beeindruckendsten Wanderwege, die wir gegangen sind. Wir werden sicher weiter südlich nochmals einen anderen Teil des Rota Vicentina erkunden.

Abschließend noch ein paar Gedanken zu den Fotos: An diesem Ort wird besonders deutlich, wie wenig die Bilder imstande sind, die Gesamtheit der Situation wiederzugeben. Diese unglaubliche Kraft, der Naturgewalten kann ein Foto nur unzulänglich transportieren. Es fehlen gleich mehrere Dimensionen. Man hört nicht das dumpfe Donnern, wenn die meterhohen Wellen sich überschlagen und gegen die hohen Felsen krachen. In der Nacht, wenn wir im Bus liegen, kann man das dunkle Grollen der Brandung noch weit im Landesinneren hören.

Die Bildern können auch nicht die intensiven Gerüche nach Salz und Meer wiedergeben, welche die Gischt auf die hohen Klippen hinauf weht.

Es ist kaum zu fassen und zu erfassen wie wild und schön Europa sein kann und wir sind immer wieder froh solche Naturschauspiele auf unserer Reise erleben zu dürfen.

Lisboa

5. bis 8. November 2023

Lissabon gehört definitiv zu unseren Lieblingsstädten und daher waren wir froh, nach fast drei Wochen Sturm und Regen bei strahlendem Sonnenschein der portugiesischen Hauptstadt entgegenzufahren. Noch ehe wir den Tejo über die Ponte 25 de Abril überqueren und die Innenstadt erreichen, sind wir 30 Euro ärmer: Die Autobahnmaut ist in Portugal recht kostspielig.

Wir steuern direkt das Maat Museum an, welches bei unserem letzten Besuch der Stadt, der sicherlich schon 25 Jahre zurückliegt, noch nicht existierte. Wir kämpfen uns durch den nervenaufreibenden innerstädtischen Verkehr und müssen bald feststellen, dass die Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Museums zum Scheitern verurteilt ist. Als wir sehen, dass vor dem Eingang des Maat hunderte von Menschen warten, beschließen wir am nächsten Tag einen neuen Versuch zu starten.

Das Maat ist ein Museum für Kunst, Architektur und Technologie, welches im Stadtteil Belém, direkt am Ufer des Tejo liegt und aus dem Gebäude eines ehemaligen Elektrizitätswerks sowie einem Neubau besteht.

Der Museumsneubau wurde von der Architektin Amanda Levete entworfen.

Unser Fazit: Die Architektur war beeindruckender als der Inhalt. Wobei dies ein Urteil ist, welches sich natürlich nur auf die aktuellen Ausstellungen in den beiden Gebäuden bezieht.

Unter der Tejo Brücke hatte sich die Kunst- und Kulturszene ein altes Industrieareal angeeignet, welches den Namen LX Factury trägt. Zwischenzeitlich wird dieses Quartier in jedem Lissabon Reiseführer beschrieben. Deshalb haben zahlreiche Restaurants und Läden, welche Kunsthandwerk feilbieten, die alten Fabrikhallen okkupiert.

Insgesamt wird der Stadtteil Belém, der einst etwas vergessen am Rande der Stadt lag, immer schicker. Es gibt viele Restaurants, die gezielt die neuen und ausgefallenen Ernährungsgewohnheiten eines jungen, wohlhabenden Publikums ansprechen.

Das Wahrzeichen von Belém, welches an die verdienste der Seefahrer-Nation erinnert.

Wer eine Schifffahrt auf dem Tejo unternehmen möchte, kann eine der Fähren nehmen, welche das südliche und nördliche Ufer miteinander verbinden.

Auf der nördlichen Seite des Tejo findet man noch alte, halb zerfallene Lagerhallen und Industriebauten, die als große Leinwände von Streetart-Künstlern dienen. Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis diese Gebäude verschwinden werden und die gleiche anonyme Waterfront Architektur für Wohlhabende entsteht, wie wir sie in so vielen europäischen Hafenstädten gesehen haben.

Die Linie 28

Kein Lissabon-Besuch ohne die Fahrt mit der Linie 28, eine historische, sicherlich 100 Jahre alte Straßenbahn, die ursprünglich aus San Francisco kam und hier bis heute genutzt wird, um Passagiere durch die hügeligen und teils steilen Stadtteile zu transportieren.

Bei unserem letzten Besuch waren die Straßenbahnen noch ein normales Transportmittel für Einheimische. Mittlerweile haben die zahlreichen Touristen dieses Verkehrsmittel für sich entdeckt. Man muss sich an der Endhaltestelle in eine lange Menschenschlange einreihen, um einen Platz in einer der kleinen Straßenbahnen zu erhalten. Das Warten lohnt sich jedoch, weil man eine unvergleichliche Stadtrundfahrt durch die interessantesten Stadtteile von Lissabon erhält.

Freetour

In vielen Städten werden mittlerweile sogenannte Freetours angeboten. Das sind Stadtrundgänge zu speziellen Themen, für die man keinen festen Preis bezahlen muss. Man gibt dem Führer am Ende einen Betrag, dessen Höhe sich an der Qualität des Rundgangs orientiert.

Wir haben an einem sehr interessanten und informativen Rundgang durch die Stadtteile Alfama und Mouraria teilgenommen. Lissabon wurde durch ein Erdbeben im Jahr 1755 vollständig zerstört. Während die Stadtteile der Wohlhabenden im gleichen städtebaulichen Muster wie Wien neu errichtet wurden, bauten die ärmeren Bewohner*innen der Alfama und von Mouraria ihre Siedlungen im bisherigen Stil neu auf. Dadurch erhält man einen interessanten Einblick, wie Lissabon vor dem Erdbeben ausgesehen hat.

Leider gehen gewachsene Strukturen innerhalb dieser Stadtteile immer mehr verloren. Wohngebäude werden aufwändig saniert und zu Airbnb Unterkünften umgewandelt. Die bisherigen Bewohner*innen müssen ihre Stadtteile verlassen. Ein unschönes Spiel, welches leider wohl in allen Metropolen dieser Welt stattfindet.

Vor 25 Jahren haben wir in dieser Markthalle Bacalhau gekauft (portugiesische Fischspezialität). Heute gibt es hier Kunsthandwerk für Touristen

Fado Nr. 3

Auch in Lissabon haben wir unserer neuen Fado-Leidenschaft gefrönt und ein Konzert besucht. Es war sicherlich musikalisch das professionellste. Allerdings waren wir uns einig, dass die Aufführung im Fado Club Porto am stimmungsvollsten war. Tatsächlich erkennt man auch als Laie, dass es in den portugiesischen Städten eine unterschiedliche Fado-Stilistik gibt.

Park der Nationen

Schon bei einem früheren Besuch hatten wir uns das ehemalige Expogelände von 1998 angeschaut und waren sehr beeindruckt von den damals noch recht jungen Gebäuden. Deshalb statteten wir diesem Gebiet einen erneuten Besuch ab.

Wir hatten allerdings etwas Pech, weil die Pavillons wegen einer großen Messe nicht zugänglich waren.

Deshalb besuchten wir den Bahnhof Oriente und das dazugehörige Einkaufszentrum, welches von dem Architekten Santiago Calatrava geplant wurde. Die filigranen Stahlkonstruktionen sollen an die Gräten eines Fisches erinnern und damit einen Bezug zu der Seefahrer-Tradition Lissabons schaffen.

Alentejo

3. bis 5. November 2023

Von dem Gebirge Serra da Estela wollten wir weiter Richtung des Landesteils Alentejo, was jenseits des Flusses Tejo bedeutet. Das Gebiet erstreckt sich im Süden Portugals zwischen der spanischen Grenze und der atlantischen Westküste. Der Alentejo ist sehr dünn besiedelt, nur 22 Einwohner pro km² leben hier. Da wir im Navi die Option „Mautfreie Strecken“ aktiviert hatten, wurden wir über kleine Sträßchen durch wunderschöne Landschaften geführt.

Auf dieser Strecke sahen wir zum ersten Mal Wiesen, auf denen prächtige Korkeichen standen. Sie wirken wie Pflanzen aus einer anderen Welt. Die geschälten Stämme sind schwarz und die Äste der breiten Kronen breiten sich wie ein großer Sonnenhut aus. Deswegen wird der Baum in Portugal auch Sombreiro genannt. Auf den Stämmen ist jeweils mit weißer Farbe eine Zahl geschrieben. Wir vermuten, dass damit das Jahr der letzten Rinden-Schälung gekennzeichnet wird. Korkeichen können etwa alle neun Jahre geschält werden, was dem Baum im Übrigen nicht schadet, wenn die Ernte fachgerecht durchgeführt wird.

Camping zwischen Olivenbäumen

Unsere Fahrt führt uns in die Nähe des Ortes Castello de Vide, wo ein Niederländer einen ehemaligen Bauernhof zu einem herrlichen Campingplatz umgewandelt hat.

Das Wetter ist immer noch stürmisch und sehr regnerisch. Wandern ist schwierig unter diesen Bedingungen, da die Wege häufig überflutet sind. Aber eine Wanderung nach Castelo de Vide und einen Ausflug zum Castelo de Mavão können wir unternehmen. Manchmal kommt zwischen den Regenschauern sogar für kurze Zeit die Sonne heraus.

Castelo de Vide und Castelo de Mavão

Castelo do Vide

Castello de Vide und Castelo de Mavao besaßen in früheren Zeiten strategische Bedeutung. Beide Orte liegen dicht an der spanischen Grenze und verfügen über große Verteidigungsanlagen, die vor der Bedrohung durch den Nachbarn schützen sollten.

Besonders imposant ist das Castelo de Mavão, welches sich auf über 850 Meter Höhe befindet und bei guter Sicht einen weiten Blick über das Alentejo und die spanische Grenzregion bietet.

Castelo de Mavão

Wir hätten gerne noch einige Wanderungen in dieser schönen Gegend unternommen, aber die Bedingungen sind aktuell einfach zu schlecht und so geht es weiter in südwestlicher Richtung nach Lissabon.

Serra da Estrela: Ein Orkan zieht auf

31. Oktober bis 2. November 2023

Nachdem unser Versuch vor einigen Tagen den Parque National Peneda Geres zu erkunden buchstäblich ins Wasser gefallen ist, steuern wir nun ein weiteres Gebirge an: Die Serra da Estrela, welches übersetzt den wunderschönen Namen »Gebirge der Sterne« trägt.

Tatsächlich kann man von hier die Sterne besonders leuchtend sehen, wie ich (Jörg) bei einer Wanderung erleben konnte, die ich als Jugendlicher mit einer kleinen Gruppe von Pfadfindern durch dieses Gebirge unternahm.

Mit fast 2000 Metern Höhe ist dies das höchste Gebirge Portugals. Hier befindet sich auch das einzige Skigebiet des Landes.

Mitten im Naturpark gibt es ein Eco Resort mit Zelten, Jurten und kleinen Hütten, wo auch Wohnmobile stehen können. Die Passstraße windet sich bis auf eine Höhe von etwa 1500 Metern und bietet fantastische Ausblicke in die Ebene. Unterwegs müssen wir dem Motor etwas Abkühlung gönnen, da die Öltemperatur zwischenzeitlich sehr bedenklich anstieg.

Das Resort Vale do Rossim liegt auf einer Hochebene und kann sicherlich als der höchste Stellplatz Portugals bezeichnet werden. Auch hier sind wir die einzigen Campinggäste.

Am Nachmittag können wir noch eine kleine Wanderung unternehmen, bevor gegen Abend Nebel und Regen aufkommt und die Temperatur auf 6 Grad absinkt.

Im Vale do Rossim gibt es einen Stausee: Am Ufer findet man einige Relikte der vergangenen Urlaubssaison

Insgesamt ist dies hier Hardcore-Camping: Das Waschhaus muss mit Taschenlampe betreten werden, das Waschbecken zum Spülen steht ohne Überdachung auf einer Wiese und das kalte Wasser kommt aus einer Zisterne.

In der Nacht wird es stürmisch. Es sind die Vorboten eines Orkans, der die nordwestlichen Küsten Europas erreichen soll. Der Wetterbericht prognostiziert für diese Region Schneefall und Orkanböen bis 100 km/h. Es wird Zeit, auch hier wieder die Flucht anzutreten.

Am Abend zieht Nebel auf und es wird kälter

Am nächsten Morgen überqueren wir schon früh den Pass und fahren entlang vielen Haarnadelkurven nach Manteigas (übersetzt: Butter). Der Ort liegt auf etwa 700 Meter Höhe und von hier möchten wir eine Wanderung rund um den Wasserfall Poco do Inferno unternehmen. Der Weg zum Ausgangspunkt ist bereits abenteuerlich: Eine schmale einspurige Straße windet sich den Berg empor. Leitplanken gibt es nicht und wir hoffen auf möglichst wenig Gegenverkehr, da es nur wenige Ausweichstellen gibt.

Am Zielort erwartet uns tatsächlich ein beeindruckender Wasserfall, aber die geplante Wanderung können wir nicht antreten, da es mittlerweile viel zu stürmisch ist und die Felsen, über die der Wanderweg führt, durch den vielen Regen sehr rutschig geworden sind.

Wir fahren weiter ins Tal hinunter und werden zunächst von Google auf eine Forststraße geleitet, die nur für Offroad-Fahrzeuge passierbar ist, wie ein Schild verkündet. Wir wählen vorsichtshalber eine andere Route. Viele Kilometer fahren wir entlang von verbrannten Wäldern. Oft stehen die verbrannten Bäume noch an den Berghängen. Manchmal sind die Flächen schon freigeräumt und kahl. Es sieht gespenstisch aus.

Schließlich erreichen wir die Ortschaft Valhelhas, wo es einen Stellplatz am Fluss gibt. Auch hier sind wir wieder die einzigen Gäste und auch hier müssen wir am nächsten Tag wieder flüchten, weil der Orkan gegen Abend dieses Flusstal erreicht.

Der Ort Valhelhas

In der Nacht schwankt der Bus merklich im Sturm und wir haben Angst, dass abbrechende Äste unser Fahrzeug treffen könnten. Noch in der Nacht parken wir daher um und stellen uns auf eine freie Wiese mit etwas Abstand zu den Bäumen.

Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass sich die Situation in den kommenden Tagen wenig ändern wird. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Was sollen wir tun? Weiter ausharren oder weiter Richtung Süden fahren. Den Wetterprognosen können wir nur bedingt vertrauen. Sie ändern sich stetig und liegen hier auch häufig nicht richtig.

Spotlight: Figueira da Foz und Coimbra

28. bis 30. Oktober 2023

Wir wollten nicht wahrhaben, was der Wetterbericht verkündete und sind daher trotz besseren Wissens wieder an die Atlantikküste nach Figuaira da Foz gefahren. Auf dem dortigen kommunalen Campingplatz sollen wir auf einem Parkplatz stehen. Das Parken unter Bäumen sei aktuell zu gefährlich, so die Mitarbeiterin am Check-in. Sie sollte recht behalten. Bereits kurz nach unserer Ankunft begann wieder der Weltuntergang, der nun schon seit einigen Tagen unser treuer Begleiter ist. Es war gar nicht daran zu denken, den Bus zu verlassen.

Figueira da Foz verfügt über einen breiten Sandstrand und ist seit langer Zeit bei Badetouristen und Surfern beliebt. Mehr als 50 Prozent der Wohnungen sind reine Ferienapartments und da aktuell keine Badesaison ist, stehen die Wohnungen leer. Figueira wirkt wie eine Geisterstadt und das Wetter trägt dazu bei, diesen Eindruck noch zu verstärken.

Hier wollen wir nicht bleiben und reisen weiter ins Landesinnere nach Coimbra. Die Stadt war einst Hauptstadt des Landes und verfügt aktuell über rund 140.000 Einwohner. 30.000 hiervon sind Studierende.

Die Universität, welche Weltkulturerbe Status besitzt, wurde bereits 1290 gegründet und thront auf dem höchsten Punkt der Stadt. Der Baustiel ist ein wilder Mix aus historischer Architektur und monumentalen Gebäuden, die während der Salazar Ära in den 1940er Jahren entstanden.

Historische Universitätsgebäude stehen neben denen der Salazar Ära

Anachronistisch mutet die Kleidung mancher Studierenden an. Sie flanieren in langen schwarzen Gewändern über den Campus und durch die Stadt. J. K. Rowling soll hier die Inspiration für die Bekleidung ihrer Protagonisten erhalten haben.

Die Altstadt muss man erlaufen, denn enge Gassen und Treppen winden sich den Berg hinauf. Leider wurde bei unserem Besuch gerade flächendeckend in der Stadt eine üppige Weihnachtsdekoration installiert, die das stimmige Stadtbild störte.

Fado in Coimbra

Auch Coimbra besitzt eine eigene Fado Tradition. Allerdings sind es hier ausschließlich männliche Studierende und ehemalige Studenten, die diese Musik darbieten (dürfen). Es gibt in der Stadt sogar eigene Fado-Schulen, welche diese Tradition in akademischer Form weitergeben.

Da uns das Fado-Fieber gepackt hat, haben wir auch in Coimbra einen Fado-Abend besucht. Allerdings hat uns diese Aufführung nicht so ganz überzeugt. Schwarz gewandete Interpreten boten ein Repertoire, welches längst nicht diese Intensität und Frische besaß, welche wir in Porto erleben durften.

Und dann war da noch…

…ein Geschäft für Hundebedarf in Figuaira da Foz, wo man Hochzeitsanzüge für Hunde kaufen konnte.

Porto

26. und 27. Oktober

Es ist nicht unser erster Besuch in Porto. Bereits vor etwa 15 Jahren haben wir die Stadt mit unseren Söhnen, die damals noch im Grundschulalter waren, besucht. Wir wohnten damals in der besten Ferienwohnung, die wir jemals gemietet hatten. Die Wohnung war eigentlich ein kleines Haus, welches sich auf das Dach eines hohen Altstadtgebäudes befand.

Von dort hatte man einen traumhaften Blick über die Altstadt und den Fluß. Morgens und abends aßen wir auf dem Balkon. Über uns gab es nur noch einige Möwen, die auf dem Dach saßen und uns beobachteten.

Es war sicherlich eine der schönsten Städtereisen, die wir je unternommen haben. Deshalb waren wir unsicher, ob wir Porto ansteuern sollten. Wenn wir in der Vergangenheit einen Ort besuchten, an dem wir uns besonders wohlgefühlt hatten, war dieser zweite Besuch oft ein Reinfall. Die besondere Atmosphäre der ersten Reise wollte sich nicht erneut einstellen.

Wir sind dann doch nach Porto gefahren und haben es dieses Mal nicht bereut. Schon auf der Anreise verlief alles gut: In einem keinen Baumarkt konnten wir unsere leere Gasflasche gegen eine volle umtauschen und auf einem Stadtcampingplatz in Porto bekamen wir den vorletzten freien Platz. Und dann kam auch noch die Sonne wieder heraus nach tagelangen Regen. Am Abend gingen wir über die Ponte Dom Luis I, die über den Fluss Douro führt, in die wunderschön beleuchtete Altstadt und flanierten durch die Gassen.

Viel hat sich in Porto verändert, seit wir die Stadt vor einigen Jahren besucht haben. Es sind viel mehr Touristen unterwegs und auch das touristische Angebot hat deutlich zugenommen. Man hat das Gefühl, dass in der Altstadt jeder Keller zu einer Kneipe oder einem Restaurant ausgebaut wurde. Dieser Boom hat jedoch auch etwas Gutes, so stießen wir ganz unerwartet auf ein glutenfreies Café. Zudem werden jetzt mehr und mehr der zerfallenen Gebäude in der Altstadt renoviert, sodass die Stadt durch den Tourismus deutlich sichtbar profitiert.

Fado

Für den nächsten Abend hatten wir uns Karten für den Fado Club besorgt. Große Erwartungen hatten wir nicht an diesen Abend. Wir vermuteten, dass es eine Veranstaltung für Touristen werden würde und tatsächlich besuchten ausschließlich Touristen das Konzert. Anders als erwartet, war es jedoch ein großartiges Erlebnis. Junge Musiker spielten und sangen leidenschaftlich, ein sehr eigenständiges Repertoire. Es war eine Freude, ihren Improvisationen zuzuhören und dabei am Portwein zu nippen.

Dieses Konzert hat unser Interesse am Fado geweckt.

Die Besichtigung der Portweinkellereien ließen wir diesmal aus und kauften dort direkt ein gutes Fläschchen, an dem wir ab und zu an den langen dunklen Abenden nippen.

Neben der Portweinkellerei werden nun Sadinenbüchsen verkauft, die mit einem Geburtsjahr bedruckt sind. Das Stück für 7,- €. Wer nur auf eine solche Geschäftsidee kommt?

Was sonst noch passierte

Wir besuchten das Portuguese Centre of Photografie, ein ganz eigentümliches Museum, welches sich in einer ehemaligen Strafanstalt befindet. Dort wurden in riesigen Räumen zwar hauptsächlich einige alte fotografische Gerätschaften ausgestellt, jedoch nur wenige Fotos.

Den Besuch der berühmten Buchhandlung Livaria Lello sparten wir uns, weil man mittlerweile acht Euro bezahlen muss, um die Buchhandlung betreten zu dürfen und sich zudem in eine lange Schlange einreihen muss. Angeblich soll hier Frau Rowling an ihrem Harry Potter Romane gearbeitet haben. Vermutlich ist dies auch ein Grund für exponentiell gestiegene Beliebtheit dieses Ortes bei den Besucher*innen.

Zum Schluss noch ein Bild der sehenswerten Halle des Bahnhofs Campanha.