1. bis 3. Dezember
Wir haben den Ort Tavira unweit der spanischen Grenze erreicht. Ein Ort, der in unserem Reiseführer kaum Erwähnung fand, uns jedoch sehr positiv überraschte. Dazu später jedoch mehr.
In Tavira treffen wir auch wieder auf den Europa-Radweg Nr. 1, der an der Süd-West-Spitze Portugals startet und bei Vila Real de Santo Antonio die Grenze nach Spanien überquert.
Wir folgen dem Weg in zwei Richtungen. An einem Tag bis Santa Luzia und am nächsten bis Casela Vela.
Die Strecke nach Santa Luzia ist nicht sehr lang und kann leicht mit dem Fahrrad bewältigt werden. Santa Luzia ist ein reizvolles Fischerörtchen, welches dafür bekannt ist, dass die Fischer hier besonders viele Oktopusse fangen.
Hierfür werden traditionell amphorenartige Tongefäße verwendet, die mit einem Köder bestückt sind. Der Tintenfisch kann sich durch die Öffnung zwängen, kommt aber nicht wieder hinaus. Heute werden anstelle der Tongefäße meist Fallen aus Kunststoff verwendet.
Fährt man weiter, erreicht man kurz hinter dem Ort eine Fußgängerbrücke, die zum Strand Praia do Barril führt.
Auf dieser vorgelagerten Sanddüne befindet sich der Friedhof, auf dem 248 Anker aufgereiht wurden.
Was hat es damit auf sich?
Lange Zeit wurde an der Algarve der rote Thunfisch gefangen. Man setzte für die Thunfischjagt große Stellnetze ein. Diese Stellnetze wurde mithilfe der Anker am Meeresgrund fixiert. Konnte man 1881 auf diese Weise noch 43000 Thunfische fangen, waren es 1960 nur noch 500. In den 70er Jahren hatte man den roten Thunfisch entlang dieses Küstenbereiches komplett ausgerottet und die Stellnetze wurden abgebaut.
Die Anker lagerte man am Strand, wo sie langsam verrosteten. Später richtete man in den ehemaligen Fischerhäuschen ein Freilichtmuseum ein und reihte die Anker auf einer Düne auf.
Wer möchte, kann sich mit einer kleinen Schmalspurbahn zum Praia do Barril fahren lassen. Sie pendelt zwischen der Brücke und dem Freilichtmuseum hin und her.
Auf unserer nächsten Tour nach Casela Vela konnten wir am 1. Advent bei strahlendem Sonnenschein einen kleinen Weihnachtmarkt besuchen, auf dem regionalen Produkte angeboten werden.
Auch Tavaira, die Stadt, in der wir uns für einige Tage aufhalten, ist weihnachtlich geschmückt. Die gesamte Innenstadt ist sehr geschmackvoll beleuchtet. Da haben wir in der letzten Zeit schon ganz andere Beispiele gesehen.
Weihnachten rückt immer näher und die festliche Beleuchtung, sowie die geschmückten Geschäfte erzeugen bei uns ein mulmiges Gefühl. Wie wird es uns an Weihnachten ergehen? So ganz ohne die Kinder und die Familie. Auch liebgewonnene Traditionen der Vorweihnachtszeit fehlen. Wir sprechen viel darüber wie dieses Weihnachtsfest für uns in der Fremde wohl werden wird. Kathrin beginnt Weihnachtssterne zu falten, um im Bus zumindest ein wenig vorweihnachtliche Stimmung zu zaubern.
Das Fado-Projekt
Und ja, auch unser Fado-Projekt können wir hier fortsetzen. Gleich bei unserem ersten Stadtrundgang stolpern wir über einen Aufsteller, der zu einem Fado-Abend einlädt. Dieser Einladung folgen wir ganz spontan und erleben erneut eine Aufführung, die ganz anders ist, als die vorhergehenden. Fado ist einfach unglaublich facettenreich.
Es ist unser letzter Fado-Abend, denn wir verlassen Portugal und überqueren der Grenzfluss Guadiana in Richtung Spanien. Fast sechs Wochen haben wir in Portugal verbracht: Viel Zeit für ein kleines Land, wo wir viele schöne Städte und Landschaften kennengelernt haben aber auch häufig von Sturm, Regen und Kälte überrascht wurden.