Lisboa

5. bis 8. November 2023

Lissabon gehört definitiv zu unseren Lieblingsstädten und daher waren wir froh, nach fast drei Wochen Sturm und Regen bei strahlendem Sonnenschein der portugiesischen Hauptstadt entgegenzufahren. Noch ehe wir den Tejo über die Ponte 25 de Abril überqueren und die Innenstadt erreichen, sind wir 30 Euro ärmer: Die Autobahnmaut ist in Portugal recht kostspielig.

Wir steuern direkt das Maat Museum an, welches bei unserem letzten Besuch der Stadt, der sicherlich schon 25 Jahre zurückliegt, noch nicht existierte. Wir kämpfen uns durch den nervenaufreibenden innerstädtischen Verkehr und müssen bald feststellen, dass die Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Museums zum Scheitern verurteilt ist. Als wir sehen, dass vor dem Eingang des Maat hunderte von Menschen warten, beschließen wir am nächsten Tag einen neuen Versuch zu starten.

Das Maat ist ein Museum für Kunst, Architektur und Technologie, welches im Stadtteil Belém, direkt am Ufer des Tejo liegt und aus dem Gebäude eines ehemaligen Elektrizitätswerks sowie einem Neubau besteht.

Der Museumsneubau wurde von der Architektin Amanda Levete entworfen.

Unser Fazit: Die Architektur war beeindruckender als der Inhalt. Wobei dies ein Urteil ist, welches sich natürlich nur auf die aktuellen Ausstellungen in den beiden Gebäuden bezieht.

Unter der Tejo Brücke hatte sich die Kunst- und Kulturszene ein altes Industrieareal angeeignet, welches den Namen LX Factury trägt. Zwischenzeitlich wird dieses Quartier in jedem Lissabon Reiseführer beschrieben. Deshalb haben zahlreiche Restaurants und Läden, welche Kunsthandwerk feilbieten, die alten Fabrikhallen okkupiert.

Insgesamt wird der Stadtteil Belém, der einst etwas vergessen am Rande der Stadt lag, immer schicker. Es gibt viele Restaurants, die gezielt die neuen und ausgefallenen Ernährungsgewohnheiten eines jungen, wohlhabenden Publikums ansprechen.

Das Wahrzeichen von Belém, welches an die verdienste der Seefahrer-Nation erinnert.

Wer eine Schifffahrt auf dem Tejo unternehmen möchte, kann eine der Fähren nehmen, welche das südliche und nördliche Ufer miteinander verbinden.

Auf der nördlichen Seite des Tejo findet man noch alte, halb zerfallene Lagerhallen und Industriebauten, die als große Leinwände von Streetart-Künstlern dienen. Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis diese Gebäude verschwinden werden und die gleiche anonyme Waterfront Architektur für Wohlhabende entsteht, wie wir sie in so vielen europäischen Hafenstädten gesehen haben.

Die Linie 28

Kein Lissabon-Besuch ohne die Fahrt mit der Linie 28, eine historische, sicherlich 100 Jahre alte Straßenbahn, die ursprünglich aus San Francisco kam und hier bis heute genutzt wird, um Passagiere durch die hügeligen und teils steilen Stadtteile zu transportieren.

Bei unserem letzten Besuch waren die Straßenbahnen noch ein normales Transportmittel für Einheimische. Mittlerweile haben die zahlreichen Touristen dieses Verkehrsmittel für sich entdeckt. Man muss sich an der Endhaltestelle in eine lange Menschenschlange einreihen, um einen Platz in einer der kleinen Straßenbahnen zu erhalten. Das Warten lohnt sich jedoch, weil man eine unvergleichliche Stadtrundfahrt durch die interessantesten Stadtteile von Lissabon erhält.

Freetour

In vielen Städten werden mittlerweile sogenannte Freetours angeboten. Das sind Stadtrundgänge zu speziellen Themen, für die man keinen festen Preis bezahlen muss. Man gibt dem Führer am Ende einen Betrag, dessen Höhe sich an der Qualität des Rundgangs orientiert.

Wir haben an einem sehr interessanten und informativen Rundgang durch die Stadtteile Alfama und Mouraria teilgenommen. Lissabon wurde durch ein Erdbeben im Jahr 1755 vollständig zerstört. Während die Stadtteile der Wohlhabenden im gleichen städtebaulichen Muster wie Wien neu errichtet wurden, bauten die ärmeren Bewohner*innen der Alfama und von Mouraria ihre Siedlungen im bisherigen Stil neu auf. Dadurch erhält man einen interessanten Einblick, wie Lissabon vor dem Erdbeben ausgesehen hat.

Leider gehen gewachsene Strukturen innerhalb dieser Stadtteile immer mehr verloren. Wohngebäude werden aufwändig saniert und zu Airbnb Unterkünften umgewandelt. Die bisherigen Bewohner*innen müssen ihre Stadtteile verlassen. Ein unschönes Spiel, welches leider wohl in allen Metropolen dieser Welt stattfindet.

Vor 25 Jahren haben wir in dieser Markthalle Bacalhau gekauft (portugiesische Fischspezialität). Heute gibt es hier Kunsthandwerk für Touristen

Fado Nr. 3

Auch in Lissabon haben wir unserer neuen Fado-Leidenschaft gefrönt und ein Konzert besucht. Es war sicherlich musikalisch das professionellste. Allerdings waren wir uns einig, dass die Aufführung im Fado Club Porto am stimmungsvollsten war. Tatsächlich erkennt man auch als Laie, dass es in den portugiesischen Städten eine unterschiedliche Fado-Stilistik gibt.

Park der Nationen

Schon bei einem früheren Besuch hatten wir uns das ehemalige Expogelände von 1998 angeschaut und waren sehr beeindruckt von den damals noch recht jungen Gebäuden. Deshalb statteten wir diesem Gebiet einen erneuten Besuch ab.

Wir hatten allerdings etwas Pech, weil die Pavillons wegen einer großen Messe nicht zugänglich waren.

Deshalb besuchten wir den Bahnhof Oriente und das dazugehörige Einkaufszentrum, welches von dem Architekten Santiago Calatrava geplant wurde. Die filigranen Stahlkonstruktionen sollen an die Gräten eines Fisches erinnern und damit einen Bezug zu der Seefahrer-Tradition Lissabons schaffen.

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