Ladonien ist ein Staat der 1996 von dem Künstler Lars Vilks an der Küste des schwedischen Naturschutzgebiets Kullaberg ausgerufen wurde.
Dort errichtete er zwei Kunstwerke in einem sehr schwer zugänglichen Gelände. Mit dem ersten, welches den Titel Nimis trägt, begann er bereits 1980. Es besteht aus Treibholz, welches er an der Küste gefunden hat und soll etwa 75 Tonnen wiegen.
Erst zwei Jahre nach dem Bau wurde die Skulptur von den Behörden entdeckt und es begann ein langer Rechtsstreit durch mehrere Instanzen. Schließlich ordnete die schwedische Regierung an, dass Nimis abgerissen werden soll. Zwischenzeitlich hatte jedoch Joseph Beuys das Kunstwerk gekauft und der Beschluss wurde bis heute nicht umgesetzt. Zweimal wurde das Objekt von unbekannten Tätern in Brand gesteckt, aber Lars Vilks baute es neu auf.
1991 kam noch die Steinskulptur Arx hinzu.
Als Vilks 1999 eine weitere Skulptur errichtete, griff der Staat durch: Omphalos, so der Name der neuen Skulptur, musste entfernt werden. Vilks schlug vor, das Kunstwerk am 10. Dezember 2001 zu sprengen. Dies war das Datum des 100. Jubiläums des Friedensnobelpreises. Stattdessen wurde die Skulptur, die zwischenzeitlich vom Künstler Ernst Billgren gekauft wurde, entfernt. Die Kosten für die Entfernung wurden Vilks in Rechnung gestellt.
Heute steht das Kunstwerk im Moderna museet in Stockholm.
Ladonien ist tatsächlich schwer zu erreichen. Ein gelbes N auf den Bäumen zeigt den Weg zu den Kunstwerken, die mittlerweile viele Besucher anziehen. Es ist jedoch nicht ungefährlich, sich auf den Weg nach Ladonien zu machen. Der Abstieg zur Küste ist sehr steil und felsig. Die begehbare Holzskulptur ist durch die vielen Besucher*innen an einigen Stellen zusammengestürzt.
Es ist jedoch ein Erlebnis, dieses Kunstwerk nach einem anstrengendem Fußweg zu entdecken. Man hat sich diesen Kunstgenuss schwer erarbeitet: Anders als im Museum, wo man die Kunstwerke präsentiert bekommt, ohne selbst aktiv werden zu müssen.
Und dann waren wir noch im Naturreservat Hovs Haller
An der Küste haben Besucher unzählige Steintürme errichtet
In Helsingborg, einem überraschend interessanten Städtchen, endet unsere Fahrt durch Schweden. Am frühen Morgen nehmen wir die Fähre nach Dänemark.
Von Stockholm aus fuhren wir nach Norrköping, einer Stadt mit architektonischen Besonderheiten. Norrköping war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das landesweite Zentrum der Textilindustrie.
Das Bügeleisen-Gebäude auf einer Insel im Fluss
Viele der damaligen Industriebauten befinden sich im Stadtzentrum entlang des Flusses Motola Ström, der das notwendige Wasser für die Textilfabrikation lieferte und gleichzeitig der Energiegewinnung diente. Die alten Gebäude sind gut erhalten und wurden aufwändig restauriert. Heute beherbergen sie Museen, Restaurants, Wohnungen und Einrichtungen der Universität. Auch Start-ups ein Kino und ein Visualisierungs-Zentrum sind hier zu finden.
Eine vergleichbare Umnutzung von Industriegebäuden hatten wir bereits in der Stadt Tampere gesehen. In Norrköping wurden jedoch moderne Gebäude in den Altbaubestand integriert. Es hat sich so eine spannende architektonische Mischung entwickelt.
Treffen mit Freunden und Verwandten
Doch zunächst gelang das erste mal auf unserer Reise ein Treffen mit guten Freunden. Es war Zufall, dass Almuth und Martin genau zur passenden Zeit unsere Reiseroute kreuzten und so vereinbarten wir ein Treffpunkt an dem Badeplatz eines Sees. Ganz so einsam wir uns das vorgestellt hatten, war der Platz nicht. Bei unserer Ankunft standen schon einige Wohnmobile auf einer Wiese, die ein geschäftstüchtiger Landwirt zu einem PopUp-Campingplatz umfunktioniert hatte. Es wurde ein schöner Abend. Wir kochten, aßen, tranken und tauschten unsere Reiseerlebnisse und Neuigkeiten aus der Heimat aus.
An nächsten Morgen brachen wir nach einem gemeinsamen Frühstück und einem erfrischenden Bad im See auf, um Kathrins Onkel, Tante und deren Kinder zu besuchen.
Kathrins Onkel hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Mann ein landwirtschaftliches Praktikum in Schweden begonnen, dort seine spätere Frau kennengelernt und war deshalb im Land geblieben. Zunächst hatte er klassische Landwirtschaft betrieben und sich später auf Forstwirtschaft konzentriert und eine Firma für Straßen und Wegebau gegründet. Man kann sagen, dass er in Schweden eine Karriere gemacht hat, die in Deutschland kaum möglich gewesen wäre. Mittlerweile ist er fast 90 Jahre alt und noch topfit. Fast täglich geht er noch in die Wälder, obwohl längst einer seiner Söhne die forstwirtschaftlichen Arbeiten übernommen hat.
Uns hat er auf eine längere Tour durch die Waldgebiete mitgenommen und wir haben eine Menge erfahren: Wie man Bäume pflanzt, wie man sie pflegt und dass es etwa 70 Jahre dauert, bis man sie fällt. Wir haben erfahren, dass auch hier der Borkenkäfer den Wäldern zusetzt und wir haben einen wunderschönen Eichenwald besucht. Vor einiger Zeit hat Kathrins Onkel hier eine Eiche mit einem Stammumfang von 8,4 Metern entdeckt. Sie könnte bis zu tausend Jahre alt sein und wurde gleich unter Naturschutz gestellt.
Diese Eiche besitzt einen Stamm-Umfang von 8,4 Metern und könnte bis zu tausend Jahre alt sein.
Mir ist aufgefallen, dass sich bei land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten – anders als bei meiner Tätigkeit – die Frage nach der Sinnhaftigkeit nicht stellt. Man profitiert von der Arbeit, die bereits vor Generationen geleistet wurde und es ist gar keine Frage, dass man selbst auch Arbeit investiert, die erst zukünftigen Generationen zugutekommen wird.
Nach unserem Besuch, bei dem wir noch einige gute Tipps für die weitere Route an Schwedens Westküste erhielten, fuhren in Richtung Varberg, wo wir in lang anhaltenden Starkregen gerieten. Zeitweilig fühlte es sich an, als würden wir uns in einer Waschanlage befinden. Als der Regen für etwa zwei Stunden aufhörte, konnten wir den Bus verlassen und uns die überschaubare Anzahl an Sehenswürdigkeiten in der Stadt Varberg anschauen.
KaltbadeanstaltGebaut im maurischen StilFestung Varberg
Gegen Abend kam noch einmal die Sonne hervor und am Horizont türmten sich riesige Wolkengebilde, die wir bei einer Fahrradtour zum Leuchtturm Morups Tånge bewundern konnten.
Nach dem Unwetter: Wolken am HorizontDer Leuchtturm Morups Tånge
Und dann gab es noch ein Naturschutzgebiet…
Das Store Mosse NaturschutzgebietDrinnen nur Filzpantoffeln…
Es ist unser erster Besuch in der schwedischen Hauptstadt und wir machen das, was wir immer beim Besuch einer größeren Stadt tun: Wir kaufen ein Mehrtages-Ticket für den ÖPNV und erkunden die Stadt per Bus, Bahn, Metro und hier in Stockholm auch mit dem Schiff.
In der Altstadt Gamla StanIn der Altstadt reihen sichdie Andenkenläden aneinander
Zunächst schwimmen wir im Strom der vielen Touristen durch die Gamla Stan, die Altstadt Stockholms, zum Schloss und zum Hafen Nybroviken von dort nehmen wir das Pendelbåt Nr. 82, eine Personenfähre, die uns eine schöne Sicht auf die Stadt und der Bebauung entlang der Küste bietet. Von der Endstation geht es mit der U-Bahn zurück in die City.
Mit dem Pendelbåt durch Stockholm
Die Tunnelbana
Viele der Stockholmer U-Bahnstationen wurden von Künstlern gestaltet und sind eine eigene Tour wert. Tatsächlich werden geführte U Bahn Touren angeboten. Man kann die Stationen der Tunnelbana aber auch gut individuell erkunden.
1,2 Millionen Besucher können sich nicht irren:
Das Vasa Museum
Anfangs waren wir skeptisch, ob sich ein Besuch des Vasa Museums lohnen würde. Bei einem Spaziergang über die Museumsinsel sahen wir hunderte von Menschen, die in langen Warteschlangen vor dem Museum warteten. Um diesen Massenansturm zu entgehen, fuhren wir am nächsten Morgen mit der Metro sehr früh in die Stadt und waren bereits um 9 Uhr am Ticketschalter. Tatsächlich hatten sich um diese Uhrzeit nur wenige Besucher eingefunden.
Modell und Original: So soll die Vasa beim Stapellauf ausgesehen haben
Um es vorwegzunehmen: der Besuch des Vasa Museums lohnt auf alle Fälle. Ausgestellt wird nur ein einziges Schiff. Es ist die Galeone des Königs Gustav II., die am 10. August 1628 bei ihrer Jungfernfahrt nach wenigen hundert Metern im Hafen von Stockholm sank. Das Schiff war das Prestigeprojekt des schwedischen Königs.
Hunderte von Schnitzereien schmücken das Schiff und symbolisieren Macht und Status
Wie kam es zu dem Unglück? Um zu diesem denkwürdigen Anlass Salut-Schüsse abgeben zu können, waren alle Geschütz-Luken geöffnet. Eine kräftige Windböe brachte das Schiff in Schräglage. Da das Schiff konstruktiv einen ungünstigen Schwerpunkt besaß, richtete es sich nicht sofort wieder auf. Eine zweite Böe führte dann zum Unglück: Das Schiff neigte sich weiter zur Wasseroberfläche und durch die offenen Luken strömte das Meerwasser ins Schiff und brachte es in kurzer Zeit zum Sinken.
So sah es unter Deck aus
In den folgenden Jahren konnten nur einige Kanonen aus Wrack geborgen werden, dann verebbte das Interesse und das Schiff geriet in Vergessenheit. In den 1950 Jahren machten sich der Meeresarchäologe Andreas Franzén auf die Suche nach der Vasa und fand das Schiff am 25. August1956. Die mehrjährigen Vorbereitungen zur Bergung des Schiffes waren sehr aufwändig. 333 Jahre nach dem Untergang war es so weit: 1961 konnte das Schiff in einem ausgesprochen guten Zustand geborgen werden.
Es ist erstaunlich, wie gut der Schlamm das Schiff mit den hunderten geschnitzten Figuren und Ornamenten konserviert hat. Im Schiffsrumpf wurden tausende von Gegenständen der Schiffsausrüstung und persönlicher Besitz der Schiffsbesatzung gefunden.
Wir waren fasziniert von dem komplexen Bild, welches die Ausstellung von der Zeit König Gustav II. lieferte und dies am Beispiel eines einzigen Schiffes.
Mit dem Camper in der Stadt
Die Stadtcampingplätze sind für uns sehr gewöhnungsbedürftig und eine große Herausforderung für uns. Klar, es ist gut, dass sie existieren, denn Metropolen wie beispielsweise Stockholm, könnten wir sonst kaum anfahren. Doch diese Plätze sind jetzt in der Hauptreisezeit gnadenlos überfüllt. Es ist immer eine Zitterpartie, ob man noch einen Platz ergattert.
Die Idylle trügt: Stadtcamping ist manchmal anstrengend
In Stockholm war dies beim ersten Platz nicht der Fall, obwohl wir bereits um 11 Uhr dort ankamen. Kurzfristige Reservierungen sind oft nicht möglich, denn die Betreiber müssen sich keine Sorgen über die Belegung ihre Plätze machen. Platz Nr. 2, den wir ansteuerten, war ein riesiges Campingareal mit offiziell etwa 600 Stellplätzen, welches am Abend restlos überbelegt war. In jeder kleinsten Ecke stand ein Camper oder ein Zelt. Die Duschen standen unter Wasser, weil sie diesem Ansturm nicht gewachsen waren und an den WCs musste man lange anstehen. Wir sind froh, dass wir in der nächsten Zeit vorerst keinen Stadtcampingplatz mehr ansteuern müssen. Dieser Bericht entstand auf einem kleinen gemütlichen Platz am Rand eines Seglerhafens in den Schären, auf dem wir etwas Abstand vom quirligen Großstadtleben gewinnen können.
Entspannung in den Schären
Und dann war da noch…
Ein Besuch im Moderna Museet Stockholm mit einer Sonderaustellung von Laura Anderson.
In der vergangenen Woche haben wir uns in zwei Naturreservaten aufgehalten und in Falun eine Kupfermine besucht, die unter UNESCO-Weltkulturerbe Schutz gestellt wurde. Zwei weitere Tage verbrachten wir am Siljan See.
Doch der Reihe nach …
Hamra Nationalpark
Aufmerksame Blog-Leser*innen kennen dieses Nationalpark-Symbol bereits.
Auf dem Weg zum Siljan See legten wir einen Stopp im Hamra Nationalpark ein. Dieses Gebiet wurde bereits 1909 unter Naturschutz gestellt. Ein Gesandter des schwedischen Reichstags war beauftragt worden, nach einem Urwald zu suchen, der als Nationalpark für zukünftige Generationen bewahrt werden sollte. Kein leichtes Unterfangen, da es durch die intensive Waldwirtschaft auch in Schweden zu diesem Zeitpunkt fast keine Urwälder mehr gab. In Nordschweden wurde der Gesandte fündig. Im Gebiet von Hamra gab es noch einen von Mooren umgebenen Wald, der bislang von menschlichen Eingriffen verschont geblieben war. Und es ist bis heute sehr interessant durch einen Wald zu streifen, der, Zitat Naturschutzverwaltung, »nie eine Axt gesehen hat«.
In Hamra gibt es auch das größte Vorkommen an frei lebenden Bären. Als Besucher muss man jedoch keine Angst vor ihnen haben, da man vermutlich nie einem dieser sehr scheuen Tiere persönlich begegnen wird.
Einen Bären haben wir getroffen, doch der war nicht gefährlich.
Kupfermine Falun
Nach unserer Pause am Siljan See, der mit 16 Grad Wassertemperatur leider nur eingeschränkt für längere Schwimmausflüge geeignet war, fuhren wir nach Falun. Dort wird bereits seit rund 1000 Jahren Kupfer abgebaut. Anfangs im Tagebau, später vorwiegend im Untertagebau. Im 17. Jahrhundert kamen zwei Drittel des weltweit geförderten Kupfers aus dieser Mine. In Falun lebten damals rund 6000 Menschen. Damit war es nach Stockholm die zweitgrößte Stadt des Landes.
Der Bergbau forderte immer wieder Opfer. Man schätzt, dass rund 800 Menschen bei diversen Unglücksfällen umkamen.
1687 stürzte ein großer Teil der Grube ein, weil die Schächte recht planlos in die Erde getrieben wurden. Schon Tage vorher hörten die Bergarbeiter ungewöhnliche Geräusche, mussten jedoch weiterarbeiten. Es war ein glücklicher Zufall, dass Mine zum Mittsommerfest einstürzte, als alle Arbeiter freihatten. Bis heute kann man den großen Krater sehen, der damals durch den Einsturz entstanden war.
Riesiges wassergetriebenes Holzrad für den Betrieb der Schachtaufzüge
Seit 2001 steht die Mine mit ihren sehr gut erhaltene historischen Industriegebäuden und fördertechnischen Einrichtung unter dem Schutz der UNESCO.
Übrigens wird am Rand der Mine bis heute die »schwedische Nationalfarbe« Falun Rot hergestellt. Mit dieser Farbe, die einen Kupferanteil besitzt, werden häufig die schwedischen Holzhäuser gestrichen.
Nationalpark Färnebofjärden
Von Falun aus steuerten wir den Nationalpark Färnebofjärden an, der am Unterlauf des Flusses Dalälven liegt. Dieser Fluss bildet hier ein breites Delta, welches regelmäßig große Flächen überschwemmt. Innerhalb dieser Überschwemmungsflächen bilden sich wertvolle Biotope für viele Pflanzen und Tierarten: Es leben hier mehr als 200 Vogelarten.
Besonders interessant für die Besucher sind die vielen imposanten Stromschnellen, die auch gerne von Kajakfahrern genutzt werden.
Besonders lästig für die Besucher sind die vielen Stechmücken, die sich in diesen Überschwemmungsgebieten prächtig vermehren. Hier haben wir theoretisch und praktisch erfahren, dass die Mücken das 2-4 fache ihres Körpergewichts an Blut aufsaugen können.
Besonders schön für die Besucher sind die vielen gut gestalteten Sitzmöbel und Campinghütten, in denen man rasten oder übernachten kann.
Was wir sonst noch gesehen haben
Das Darlanas Museum in Falun von dem Architekten Hakon Ahlberg 1962Darin eine Kunstgalerie …Das Arbeitszimmer von selma LagerlöfEine Ausstellung von Hagstrom Gitarren, die u.a. gespielt wurden von …Frank ZappaElvis Presleyund Uwe Thörnqist ?
Heute ein kleines Spezial zur Herstellung der Dalarna Pferde.
Das typische rote Dalarna-Pferd
Wer kennt sie nicht, diese kleinen, meist rötlichen Pferde aus Holz, die als Souvenir eines Schwedenurlaubs in vielen Wohnungen zu finden sind. Der Name bezieht sich übrigens auf die Gegend, wo diese Holzfiguren bis heute hergestellt werden.
Heute waren wir in Nusnäs am Siljan See: Es ist der einzige Ort, wo die Holzpferde noch in Handarbeit hergestellt werden. Den Herstellungsprozess kann man sich in zwei Manufakturen vor Ort ansehen und die Pferde dort natürlich auch gleich in allen Größen und Farbvarianten kaufen. Es gibt wohl kaum einen Reisenden, der sich in Dalarna aufhält und den Ort Nusnäs nicht besucht. Jetzt zur Hauptreisezeit, reichen die Parkplätze vor den beiden Manufakturen nicht aus, um die Autos der vielen Besucher unterzubringen. Eine große Wiese muss als Zusatzparkplatz herhalten.
Aussägen der Grundform
Tatsächlich lohnt sich der Besuch: Man kann sich relativ frei in den Werkstätten bewegen und alle Schritte, die zur Herstellung der Holzpferde notwendig sind, nachverfolgen.
Zunächst wird aus einer Holzplatte die Umrissform des Pferdes ausgesägt, dann wird die Form zunächst mit einem Schnitzmesser grob bearbeitet und danach geschliffen. Anschließend wird die Holzfigur grundiert und lackiert.
So sehen die Pferde auch schon sehr schön ausHier werden die Pferde eingefärbtAlle Arbeitsschritte erfolgen in HandarbeitJedes Pferd erhält …… mehrere Lackschichten
Zum Schluss erfolgt die aufwändige Bemalung. Allerdings haben wir uns gefragt, ob die Ornamente tatsächlich in langwieriger Handarbeit von gutbezahlten schwedischen Frauen aufgetragen werden oder ob dieser Arbeitsschritt vielleicht in Fernost ausgeführt wird. Gesehen haben wir im Werk nur zwei Frauen, die diese Arbeit ausführten und die werden kaum in der Lage sein, tausende von Pferdchen mit feinen Pinselchen zu bemalen.
Wir haben uns gefragt, ob alle diese Pferde tatsächlich in Schweden bemalt werden?
Kleiner Funfakt am Rande: In Nusnäs werden mit diesem Souvenir jährlich umgerechnet rund 2,6 Millionen Euro umgesetzt. Es gibt die Holzpferde in den unterschiedlichsten Ausführungen. Die kleinsten sind nur wenige Millimeter groß. Es gibt aber auch Exemplare, die hüfthoch sind.
Die Pferde gibt es……in allen erdenklichen…… VariantenDas Design ist hier allgegenwärtig
Ursprünglich wurden die Holzpferde, die man bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen kann, als Spielzeug für Kinder hergestellt. In Dalarna spielte das Pferd früher eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft und bei der Personenbeförderung und so spielten die Kinder eben mit Holzpferden, so wie die heutigen Kinder mit kleinen Autos spielen.
Dieses Riesenexemplar steht in Mora
Schön, dass sich diese Tradition erhalten hat und in der Form von hochwertigen Souvenirs eine Nische gefunden hat.
100 Tage den gleichen Schlafanzug und die gleiche Bettwäsche. Aber keine Angst: wir nutzen wöchentlich eine Waschmaschine 😉.
Wir fahren – verglichen mit den bisherigen Erlebnissen – aktuell durch eine relativ »reizarme« Landschaft ohne große Highlights. Zudem haben wir schlechtes Wetter. Unsere Route führt uns zwar auch an Seen, Weideflächen mit Kühen und kleinen Orten vorbei, aber hauptsächlich fahren wir durch endlose Wälder im Landesinneren von Mittelschweden.
Da es über diese Strecke nicht so viel Interessantes zu berichten gibt, möchten wir über das Wohnen im VW Bus berichten. Damit das ganze nicht zu textlastig wird, illustrieren einige Fotos der letzten Tage diesen Blogbeitrag.
Kleiner Stellplatz bei Arvesund mit Premium-Ausblick
Einige Leser*innen dieses Blogs werden sich sicherlich die Frage stellen, wie man es über eine so lange Zeit zu zweit in einem kleinen VW Bus aushalten kann. In den ersten drei Monaten war das kaum ein Problem. Zwar war es in Ost- und Nordeuropa häufig kalt, aber wir hatten fast durchgehend Sonne. Wenn es uns im Bus zu eng wurde, konnten wir etwas draußen unternehmen. In den vergangenen Tagen hat sich das geändert: Es gab kräftige und zum Teil lang anhaltende Regenschauer und wir konnten den Bulli manchmal über Stunden nicht verlassen. Da wurde es dann doch eng im Fahrzeug. Es fehlt eine Couch, auf der man sich hinlümmeln kann. Aber für eine solche »Wohnlandschaft« müsste das Fahrzeug sehr viel größer sein. Wir genießen zu sehr die Vorzüge eines kleinen Busses, um auf eine rollende Couchgarnitur umzusteigen. Einige abgelegene Plätze oder Orte hätten wir mit einem größeren Fahrzeug kaum erreicht.
In Arvesund findet man ein Museum, welches sich mit der Technik- und Kulturgeschichte der Gegend beschäftigt.
Die Qualität des Campmobil-Ausbaus haben wir bereits in den vergangenen Jahren kennen und schätzen gelernt. Auch von sogenannten Wellblechpisten zeigte sich der Ausbau völlig unbeeindruckt. Traten beim technischen Ausbau in den ersten Jahren noch Kinderkrankheiten oder Ausfälle auf, so läuft mittlerweile alles stabil. Sorge haben wir nur, ob der Kühlschrank die monatelangen Strapazen aushalten wird.
Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass man zunächst Erfahrungen mit einem Fahrzeug sammeln und die Ausstattung optimieren sollte, bevor man damit eine Langzeitreise unternimmt.
Überall findet man skurille Sammungen und technische Relikte aus vergangenen Zeiten.
Das Camera Obscura Projekt wird fortgesetzt: Hier ein Messerschmitt Kabinenroller, der zum Snowmobil umgebaut wurde.
Wir hoffen, dass es weiterhin ohne Pannen weitergeht und dass auch wir weiterhin so gesund bleiben wie bisher. Vermutlich haben auch die guten Wünsche und die kleinen Geschenke, die wir von Familie, Freunden und Kolleg*innen für die Reise erhalten haben, zu dem bislang guten Gelingen der Reise beigetragen.
Jetzt hat es uns einmal richtig erwischt: Eine kräftige Regenfront zieht über die Mitte Norwegens. Der Regen verfolgt uns während der Fahrt in den Süden und wird am Abend auf dem Stellplatz zum Starkregen. Merklich verändert sich die Landschaft. Die RV 17, die bislang entlang der Küste führte, biegt nun ab ins Landesinnere. Die Berge werden etwas flacher und wir fahren durch ausgedehnte Waldgebiete und entlang von Seen.
Zwischen zwei Regenschauern am Stellplatz
Dampfsägewerk
In der Nähe von Namsos haben wir übernachtet. Die Stadt ist ein Zentrum der holzverarbeitenden Industrie. Hier existiert noch ein altes Dampfsägewerk, das bis heute als Museumsbetrieb existiert und kleinere Aufträge übernimmt.
Kraftzentrale des Dampfsägewerks
Weil es am nächsten Morgen immer noch stark regnete, war die Besichtigung dieses Museums genau der richtige Programmpunkt.
Leider erlebten wir an diesem Tag nicht die Live-Produktion von Holzbrettern und Leisten. Scheinbar gab es aktuell keine Aufträge. Aber auch so war es sehr interessant, sich ohne Führer und Sicherheitseinweisung zwischen den alten Maschinen zu bewegen und die einzelnen Produktionsschritte nachzuvollziehen.
Sägen der StämmeDampfmaschineHobelmaschineHolztrocknungSchmiedeHobelmesser
Ende des 19. Jahrhunderts hatte man hier eine zu diesem Zeitpunkt revolutionäre Idee umgesetzt: Man stellte Bausätze für Häuser und Schulen her: der Beginn einer Fertighausproduktion.
Trondheim
Die Kommune ist das Zentrum Mittelnorwegens und mit ca. 213.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Norwegens.
Diese Stadt unterscheidet sich deutlich von den sehr viel kleineren Kommunen, die wir im Norden des Landes gesehen haben. Es gibt eine sehenswerte Altstadt und eine Menge Kunst und Kultur. Die farbenfreudigen Gebäude der Altstadt vermitteln Lebensfreude und Leichtigkeit. Überall gibt es kleine Straßencafés und Restaurants.
Durch Zufall konnten wir an einer Orgelmeditation im Nidarosdom zu Trondheim teilnehmen. Der Dom beeindruckt sowohl außen als auch im Inneren.
Bereits 1050 war Trondheim Bischofssitz und da die Kirche große Steuereinnahmen verbuchen konnte, weil hier bedeutende Handelsverbindungen nach Nordeuropa bestanden, konnte im 13. Jahrhundert ein gotischer Dom fertiggestellt werden.
Täglich um 12:30 Uhr kann man an der bereits erwähnten Orgelmeditation teilnehmen. Die moderne Orgel umrahmt das Hauptportal. Ungewöhnlich ist, dass der Spieltisch der Orgel ganz präsent mitten im Kirchenschiff steht.
Auch der Klang der Orgel ist besonders. Unsichtbar für die Zuhörer sind ein Teil der Orgelpfeifen im Kirchenraum verteilt. Dadurch entsteht ein dreidimensionaler Klang.
Am Abend konnten wir uns bei einem Abendessen bei Ikea, wo wir unseren Bus geparkt hatten, kulinarisch auf unser nächstes Ziel einstimmen: Schweden.
Unsere Fahrt zum Vega Archipel war ein spontaner Abstecher auf dem Weg nach Trondheim. Bei Tjøtta muss man die Fähre nehmen, um der Küstenstraße RV 17 weiter folgen zu können. Man kann hier jedoch auch einen Umweg machen und zur Insel Vega übersetzen.
Vega ist die Hauptinsel eines Archipels, welches aus rund 6500 Schären und kleinen Inseln besteht. Dieses Archipel wurde unter UNESCO Weltkulturerbe-Schutz gestellt, weil man hier eine 1500-jährige Kulturgeschichte der Fischerei und Landwirtschaft ablesen kann, die bis heute unter den harten Bedingungen eines polaren Klimas stattfindet.
Die Menschen, die sich hier zu einer Zeit ansiedelten, als es im Sommer noch vier Grad kälter war als heute, mussten mehrere Erwerbstätigkeiten ausüben, um zu überleben. Frauen errichteten Entenfarmen, um die begehrten Daunen der Eiderenten zu »ernten«. Die Eiderenten kommen im Februar und März zum Brüten auf die Inseln und suchen geschützte Orte. Diese wurden ihnen in Form kleiner Spitzdachhütten zur Verfügung gestellt. Die Enten bauten darin ihre Nester aus Daunen, um die Eier während der Brutzeit warmzuhalten. Nachdem die geschlüpften Entenküken die Nester verlassen hatten, wurden die Daunen von den Frauen eingesammelt. Für ein Kilo Daunenfedern benötigt man 60 bis 70 Nester.
Modell einer Eiderdaunenhütte
Tatsächlich wird diese Form der Daunenproduktion noch auf einigen kleinen Inseln praktiziert.
Sehen konnten wir die originalen Entenhütten auf der Hauptinsel Vega nicht, aber es gibt ein Touristenzentrum, welches über das Leben und die Arbeit auf den Inseln informiert.
Informationszentrum auf der Insel Vega
Wanderung zum Ravenfloger
Die Hauptinsel Vega ist ein guter Ort für Wanderungen und es gibt hier eine besonders spektakuläre Form der Bergbesteigung: die Vegatreppe auf den etwa 300 Meter hohen Berg Ravenfloger. Diese Treppe besteht aus etwa 1400 Holzstufen und es benötigt etwas Kondition und Kraft in den Waden, um den Auf- und Abstieg zu bewältigen. Finanziert hat man das Projekt, indem man die einzelnen Stufen an Privatpersonen und Firmen verkaufte.
Wagemutige können auch eine spektakulärere Route wählen. In die Felsen wurden Eisenbügel eingelassen, über die man mit Führer und der nötigen Kletterausrüstung ebenfalls den Gipfel erreichen kann.
Egal welche Route man wählt: Der Aufstieg lohnt sich, da man vom Gipfel einen tollen Blick über Teile des Archipels hat. Leider gab es während unseres Aufstiegs einen Wetterumschwung: Dunkle Regenwolken zogen auf und versorgten uns in den nächsten Tagen mit starken und lang anhaltenden Regenschauern. Aber wir wollen uns nicht beklagen, da wir in den vergangenen drei Monaten sehr viel Sonnenschein genießen konnten.
Unterwegs
Helgelandsbrua Schrägseilbrücke über den LeirfjordPetter Dass Museum mit Pfarrhaus und mittelalterlicher Steinkirche
Bei unserer Fahrt entlang der Küstenstraße RV 17, der wir mit einigen Abstechern bis Trondheim folgen wollen, kamen wir am Svartisen Gletscher vorbei. Leider zog sich an diesem Tag eine tiefe Wolkendecke über den Fjord, sodass wir die imposanten Eisfelder nur zum Teil sehen konnten.
Noch ist der Svartisen Gletscher wolkenverhangen…
Aber das wenige, dass wir von dem Gletscher zu sehen bekamen, beeindruckte uns sehr. Während der Weiterfahrt beschlossen wir spontan, in der Nähe zu übernachten und am nächsten Tag bei vermutlich besserem Wetter zur Gletscherzunge zu wandern.
… von unserem Stellplatz war der Svartisen am Abend klar zu erkennen
Der Svartisen ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens und sein Name bedeutet übersetzt Schwarzeis. Insgesamt besitzt der Gletscher 60 Arme, die in verschiedene Täler hinabfließen. Bis in die 1950er Jahre reicht der Hauptgletscher fast bis auf Meereshöhe und endete in einem Gletschersee.
Seit dieser Zeit bildet sich der Gletscher jedoch stark zurück. Da dieser Vorgang bereits seit vielen Jahrzehnten anhält, nimmt man an, dass hierfür nicht nur die Erderwärmung verantwortlich ist. Im Jahr 1982 brach ein großer Teil des Hauptgletschers ab und schwamm einige Jahre im Gletschersee.
Die Wanderung zum Gletscher
Am nächsten Tag war tatsächlich ideales Wanderwetter. Wir brachen recht früh auf, um das erste Boot zu erreichen, welches die Wanderer über den Fjord bringt. Mit dem Auto erreicht man das Wandergebiet nicht.
Nur mit dem Boot erreicht man das Wandergebiet
Nach zwei Kilometern Wanderung über eine Sandpiste, kommt man an den Gletschersee, dann erfolgt der eigentliche steile Aufstieg über glatt geschliffene Felsen, die noch vor 80 Jahren von Eis bedeckt waren.
Glatt geschliffene Felsen wurden noch vor einigen Jahren vom Gletscher bedeckt
Nach rund zwei Stunden erreicht man die Gletscherzunge. Auf das Eis sollte man sich jedoch nur mit einem kundigen Bergführer begeben. In der Nähe der Gletscherzunge hört man es knacken und gurgeln. Man spürt, dass jederzeit Eis abbrechen könnte und hält instinktiv einen Abstand zu dem zerklüfteten Eis.
Inklusive des Bootstransfers dauerte die Tour etwa 51/2 Stunden. Wir waren danach ziemlich geschafft, sind jedoch froh uns für diesen spontanen Ausflug entschieden zu haben. So konnten wir diese gewaltige Gletscherwelt erleben, solange sie noch existiert.
Etwas mehr als drei Stunden dauerte die Überfahrt von den Lofoten nach Bodø. Diese Fährpassage sparte uns einen Umweg von mehreren hundert Kilometern.
Wir haben uns entschlossen bis Trondheim, die längere aber schönere Route entlang der Küste zu nehmen. Rund 30 Kilometer hinter Bodø überquert man den Saltstraumen, den mächtigsten Mahlstrom der Erde. Hier sollte man unbedingt einen Stopp einlegen, um sich ein unglaubliches Schauspiel anzuschauen. Kontinuierlich wird durch einen 150 Meter engen »Flaschenhals« bei Flut das Wasser vom Meer in den Fjord hineingedrückt. Es entwickelt dabei eine Geschwindigkeit von fast 50 km/h und bildet Strudel mit Durchmessern von bis zu 10 Metern.
Wenn die Flut ihren Höchststand bei drei Metern erreicht hat, stoppt der Strom für einen kurzen Moment und die Fließrichtung kehrt sich um. Dieser von den Gezeiten abhängige Richtungswechsel findet viermal pro Tag statt.
Der Blick in dieses schnell fließende wilde Wasser und die großen Strudel lässt einen schaudern. Man mag sich nicht vorstellen, in diesen Strom hineinzugeraten.
Wagemutige fahren mit starken Zodiac-Booten in den Strom hinein und lassen sich von den Wassermassen wieder herauskatapultieren.
Im Saltstraumen halten sich große Fischschwärme auf, da das Wasser viele Nährstoffe mit sich führt. Das zieht jede Menge Seevögel und Angler an.
Pflege und Entspannung
Lange Zeit sind wir auf unserer Reiseroute auf keine Waschbox gestoßen, die für unseren Bus hoch genug war. In Bodø fanden wir eine und konnten das Campmobil endlich vom Staub vieler tausend Kilometer befreien.
Auch wir benötigten etwas Pflege und gönnten uns eine Pause auf einem abgelegenen Campingplatz am Ende des Saltstraumen.
Wir räumten auf, putzten, kochten und schauten ansonsten dem Wechsel der Gezeiten zu.
Das war nach dem wechselvollen Reisealltag der letzten Wochen einfach mal nötig und gab uns Zeit, die vielen Eindrücke zu verarbeiten und die nötige Energie für die weitere Reise zu tanken.