Neues aus Masuren

22. und 23. April 2023

Kurz vor unserer Abfahrt haben wir noch einen Spontankauf getätigt: Einen kleinen zerlegbaren Grill. Denn, dass Thüringer ohne Grill auf reisen gehen, ist eigentlich undenkbar. Inzwischen sind die Temperaturen endlich so weit gestiegen, dass wir den »Skotti« auspacken und ausprobieren konnten. Thüringer Würstchen gab es zwar nicht, geschmeckt hat es jedoch trotzdem.

Hier am See hörten wir ein Geräusch, welches wir auch schon an anderen Gewässern bemerkt hatten. Es klingt, als ob jemand in den Hals einer Flasche blasen würde. Heute hat Kathrin recherchiert, was es mit diesen Tönen auf sich hat. Es ist der Balzruf einer Rohrdommel.

Gesehen haben wir hier schon jede Menge seltener oder ungewöhnlicher Vögel. Überall in den Dörfern befinden sich auf Strom- oder Lichtmasten große Storchennester. In den meisten sitzen brütende Storchenpaare. Auf den Feldern machen Kraniche auf ihrem Weg nach Norden Rast.

Auch ein Wiedehopf suchte ganz in der Nähe unseres Wagens nach Futter und ein Spatz kam auf der Suche nach Krümeln gleich ganz in den Bus.

Aktuell befinden wir uns auf einem Campingplatz in der Nähe von Elk. Der Grund, warum wir hier gelandet sind, ist ganz profan: Es ist einer der wenigen Plätze die hier bereits geöffnet haben. Das heißt, so ganz offen ist er noch nicht. Auch hier werden noch allerlei Vorbereitungen für den Saisonstart getroffen.

Google Maps verzeichnete als einzige Sehenswürdigkeit dieser Gegend einen »Lost Place«. Es handelt sich um das Areal einer ehemaligen Chemie-Fabrik, die tief im Wald versteckt liegt. Die bunkerartigen Lagergebäude lassen vermuten, dass hier explosives Material hergestellt wurde.

Banaler Alltag und große Geschichte

20. und 21. April 2023

Eine Langzeitreise ist nicht gleichzusetzen mit einem 14 tägigen Urlaub. Langzeitreisende sitzen nicht permanent mit einem Drink am Stand oder am Seeufer und schauen in den Sonnenuntergang. Manchmal tun sie das schon, aber eben nicht immer.

Auf Langzeitreisen entwickelt sich ein »normaler« Alltag. Die Wäsche muss gewaschen, Nahrungsmittel organisiert werden und es wird gekocht, da es zu teuer wäre, jeden Tag essen zu gehen. Dieser Reisealltag ist meist sehr viel komplizierter und aufwändiger als der heimische: Wo finde ich beispielsweise eine Waschmaschine und ist das Wetter geeignet um die Wäsche draußen zu trocknen?

Völlig nervig sind auch all diese unterschiedlichen Supermärkte. Jedes Mal eine neue Schnitzeljagd nach den Produkten, die in jedem Laden anderswo versteckt werden.

Aber wir wollen nicht jammern, dieser Alltag gehört zum Reisen dazu.

Im letzten Blogbeitrag hatten wir über eine Fahrradtour berichtet und auch jetzt haben wir nach Erledigung unserer Hausaufgaben wieder einen Ausflug per Rad gestartet. Am Ende waren wir und die Räder ziemlich am Ende. Radfahren in Masuren ist eine echte Herausforderung.

Gestern war Hitlers Geburtstag und deshalb sind wir extra einen Tag später zur »Wolfsschanze« gefahren, um dort nicht vielleicht irgendwelche Personen mit brauner Gesinnung zu treffen.

Die „Wolfsschanze,“ war ein Hauptquartier der Nationalsozialisten, welche eine riesige Bunkeranlage mit meterdicken Wänden, tief in den masurischen Wälder, versteckt. Hitler hat in diesem Führerhauptquartier einen großen Teil der Krieges verbracht und hier wurde das Bombenattentat von Graf von Stauffenberg auf ihn verübt, was uns nicht bewußt war. Nach Kriegsende wurde die gesamten Bunkeranlage gesprengt. Heute sieht man nur noch Reste von Betonbunkern mit meterdicken Wänden scheinbar durcheinander im Wald verteilt. Der eigentlich so düsterer Ort mit dem schrecklichen geschichtlichen Hintergrund, wirkte im hereinbrechenden Frühling seltsam leicht. Überall grünt und blüht es: Die Natur hat die Anlage langsam und beharrlich zurückerobert.

Masuren

17. bis 19. April 2023

Wir verlassen Warschau in Richtung Masuren. Unser Ziel ist der knapp 200 km entfernte südliche Teil des Seengebiets. Rund vier Stunden soll die Fahrt bis dorthin über Landstraßen und Nebenstrecken dauern. Am frühen Nachmittag erreichen wir einen Campingplatz, den wir am Abend zuvor über Google-Maps ausfindig gemacht hatten. Die letzte Wegstrecke ist etwas abenteuerlich, da der Platz nur über einen unbefestigten Waldweg erreichbar ist. Dort angekommen, stellen wir fest, dass der Campingplatz zwar geöffnet ist, sich jedoch kein Mensch dort befindet. An der Rezeption hängt lediglich eine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme bei Anreise. Da der Duschraum noch verschlossen ist und es kein warmes Wasser gibt, entschließen wir uns einen größeren Campingplatz in etwa 20 km Entfernung anzusteuern. Dort treffen wir den Besitzer, der mit einigen Helfern versucht, den Platz für die neue Saison vorzubereiten. Aber auch hier können wir nicht bleiben, weil der lange und strenge Winter die Wasserleitung zerstört hat.

Auf dem Weg nach Masuren

Kathrin und ich beraten, was wir tun können. Die Zeit bis zum Saisonstart, der hier im Mai beginnt, können wir ohne Strom und Wasser nicht überbrücken. Nachts ist es immer noch sehr kalt und wir benötigen zum Betrieb der Heizung elektrische Energie. Wir entschließen uns in Mikolajki, einem touristischen Hauptort, nach einem Campingplatz zu suchen. Allerdings wollen wir nicht auf gut Glück dorthin fahren, sondern vorher anrufen. Beim zweiten Telefonat haben wir Glück. Wir sprechen mit der Tochter eines Campingplatzbesitzers; der Platz ist offiziell zwar noch nicht geöffnet, aber wir können vorbeikommen. Nach weiteren 1 ½ Stunden Fahrt erreichen wir CampingKamA, einen sehr schönen Ort direkt an einem See. Der Besitzer des Platzes schien zwar über die spontane Zusage seiner Tochter nicht so begeistert zu sein, weil extra für uns ein Waschraum in Betrieb genommen werden musste, zeigte sich aber überaus freundlich und hilfsbereit. Wir haben als einzige Gäste die freie Platzwahl und stellten uns natürlich direkt an den See.

CampingKamA

Am nächsten Morgen erfüllte sich Kathrins sehnlichster Wunsch: Wir können das erste Mal draußen in der Sonne frühstücken.

Der Besitzer des Campingplatzes hatte bemerkt, dass wir Fahrräder dabei haben und brachte uns eine detaillierte Fahrradkarte, die wir gut für die Ausflüge in die Region gebrauchen konnten.

Nach dem Frühstück starten wir nach Mikolajki. Auch hier beginnen erst nach und nach die Vorbereitungen für die Saison: In der vergangenen Woche soll es hier noch geschneit haben. Nun werden die Restaurants geputzt, Reparaturen durchgeführt und die Boote aus dem Winterschlaf geholt.

Insgesamt war unsere Fahrradtour durch ein kleines Naturschutzgebiet nicht sonderlich lang. Trotzdem waren wir nach dieser Fahrt ziemlich geschafft, da die Strecke meist über Sand- und Feldwege führte.

Am Abend erreicht uns wieder eine Regenfront. Es ist laut Wetterbericht jedoch die letzte in der nächsten Zeit. Ab morgen sagt der Wetterbericht schönes Wetter voraus.

Warschau

15. und 16. April 2023

Warschau Altstadt

Es gibt Tage, da häufen sich die Pannen. Am Abend vor unserer Abfahrt nach Warschau spielte plötzlich die Elektroheizung verrückt. Sie ging immer wieder spontan aus und wir mussten auf die Dieselheizung ausweichen. Dann ließ sich der Laptop, obwohl voll geladen, nicht starten. Auf der Fahrt nach Warschau bei Starkregen meldete sich eine gelbe Warnlampe, weil die Beleuchtung der Heckbox ausgefallen war. Und dann fiel auf einem Rastplatz beim Öffnen einer Schranktür ein Karton mit Eiern heraus und mehrere Eier zerschellten auf dem Teppich.

Ein Problem löste sich von selbst. Die Heizung geht jetzt wieder. Vermutlich waren Netzschwankungen die Ursache für die Abschaltvorgänge. Der Laptop lässt sich wieder starten, wenn gleich sehr unwillig: Es benötigt meist mehrerer Startversuche. Sollten die Blogbeiträge in den kommenden Tagen oder Wochen abrupt enden, dann hat er seinen Geist völlig aufgegeben.

Die Beleuchtung der Heckbox hatte nur einen Wackelkontakt und der Teppich wird gründlich gereinigt, wenn wir mal wieder schönes Wetter haben.

In Warschau stehen wir im »Garten« eines Motels. Ein sehr ruhiger Rasenplatz mit altem Baumbestand und tollen Sanitäreinrichtungen, den wir uns mit 3 anderen Wohnmobilen teilen. Allerdings bekommen wir deren Bewohnerinnen kaum zu Gesicht, da sie aufgrund der kühlen Witterung und der Größe ihrer Mobile noch weniger ihre Fahrzeuge verlassen als wir.

Bis zum Zentrum sind es 15 km, das jedoch Dank des guten und preisgünstigen ÖPNF schnell erreicht werden kann.

Die Alt- und die sogenannte Neustadt sind touristisches Pflichtprogramm. Daneben gibt es jedoch auch einige interessante Szeneviertel, deren Existenz sicherlich auch den rund 230.000 tausend Studierenden zu verdanken ist. Verglichen mit anderen Millionenstädten gibt es in Warschau jedoch vergleichsweise wenige kulturelle Highlights, wie beispielsweise bekannte Kunstmuseen, mit denen andere Metropolen punkten.

In Warschau habe ich auf einem sehr skurrilen geschlossenem Markt mit dem Camera Obscura Projekt begonnen, das während der gesamten Europareise weitergeführt werden soll.

Unser Bedarf an Städte-Sightseeing ist nun jedoch gedeckt. Morgen geht es nach Masuren in die Wälder und an die Seen.

Breslau

13. und 14. April 2023

Breslau Marktplatz

Wir steuern in strömenden Regen Breslau an. Von Norditalien bis Polen erstreckt sich derzeit ein breites Regenband, welches uns auch in den kommenden Tagen noch begleiten wird.

Mit rund 640.000 Einwohnern ist Breslau die viertgrößte Stadt Polens. Erstaunlicherweise gibt es in und um die polnischen Großstädte nur wenige Möglichkeiten zu campen. Wir haben einen Stellplatz (camp4u) angesteuert, der sich etwa 15 km außerhalb der Stadt befindet. Bei diesem Wetter benötigen wir einen Stromanschluss um zu heizen und eine warme Dusche. Zu Fuß kann man von dem Stellplatz, den wir fast für uns alleine haben, in etwa 15 Minuten eine Bahnstation erreichen, um ins Zentrum zu gelangen. Breslau im strömenden Regen macht nicht so wirklich Spaß und deshalb können wir uns nicht so richtig an den zahlreichen Highlights dieser Stadt erfreuen.

Breslau Markthalle

Für den folgenden Tag haben wir uns einen Besuch des Zoos vorgenommen. Der Breslauer Zoo soll – hinsichtlich der Anzahl der Tierarten – einer der größten der Welt sein. Wegen der vielen Tierhäuser ist er auch eine gute Schlechtwetter-Alternative.

Afrikarium-Ozenarium im Breslauer Zoo

Das Highlight des Zoos ist das Afrikarium-Ozenarium mit seinen riesigen Meerwasserbecken, die man zum Teil durch Glasröhren durchquert und so einmalige Einblicke in die Unterwasserwelt erhält.

Viele der älteren Gehege gehen sicherlich noch auf die Gründungszeit ab dem Jahr 1864 zurück. Diese Anlagen entsprechen nicht den heutigen Standards einer modernen Tierhaltung. Teilweise hat man Mitleid mit den Tieren, die in sehr beengten Gehegen leben müssen.

Der Zoo bietet somit ein Spannungsfeld zwischen moderner und sehr altertümlicher Zurschaustellung von Tieren.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof haben wir noch einen Abstecher zu einigen der vielen Inseln gemacht, auf denen sich Teile der Altstadt befinden und die alle mit Brücken untereinander verbunden sind.

Breslau: Altstadtinseln

Von Görlitz nach Jelenia Gora

11. und 12. April 2023

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Pünktlich zum Frühstück begann es in Strömen zu regnen. Es ist sehr viel komplizierter und langwieriger den Bus bei Regen für die Abfahrt bereitzumachen. Man kann nichts nach draußen legen und alles muss in dem engen Raum des Busses gepackt werden.

In Görlitz überquert man eine Brücke über die Neiße und ist dann gleich in Polen. Auf den ersten Metern auf polnischen Staatsgebiet hatten wir fast einen Unfall. Das ABS System musste auf nasser Fahrbahn eingreifen und brachte den Bus gerade noch rechtzeitig zum Stehen.

Der Regen begleitete uns auf der Fahrt nach Jelenia Gora (Hirschberg). Wir fuhren auf Nebenstrecken, die oft einspurig waren. Die Fahrt war schön, dauerte jedoch sehr lange. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit betrug etwa 30 km/h. Zu oft werden auf diese entschleunigte Weise nicht reisen können.

Auf dem Weg

Jelenia Gora

Zwischen zwei Regenschauern besichtigten wir die sehenswerte Innenstadt von Jelenia Gora, um danach im Bus Chili zu kochen. Auch dies dauert bei Regen deutlich länger, weil die Zubereitung auf engstem Raum erfolgt.

Der nächste Morgen brachte eine Überraschung: Die Temperatur war auf minus zwei Grad gesunken und die Fahrräder waren von einer Reifschicht überzogen. Aber die Sonne schien.

So fuhren wir heute in den Nationalpark Riesengebirge, dessen schneebedeckte Gipfel wir schon gestern aus der Ferne sehen konnten. Von einem Wanderparkplatz ging es fast 500 Meter nach oben zu der Skihütte Szrenica, die auf etwa 1200 Metern liegt. Schon auf dem Weg nach oben trafen wir einen Ranger, der auf seinem Pickup Schneeketten aufgezogen hatte. Somit war klar was uns oben erwarten würde. Schnee und eine herrliche Fernsicht….

Start der Reise

am 9.4.2023

Ostermontag im Bus

Am Ostersonntag, nach einem gemeinsamen Mittagessen mit den Kindern, war es soweit. Wir sind zu unserer langen Reise aufgebrochen.

Die meisten Dinge hatten wir bereits in den Tagen zuvor im Bus verstaut. Nur die Fahrräder mussten noch auf dem Heckträger montiert werden und die frischen Lebensmittel in den Kühlschrank verstaut werden. Dann starteten wir in Richtung Görlitz, unserem ersten Ziel.

In den vergangenen Wochen hatten wir uns von Freunden und der Familie verabschiedet, was nicht immer leicht war. Aber nun wurde es Zeit, dass wir aufbrachen.

Die letzten Nächte hatten wir beide schlecht geschlafen. Einerseits freuten wir uns auf die Reise, aber es mehrten sich auch Fragen, ob wir an alles gedacht hatten, ob alles gut gehen würde und eine gewisse Unruhe machte sich bemerkbar. Eine Freundin hatten den Start der Reise mit der Phase vor einem Marathonlauf verglichen: In den Tagen vor dem Start werden die Bedenken immer größer und mit dem Startschuss sind alle Ängste wie weggeblasen – und so war es dann auch.

Am Ostermontag besuchten wir bei wunderbarem Wetter die Stadt Görlitz und ließen uns von einem Stadtführer die sehenswerte Innenstadt zeigen.

Nachmittags fuhren wir mit den Rädern an den Berzdorfer See, einem gefluteten Braunkohletagebau, der wie viele dieser Abbaugebiete jetzt der Naherholung dient.

Der Start der Reise rückt näher

Das Chaos vor der Abreise

Wir haben nun einen festen Termin für die Abreise festgelegt. An den Osterfeiertagen soll es losgehen. Mit dieser Festlegung wollen wir vermeiden, dass sich der Starttermin wegen irgendwelcher »wichtigen« Aufgaben herauszögert.

In den vergangenen Wochen und Monaten befanden wir uns in einer geschäftigen Phase der Vorbereitungen. Mittlerweile ist die Do-List jedoch fast abgearbeitet und die letzten Arbeitstage liegen bereits hinter uns.

Bei aller Vorfreude tauchen bei mir leichte Ängste und Zweifel auf, je näher die Abreise heranrückt. Immerhin verlassen wir für ein Jahr unsere Komfortzone und werden unter nicht immer vorhersehbaren Bedingungen in einem kleinen Bus leben. Es ist uns klar, dass wir nicht die Instagram-Vanlive-Idylle erleben werden. Es wird sicherlich Tage geben, an denen wir bei schlechtem Wetter im Bus festsitzen. Wir wissen nicht, ob wir auf der langen Reise von Krankheiten, Diebstählen, Fahrzeugdefekten oder Unfällen verschont bleiben. Klar, es gibt Sicherheitsnetze in Form von Versicherungen, die uns in solchen Situationen auffangen können. Erleben möchten wir sie jedoch möglichst nicht.

Ich kenne dieses Reisefieber oder die Reiseangst von Touren, die ich als Jugendlicher gemacht hatte. Damals ohne Versicherungen und ohne internetfähiges Smartphone. Die Ankunft in einer fremden Stadt, die Suche nach einer Unterkunft ohne Vorplanung, ohne Google-Maps und ohne die Sprache zu beherrschen. Ähnlich geht es mir aktuell. Vermutlich gehört ein gewisses Maß an Reisefieber dazu, wenn man das erste Mal eine solche Langzeitreise startet.

Aktuell treffen wir die letzten Vorbereitungen: Der Bus hat eine große Inspektion, leichte Offroad-Bereifung und einen stabilen Unterfahrschutz aus Metall erhalten. Ausrüstungsgegenstände werden zusammengesucht und noch einmal getestet. Bei allen Dingen und Kleidungsstücken wägen wir ab, ob wir sie wirklich benötigen.

Vorräte werden aufgefüllt: Viel passt jedoch nicht in die Vorratsbox. Für zwei oder drei Tage soll es jedoch immer reichen. Wir diskutieren, welche Gewürze wir mitnehmen und welche Arzneimittel eingepackt werden sollen. Der Berg an Gegenständen, die in den Bus gepackt werden sollen wächst kontinuierlich an. Am Ende wird sicherlich das eine oder andere Teil zu Hause bleiben müssen.

Für Regentage habe ich eine Auswahl von Dokus und Filmen auf eine Festplatte gespielt. Aktuell testen wir unterschiedliche Leih-Plattformen für E-Books. Für uns ist wichtig, dass sich auch Reiseführer im Sortiment befinden. Richtige Bücher können wir aufgrund des Platzmangels und des hohen Gewichts nicht mitnahmen.

All diese Aktivitäten lassen den Starttermin immer konkreter werden.

Gesundheit und Wohlbefinden

Mückenschutz

Thermazell Mückenschutz

Nicht nur bei Reisen in nordische Länder können Mücken beim campen ungemein nervig sein. Damit die Mücken nicht ins Fahrzeug gelangen, haben wir für die Fenster und die Schiebetüröffnung fest eingebaute oder montierbare Mückenschutzgitter. Für den Aufenthalt draußen helfen die bekannten Mückenschutz-Sprays von Autan oder Balistol. Zusätzlich haben wir mit mäßigem Erfolg Citronella-Kerzen oder Räucherspiralen ausprobiert. Auf der Langzeitreise wollen wir einen Thermazell Mückenschutz testen. Ein Duftstoffverdampfer der auf eine Gaskartusche aufgesetzt wird.

Trinkwasserreinigung

Katadyn Wasserfilter

Reisemobile, die für Fernreisen genutzt werden, besitzen häufig fest eingebaute Anlagen zur Trinkwasserreinigung. Einen solchen Luxus bietet unser Bus nicht. Wir verwenden einen mobilen Katadyn Wasserfilter, bei dem das Wasser durch einen Keramikfilter gepresst wird, um bei Bedarf die gewünschte Menge Trinkwasser aufzubereiten. Der Filter ist sehr kompakt und er lässt sich direkt auf Weithals-Trinkflaschen aufschrauben, um das aufbereitete Wasser dort zu sammeln.

In Europa werden wir den Wasserfilter vermutlich nur selten nutzen müssen, da das Leitungswasser in vielen Ländern Trinkwasserqualität besitzt. Falls notwendig kann mit einem Katadyn-Filter auch Wasser aus fließenden und stehenden Gewässern aufbereiten.

Beleuchtung

Auf unseren Reisen haben wir mit unterschiedlichen Beleuchtungsarten experimentiert und festgestellt, wie wichtig eine gute Beleuchtung für das Wohlbefinden ist.

Anfangs nutzten wir im Außenbereich eine Gaslaterne der Firma Campingaz, die früher in französischen Feld-Lazaretten verwendet wurde. Die Wärme und das leise Zischen dieser Lampe verbreitet eine gemütliche Atmosphäre. Allerdings ist das Packvolumen der Lampe und der benötigten Gaskartuschen recht groß, sodass sie auf der großen Reise zu Hause bleiben muss.

Die UCA Kerzenlaterne ist verglichen mit der Gaslaterne winzig. Wir benutzen diese windgeschützte Kerze häufig als »Ambiente-Beleuchtung« im und vor dem Bus. Ein Nachteil hat diese Laterne: Sie benötigt spezielle Kerzen, die man nur in wenigen Outdoorläden oder online erhält.

Als weitere sehr flexible Ambientebeleuchtung nutzen wir einen wasserdichten LED-Schlauch, der über einen USB-Anschluss betrieben werden kann. Die Helligkeit und Lichtfarbe kann per Fernbedienung variabel eingestellt werden. Der Lichtschlauch kann mithilfe von Clips im Innen- und Außenbereich aufgehängt werden. Eine tolle Idee ist, dass man ihn in den mitgelieferten Beutel stopfen und als »Lichtsack« nutzen kann.

Als helle Allgemeinbeleuchtung zum Lesen oder Arbeiten haben wir uns für die Reise noch eine multifunktionale LED Campingleuchte angeschafft. Sie besitzt einen leistungsfähigen Akku und Leuchtstärke bzw. Beleuchtungswinkel lassen sich verändern und man kann sie legen, hinstellen oder aufhängen. Die Lampe besitzt sogar ein Stativgewinde, um sie als Videoleuchte nutzen zu können.

Reiseapotheke und Verbandmaterial

Wir haben nur die wichtigsten Arzneimittel dabei: Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel, Tabletten zur Behandlung von Durchfallerkrankungen und Salben zur Behandlung von Zerrungen, Verstauchungen oder Verbrennungen. Alles Weitere würden wir bei Bedarf in örtlichen Apotheken kaufen. Wundpflaster und etwas Verbandmaterial bewahren wir griffbereit in den Küchenschränken auf.

Wärme

Zippo Handwärmer

Hier geht es nicht um das Thema »heizen im Fahrzeug«, sondern um Zubehör, welches das Wohlbefinden an kühlen Abenden oder kalten Tagen steigern kann.

Für die Campingstühle haben wir Filzauflagen anfertigen lassen, die sich auch auf der Sitzbank im Fahrzeug nutzen lassen. Diese Auflagen haben sich an kühlen Abenden sehr bewährt. Auch gute Wolldecken und warme Socken gehören zu unserer Grundausrüstung. Die Wolldecken nutzen wir an kalten Tagen auch als Ergänzung zu unseren relativ dünnen Bettdecken, denn unterschiedliche Bettecken für Winter und Sommer – wie man sie zu Hause verwendet – können wir in unserem kleinen Bus nicht mitnehmen.

Um an sehr kalten Tagen die Hände warmzuhalten, benutzen wir kleine Handwärmer der Firma Zippo, die mit etwas Feuerzeugbenzin befüllt werden und dann für bis zu 12 Stunden angenehme Wärme liefern.

Trotz des Doppelbodens ist es im Bus manchmal sehr fußkalt. Eine kleine Fußmatte mit Heizdrähten, die wir auf den Boden der Dinette legen, hält an kalten Tagen unsere Füße warm. Diese Matte verbraucht nur sehr wenig Strom.

Auch eine gute Thermoskanne für heiße Getränke zählt zur Grundausstattung für kalte Tage.

Letzte Reisevorbereitungen

Die Do-List

Do-List

Gut ein Jahr vor unserer geplanten Abreise habe ich damit begonnen eine Do-List zu erstellen. Diese wurde mit der Zeit immer unübersichtlicher, da immer mehr Punkte hinzukamen.

Irgendwann habe ich begonnen, diese Liste nach verschiedenen Bereichen zu strukturieren und Deadlines für die Erledigung einzelnen Aufgaben festzulegen.

Das Fahrzeug

Individuelle Kissen, Filzauflagen und Vorhänge mit Magnethalterungen

Eine Optimierung des Fahrzeug-Innenraums haben wir im Verlauf der vergangenen ein bis zwei Jahre ganz allmählich vorgenommen. Es gab kleinere und größere technische Veränderungen: Beispielsweise der Einbau eines Warmwasser-Boilers oder einer Trenntoilette.

Es gab aber auch gestalterische Eingriffe, um den Bus wohnlicher zu gestalten: Beispielsweise den Einbau von Magnetleisten zur Befestigung von Vorhängen.

Vor der Abreise werden wir einen großen Fahrzeugcheck durchführen lassen. Auch die Fahrzeug- und Bordbatterien müssen überprüft werden und die häufig genutzte Schiebetür soll prophylaktisch gewartet werden. Bei diesem Check sollen auch Arbeiten durchgeführt werden, die nach Serviceplan noch nicht notwendig wären. Aber wir wollen unterwegs natürlich möglichst selten Werkstätten ansteuern.

Vor der Reise wird auch ein Unterfahrschutz für Motor und Getriebe montiert. Er besteht aus einem 6 mm starken Aluminiumplatte. Zusätzlich wollen wir vor der Reise AT Reifen auf Stahlfelgen aufziehen lassen. Für unsere Zwecke reichen »leichte« All Terrain Reifen für gelegentliche Fahrten auf Schotterpisten, nassen Wiesen oder matschigen Campingplätzen.

Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, mindestens zwei Jahre Erfahrung mit einem Fahrzeug zu sammeln, bevor man auf große Reise geht. Man muss auf einigen kürzeren Reisen die Stärken und Schwächen des Fahrzeugs kennenlernen und Details Schritt für Schritt optimieren.

Versicherungen und Verträge

Schutzbrief

Unsere Fahrzeugversicherung beinhaltet einen Schutzbrief. Er besitzt einen vergleichbaren Leistungsumfang wie der häufig genutzte ADAC Schutzbrief, kostet jedoch etwas weniger. Dieser Premium Schutzbrief soll helfen, fast alle denkbaren Pannen- und Unglücksfälle während der Reise zu regulieren und abzudecken. Selbst wenn wir uns entscheiden würden, im Winter nach Marokko zu reisen, könnten wir im Falle eines Unfalls, das Fahrzeug von dort zurücktransportieren lassen.

Inhaltsversicherung

Addiert man Wert aller Dinge, die man für eine lange Reise in den Camper packt, kann schnell eine fünfstellige Summe zusammenkommen. Sollte man unterwegs bestohlen oder ausgeraubt werden oder den Inhalt des Campers durch einen Unfall oder Brand verlieren, erhält man von der Versicherung den finanziellen Neuwert. Dass das Inventar auf einer Reise nicht kurzfristig und ohne weiteres ersetzt werden kann, ist ein anderes Thema.

Haftpflicht und Vollkaskoversicherung

Reist man durch Europa und einige angrenzende Staaten, wie Marokko und Tunesien, sind mögliche Unfallschäden durch die Haftpflicht bzw. Vollkaskoversicherung abgedeckt. Da auch betagtere Reisemobile oft einen hohen Wert besitzen, halte ich eine Vollkaskoversicherung für sehr sinnvoll.

Wer in die Türkei reist und den Bosporus überquert, befindet sich bereits in Asien und benötigt eventuell eine separate Kurzhaftpflichtversicherung.

Wer andere Kontinente bereisen möchte, muss sein Fahrzeug meist verschiffen und kann häufig über das Unternehmen, welches die Verschiffung organisiert, eine Kfz-Versicherung für das Zielgebiet abschließen.

Krankenversicherung

Da wir mit unseren Arbeitgebern ein Vertrag zur Durchführung eines Sabbaticals abgeschlossen hatten, bei dem wir Überstunden angesparten, die während des Sabbaticals abgebaut wurden, lief unsere Krankenversicherung wie bisher weiter. Allerdings ist es ratsam, eine Zusatzversicherung für Langzeitreisen abzuschließen. Die Auslandsversicherung übernimmt jene Kosten, die von der Krankenversicherung nicht übernommen werden: Beispielsweise, wenn ein Krankenhausaufenthalt im Ausland kostspieliger ist als in Deutschland. Eine solche Versicherung ist jedoch nicht ganz günstig und kann je nach Versicherungsunternehmen, Reiseziel und Alter der/des Reisenden eine vierstellige Summe kosten. Wir wechselten vor Beginn der Reise zur TK-Versicherung, da man über diesen Anbieter eine Auslandskrankenversicherung abschließen konnte, die pro Person und Tag nur 0,89 € kostet (Stand 1/2023), was im Vergleich mit anderen Anbietern von der Stiftung Warentest als sehr günstig bewertet wurde.

Telekommunikation

Für eine Langzeitreise benötigt man Mobilfunkverträge mit höherem Datenvolumen.

Wir haben Verträge bei Anbietern abgeschlossen, die das Netz der Telekom nutzen. Dies war deutlich günstiger, als direkt über die Telekom Verträge abzuschließen.

Warum haben wir uns für das Telekom-Netz entschieden? In dem Kleingedruckten der anderen Netzanbieter war das Roaming nur für einen begrenzten Zeitraum zulässig. Diese Einschränkung wurde in den Verträgen der Telekom-Anbieter nicht so deutlich genannt.

Wir haben Mobilfunkverträge mit unterschiedlichen Anbietern abgeschlossen. Das hat zwei Gründe: Wenn ein Anbieter doch irgendwann Roaming-Zuschläge verlangt, können wir auf eine andere Karte zurückgreifen. Neben SIM-Karten mit Vertrag nutzen wir auch Prepaid-Karten, die genutzt werden können, wenn das monatliche Datenvolumen der Hauptkarte aufgebraucht ist.

Ein Vertragsmodell finde ich besonders interessant: Bei dem Anbieter Fraenk, einer Congstar Tochter, bekommt man für 10 Euro pro Monat 7 GB Datenvolumen, welches sich durch die Akquise weiterer Nutzer auf bis zu 12 GB aufstocken lässt (Stand 1/2023). Ist dieses Datenvolumen verbraucht, kann man zu moderaten Preisen weiteres hinzubuchen.