Endlich in Portugal

22. bis 26. Oktober 2023

Es gab nun seit über einer Woche kein Update unserer Reiseroute, dabei sind wir in dieser Zeit schon eine ganze Strecke durch Portugal gereist. Der Grund für die ausbleibenden Blog-Beträge ist das schlechte Wetter, welches uns nun seit geraumer Zeit verfolgt.

Unter diesen Bedingungen verbringen wir viel Zeit damit, den Alltag in irgendeiner Weise zu meistern. Vieles, was bei gutem Wetter leicht zu realisieren ist, funktioniert bei diesem starken Regen weniger gut und wir benötigen für Alltägliches sehr viel mehr Zeit. Beispielsweise für das Kochen und Abwaschen im kleinen Bus. Auch müssten wir Reiserouten und Programmpunkte spontan umplanen und an die aktuellen Wetterbedingungen anpassen, was die Reiselust und unsere Laune zeitweise sehr schmälert.

Aber jetzt endlich zum Bericht

Von Nordspanien aus haben wir den Fluss Lima überquert und einen Dauer-Campingplatz in der Nähe des Badeortes Esposende angesteuert. Dieser wirkte auf uns fast wie ein Museum alter Campingwagen: Viele stammen ursprünglich aus deutscher Produktion.

Auf dem Weg zu unserem Zielort hatten wir einen Einkaufsstopp eingelegt und uns im Supermercado mit Sardinhas eindeckt. Sardinhas Assadas – übersetzt gebratene Sardinen – sind eine klassische portugiesische Speise. Da die Fische sehr klein sind, werden sie nicht ausgenommen, man isst sie mit Kartoffeln und Salat. Ausgesprochen lecker und sehr günstig.

Die Fische – man benötigt etwa ein Dutzend pro Person – bereiteten wir als Einstimmung auf Portugal gleich am ersten Abend zu.

Während einer der wenigen Regenpausen haben wir am nächsten Tag eine Fahrradtour nach Esposende unternommen und dabei bereits zwei große Unterschiede zu Spanien wahrgenommen. Es gibt in Portugal viel weniger Fahrradwege und auf den Straßen wird man mit gefühlt 10 cm Sicherheitsabstand von Autofahrern überholt. Anders als in Spanien und Frankreich sieht man hier kaum Fahrradfahrer.

Über Esposende lässt sich nicht viel berichten: Es ist ein typischer Badeort am Atlantik mit viel touristischer Infrastruktur, der jetzt in der Nachsaison sehr unbelebt wirkt.

Unser nächste Ziel ist Braga, die drittgrößte Stadt Portugals, von der wir nicht sehr viel gesehen haben, weil wir die meiste Zeit vom Starkregen im Bus gefangen gehalten wurden. Während einer Regenpause konnten wir der Innenstadt einen kurzen Besuch abstatten und trafen dort auf große Gruppen von Real Madrid Fans, die sich auf ein Champions-League-Spiel gegen Braga einstimmten. Dieses fand am Abend statt und wurde von dem Favoriten Madrid gewonnen.

Fans warten auf die Spieler von Real Madrid

Am nächsten Morgen besuchten wir bei strömenden Regen die katholische Kultstätte Bom Jesus do Monte. 600 Stufen und 14 Stationskapellen führen zur Wallfahrtskirche. Eindrucksvoll auch bei Regen, nur leider ohne den als grandios beschriebenen Ausblick auf die Stadt.

Nach diesem Besuch fuhren wir weiter in den Parque National Peneda-Geres. Einen Abstecher, auf den wir besser verzichtet hätten, wie wir bereits im vorherigen Blogbeitrag berichteten und der mit einem fluchtartigen Abbruch der Tour endete.

Auf der Flucht vor dem Hochwasser

25. bis 26. Oktober 2023

Wir müssen unseren Plan, den Norden Portugals zu erkunden, abbrechen. Seit Tagen regnet es fast pausenlos und in einer Stärke, die wir bislang noch nie erlebt haben.

Es war die falsche Entscheidung herzukommen und darauf zu hoffen, dass der Regen nachlässt. Hier in den Bergen fällt noch mehr Wasser aus dem Himmel und die Wetterprognosen, die wir fast im fünf Minuten Takt aufrufen, werden jede Stunde deprimierender. Durch unsere nasse Kleidung und Handtücher wird es im Bus immer feuchter. Nichts kann bei einer Luftfeuchte über 90 Prozent trocknen. Lüften ist unmöglich, weil dann der Regen sofort einen Weg ins Innere findet.

Ausharren auf 6 qm

Der Platz, an dem wir aktuell stehen, wäre bei gutem Wetter sicherlich sehr schön: Ein dichter Olivenhain in der Nähe des Flusses Geres der aus den Bergen kommt und hier in einen Stausee mündet.

Ein schöner Platz in den Bergen zwischen Olivenbäumen: Aktuell jedoch total aufgeweicht

Allerdings wissen wir nicht, wie sich die Lage entwickeln wird. Die Böden können die Wassermassen längst nicht mehr aufnehmen. An manchen Stellen drückt das Wasser gurgelnd an die Oberfläche. Tatsächlich ist der Wasserspiegel über Nacht um etwa einen Meter gestiegen und wir befürchten, dass der Fluss in der kommenden Stunden den Platz überfluten könnte. Wenn dies in der Dunkelheit passieren würde, wäre dies fatal. Helfen könnte uns niemand, da hier außer uns keiner ist.

Der Fluss hat sich in der Nacht enorm ausgedehnt

Kathrin drängte schon früh auf Abreise, aber ich hatte mich noch eine Weile gesträubt. Dabei ist es sicherlich die vernünftigere Entscheidung in Richtung Süden zu fahren, wo die Regenmengen nicht so hoch sein sollen. Wir warten also nun auf eine Regenpause, um schnell aufbrechen zu können. Die Fahrt hierher, auf überspülten Passstraßen war schwierig, zwischenzeitlich müssen sich die Bedingungen noch um einiges verschlechtert haben.

Mir fällt es dennoch schwer, den ursprünglichen Plan fallen zu lassen. Ich hatte mich auf Wandungen zu den Wasserfällen gefreut, für die dieses Gebiet berühmt ist.

Wir haben darüber diskutiert, uns eine Airbnb Unterkunft oder ein Hotelzimmer in Porto oder anderswo zu mieten. Letztlich sind wir jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es nur wenig Unterschied macht, ob wir das schlechte Wetter in einem kleinen Zimmer oder im Bus aussitzen. Zudem war auch die Frage offen, wo wir in einer so eng bebauten Stadt wie Porto, unsern Bus und die Fahrräder sicher ab- oder unterstellen können.

Es war klar, dass uns irgendwann auf der langen Reise eine längere Regenperiode erwischen würde. Dass diese so heftig ausfallen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Für uns sicherlich die größte Krise auf der Tour.

Fazit Nordspanien

Oktober 2023

Unsere Reisezeit in Nordspanien geht nach 3 Wochen langsam zu Ende. Diese Region hat uns überrascht und mit seiner Vielfalt fasziniert. Berge und Meer liegen so nah beieinander. Am Atlantik treffen wir auf schroffe Steilküsten, herrliche Sandstrände, grüne wellige Küstenabschnitte mit Weiden, die bis fast ans Meer reichen und kleine sehenswerte Orte.

In den verschiedenen Gebirgen, die wir besucht haben, sind es die hohen kahlen Gipfel, dichte Wälder und Schluchten, die uns staunen lassen und Bergdörfer mit Wiesen und Weiden, die uns an die Schweiz erinnern. Und überall Weidevieh wie aus dem Bilderbuch. Die Wanderungen waren zwar absolut schweißtreibend, aber gehören zu den Highlights unserer Reise.

Fast überall treffen wir auf die unterschiedlichen Routen des Jakobswegs, an der Küste, selbst in den Picos de Europa und wir kreuzen immer wieder den Camino frances. An manchen Tagen sehen wir nur einzelne Pilger, an anderen ganze Pilgerströme. Die Atmosphäre nehmen wir an einzelnen Pilgerorten sehr unterschiedlich wahr. Aufbruchstimmung bei Sommerwetter im Saint-Jean-Pied-de-Port, in Villafranca del Bierzo treffen wir bei fürchterlichem Regenwetter auf viele erschöpfte Pilger, die sich in Cafés ausruhen, nachdem wir sie vorher teils schon an der Hauptverkehrsstrasse entlang wandern haben sehen.

In Santiago de Compostela war es anrührend zu sehen, wie glücklich viele Pilger im Regen vor der Kathedrale standen, sich in den Armen lagen und Fotos machten. Endlich am Ziel – unsere Hochachtung.

Auch wir sind dem Weg an manchen Tagen etwas gefolgt, meist auf landschaftlich reizvollen Strecken, aber wir haben uns dann doch gegen einige Tage Schnupperpilgern auf den letzten Etappen vor Santiago de Compostela entschieden. Zum einen hätten wir einige Ausrüstungsgegenstände kaufen müssen, wie z. B. Schlafsack, Rucksack und was der Pilger so braucht. Läden dafür gabs genug. Zum anderen überraschte uns das Wetter ­ Pilgern in Gummistiefeln ­ nicht so sinnvoll. Aber der Hauptgrund ist, dass uns klar wurde, es geht um das Loslassen des Alltags, Verzicht auf Gewohntes und darum sich auf Neues einzulassen, auch auf körperliche Strapazen. Das geht wohl kaum in wenige Tagen und die Frage stellt sich, von welchem Alltag eigentlich. Unserem Reisealltag?

Außerdem kam es uns sehr komisch vor, sich so kurz vor dem Ziel unter all die Pilger zu mischen, die hunderte von Kilometern gegangen sind, um in Santiago de Compostela anzukommen.

Irgendwie fühlt es sich falsch an hier ebenfalls ein Selfie zu machen.

Auch die Menschen begegnen uns sehr freundlich und hilfsbereit. Gegrüßt werden wir überall. Wir erhalten wieder Reisetipps und ungefragt Wander- und Stadtpläne. Und völlig problemlos und teils mit Lächeln kommen Hände und Füße bei Verständigungsproblemen zum Einsatz oder eben Google Translation.

Nun geht es weiter nach Portugal.

Sturm und Regen

18. bis 20. Oktober 2023

Wir bewegen uns in Richtung Santiago de Compostella. Viele Pilgerwege aus unterschiedlichen Richtungen vereinen sich hier zu einigen wenigen Hauptrouten. Daher treffen wir immer häufiger auf Pilger, die entlang der Straße wandern, denn die Routen des Jakobswegs folgen oft den Verkehrswegen. Diese Strecken gibt es schon seit Jahrhunderten und sie nehmen nicht immer Rücksicht auf bequeme oder landschaftlich schöne Wege. Der Sinn des Pilgerns liegt in der inneren Einkehr und der Buße. Letzteres Ziel hatte in früheren Zeiten sicherlich eine höhere Bedeutung.

Schon vor Santiago de Compostella wurde der Himmel immer dunkler. Was dann jedoch begann, ist kaum zu beschreiben. Starker Wind kam auf und innerhalb weniger Minuten fielen 20 bis 30 Liter Wasser. Dieses Szenario wiederholte sich über Stunden. Es fühlte sich an, als ob Wasserwellen über uns hinwegfegen würden. Die Situation war angsteinflößend. Wir hatten noch unsere Wanderschuhe draußen stehen, konnten den Bus jedoch nicht verlassen, um sie in Sicherheit zu bringen, weil der Regen sofort durch die offene Schiebetür gepeitscht wäre.

Später lasen wir in den lokalen Medien, dass die tieferen Teile der Stadt unter Wasser standen und einige Menschen aus ihren Autos gerettet werden mussten.

Erst am Abend stoppte der Regen für kurze Zeit und wir konnten einen kurzen Ausflug in die Innenstadt machen. In der Nacht und am nächsten Morgen regnete es weiterhin so heftig. In den spanischen Medien war zu lesen, dass an manchen Orten die Hälfte der Jahresregenmenge gefallen war. Santiago de Compostella scheint zu diesen Orten zu gehören.

Wir haben uns gefragt, was die Pilger unterwegs in dieser Situation gemacht haben. Diesem Unwetter kann auch die beste Ausrüstung nichts entgegensetzen.

Am Ziel: Pilger machen Selfies vor der Kathedrale
Im Innenraum der Kathedrale

Einige Tage soll uns dieses Unwetter noch begleiten. Am Fluss Miño, der die Grenze zu Portugal bildet, hatten wir eine schlaflose Nacht. Der Sturm schüttelt den Bus die ganze Nacht kräftig durch und der Regen veranstaltete ein Höllenspektakel auf dem GFK-Dach.

Am Morgen hörte der Regen auf und es bot sich uns ein grandioses Schauspiel: Dort wo der Fluss Miño auf den Atlantik trifft, bildeten sich meterhohe Brecher und die Küste war dick bedeckt von Algenschaum.

Im Hafen des Ortes A Guarda überspülten die Wellen die Hafenmauern und den kleinen Leuchtturm. Einige sehr wagemutige Surfer trauten sich im Hafenbecken sogar in die starke Brandung.

Die Hafenstadt A Guarda mit ihren bunten Häusern

Fasziniert von diesem Schauspiel kamen wir salzverkrustet und sogar bei Sonnenschein, zurück zu unserm Bus, der durch das Unwetter nur einige kleinere Blessuren abbekommen hat.

Kunst am Baum

Ein Kunstprojekt in einem Wald bei A Guarda. Bei den Zeichen handelt es sich um Galizische Pertoglyphen, die beim Berg Trega gefunden wurden.

Las Medulas: Das Gold der Römer

16. bis 17. Oktober 2023

Wir entscheiden wir uns die Küste bei Aviles endgültig zu verlassen und durch den Somiedo Nationalpark in Richtung Santiago de Compostela zu fahren. Im Nationalpark werden wir auf unserer Fahrt hinauf zum Ort Pola de Somiedo vor Bären gewarnt, die die Straße überqueren könnten.

Wir treffen keinen, auch nicht auf unserer Wanderung hinauf in die Berge. Die höchsten Gipfel sind auch hier bis zu 2200 Meter, geprägt ist die Gegend von Berglandwirtschaft, wir treffen kaum Menschen, aber viele Weidetiere.

Eigentlich wollten wir noch in ein hoch gelegenes Bergdorf, um von dort aus in die Berge zu wandern. Es gab jedoch eine Sturmwarnung und wir entschlossen uns am nächsten Morgen weiterzufahren. Bei der Passüberquerung im Naturpark Somiedo wurde aus dem Wind tatsächlich ein Sturm mit Böen, die bis zu 140 km/h erreichten sollten. Der Bus quälte sich bei heftigem Seitenwind eine steile Passstraße hinauf. Äste, die der Sturm abgerissen hatte, lagen auf der Straße. Auf der Passhöhe, bei 1500 Metern, hatten wir einen Durchschnittsverbrauch von 25 Litern – sonst sind es meist 9 Liter – und die Öltemperatur erreichte fast 130 Grad. Wir hatten nicht erwartet, dass Nordspanien so gebirgig ist. Selbst manche Autobahnabschnitte bringen das Fahrzeug an seine Belastungsgrenze.

Pola de Somiedo

Las Medulas

Nach der Überquerung des Passes machen wir einen Stopp in Villafranca del Bierzo und besuchen am nächsten Tag die größte Goldmine des römischen Reichs „Las Medulas“, die zum Unesco Welterbe erklärt wurde.

Um das Jahr 25 v. Chr. eroberten die Römer dieses Gebiet, welches wegen der bedeutenden Bodenschätze für sie von Interesse war. In Las Medulas gab es ein reiches Vorkommen an Gold, welches von den Römern mithilfe einer interessanten Technik gefördert wurde. Etwa 60.000 Arbeiter waren damit beschäftigt, die Berge mit vertikalen und horizontalen Minengängen zu durchziehen.

Über ein 100 Km langes Kanalsystem wurde aus den Bergen Wasser zu den Minen transportiert. Dieses Wasser leitete man in die Minengänge, was dazu führte, dass die Berge teilweise einstürzten.

War dies geschehen, konnte man das lose Material auswaschen und so an das Gold gelangen.

In rund 250 Jahren wurden auf diese Weise mehr als 1600 Tonnen Gold gewonnen.

Plinius der Ältere, schreibt hierzu in der Naturalis historia 33, 70: »Die dritte Art (Gold zu fördern) übersteigt das Werk von Giganten. Die Berge werden mit Gängen und Stollen im Licht von Lampen ausgehöhlt … Monatelang sehen die Bergleute keine Sonne … Plötzlich stürzen die Spalten ein und verschütten die Arbeiter, so dass es weniger gewagt erscheint, Perlen und Purpurschnecken aus der Tiefe des Meeres zu holen. Wie gefährlich haben wir die Erde gemacht!«

Zunächst wandern wir bei bewölktem Himmel zu einzelnen Bergkegeln und Felsen, die allesamt rötlich wirken. Der Weg geht durch Esskastanienwälder, durch den Regen der letzten Tage ist der Weg voller Früchte. Allerdings weisen Schilder daraufhin, dass es verboten ist auch nur eine einzige aufzusammeln und zu essen, was wir jedoch nicht befolgen. Die unterschiedlichen, teilweise sehr alten Bäume und besonders ihre bizarren Stämme sind sehr beeindruckend.

Einen wirklich atemberaubenden Ausblick auf die zerklüftete Hügellandschaft haben wir dann von einer Aussichtsplattform, die wir nach steilem Aufstieg erreichen. Und wir haben Glück: Die Sonne scheint kurzzeitig durch einige Wolkenlücken und lässt die Berge rot-orange inmitten der grünen Wälder leuchten. Ein besonderes Erlebnis.

Kochen und Hausarbeit

Wäsche sortieren im Bus

Abstecher nach Brasilia

15. Oktober 2023

Von Funte Dé gab es zwei Möglichkeiten für unsere Weiterfahrt: Entweder über eine hohe Passstraße, die mit vielen Kehren über das Gebirge Picos de Europa führt oder die Fahrt zurück an die Atlantikküste. Wir haben uns für die zweite Möglichkeit entschieden und es nicht bereut. Die Küste in dieser Region besteht aus hohen, steilen Klippen, die im Laufe der Zeit von der starken Brandung ausgehöhlt und gestaltet wurden. Dazwischen findet man immer wieder kleine Badebuchten. Nur Baden war in diesen Tagen leider nicht möglich, da es einen Wetterumschwung gab und viel regnete. Wenn man ein gutes Buch hat, können ein oder zwei solcher Tage im Bus auch ganz gemütlich sein.

Aktuell richtet sich unsere Reiseplanung stark danach, wo noch offene Campingplätze zu finden sind. Gerade bei schlechtem Wetter benötigt man eine warme Dusche und ein Minimum an Infrastruktur.

Es sind entlang der nordspanischen Atlantikküste nur noch eine Handvoll Plätze geöffnet und dort treffen sich die wenigen späten Urlauber oder diejenigen, die in Portugal überwintern möchten.

Suchbild: Wo ist der braune Bus?

Kulturzentrum Avilés

Das Foto, welches diesen Bericht einleitet, scheint in der Stadt Brasilia aufgenommen zu sein. Tatsächlich ist es jedoch in Nordspanien entstanden. Der Architekt Oscar Niemeyer hat hier ein großes Kulturzentrum gebaut, das er selbst als sein liebstes Werk bezeichnete.

Wie kam es zu diesem Projekt? 1989 erhielt Niemeyer den »Prinz von Asturien Preis der Künste« und entwarf anlässlich des 25. Jubiläums der Preisverleihung dieses Zentrum, welches 2011 in Avilés eingeweiht wurde.

Avilés ist eine Stadt, die lange Zeit von der Schwerindustrie lebte. Wie in vielen europäischen Industriezentren verlagerten sich auch hier die Standorte ins Ausland oder wurden ganz geschlossen. Zurück blieb eine Stadt mit von Ruß und Rauch gefärbten Fassaden und Industrieruinen. Keine Stadt, die man gerne besuchen möchte. Und gerade hier siedelte Niemeyer sein Kulturzentrum an. Es scheint wie aus einer anderen Welt zwischen Hafen und Altstadt gelandet zu sein. Strahlend weiß und gelb, geradlinig, futuristisch. Genau das Gegenteil der umliegenden Industriearchitektur. Und genau das macht den Reiz dieser 17.000 qm großen Anlage aus.

Wie auch bei seinen anderen Projekten ließ sich Niemeyer von der Natur inspirieren. Die geschwungene Brücke ist ein Fluss, das Auditorium eine Welle, die sich bricht. Darin befindet sich ein Theater mit einer großen Bühne, die von innen und nach außen zu Platz bespielbar ist.

Auf dem Platz steht ein Turm mit spiralförmiger Treppe, die von einer runden Scheibe gekrönt wird und ein Restaurant beherbergt. Dieses Objekt symbolisiert einen Baum.

Die Kuppel, eine Halbkugel aus Spritzbeton, ist ein offener Raum mit einer Grundfläche von 4000 qm. Hier werden regelmäßig Wechselausstellungen gezeigt.

Baum und Fluss

Auditorium

Kuppel

Niemeyer charakterisiert dieses Zentrum als »einen großen Platz, der allen Männern und Frauen der Welt offen steht, eine große Theaterbühne über der Flussmündung und der Altstadt. Ein Ort der Bildung, der Kultur und des Friedens.«

Für uns eine große Überraschung, einen solchen Ort in Nordspanien gefunden zu haben.

Picos de Europa

10. bis 13. Oktober 2023

Nach den zwei Stadtbesuchen so kurz hinter einander stand uns der Sinn wieder nach mehr Natur. Unser nächster Stopp auf unserer Tour entlang der Küste von Kantabrien war der Ort San Viencente de la Barquera, wo wir auf einem Campingplatz standen, der direkt an einem Surferstrand lag.

San Viencente de la Barquera

Schon auf unserer Fahrt entlang der Küste von Kantabrien und besonders in San Viencente de la Barquera zeichnete sich im Hintergrund die Gebirgskette »Picos de Europa – Gipfel Europas« ab. Wir hatten noch nie von diesen Bergen gehört und waren schon aus der Ferne beeindruckt von diesem Kalksteinmassiv. Deshalb war schnell klar, dass dies unser nächstes Ziel sein sollte.

Picos de Europa am Horizont

Die Picos de Europa liegen Luftlinie nur etwa 25 Kilometer vom Atlantik entfernt, sind seit 1995 der größte Nationalpark Spaniens. Die Gipfel der höchsten Erhebungen reichen auf bis zu 2600 Meter. Unser Ziel war der Ort Fuente Dé, von wo aus eine Kabelseilbahn von 1070 Meter auf die Höhe von 1823 Meter geht.

Die Fahrt vom Atlantik war, wie im Reiseführer schon beschreiben, teils abenteuerlich. Besonders bei der Fahrt durch die enge Hermidaschlucht, wo man durch bis zu 600 Meter hohe Felswände fährt und man mit einem so hohen Fahrzeug wie unserem Bus sehr auf Felsüberhänge achten muss. Zum Glück fanden umfangreiche Bauarbeiten an der Straße statt, sodass der Verkehr teils einspurig geregelt wurde und somit wenig Gegenverkehr zu beachten war.

Bei der Fahrt durch die Hermidaschlucht muss man mit einem hohen Fahrzeug auf die Felsüberhänge achten

Den ersten Tag unternahmen wir nur eine kleine Wanderung durch die Bergwiesen mit Kühen und Schafen im Tal und ließen die Berge um uns herum auf uns wirken. Für den nächsten Tag planten wir eine Fahrt mit der Seilbahn und dann eine Wanderung über die Berghöhe wieder zurück ins Tal.

Pünktlich um kurz vor 10 Uhr dem Start der Bergbahnfahrten, fanden wir uns am nächsten Tag an der Talstation ein und trafen zunächst auf lange Warteschlangen. Nationalfeiertag in Spanien – letzter Tag mit gutem Wetter laut Prognose – entsprechend groß war der Andrang. Wir hatten Glück und erwischten noch ein Ticket für die Fahrt um 12 Uhr mittags.

In nur 4 Minuten brachte uns die Seilbahn, die nur an einem Kabel hängt, in die Bergwelt, wo uns klare Sicht und herrlicher Sonnenschein empfing. Atemberaubend. Bis zur Passhöhe waren außer uns viele Wanderer unterwegs. Ein Teil kehrten dann zur Bergstation zurück, andere schlugen den Weg zum Berggipfel ein, einige wenige den Weg hinunter ins Tal so wie wir.

Zunächst ging es einemWirtschaftsweg entlang, der immer neue Ausblicke auf die schroffe Gebirgslandschaft bot.

Weiter unten begegnen uns auf den Bergwiesen Kühe, Schafe und Pferde bis wir zu einem Berghotel kamen.

Freilaufende Stiere

Ab hier müssen wir uns leider den Weg ab und an mit Pickups oder Motorrädern teilen, die den Feiertag zu einem Ausflug zum Hotel oder in die Berge nutzen. Sehr unangenehm für uns, da sie uns in eine Staubwolke hüllen, wenn wir nicht da Weite suchen. Mit Erreichen der Baumgrenze verlassen wir den Wirtschaftsweg und steigen auf einem kleinen Pfad durch Eichenwälder hinab zur Talstation, die wir erschöpft, aber sehr begeistert von der Tour nach 4 ½ Stunden erreichen.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise – unbedingt zu empfehlen.

Nervenkitzel …

Balkon über dem Abgrund

Eine weitere Empfehlung …

Der urige Campingplatz in Fuente Dé, der auf 1100 Metern Höhe liegt

Von San Sebastian nach Bilbao

4. bis 8. Oktober 2023

Die Aufenthalte in den Städten sind für uns immer mit einem kleinen logistischen Kraftakt verbunden. Falls es Campingplätze gibt, liegen diese meist weiter außerhalb und die Stadt muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln angesteuert werden. Klar, Google Maps hilft prima bei der Verbindungssuche, aber mit den Tücken der jeweiligen Fahrkartenautomaten muss man sich dennoch herumschlagen. Stellplätze für Wohnmobile sind größtenteils zentraler gelegen, jedoch oft überfüllt. Freistehen wird in französischen und spanischen Städten nicht empfohlen, denn Wohnmobile werden oft und gerne aufgebrochen, da die Diebe wissen, dass es dort immer etwas zu holen gibt. Schließlich fährt man im Camper seinen kompletten mobilen Hausstand durch die Gegend.

San Sebastian

In San Sebastian haben wir relativ zeitig einen öffentlichen Stellplatz für Wohnmobile angesteuert und dort tatsächlich den letzten Platz ergattert. Wir stehen ungern auf solchen Plätzen. Es ist dort sehr eng und manchmal auch laut. Manchmal werden die Plätze von unerschütterlichen Optimisten noch spät in der Nacht angesteuert, die nicht auf die Idee kommen auszusteigen, um einen Platz zu suchen, sondern mit laut aufheulendem Motor die Reihen abfahren. Es gibt dort meist keinerlei sanitären Einrichtungen, keine Möglichkeiten abzuwaschen und keinen Strom: Was für die großen Mobile kein Problem darstellt, für die Reisenden in Kleinbussen jedoch schon. Allerdings gibt es in den spanischen Städten öffentliche Duschen und öffentliche Toiletten, die überwiegend sehr gepflegt sind.

San Sebastian glänzt durch eine tolle Lage. Die Stadt liegt gleich an zwei Buchten, die über beeindruckende Sandstrände verfügen. Stand und Strandpromenade waren jetzt im Oktober noch überraschen gut besucht. Entlang der Promenade gibt es viel wohlhabende Bäderarchitektur zu sehen.

Die typisch spanische Altstadt mit ihren hohen engen Gassen verfügt über eine Besonderheit: Die Bars ,in denen Pintxo anboten werden, wie die Tapas hier genannt werden, reihen sich in der historischen Altstadt aneinander. Auf den Tresen stapeln sich kunstvoll belegte Weißbrotscheiben. Man sollte jedoch nicht allzu hungrig eine solche Bar betreten. Die kleinen Brotstückchen kosten meist zwischen 4 und 7 Euro. Es kann also ein kleines Vermögen kosten, sich hier satt essen zu wollen.

Ansonsten verfügt San Sebastian über keine kulturellen Besonderheiten mit besonderer Strahlkraft.

Der zentrale Platz in der Altstadt: Die Balkone sind nummeriert. Sie dienten als Logen, als hier noch Stierkämpfe abgehalten wurden.

Bilbao

Das verhält sich in Bilbao ganz anders: Hier gibt es das Guggenheim Museum, welches rund eine Million Reisende jährlich in die Stadt lockt. Man spricht hier vom sogenannten Bilbao-Effekt. Der Bau des Museums hat dauerhaft für tausende von Arbeitsplätzen in der Gastronomie und der Hotelbranche gesorgt. Ohne das Guggenheim-Museum kämen vermutlich nur wenige Reisenden auf die Idee, das »Manchester Spaniens« zu besuchen.

Das Guggenheim-Museum, welches Frank O. Gehry geplant wurde, zieht gleichermaßen Liebhaber von Architektur und Kunst an. Das Gebäude ist selbst ein Kunstobjekt, das die Besucher in Erstaunen versetzt, aber auch polarisiert.

Die Außenfassade des Guggenheim-Museums besteht aus Titanplatten

Ich habe mich Anblick der ineinander verschachtelten Formen gefragt, wie man vor mehr als 25 Jahren – in einer Zeit als es noch keine 3D CAD Programme gab – ein solches Gebäude entwerfen und bauen konnte.

Im Innern findet man die monumentalen Stahlskulpturen von Richard Serra, die extra für diesen Museumsbau entwickelt und gefertigt wurden.

Aktuell wurden Sonderausstellungen von Picassos Skulpturen und den Werken von Yayoi Kusama gezeigt.

Neben allem dem Positiven, welches über den Besuch der Ausstellungen im Guggenheim-Museum gesagt werden kann, gibt es auch einen negativen Aspekt und dies ist einerseits die Flut an Besuchern und andererseits die unglaubliche Lautstärke, die in manchen Ausstellungsräumen herrschte.

Sonderausstellungen mit Skulpturen Picassos…
… und Werken von Yayoi Kusama

Auch unser Besuch in Bilbao erforderte eine gute Vorbereitung: Tickets für die Ausstellung und ein Stellplatz mussten online gebucht werden. Solche Onlinebuchungen sind unterwegs nicht immer einfach zu realisieren. So erhielten wir vom Stellplatz in Bilbao eine Word-Datei auf Spanisch, die wir zunächst konvertieren, übersetzen und dann schnellstens auf dem Handy ausfüllen und spätestens 48 Stunden vor dem geplanten Eintreffen wieder zurücksenden mussten. Am Ende hat alles gut geklappt, aber wir investieren für solche Vorbereitungen viel mehr Zeit, als wir dies vor unserer Reise geahnt hatten.

Sechs Monate auf Achse

10. Oktober 2023

Es ist kaum zu glauben: Wir sind mittlerweile ein halbes Jahr unterwegs. In dieser Zeit sind wir von größeren Katastrophen verschont worden und hoffen, dass dies auch so bleibt. Kleine Unglücke passieren auf so einer langen Reise natürlich immer: Gerade heute hat Kathrin ihre Sonnenbrille verloren. Aber wir hatten bislang keine Pannen und keine Unfälle. Zweimal sind wir mit der Heckbox beim Zurücksetzen angeeckt und die Alubox hat ein paar Beulen abbekommen, aber solche kleinen Blessuren waren zu erwarten.

Der VW Bus und der Campmobil-Ausbau hat bislang alles klaglos weggesteckt. Immerhin haben wir bislang etwa 16.000 Kilometer zurückgelegt. Mehr als 2000 Kilometer davon haben wir mit unseren Klapprädern bewältigt und dabei über 13.000 Höhenmeter überwunden.

Die Fahrräder sind für uns ein enorm wichtiges Fortbewegungsmittel, um die nähre Umgebung zu erkunden

Die Wege waren sowohl für die Fahrräder, als auch für den Bus nicht immer einfach.

Gerade gestern hätten wir uns fast in Bilbao festgefahren. Unser Stellplatz lag etwa 200 Meter über der Innenstadt.

Unser Navi hatte für den Rückweg spontan eine Strecke ausgewählt, die für den Bus gänzlich ungeeignet war und ich hatte ein Schild übersehen, dass die Straße für Fahrzeuge über 5 Meter Länge verboten war. (Mit Heckbox sind wir fast 6 Meter lang). Die Gasse wurde immer enger und bekam mehr als 15 Grad Gefälle. Zurücksetzen war unmöglich und hinter mir hupte bereits ein PKW. Also mussten wir da durch. Dachkanten ragten über den Weg und kamen dem Hochdach des Bullis gefährlich nahe und einmal senkt sich die Straße so abrupt in die Tiefe, dass ich befürchte, mit dem Unterboden aufzusetzen. Man wusste nie, wie es hinter der nächsten Biegung weitergehen würde. Es ist zum Glück alles gut gegangen und wir sind um eine Erfahrung reicher. Wir werden zukünftig in Ruhe prüfen, ob der Streckenvorschlag des Navis für unser Fahrzeug geeignet ist. In diesem speziellen Fall waren wir wieder einmal froh, mit einem vergleichsweise kleinen Fahrzeug unterwegs zu sein. Mit einem größeren Wohnmobil wären wir sicherlich stecken geblieben und eine solche Erfahrung möchte ich auf gar keinen Fall machen.

Das Besondere an unserer Langzeitreise ist, dass wir keinen festen Routen- und Zeitplan haben. Oft genießen wir es, uns treiben zu lassen und sind sehr zufrieden mit all dem, was wir erleben und entdecken können. Aber es gibt auch Zeiten, wo uns diese Planlosigkeit anstrengt. Da fallen uns Entscheidungen, wie es weitergehen soll bei der Fülle an Möglichkeiten in so großen Ländern wie Frankreich oder Spanien schwer.

Was müssen oder wollen wir weglassen? Wie viel Zeit nehmen wir uns für einzelne Orte, was reservieren wir vor und wie legen wir uns damit zeitlich fest? Wenn wir dann noch unterschiedlicher Meinung sind …

Wir informieren uns gerne im Internet oder mithilfe von Online-Reiseführern und wir berücksichtigen Tipps von anderen Reisenden.

In der letzten Zeit haben wir nach unserem Gefühl aber zu viel Zeit mit der Planung und der Recherche nach offenen Campingplätzen, nach Übernachtungsmöglichkeit in Städten oder nach Einkaufsmöglichkeiten spezieller Dinge wie Gaskartuschen verbracht. Hinzu kam noch, dass wir uns teils durch Vorreservierungen festgelegt haben, was nicht immer ganz glücklich war. Und so mancher Zeitplan funktioniert nicht wie gedacht, zum Beispiel aufgrund von Feiertagen oder individueller Öffnungszeiten von Museen.

Die Reisenden spiegeln sich in einer Installation von Jeff Koons im Gugenheim-Museum: Dazu bald mehr

Und mancher Campingplatz, auf dem wir eine längere Zeit verbringen wollten, entpuppt sich als ungeeignet, während wir auf anderen gerne länger geblieben wären.

Manche Campingplätze an Surf-Spots sind auch in der Nachsaison brechend voll

Das trübt an manchen Tagen die Reiselust, bringt uns aber auch in Austausch über die Frage: wie soll es weiter gehen. Wir sind auf uns gespannt.

Blick von einem Campingplatz am Atlantik auf einen tollen Surf-Spot

Was sonst noch passierte

Vor unserer Städtetour nach San Sebastian und Bilbao haben wir noch einen dreitägigen Stopp auf einem wunderschönen Platz in Sunbilla verbracht, der auf einer Bergkuppe inmitten eines lichten Eichenwaldes lag. Dort waren kleine Esel unsere täglichen Gäste. Wir brauchten unbedingt einige Tage zum Entspannen und für Haushaltstätigkeiten.

Unsere täglichen Gäste

An diesem Ort haben konnten wir an zwei Tagen eine Fahrradtour auf einer stillgelegten Bahntrasse unternehmen. Die Route heißt Via Verde und ist Teil des europäischen Fernradwanderwegs, der am Nordkap beginnt und im portugiesischen Sagres endet.

Die Strecke führt mit sehr geringen Steigungen und durch einige Tunnels entlang des Flusses Bidasoa. Wieder eine unserer Entdeckungen und eine klare Empfehlung.

Pamplona

4. Oktober 2023

Unser Abstecher in die Pyrenäen führte uns durch die Stadt Pamplona, die 74 v. Chr. auf einer Hochebene gegründet wurde und der Absicherung des strategisch wichtigen Pyrenäenüberganges von Roncesvalles diente. Hier treffen wir auch wieder auf den Jakobsweg, dem wir vor einigen Tagen nach der Überquerung der Passhöhe schon ein Stück gefolgt sind.

Altstadt von Pamplona

Bekannt ist die Stadt vor allem durch das alljährlich stattfindende religiöse Fest Sanfermines. Während einer Prozession werden Gigantes, überlebensgroße Pappmachéfiguren, durch die Stadt getragen. Die Teilnehmer der Prozession sind weiß gekleidet und tragen rote Halstücher und Schärpen.

Während der Sanfermines finden auch die berühmten Stierläufe statt. Dabei werden die Stiere durch die Straßen der Innenstadt getrieben. Mutige Teilnehmer*innen können an diesem Lauf teilnehmen und dürfen dabei weder stehenbleiben noch rückwärts ausweichen. Die Stierläufe sind sehr gefährlich: Jedes Jahr werden dabei Menschen verletzt oder getötet. Am Abend werden die Stiere in die Arena geschickt und dabei im Kampf durch die Matadore getötet.

Stierkampfarena von Pamplona

Besondere Bekanntheit erhielten die Stierläufe durch den Roman »Fiesta« von Ernest Hemmingway, der einige Zeit in Pamplona verbrachte.

Rechts: Ernest Hammingway

Natürlich sind die Stierläufe und Stierkämpfe sehr umstritten und Tierrechtsvereinigungen setzen sich heute dafür ein, diese zu verbieten. Dies wird jedoch schwer durchsetzbar sein, da die Stierkämpfe in Spanien eine Jahrhunderte alte Tradition besitzen.

Einer der berühmtesten und gefährlichsten Stiere wurde der Nachwelt erhalten

Auch wir hatten vor unserem Besuch in der Stierkampfarena die Meinung, dass Stierkämpfe nicht mehr zeitgemäß sind. Die Ausstellung in der Arena vermittelte uns jedoch ein Bild, dass uns zeigt, dass es hier nicht nur um die brutale Tötung von Tieren geht. Nur wenige Tiere entsprechen den Auswahlkriterien, um später als Kampfstiere eingesetzt zu werden. Sie werden gehegt und gepflegt und landen nicht – wie die meisten ihrer Artgenossen – nach kurzer Aufzucht im Schlachthof, sondern nach einem Leben auf offenen Weideland, in der Arena.

Während einer Wanderung auf dem Jakobsweg sahen wir diese beiden Stiere, die ihre Kräfte maßen

Hier geht es um einen Wettstreit zwischen Mensch und Tier und dieser wird nicht in jedem Fall vom Mensch gewonnen, sonst wäre es vermutlich auch eine langweilige Veranstaltung. Es erinnert etwas an die Gladiatorenkämpfe, die in den Arenen des römischen Reiches stattfanden.

Nach diesem Besuch haben wir mal wieder generell über die Tötung von Tieren nachgedacht und kommen zu unterschiedlichen Standpunkten. In unserer Diskussion spielte die Frage eine Rolle, was am Ende grausamer ist: die industrielle Aufzucht und Tötung von Millionen von Tieren oder dieses Kräftemessen zwischen Mensch und Tier. Außerdem fragen wir uns, weshalb dieser Kampf unbedingt mit dem Tod der Tiere enden muss.

Pamplona ist aus unserer Sicht im Übrigen eine besonders schöne Stadt, mit vielen lebhaften Gassen und kleinen Geschäften und Bars, die nicht vorrangig auf die Bedürfnisse von Touristen ausgerichtet sind und in denen man viele Einheimische trifft.

Gewöhnen müssen wir uns allerdings an die ausgedehnten Siesta-Zeiten: Zwischen 13:30 und 17:00 Uhr werden hier die Bürgersteige hochgeklappt und die bis vor kurzem noch so lebhaften Straßen sind plötzlich sehr menschenleer.

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