Sturm und Regen

18. bis 20. Oktober 2023

Wir bewegen uns in Richtung Santiago de Compostella. Viele Pilgerwege aus unterschiedlichen Richtungen vereinen sich hier zu einigen wenigen Hauptrouten. Daher treffen wir immer häufiger auf Pilger, die entlang der Straße wandern, denn die Routen des Jakobswegs folgen oft den Verkehrswegen. Diese Strecken gibt es schon seit Jahrhunderten und sie nehmen nicht immer Rücksicht auf bequeme oder landschaftlich schöne Wege. Der Sinn des Pilgerns liegt in der inneren Einkehr und der Buße. Letzteres Ziel hatte in früheren Zeiten sicherlich eine höhere Bedeutung.

Schon vor Santiago de Compostella wurde der Himmel immer dunkler. Was dann jedoch begann, ist kaum zu beschreiben. Starker Wind kam auf und innerhalb weniger Minuten fielen 20 bis 30 Liter Wasser. Dieses Szenario wiederholte sich über Stunden. Es fühlte sich an, als ob Wasserwellen über uns hinwegfegen würden. Die Situation war angsteinflößend. Wir hatten noch unsere Wanderschuhe draußen stehen, konnten den Bus jedoch nicht verlassen, um sie in Sicherheit zu bringen, weil der Regen sofort durch die offene Schiebetür gepeitscht wäre.

Später lasen wir in den lokalen Medien, dass die tieferen Teile der Stadt unter Wasser standen und einige Menschen aus ihren Autos gerettet werden mussten.

Erst am Abend stoppte der Regen für kurze Zeit und wir konnten einen kurzen Ausflug in die Innenstadt machen. In der Nacht und am nächsten Morgen regnete es weiterhin so heftig. In den spanischen Medien war zu lesen, dass an manchen Orten die Hälfte der Jahresregenmenge gefallen war. Santiago de Compostella scheint zu diesen Orten zu gehören.

Wir haben uns gefragt, was die Pilger unterwegs in dieser Situation gemacht haben. Diesem Unwetter kann auch die beste Ausrüstung nichts entgegensetzen.

Am Ziel: Pilger machen Selfies vor der Kathedrale
Im Innenraum der Kathedrale

Einige Tage soll uns dieses Unwetter noch begleiten. Am Fluss Miño, der die Grenze zu Portugal bildet, hatten wir eine schlaflose Nacht. Der Sturm schüttelt den Bus die ganze Nacht kräftig durch und der Regen veranstaltete ein Höllenspektakel auf dem GFK-Dach.

Am Morgen hörte der Regen auf und es bot sich uns ein grandioses Schauspiel: Dort wo der Fluss Miño auf den Atlantik trifft, bildeten sich meterhohe Brecher und die Küste war dick bedeckt von Algenschaum.

Im Hafen des Ortes A Guarda überspülten die Wellen die Hafenmauern und den kleinen Leuchtturm. Einige sehr wagemutige Surfer trauten sich im Hafenbecken sogar in die starke Brandung.

Die Hafenstadt A Guarda mit ihren bunten Häusern

Fasziniert von diesem Schauspiel kamen wir salzverkrustet und sogar bei Sonnenschein, zurück zu unserm Bus, der durch das Unwetter nur einige kleinere Blessuren abbekommen hat.

Kunst am Baum

Ein Kunstprojekt in einem Wald bei A Guarda. Bei den Zeichen handelt es sich um Galizische Pertoglyphen, die beim Berg Trega gefunden wurden.

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