Boxenstopp

6. bis 8. August 2023

Genau vier Monate sind wir nun unterwegs. Unsere Route führte uns durch Polen, das Baltikum und die Länder Nordeuropas. Jetzt steuern wir für ein paar Tage Erfurt an, um dort einen Boxenstopp einzulegen. Am Bus und an den Fahrrädern müssen Wartungsarbeiten durchführt werden, wir wollen Vorräte auffüllen sowie der gesamten Ausrüstung etwas Pflege zukommen lassen. Und natürlich freuen wir uns, die Jungs, unsere Eltern und einige Freunde zu treffen.

Doch nun zum Bericht über die letzten Tage

Von Kopenhagen sind wir zunächst auf die Insel Falster gefahren und haben in der Stadt Stubbekøbing einen Campingplatz angesteuert, wie wir ihn lieben: ein alter Baumbestand, viel Ruhe und kein modernes »Glamping«. Wir waren überrascht, wie viele Fahrradfahrer hier übernachten. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass es in Stubbekøbing eine Fähre auf die Insel Møn gibt.

Am Strand von Stubbekøbing

Für den folgenden Abend hatten wir die Fähre von Rødbyhaven zur Insel Fehman gebucht. Normalerweise ist die kurze Überfahrt verhältnismäßig teuer, wir hatten jedoch ein Last Minute Schnäppchen ergattert, mussten dafür jedoch Einschränkungen bei der Wahl der Abfahrtszeit in Kauf nehmen.

Uns blieb also noch der ganze Tag für die Inseln Falster und Lolland. Kathrin hatte die Erkältung schon überstanden, ich war jedoch noch ziemlich schlapp. Zunächst besuchten wir das charmante Städtchen Nykøbing, was an einem trüben Sonntag leider etwas ausgestorben war.

Nykøbing

Und auch das Fuglsang Kunstmuseum, dass auf unserer Strecke lag, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Fuglsang Kunstmuseum

Das Museum befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Herrenhaus Fuglsang, welches von einem großen Parkgelände mit einem beeindruckendem Baumbestand umgeben ist. Alleine dieser Park lohnt einen Besuch.

Herrenhaus Fuglsang
Bäume im Park von Fuglsang

Das Museum Fuglsang beherbergt die Werke dänischer Künstler vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Entworfen wurde das Gebäude von dem englischen Architekten Tony Fretton. Es wurde im Jahr 2008 realisiert und bietet helle Galerieräume in unterschiedlichen Größen.

Eine Besonderheit des Gebäudes sind die großen Fenster, die einen weiten Blick in die Natur ermöglichen.

Bei unserem Besuch wurde die Sonderausstellung Teknokroppen gezeigt. »Eine Ausstellung von acht zeitgenössischen Künstlern, die sich mit den Wirkungen neuer Technologien auf unseren Körper und unsere Beziehungen, Wahrnehmungen und unser Realitätsempfinden beschäftigen.« Zitat Ausstellungskatalog.

Eine unerwartete Ausstellung, die sicherlich nicht leicht zu rezipieren ist, jedoch sehr zum Nachdenken anregt, wenn man sich auf die ausgestellten Arbeiten einlässt.

Fähre nach Fehman

Mit der gewählten Fährverbindung hatten wir vermutlich großes Glück, denn die Überfahrt verlief noch sehr ruhig. Als wir uns gegen 10 Uhr Abends im Hafen von Burg einen Stellplatz suchten, kam Sturm auf, der im Verlauf der Nacht immer heftiger wurde.

Früh brachen wir am nächsten Morgen bei starkem Wind auf. In den Nachrichten hörten wir, dass einige Fähren den Betrieb einstellen mussten und auch die Fehmarnsundbrücke, die wir überqueren wollten, war bereits für LKW und Wohnwagen gesperrt. Der Wind blies kräftig im 90 Grad Winkel zur Fahrbahn und Kathrin musste kräftig gegenlenken, um den Bus auf Kurs zu halten.

Wir überlegten, ob wir nach Erfurt durchfahren sollten oder einen weiteren Stopp einlegen. Da es mir immer noch nicht gut ging, entschieden wir uns dafür, bei Lauenburg an der Elbe eine weitere Erholungspause einzulegen und erst am nächsten Tag weiterzufahren.

Übernachtungsstopp an der Elbe

Auf unserer gesamten Route hatten wir oft darauf verzichtet, Autobahnen zu benutzen und auch auf dem letzten Teilstück unserer Reise wählten wir eine Route, die überwiegend auf Landstraßen entlangführte. Diese Form des Reisens haben wir von unseren Freunden Almuth und Martin übernommen. Die Fahrzeit ist häufig nicht sehr viel länger, weil die Streckenführung häufig einige Kilometer spart und man kommt durch interessante Orte und Landschaften. Zudem erreicht man das Ziel meist sehr viel entspannter.

Erschrocken waren wir, als wir den Harz durchquerten. Wir wussten, dass der Wald dort stark beschädigt ist, dass dort mittlerweile fast der komplette Baumbestand abgestorben ist, hat uns sehr schockiert.

So sieht der Harz im Jahr 2023 aus

Dieses Bild führte uns deutlich vor Augen wie wichtig es ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Natürlich tragen wir durch unsere Reise auch zum Klimawandel bei. Wir werden auf unserer gesamten Europareise rund 6 Tonnen CO2 erzeugen. Das entspricht der CO2-Emission einer Flugreise (Hin- und Rückreise, 2 Personen) nach San Francisco. Die ersten elektrisch betriebenen Kleinbusse werden bereits produziert. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis elektrische oder wasserstoffbetriebene Reisemobile auf den Markt kommen.

Alte Bekannte

Am Anfang und am Ende unserer Ost- und Nordeuropatour trafen wir Störche.

Kopenhagen

2. bis 4. August 2023

Entlang der Küstenstraße immer mit Blick aufs Meer nähern wir uns langsam Kopenhagen und steuern schon am Vormittag den ersten Campingplatz an, von dem aus wir die Stadt mit dem Fahrrad gut erreichen können. Schon die Anfahrt gestaltet sich kompliziert, Straßensperrungen, Umleitungen, wir passieren mehrere Kontrollstellen. Am Ende stellt sich heraus, dass der Campingplatz auf einem Gelände liegt, an dem am Wochenende ein Oldtimer-Rennen stattfindet und der Platz für diese Veranstaltung bereits ausgebucht ist.

Schlamm gibt es nicht nur auf dem Wacken-Festival

Auf zum nächsten Platz: Beim Anblick dieses Platzes fühlen wir uns wie Besucher des Wacken-Festivals: Überall Schlamm und riesige Wasserpfützen und die Stellplätze sind mit Flatterband markiert. An der Rezeption erhalten wir die Auskunft, dass wir uns auf eigene Gefahr einen Platz suchen können. Die möglichen Bergungskosten, falls wir im Schlamm steckenbleiben, werden nicht übernommen. Wir entschließen uns aufgrund mangelnder Alternativen zu bleiben. Wie groß die Platznot ist, erfahren wir im Laufe der zwei Tage, die wir dort bleiben mehrfach. Einmal treffen wir bei der Rückkehr 2 Camper an, die sich mit ihrem Auto noch auf unseren Platz gequetscht haben, so nah, dass wir kaum mehr ins Auto kommen, geschweige denn draußen sitzen können. Ein anderes Mal versucht ein Mann abends um 23 Uhr mit seinem riesigen Wohnmobil in die enge Lücke zu fahren.

Einziger Pluspunkt des Platzes ist die Lage. Es gibt einen schönen Radweg in die Stadt und in der Nähe einen sehr schönen Strand, an dem wir einen Abend verbringen.

Und damit kommen wir zu einem schönen Detail dieses Stadtbesuchs: Kopenhagen ist für Radfahrer ein Paradies, wenn man ein einigermaßen geübter Radfahrer ist. Breite Fahrradwege, vorrangige Ampelschaltungen, alles gut und schnell erreichbar. Aber da sehr viele Radfahrer schnell unterwegs sind, muss man sehr konzentriert und diszipliniert fahren und jeden Stopp frühzeitig anzeigen.

Fahrradwege an der Universität: Das Fahrrad ist in dieser Stadt Hauptverkehrsmittel

Für uns beide ist es der erste Besuch in Kopenhagen, deshalb beginnen wir damit, die touristischen Highlights der Stadt zu Erkunden. Dazu gehört natürlich die Gegend um den Vergnügungspark Tivoli, der in diesen Tagen 180 Jahre alt wird, und die Altstadt bis zum Nyhavn, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Vermutlich einer jener Orte auf der Erde mit der höchsten Selfi-Rate.

Rathausplatz
Unser Stadtbesuch verlief nicht immer regenfrei
Nyhaven
Und das Schloss Rosenborg durfte natürlich auch nicht fehlen…

Vom Nyhavn ist es auch nicht weit zur Freistadt Christiania, die 1971 von der Hausbesetzerszene in einem alten Militärareal gegründet wurde. Zunächst geduldet und später durch Ankauf legalisiert, besitzt Christiania heute den Status einer autonomen Gemeinde.

Dieses Stadtgebiet steht ebenfalls ganz oben auf Liste der touristischen Highlights, vermittelt heute jedoch ein eher trauriges Bild. Die Pusher Street, wo an Ständen Marihuana und Haschisch verkauft werden, (andere Drogen vermutlich auch, jedoch nicht ganz so offensichtlich) befindet sich fest in den Händen von Drogen-Clans. Alle Versuche der Bewohner*innen, diese Clans aus ihrer Freistadt zu verbannen, sind bislang gescheitert.

Besonders gut hat uns das Wohnviertel Nørrebro gefallen. Hier gibt es viele kleine Läden und Restaurants und fast jede Straße könnte man sich als persönlichen Wohnort vorstellen. Es scheint dort ein funktionierendes Miteinander unterschiedlicher Kulturen zu geben.

Wohnstraßen in Nørrebro

Immer wieder stößt man in den Wohnvierteln auch auf imposante Backsteinarchitektur, die man in Reiseführern meist vergeblich suchen wird.

Und natürlich gibt es in Kopenhagen jede Menge tolle zeitgenössische Architektur. Schließlich wurde die Stadt von der UNESCO zur Welthauptstadt der Architektur 2023 ernannt. An prominenter Stelle am Fluss steht das Danish Architecture Center »Blox« und gleich daneben der »Black Diamond«, der die Bibliothek beherbergt.

Neues Wohnen- und Arbeiten am Hafen

Gerne hätten wir uns noch mehr in dieser tollen Stadt angesehen, doch wir bekamen beide eine dicke Erkältung. Ein Stadtbesuch mit Hals- und Kopfschmerzen macht keinen Spaß. Wir entschieden uns daher, weiter in Richtung Süden zu fahren und uns auf einem abgelegenen und ruhigen Campingplatz auszukurieren.

Und dann war da noch…

…ein Geburtstag am Meer

Ladonien

1.und 2. August 2023

Ladonien ist ein Staat der 1996 von dem Künstler Lars Vilks an der Küste des schwedischen Naturschutzgebiets Kullaberg ausgerufen wurde.

Dort errichtete er zwei Kunstwerke in einem sehr schwer zugänglichen Gelände. Mit dem ersten, welches den Titel Nimis trägt, begann er bereits 1980. Es besteht aus Treibholz, welches er an der Küste gefunden hat und soll etwa 75 Tonnen wiegen.

Erst zwei Jahre nach dem Bau wurde die Skulptur von den Behörden entdeckt und es begann ein langer Rechtsstreit durch mehrere Instanzen. Schließlich ordnete die schwedische Regierung an, dass Nimis abgerissen werden soll. Zwischenzeitlich hatte jedoch Joseph Beuys das Kunstwerk gekauft und der Beschluss wurde bis heute nicht umgesetzt. Zweimal wurde das Objekt von unbekannten Tätern in Brand gesteckt, aber Lars Vilks baute es neu auf.

1991 kam noch die Steinskulptur Arx hinzu.

Als Vilks 1999 eine weitere Skulptur errichtete, griff der Staat durch: Omphalos, so der Name der neuen Skulptur, musste entfernt werden. Vilks schlug vor, das Kunstwerk am 10. Dezember 2001 zu sprengen. Dies war das Datum des 100. Jubiläums des Friedensnobelpreises. Stattdessen wurde die Skulptur, die zwischenzeitlich vom Künstler Ernst Billgren gekauft wurde, entfernt. Die Kosten für die Entfernung wurden Vilks in Rechnung gestellt.

Heute steht das Kunstwerk im Moderna museet in Stockholm.

Ladonien ist tatsächlich schwer zu erreichen. Ein gelbes N auf den Bäumen zeigt den Weg zu den Kunstwerken, die mittlerweile viele Besucher anziehen. Es ist jedoch nicht ungefährlich, sich auf den Weg nach Ladonien zu machen. Der Abstieg zur Küste ist sehr steil und felsig. Die begehbare Holzskulptur ist durch die vielen Besucher*innen an einigen Stellen zusammengestürzt.

Es ist jedoch ein Erlebnis, dieses Kunstwerk nach einem anstrengendem Fußweg zu entdecken. Man hat sich diesen Kunstgenuss schwer erarbeitet: Anders als im Museum, wo man die Kunstwerke präsentiert bekommt, ohne selbst aktiv werden zu müssen.

Und dann waren wir noch im Naturreservat Hovs Haller

An der Küste haben Besucher unzählige Steintürme errichtet

In Helsingborg, einem überraschend interessanten Städtchen, endet unsere Fahrt durch Schweden. Am frühen Morgen nehmen wir die Fähre nach Dänemark.

Freunde, Verwandte und ein Unwetter

28. bis 31. Juli. 2023

Von Stockholm aus fuhren wir nach Norrköping, einer Stadt mit architektonischen Besonderheiten. Norrköping war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das landesweite Zentrum der Textilindustrie.

Das Bügeleisen-Gebäude auf einer Insel im Fluss

Viele der damaligen Industriebauten befinden sich im Stadtzentrum entlang des Flusses Motola Ström, der das notwendige Wasser für die Textilfabrikation lieferte und gleichzeitig der Energiegewinnung diente. Die alten Gebäude sind gut erhalten und wurden aufwändig restauriert. Heute beherbergen sie Museen, Restaurants, Wohnungen und Einrichtungen der Universität. Auch Start-ups ein Kino und ein Visualisierungs-Zentrum sind hier zu finden.

Eine vergleichbare Umnutzung von Industriegebäuden hatten wir bereits in der Stadt Tampere gesehen. In Norrköping wurden jedoch moderne Gebäude in den Altbaubestand integriert. Es hat sich so eine spannende architektonische Mischung entwickelt.

Treffen mit Freunden und Verwandten

Doch zunächst gelang das erste mal auf unserer Reise ein Treffen mit guten Freunden. Es war Zufall, dass Almuth und Martin genau zur passenden Zeit unsere Reiseroute kreuzten und so vereinbarten wir ein Treffpunkt an dem Badeplatz eines Sees. Ganz so einsam wir uns das vorgestellt hatten, war der Platz nicht. Bei unserer Ankunft standen schon einige Wohnmobile auf einer Wiese, die ein geschäftstüchtiger Landwirt zu einem PopUp-Campingplatz umfunktioniert hatte. Es wurde ein schöner Abend. Wir kochten, aßen, tranken und tauschten unsere Reiseerlebnisse und Neuigkeiten aus der Heimat aus.

An nächsten Morgen brachen wir nach einem gemeinsamen Frühstück und einem erfrischenden Bad im See auf, um Kathrins Onkel, Tante und deren Kinder zu besuchen.

Kathrins Onkel hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Mann ein landwirtschaftliches Praktikum in Schweden begonnen, dort seine spätere Frau kennengelernt und war deshalb im Land geblieben. Zunächst hatte er klassische Landwirtschaft betrieben und sich später auf Forstwirtschaft konzentriert und eine Firma für Straßen und Wegebau gegründet. Man kann sagen, dass er in Schweden eine Karriere gemacht hat, die in Deutschland kaum möglich gewesen wäre. Mittlerweile ist er fast 90 Jahre alt und noch topfit. Fast täglich geht er noch in die Wälder, obwohl längst einer seiner Söhne die forstwirtschaftlichen Arbeiten übernommen hat.

Uns hat er auf eine längere Tour durch die Waldgebiete mitgenommen und wir haben eine Menge erfahren: Wie man Bäume pflanzt, wie man sie pflegt und dass es etwa 70 Jahre dauert, bis man sie fällt. Wir haben erfahren, dass auch hier der Borkenkäfer den Wäldern zusetzt und wir haben einen wunderschönen Eichenwald besucht. Vor einiger Zeit hat Kathrins Onkel hier eine Eiche mit einem Stammumfang von 8,4 Metern entdeckt. Sie könnte bis zu tausend Jahre alt sein und wurde gleich unter Naturschutz gestellt.

Diese Eiche besitzt einen Stamm-Umfang von 8,4 Metern und könnte bis zu tausend Jahre alt sein.

Mir ist aufgefallen, dass sich bei land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten – anders als bei meiner Tätigkeit – die Frage nach der Sinnhaftigkeit nicht stellt. Man profitiert von der Arbeit, die bereits vor Generationen geleistet wurde und es ist gar keine Frage, dass man selbst auch Arbeit investiert, die erst zukünftigen Generationen zugutekommen wird.

Nach unserem Besuch, bei dem wir noch einige gute Tipps für die weitere Route an Schwedens Westküste erhielten, fuhren in Richtung Varberg, wo wir in lang anhaltenden Starkregen gerieten. Zeitweilig fühlte es sich an, als würden wir uns in einer Waschanlage befinden. Als der Regen für etwa zwei Stunden aufhörte, konnten wir den Bus verlassen und uns die überschaubare Anzahl an Sehenswürdigkeiten in der Stadt Varberg anschauen.

Kaltbadeanstalt
Gebaut im maurischen Stil
Festung Varberg

Gegen Abend kam noch einmal die Sonne hervor und am Horizont türmten sich riesige Wolkengebilde, die wir bei einer Fahrradtour zum Leuchtturm Morups Tånge bewundern konnten.

Nach dem Unwetter: Wolken am Horizont
Der Leuchtturm Morups Tånge

Und dann gab es noch ein Naturschutzgebiet…

Das Store Mosse Naturschutzgebiet

Stockholm

24. bis 26. Juli 2023

Die Stadt Stockholm kennenlernen

Es ist unser erster Besuch in der schwedischen Hauptstadt und wir machen das, was wir immer beim Besuch einer größeren Stadt tun: Wir kaufen ein Mehrtages-Ticket für den ÖPNV und erkunden die Stadt per Bus, Bahn, Metro und hier in Stockholm auch mit dem Schiff.

In der Altstadt Gamla Stan

Zunächst schwimmen wir im Strom der vielen Touristen durch die Gamla Stan, die Altstadt Stockholms, zum Schloss und zum Hafen Nybroviken von dort nehmen wir das Pendelbåt Nr. 82, eine Personenfähre, die uns eine schöne Sicht auf die Stadt und der Bebauung entlang der Küste bietet. Von der Endstation geht es mit der U-Bahn zurück in die City.

Mit dem Pendelbåt durch Stockholm

Die Tunnelbana

Viele der Stockholmer U-Bahnstationen wurden von Künstlern gestaltet und sind eine eigene Tour wert. Tatsächlich werden geführte U Bahn Touren angeboten. Man kann die Stationen der Tunnelbana aber auch gut individuell erkunden.

1,2 Millionen Besucher können sich nicht irren:

Das Vasa Museum

Anfangs waren wir skeptisch, ob sich ein Besuch des Vasa Museums lohnen würde. Bei einem Spaziergang über die Museumsinsel sahen wir hunderte von Menschen, die in langen Warteschlangen vor dem Museum warteten. Um diesen Massenansturm zu entgehen, fuhren wir am nächsten Morgen mit der Metro sehr früh in die Stadt und waren bereits um 9 Uhr am Ticketschalter. Tatsächlich hatten sich um diese Uhrzeit nur wenige Besucher eingefunden.

Modell und Original: So soll die Vasa beim Stapellauf ausgesehen haben

Um es vorwegzunehmen: der Besuch des Vasa Museums lohnt auf alle Fälle. Ausgestellt wird nur ein einziges Schiff. Es ist die Galeone des Königs Gustav II., die am 10. August 1628 bei ihrer Jungfernfahrt nach wenigen hundert Metern im Hafen von Stockholm sank. Das Schiff war das Prestigeprojekt des schwedischen Königs.

Hunderte von Schnitzereien schmücken das Schiff und symbolisieren Macht und Status

Wie kam es zu dem Unglück? Um zu diesem denkwürdigen Anlass Salut-Schüsse abgeben zu können, waren alle Geschütz-Luken geöffnet. Eine kräftige Windböe brachte das Schiff in Schräglage. Da das Schiff konstruktiv einen ungünstigen Schwerpunkt besaß, richtete es sich nicht sofort wieder auf. Eine zweite Böe führte dann zum Unglück: Das Schiff neigte sich weiter zur Wasseroberfläche und durch die offenen Luken strömte das Meerwasser ins Schiff und brachte es in kurzer Zeit zum Sinken.

So sah es unter Deck aus

In den folgenden Jahren konnten nur einige Kanonen aus Wrack geborgen werden, dann verebbte das Interesse und das Schiff geriet in Vergessenheit. In den 1950 Jahren machten sich der Meeresarchäologe Andreas Franzén auf die Suche nach der Vasa und fand das Schiff am 25. August1956. Die mehrjährigen Vorbereitungen zur Bergung des Schiffes waren sehr aufwändig. 333 Jahre nach dem Untergang war es so weit: 1961 konnte das Schiff in einem ausgesprochen guten Zustand geborgen werden.

Es ist erstaunlich, wie gut der Schlamm das Schiff mit den hunderten geschnitzten Figuren und Ornamenten konserviert hat. Im Schiffsrumpf wurden tausende von Gegenständen der Schiffsausrüstung und persönlicher Besitz der Schiffsbesatzung gefunden.

Wir waren fasziniert von dem komplexen Bild, welches die Ausstellung von der Zeit König Gustav II. lieferte und dies am Beispiel eines einzigen Schiffes.

Mit dem Camper in der Stadt

Die Stadtcampingplätze sind für uns sehr gewöhnungsbedürftig und eine große Herausforderung für uns. Klar, es ist gut, dass sie existieren, denn Metropolen wie beispielsweise Stockholm, könnten wir sonst kaum anfahren. Doch diese Plätze sind jetzt in der Hauptreisezeit gnadenlos überfüllt. Es ist immer eine Zitterpartie, ob man noch einen Platz ergattert.

Die Idylle trügt: Stadtcamping ist manchmal anstrengend

In Stockholm war dies beim ersten Platz nicht der Fall, obwohl wir bereits um 11 Uhr dort ankamen. Kurzfristige Reservierungen sind oft nicht möglich, denn die Betreiber müssen sich keine Sorgen über die Belegung ihre Plätze machen. Platz Nr. 2, den wir ansteuerten, war ein riesiges Campingareal mit offiziell etwa 600 Stellplätzen, welches am Abend restlos überbelegt war. In jeder kleinsten Ecke stand ein Camper oder ein Zelt. Die Duschen standen unter Wasser, weil sie diesem Ansturm nicht gewachsen waren und an den WCs musste man lange anstehen. Wir sind froh, dass wir in der nächsten Zeit vorerst keinen Stadtcampingplatz mehr ansteuern müssen. Dieser Bericht entstand auf einem kleinen gemütlichen Platz am Rand eines Seglerhafens in den Schären, auf dem wir etwas Abstand vom quirligen Großstadtleben gewinnen können.

Entspannung in den Schären

Und dann war da noch…

Ein Besuch im Moderna Museet Stockholm mit einer Sonderaustellung von Laura Anderson.

Urwälder und Industriekultur

19. bis 22. Juli

In der vergangenen Woche haben wir uns in zwei Naturreservaten aufgehalten und in Falun eine Kupfermine besucht, die unter UNESCO-Weltkulturerbe Schutz gestellt wurde. Zwei weitere Tage verbrachten wir am Siljan See.

Doch der Reihe nach …

Hamra Nationalpark

Aufmerksame Blog-Leser*innen kennen dieses Nationalpark-Symbol bereits.

Auf dem Weg zum Siljan See legten wir einen Stopp im Hamra Nationalpark ein. Dieses Gebiet wurde bereits 1909 unter Naturschutz gestellt. Ein Gesandter des schwedischen Reichstags war beauftragt worden, nach einem Urwald zu suchen, der als Nationalpark für zukünftige Generationen bewahrt werden sollte. Kein leichtes Unterfangen, da es durch die intensive Waldwirtschaft auch in Schweden zu diesem Zeitpunkt fast keine Urwälder mehr gab. In Nordschweden wurde der Gesandte fündig. Im Gebiet von Hamra gab es noch einen von Mooren umgebenen Wald, der bislang von menschlichen Eingriffen verschont geblieben war. Und es ist bis heute sehr interessant durch einen Wald zu streifen, der, Zitat Naturschutzverwaltung, »nie eine Axt gesehen hat«.

In Hamra gibt es auch das größte Vorkommen an frei lebenden Bären. Als Besucher muss man jedoch keine Angst vor ihnen haben, da man vermutlich nie einem dieser sehr scheuen Tiere persönlich begegnen wird.

Einen Bären haben wir getroffen, doch der war nicht gefährlich.

Kupfermine Falun

Nach unserer Pause am Siljan See, der mit 16 Grad Wassertemperatur leider nur eingeschränkt für längere Schwimmausflüge geeignet war, fuhren wir nach Falun. Dort wird bereits seit rund 1000 Jahren Kupfer abgebaut. Anfangs im Tagebau, später vorwiegend im Untertagebau. Im 17. Jahrhundert kamen zwei Drittel des weltweit geförderten Kupfers aus dieser Mine. In Falun lebten damals rund 6000 Menschen. Damit war es nach Stockholm die zweitgrößte Stadt des Landes.

Der Bergbau forderte immer wieder Opfer. Man schätzt, dass rund 800 Menschen bei diversen Unglücksfällen umkamen.

1687 stürzte ein großer Teil der Grube ein, weil die Schächte recht planlos in die Erde getrieben wurden. Schon Tage vorher hörten die Bergarbeiter ungewöhnliche Geräusche, mussten jedoch weiterarbeiten. Es war ein glücklicher Zufall, dass Mine zum Mittsommerfest einstürzte, als alle Arbeiter freihatten. Bis heute kann man den großen Krater sehen, der damals durch den Einsturz entstanden war.

Riesiges wassergetriebenes Holzrad für den Betrieb der Schachtaufzüge

Seit 2001 steht die Mine mit ihren sehr gut erhaltene historischen Industriegebäuden und fördertechnischen Einrichtung unter dem Schutz der UNESCO.

Übrigens wird am Rand der Mine bis heute die »schwedische Nationalfarbe« Falun Rot hergestellt. Mit dieser Farbe, die einen Kupferanteil besitzt, werden häufig die schwedischen Holzhäuser gestrichen.

Nationalpark Färnebofjärden

Von Falun aus steuerten wir den Nationalpark Färnebofjärden an, der am Unterlauf des Flusses Dalälven liegt. Dieser Fluss bildet hier ein breites Delta, welches regelmäßig große Flächen überschwemmt. Innerhalb dieser Überschwemmungsflächen bilden sich wertvolle Biotope für viele Pflanzen und Tierarten: Es leben hier mehr als 200 Vogelarten.

Besonders interessant für die Besucher sind die vielen imposanten Stromschnellen, die auch gerne von Kajakfahrern genutzt werden.

Besonders lästig für die Besucher sind die vielen Stechmücken, die sich in diesen Überschwemmungsgebieten prächtig vermehren. Hier haben wir theoretisch und praktisch erfahren, dass die Mücken das 2-4 fache ihres Körpergewichts an Blut aufsaugen können.

Besonders schön für die Besucher sind die vielen gut gestalteten Sitzmöbel und Campinghütten, in denen man rasten oder übernachten kann.

Was wir sonst noch gesehen haben

Das Darlanas Museum in Falun von dem Architekten Hakon Ahlberg 1962
Eine Ausstellung von Hagstrom Gitarren, die u.a. gespielt wurden von …

Dalarna-Pferd Spezial

20. Juli 2023

Heute ein kleines Spezial zur Herstellung der Dalarna Pferde.

Das typische rote Dalarna-Pferd

Wer kennt sie nicht, diese kleinen, meist rötlichen Pferde aus Holz, die als Souvenir eines Schwedenurlaubs in vielen Wohnungen zu finden sind. Der Name bezieht sich übrigens auf die Gegend, wo diese Holzfiguren bis heute hergestellt werden.

Heute waren wir in Nusnäs am Siljan See: Es ist der einzige Ort, wo die Holzpferde noch in Handarbeit hergestellt werden. Den Herstellungsprozess kann man sich in zwei Manufakturen vor Ort ansehen und die Pferde dort natürlich auch gleich in allen Größen und Farbvarianten kaufen. Es gibt wohl kaum einen Reisenden, der sich in Dalarna aufhält und den Ort Nusnäs nicht besucht. Jetzt zur Hauptreisezeit, reichen die Parkplätze vor den beiden Manufakturen nicht aus, um die Autos der vielen Besucher unterzubringen. Eine große Wiese muss als Zusatzparkplatz herhalten.

Aussägen der Grundform

Tatsächlich lohnt sich der Besuch: Man kann sich relativ frei in den Werkstätten bewegen und alle Schritte, die zur Herstellung der Holzpferde notwendig sind, nachverfolgen.

Zunächst wird aus einer Holzplatte die Umrissform des Pferdes ausgesägt, dann wird die Form zunächst mit einem Schnitzmesser grob bearbeitet und danach geschliffen. Anschließend wird die Holzfigur grundiert und lackiert.

So sehen die Pferde auch schon sehr schön aus
Hier werden die Pferde eingefärbt
Alle Arbeitsschritte erfolgen in Handarbeit

Zum Schluss erfolgt die aufwändige Bemalung. Allerdings haben wir uns gefragt, ob die Ornamente tatsächlich in langwieriger Handarbeit von gutbezahlten schwedischen Frauen aufgetragen werden oder ob dieser Arbeitsschritt vielleicht in Fernost ausgeführt wird. Gesehen haben wir im Werk nur zwei Frauen, die diese Arbeit ausführten und die werden kaum in der Lage sein, tausende von Pferdchen mit feinen Pinselchen zu bemalen.

Wir haben uns gefragt, ob alle diese Pferde tatsächlich in Schweden bemalt werden?

Kleiner Funfakt am Rande: In Nusnäs werden mit diesem Souvenir jährlich umgerechnet rund 2,6 Millionen Euro umgesetzt. Es gibt die Holzpferde in den unterschiedlichsten Ausführungen. Die kleinsten sind nur wenige Millimeter groß. Es gibt aber auch Exemplare, die hüfthoch sind.

Das Design ist hier allgegenwärtig

Ursprünglich wurden die Holzpferde, die man bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen kann, als Spielzeug für Kinder hergestellt. In Dalarna spielte das Pferd früher eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft und bei der Personenbeförderung und so spielten die Kinder eben mit Holzpferden, so wie die heutigen Kinder mit kleinen Autos spielen.

Dieses Riesenexemplar steht in Mora

Schön, dass sich diese Tradition erhalten hat und in der Form von hochwertigen Souvenirs eine Nische gefunden hat.

100 Tage auf Tour

15. bis 17. Juli 2023

100 Tage den gleichen Schlafanzug und die gleiche Bettwäsche. Aber keine Angst: wir nutzen wöchentlich eine Waschmaschine 😉.

Wir fahren – verglichen mit den bisherigen Erlebnissen – aktuell durch eine relativ »reizarme« Landschaft ohne große Highlights. Zudem haben wir schlechtes Wetter. Unsere Route führt uns zwar auch an Seen, Weideflächen mit Kühen und kleinen Orten vorbei, aber hauptsächlich fahren wir durch endlose Wälder im Landesinneren von Mittelschweden.

Tyoische schwedische Landschaften
Größter Wasserfall Schwedens: Tännforsen

Unser nächstes größeres Ziel ist Stockholm.

Da es über diese Strecke nicht so viel Interessantes zu berichten gibt, möchten wir über das Wohnen im VW Bus berichten. Damit das ganze nicht zu textlastig wird, illustrieren einige Fotos der letzten Tage diesen Blogbeitrag.

Kleiner Stellplatz bei Arvesund mit Premium-Ausblick

Einige Leser*innen dieses Blogs werden sich sicherlich die Frage stellen, wie man es über eine so lange Zeit zu zweit in einem kleinen VW Bus aushalten kann. In den ersten drei Monaten war das kaum ein Problem. Zwar war es in Ost- und Nordeuropa häufig kalt, aber wir hatten fast durchgehend Sonne. Wenn es uns im Bus zu eng wurde, konnten wir etwas draußen unternehmen. In den vergangenen Tagen hat sich das geändert: Es gab kräftige und zum Teil lang anhaltende Regenschauer und wir konnten den Bulli manchmal über Stunden nicht verlassen. Da wurde es dann doch eng im Fahrzeug. Es fehlt eine Couch, auf der man sich hinlümmeln kann. Aber für eine solche »Wohnlandschaft« müsste das Fahrzeug sehr viel größer sein. Wir genießen zu sehr die Vorzüge eines kleinen Busses, um auf eine rollende Couchgarnitur umzusteigen. Einige abgelegene Plätze oder Orte hätten wir mit einem größeren Fahrzeug kaum erreicht.

In Arvesund findet man ein Museum, welches sich mit der Technik- und Kulturgeschichte der Gegend beschäftigt.

Die Qualität des Campmobil-Ausbaus haben wir bereits in den vergangenen Jahren kennen und schätzen gelernt. Auch von sogenannten Wellblechpisten zeigte sich der Ausbau völlig unbeeindruckt. Traten beim technischen Ausbau in den ersten Jahren noch Kinderkrankheiten oder Ausfälle auf, so läuft mittlerweile alles stabil. Sorge haben wir nur, ob der Kühlschrank die monatelangen Strapazen aushalten wird.

Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass man zunächst Erfahrungen mit einem Fahrzeug sammeln und die Ausstattung optimieren sollte, bevor man damit eine Langzeitreise unternimmt.

Überall findet man skurille Sammungen und technische Relikte aus vergangenen Zeiten.

Das Camera Obscura Projekt wird fortgesetzt: Hier ein Messerschmitt Kabinenroller, der zum Snowmobil umgebaut wurde.

Wir hoffen, dass es weiterhin ohne Pannen weitergeht und dass auch wir weiterhin so gesund bleiben wie bisher. Vermutlich haben auch die guten Wünsche und die kleinen Geschenke, die wir von Familie, Freunden und Kolleg*innen für die Reise erhalten haben, zu dem bislang guten Gelingen der Reise beigetragen.

Schilderwälder gibt es auch in Schweden

Richtung Trondheim

13. bis 15. Juli 2023

Jetzt hat es uns einmal richtig erwischt: Eine kräftige Regenfront zieht über die Mitte Norwegens. Der Regen verfolgt uns während der Fahrt in den Süden und wird am Abend auf dem Stellplatz zum Starkregen. Merklich verändert sich die Landschaft. Die RV 17, die bislang entlang der Küste führte, biegt nun ab ins Landesinnere. Die Berge werden etwas flacher und wir fahren durch ausgedehnte Waldgebiete und entlang von Seen.

Zwischen zwei Regenschauern am Stellplatz

Dampfsägewerk

In der Nähe von Namsos haben wir übernachtet. Die Stadt ist ein Zentrum der holzverarbeitenden Industrie. Hier existiert noch ein altes Dampfsägewerk, das bis heute als Museumsbetrieb existiert und kleinere Aufträge übernimmt.

Kraftzentrale des Dampfsägewerks

Weil es am nächsten Morgen immer noch stark regnete, war die Besichtigung dieses Museums genau der richtige Programmpunkt.

Leider erlebten wir an diesem Tag nicht die Live-Produktion von Holzbrettern und Leisten. Scheinbar gab es aktuell keine Aufträge. Aber auch so war es sehr interessant, sich ohne Führer und Sicherheitseinweisung zwischen den alten Maschinen zu bewegen und die einzelnen Produktionsschritte nachzuvollziehen.

Sägen der Stämme

Ende des 19. Jahrhunderts hatte man hier eine zu diesem Zeitpunkt revolutionäre Idee umgesetzt: Man stellte Bausätze für Häuser und Schulen her: der Beginn einer Fertighausproduktion.

Trondheim

Die Kommune ist das Zentrum Mittelnorwegens und mit ca. 213.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Norwegens.

Diese Stadt unterscheidet sich deutlich von den sehr viel kleineren Kommunen, die wir im Norden des Landes gesehen haben. Es gibt eine sehenswerte Altstadt und eine Menge Kunst und Kultur. Die farbenfreudigen Gebäude der Altstadt vermitteln Lebensfreude und Leichtigkeit. Überall gibt es kleine Straßencafés und Restaurants.

Durch Zufall konnten wir an einer Orgelmeditation im Nidarosdom zu Trondheim teilnehmen. Der Dom beeindruckt sowohl außen als auch im Inneren.

Bereits 1050 war Trondheim Bischofssitz und da die Kirche große Steuereinnahmen verbuchen konnte, weil hier bedeutende Handelsverbindungen nach Nordeuropa bestanden, konnte im 13. Jahrhundert ein gotischer Dom fertiggestellt werden.

Täglich um 12:30 Uhr kann man an der bereits erwähnten Orgelmeditation teilnehmen. Die moderne Orgel umrahmt das Hauptportal. Ungewöhnlich ist, dass der Spieltisch der Orgel ganz präsent mitten im Kirchenschiff steht.

Auch der Klang der Orgel ist besonders. Unsichtbar für die Zuhörer sind ein Teil der Orgelpfeifen im Kirchenraum verteilt. Dadurch entsteht ein dreidimensionaler Klang.

Am Abend konnten wir uns bei einem Abendessen bei Ikea, wo wir unseren Bus geparkt hatten, kulinarisch auf unser nächstes Ziel einstimmen: Schweden.

Instagramromantik

Übernachten am Meer

Vega Archipel

12. bis 13. Juli 2023

Unsere Fahrt zum Vega Archipel war ein spontaner Abstecher auf dem Weg nach Trondheim. Bei Tjøtta muss man die Fähre nehmen, um der Küstenstraße RV 17 weiter folgen zu können. Man kann hier jedoch auch einen Umweg machen und zur Insel Vega übersetzen.

Vega ist die Hauptinsel eines Archipels, welches aus rund 6500 Schären und kleinen Inseln besteht. Dieses Archipel wurde unter UNESCO Weltkulturerbe-Schutz gestellt, weil man hier eine 1500-jährige Kulturgeschichte der Fischerei und Landwirtschaft ablesen kann, die bis heute unter den harten Bedingungen eines polaren Klimas stattfindet.

Die Menschen, die sich hier zu einer Zeit ansiedelten, als es im Sommer noch vier Grad kälter war als heute, mussten mehrere Erwerbstätigkeiten ausüben, um zu überleben. Frauen errichteten Entenfarmen, um die begehrten Daunen der Eiderenten zu »ernten«. Die Eiderenten kommen im Februar und März zum Brüten auf die Inseln und suchen geschützte Orte. Diese wurden ihnen in Form kleiner Spitzdachhütten zur Verfügung gestellt. Die Enten bauten darin ihre Nester aus Daunen, um die Eier während der Brutzeit warmzuhalten. Nachdem die geschlüpften Entenküken die Nester verlassen hatten, wurden die Daunen von den Frauen eingesammelt. Für ein Kilo Daunenfedern benötigt man 60 bis 70 Nester.

Modell einer Eiderdaunenhütte

Tatsächlich wird diese Form der Daunenproduktion noch auf einigen kleinen Inseln praktiziert.

Sehen konnten wir die originalen Entenhütten auf der Hauptinsel Vega nicht, aber es gibt ein Touristenzentrum, welches über das Leben und die Arbeit auf den Inseln informiert.

Informationszentrum auf der Insel Vega

Wanderung zum Ravenfloger

Die Hauptinsel Vega ist ein guter Ort für Wanderungen und es gibt hier eine besonders spektakuläre Form der Bergbesteigung: die Vegatreppe auf den etwa 300 Meter hohen Berg Ravenfloger. Diese Treppe besteht aus etwa 1400 Holzstufen und es benötigt etwas Kondition und Kraft in den Waden, um den Auf- und Abstieg zu bewältigen. Finanziert hat man das Projekt, indem man die einzelnen Stufen an Privatpersonen und Firmen verkaufte.

Wagemutige können auch eine spektakulärere Route wählen. In die Felsen wurden Eisenbügel eingelassen, über die man mit Führer und der nötigen Kletterausrüstung ebenfalls den Gipfel erreichen kann.

Egal welche Route man wählt: Der Aufstieg lohnt sich, da man vom Gipfel einen tollen Blick über Teile des Archipels hat. Leider gab es während unseres Aufstiegs einen Wetterumschwung: Dunkle Regenwolken zogen auf und versorgten uns in den nächsten Tagen mit starken und lang anhaltenden Regenschauern. Aber wir wollen uns nicht beklagen, da wir in den vergangenen drei Monaten sehr viel Sonnenschein genießen konnten.

Unterwegs

Helgelandsbrua Schrägseilbrücke über den Leirfjord
Petter Dass Museum mit Pfarrhaus und mittelalterlicher Steinkirche