2. bis 4. August 2023
Entlang der Küstenstraße immer mit Blick aufs Meer nähern wir uns langsam Kopenhagen und steuern schon am Vormittag den ersten Campingplatz an, von dem aus wir die Stadt mit dem Fahrrad gut erreichen können. Schon die Anfahrt gestaltet sich kompliziert, Straßensperrungen, Umleitungen, wir passieren mehrere Kontrollstellen. Am Ende stellt sich heraus, dass der Campingplatz auf einem Gelände liegt, an dem am Wochenende ein Oldtimer-Rennen stattfindet und der Platz für diese Veranstaltung bereits ausgebucht ist.
Auf zum nächsten Platz: Beim Anblick dieses Platzes fühlen wir uns wie Besucher des Wacken-Festivals: Überall Schlamm und riesige Wasserpfützen und die Stellplätze sind mit Flatterband markiert. An der Rezeption erhalten wir die Auskunft, dass wir uns auf eigene Gefahr einen Platz suchen können. Die möglichen Bergungskosten, falls wir im Schlamm steckenbleiben, werden nicht übernommen. Wir entschließen uns aufgrund mangelnder Alternativen zu bleiben. Wie groß die Platznot ist, erfahren wir im Laufe der zwei Tage, die wir dort bleiben mehrfach. Einmal treffen wir bei der Rückkehr 2 Camper an, die sich mit ihrem Auto noch auf unseren Platz gequetscht haben, so nah, dass wir kaum mehr ins Auto kommen, geschweige denn draußen sitzen können. Ein anderes Mal versucht ein Mann abends um 23 Uhr mit seinem riesigen Wohnmobil in die enge Lücke zu fahren.
Einziger Pluspunkt des Platzes ist die Lage. Es gibt einen schönen Radweg in die Stadt und in der Nähe einen sehr schönen Strand, an dem wir einen Abend verbringen.
Und damit kommen wir zu einem schönen Detail dieses Stadtbesuchs: Kopenhagen ist für Radfahrer ein Paradies, wenn man ein einigermaßen geübter Radfahrer ist. Breite Fahrradwege, vorrangige Ampelschaltungen, alles gut und schnell erreichbar. Aber da sehr viele Radfahrer schnell unterwegs sind, muss man sehr konzentriert und diszipliniert fahren und jeden Stopp frühzeitig anzeigen.
Für uns beide ist es der erste Besuch in Kopenhagen, deshalb beginnen wir damit, die touristischen Highlights der Stadt zu Erkunden. Dazu gehört natürlich die Gegend um den Vergnügungspark Tivoli, der in diesen Tagen 180 Jahre alt wird, und die Altstadt bis zum Nyhavn, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Vermutlich einer jener Orte auf der Erde mit der höchsten Selfi-Rate.
Vom Nyhavn ist es auch nicht weit zur Freistadt Christiania, die 1971 von der Hausbesetzerszene in einem alten Militärareal gegründet wurde. Zunächst geduldet und später durch Ankauf legalisiert, besitzt Christiania heute den Status einer autonomen Gemeinde.
Dieses Stadtgebiet steht ebenfalls ganz oben auf Liste der touristischen Highlights, vermittelt heute jedoch ein eher trauriges Bild. Die Pusher Street, wo an Ständen Marihuana und Haschisch verkauft werden, (andere Drogen vermutlich auch, jedoch nicht ganz so offensichtlich) befindet sich fest in den Händen von Drogen-Clans. Alle Versuche der Bewohner*innen, diese Clans aus ihrer Freistadt zu verbannen, sind bislang gescheitert.
Besonders gut hat uns das Wohnviertel Nørrebro gefallen. Hier gibt es viele kleine Läden und Restaurants und fast jede Straße könnte man sich als persönlichen Wohnort vorstellen. Es scheint dort ein funktionierendes Miteinander unterschiedlicher Kulturen zu geben.
Immer wieder stößt man in den Wohnvierteln auch auf imposante Backsteinarchitektur, die man in Reiseführern meist vergeblich suchen wird.
Und natürlich gibt es in Kopenhagen jede Menge tolle zeitgenössische Architektur. Schließlich wurde die Stadt von der UNESCO zur Welthauptstadt der Architektur 2023 ernannt. An prominenter Stelle am Fluss steht das Danish Architecture Center »Blox« und gleich daneben der »Black Diamond«, der die Bibliothek beherbergt.
Gerne hätten wir uns noch mehr in dieser tollen Stadt angesehen, doch wir bekamen beide eine dicke Erkältung. Ein Stadtbesuch mit Hals- und Kopfschmerzen macht keinen Spaß. Wir entschieden uns daher, weiter in Richtung Süden zu fahren und uns auf einem abgelegenen und ruhigen Campingplatz auszukurieren.
Glückwünsche auch von mir- an wen von Euch?
Was sagt ihr zu diesem neuen Bürogebäude gegenüber der Oper-
ist doch schrecklich!
Euch weiterhin gute Reise, freue mich von euch zu hören!
LG Jutta
Liebe Jutta,
vielen Dank für die Glückwünsche.
Ich finde, dass die Gebäude von COBE noch zu den besseren Projekten gehören, die wir bisher auf der Reise gesehen haben.
In vielen größeren Städten sind wir an diesen Waterfront-Bebauungen vorbeigekommen, die aktuell im Rahmen von Masterplänen entstehen. Ich finde, das Problem besteht darin, dass oft wenige Büros ganze Stadtteile entwerfen und schnell bauen. Alles wirkt aus einem Guss, ist am Ende jedoch sehr steril. Die Gebiete können nicht langsam wachsen und sich den Bedürfnissen der Menschen anpassen.
Wir haben einen kurzen Stopp in Erfurt eingelegt, um Vorräte aufzufüllen und Inspektionen durchführen zu lassen. Nächste Woche geht es weiter in Richtung Frankreich.
Viele Grüße
Jörg
Kopenhagen – sehr spannend! Da frage ich mich, warum wir immer dran vorbeifahren. Das muss sich ändern!
Ich hoffe, die Erkältung ist überstanden!?
Liebe Grüße Almuth
Liebe Almuth,
das solltet ihr auf jeden Fall bei der nächsten Reise ändern. Manche Stadteile haben uns sehr an Berlin erinnert und wir hätten uns gerne dort mehr Zeit gegönnt.
Die Erkältung ist halbwegs überstanden und wir haben gerade einen Boxenstopp in Erfurt eingelegt, um eine Inspektion des Busses und der Fahrräder durchführen zu lassen, die Vorräte aufzufüllen und ausgiebig Wäsche zu waschen…
Viele Grüße
Jörg