Ladonien

1.und 2. August 2023

Ladonien ist ein Staat der 1996 von dem Künstler Lars Vilks an der Küste des schwedischen Naturschutzgebiets Kullaberg ausgerufen wurde.

Dort errichtete er zwei Kunstwerke in einem sehr schwer zugänglichen Gelände. Mit dem ersten, welches den Titel Nimis trägt, begann er bereits 1980. Es besteht aus Treibholz, welches er an der Küste gefunden hat und soll etwa 75 Tonnen wiegen.

Erst zwei Jahre nach dem Bau wurde die Skulptur von den Behörden entdeckt und es begann ein langer Rechtsstreit durch mehrere Instanzen. Schließlich ordnete die schwedische Regierung an, dass Nimis abgerissen werden soll. Zwischenzeitlich hatte jedoch Joseph Beuys das Kunstwerk gekauft und der Beschluss wurde bis heute nicht umgesetzt. Zweimal wurde das Objekt von unbekannten Tätern in Brand gesteckt, aber Lars Vilks baute es neu auf.

1991 kam noch die Steinskulptur Arx hinzu.

Als Vilks 1999 eine weitere Skulptur errichtete, griff der Staat durch: Omphalos, so der Name der neuen Skulptur, musste entfernt werden. Vilks schlug vor, das Kunstwerk am 10. Dezember 2001 zu sprengen. Dies war das Datum des 100. Jubiläums des Friedensnobelpreises. Stattdessen wurde die Skulptur, die zwischenzeitlich vom Künstler Ernst Billgren gekauft wurde, entfernt. Die Kosten für die Entfernung wurden Vilks in Rechnung gestellt.

Heute steht das Kunstwerk im Moderna museet in Stockholm.

Ladonien ist tatsächlich schwer zu erreichen. Ein gelbes N auf den Bäumen zeigt den Weg zu den Kunstwerken, die mittlerweile viele Besucher anziehen. Es ist jedoch nicht ungefährlich, sich auf den Weg nach Ladonien zu machen. Der Abstieg zur Küste ist sehr steil und felsig. Die begehbare Holzskulptur ist durch die vielen Besucher*innen an einigen Stellen zusammengestürzt.

Es ist jedoch ein Erlebnis, dieses Kunstwerk nach einem anstrengendem Fußweg zu entdecken. Man hat sich diesen Kunstgenuss schwer erarbeitet: Anders als im Museum, wo man die Kunstwerke präsentiert bekommt, ohne selbst aktiv werden zu müssen.

Und dann waren wir noch im Naturreservat Hovs Haller

An der Küste haben Besucher unzählige Steintürme errichtet

In Helsingborg, einem überraschend interessanten Städtchen, endet unsere Fahrt durch Schweden. Am frühen Morgen nehmen wir die Fähre nach Dänemark.

Freunde, Verwandte und ein Unwetter

28. bis 31. Juli. 2023

Von Stockholm aus fuhren wir nach Norrköping, einer Stadt mit architektonischen Besonderheiten. Norrköping war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das landesweite Zentrum der Textilindustrie.

Das Bügeleisen-Gebäude auf einer Insel im Fluss

Viele der damaligen Industriebauten befinden sich im Stadtzentrum entlang des Flusses Motola Ström, der das notwendige Wasser für die Textilfabrikation lieferte und gleichzeitig der Energiegewinnung diente. Die alten Gebäude sind gut erhalten und wurden aufwändig restauriert. Heute beherbergen sie Museen, Restaurants, Wohnungen und Einrichtungen der Universität. Auch Start-ups ein Kino und ein Visualisierungs-Zentrum sind hier zu finden.

Eine vergleichbare Umnutzung von Industriegebäuden hatten wir bereits in der Stadt Tampere gesehen. In Norrköping wurden jedoch moderne Gebäude in den Altbaubestand integriert. Es hat sich so eine spannende architektonische Mischung entwickelt.

Treffen mit Freunden und Verwandten

Doch zunächst gelang das erste mal auf unserer Reise ein Treffen mit guten Freunden. Es war Zufall, dass Almuth und Martin genau zur passenden Zeit unsere Reiseroute kreuzten und so vereinbarten wir ein Treffpunkt an dem Badeplatz eines Sees. Ganz so einsam wir uns das vorgestellt hatten, war der Platz nicht. Bei unserer Ankunft standen schon einige Wohnmobile auf einer Wiese, die ein geschäftstüchtiger Landwirt zu einem PopUp-Campingplatz umfunktioniert hatte. Es wurde ein schöner Abend. Wir kochten, aßen, tranken und tauschten unsere Reiseerlebnisse und Neuigkeiten aus der Heimat aus.

An nächsten Morgen brachen wir nach einem gemeinsamen Frühstück und einem erfrischenden Bad im See auf, um Kathrins Onkel, Tante und deren Kinder zu besuchen.

Kathrins Onkel hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Mann ein landwirtschaftliches Praktikum in Schweden begonnen, dort seine spätere Frau kennengelernt und war deshalb im Land geblieben. Zunächst hatte er klassische Landwirtschaft betrieben und sich später auf Forstwirtschaft konzentriert und eine Firma für Straßen und Wegebau gegründet. Man kann sagen, dass er in Schweden eine Karriere gemacht hat, die in Deutschland kaum möglich gewesen wäre. Mittlerweile ist er fast 90 Jahre alt und noch topfit. Fast täglich geht er noch in die Wälder, obwohl längst einer seiner Söhne die forstwirtschaftlichen Arbeiten übernommen hat.

Uns hat er auf eine längere Tour durch die Waldgebiete mitgenommen und wir haben eine Menge erfahren: Wie man Bäume pflanzt, wie man sie pflegt und dass es etwa 70 Jahre dauert, bis man sie fällt. Wir haben erfahren, dass auch hier der Borkenkäfer den Wäldern zusetzt und wir haben einen wunderschönen Eichenwald besucht. Vor einiger Zeit hat Kathrins Onkel hier eine Eiche mit einem Stammumfang von 8,4 Metern entdeckt. Sie könnte bis zu tausend Jahre alt sein und wurde gleich unter Naturschutz gestellt.

Diese Eiche besitzt einen Stamm-Umfang von 8,4 Metern und könnte bis zu tausend Jahre alt sein.

Mir ist aufgefallen, dass sich bei land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten – anders als bei meiner Tätigkeit – die Frage nach der Sinnhaftigkeit nicht stellt. Man profitiert von der Arbeit, die bereits vor Generationen geleistet wurde und es ist gar keine Frage, dass man selbst auch Arbeit investiert, die erst zukünftigen Generationen zugutekommen wird.

Nach unserem Besuch, bei dem wir noch einige gute Tipps für die weitere Route an Schwedens Westküste erhielten, fuhren in Richtung Varberg, wo wir in lang anhaltenden Starkregen gerieten. Zeitweilig fühlte es sich an, als würden wir uns in einer Waschanlage befinden. Als der Regen für etwa zwei Stunden aufhörte, konnten wir den Bus verlassen und uns die überschaubare Anzahl an Sehenswürdigkeiten in der Stadt Varberg anschauen.

Kaltbadeanstalt
Gebaut im maurischen Stil
Festung Varberg

Gegen Abend kam noch einmal die Sonne hervor und am Horizont türmten sich riesige Wolkengebilde, die wir bei einer Fahrradtour zum Leuchtturm Morups Tånge bewundern konnten.

Nach dem Unwetter: Wolken am Horizont
Der Leuchtturm Morups Tånge

Und dann gab es noch ein Naturschutzgebiet…

Das Store Mosse Naturschutzgebiet

Stockholm

24. bis 26. Juli 2023

Die Stadt Stockholm kennenlernen

Es ist unser erster Besuch in der schwedischen Hauptstadt und wir machen das, was wir immer beim Besuch einer größeren Stadt tun: Wir kaufen ein Mehrtages-Ticket für den ÖPNV und erkunden die Stadt per Bus, Bahn, Metro und hier in Stockholm auch mit dem Schiff.

In der Altstadt Gamla Stan

Zunächst schwimmen wir im Strom der vielen Touristen durch die Gamla Stan, die Altstadt Stockholms, zum Schloss und zum Hafen Nybroviken von dort nehmen wir das Pendelbåt Nr. 82, eine Personenfähre, die uns eine schöne Sicht auf die Stadt und der Bebauung entlang der Küste bietet. Von der Endstation geht es mit der U-Bahn zurück in die City.

Mit dem Pendelbåt durch Stockholm

Die Tunnelbana

Viele der Stockholmer U-Bahnstationen wurden von Künstlern gestaltet und sind eine eigene Tour wert. Tatsächlich werden geführte U Bahn Touren angeboten. Man kann die Stationen der Tunnelbana aber auch gut individuell erkunden.

1,2 Millionen Besucher können sich nicht irren:

Das Vasa Museum

Anfangs waren wir skeptisch, ob sich ein Besuch des Vasa Museums lohnen würde. Bei einem Spaziergang über die Museumsinsel sahen wir hunderte von Menschen, die in langen Warteschlangen vor dem Museum warteten. Um diesen Massenansturm zu entgehen, fuhren wir am nächsten Morgen mit der Metro sehr früh in die Stadt und waren bereits um 9 Uhr am Ticketschalter. Tatsächlich hatten sich um diese Uhrzeit nur wenige Besucher eingefunden.

Modell und Original: So soll die Vasa beim Stapellauf ausgesehen haben

Um es vorwegzunehmen: der Besuch des Vasa Museums lohnt auf alle Fälle. Ausgestellt wird nur ein einziges Schiff. Es ist die Galeone des Königs Gustav II., die am 10. August 1628 bei ihrer Jungfernfahrt nach wenigen hundert Metern im Hafen von Stockholm sank. Das Schiff war das Prestigeprojekt des schwedischen Königs.

Hunderte von Schnitzereien schmücken das Schiff und symbolisieren Macht und Status

Wie kam es zu dem Unglück? Um zu diesem denkwürdigen Anlass Salut-Schüsse abgeben zu können, waren alle Geschütz-Luken geöffnet. Eine kräftige Windböe brachte das Schiff in Schräglage. Da das Schiff konstruktiv einen ungünstigen Schwerpunkt besaß, richtete es sich nicht sofort wieder auf. Eine zweite Böe führte dann zum Unglück: Das Schiff neigte sich weiter zur Wasseroberfläche und durch die offenen Luken strömte das Meerwasser ins Schiff und brachte es in kurzer Zeit zum Sinken.

So sah es unter Deck aus

In den folgenden Jahren konnten nur einige Kanonen aus Wrack geborgen werden, dann verebbte das Interesse und das Schiff geriet in Vergessenheit. In den 1950 Jahren machten sich der Meeresarchäologe Andreas Franzén auf die Suche nach der Vasa und fand das Schiff am 25. August1956. Die mehrjährigen Vorbereitungen zur Bergung des Schiffes waren sehr aufwändig. 333 Jahre nach dem Untergang war es so weit: 1961 konnte das Schiff in einem ausgesprochen guten Zustand geborgen werden.

Es ist erstaunlich, wie gut der Schlamm das Schiff mit den hunderten geschnitzten Figuren und Ornamenten konserviert hat. Im Schiffsrumpf wurden tausende von Gegenständen der Schiffsausrüstung und persönlicher Besitz der Schiffsbesatzung gefunden.

Wir waren fasziniert von dem komplexen Bild, welches die Ausstellung von der Zeit König Gustav II. lieferte und dies am Beispiel eines einzigen Schiffes.

Mit dem Camper in der Stadt

Die Stadtcampingplätze sind für uns sehr gewöhnungsbedürftig und eine große Herausforderung für uns. Klar, es ist gut, dass sie existieren, denn Metropolen wie beispielsweise Stockholm, könnten wir sonst kaum anfahren. Doch diese Plätze sind jetzt in der Hauptreisezeit gnadenlos überfüllt. Es ist immer eine Zitterpartie, ob man noch einen Platz ergattert.

Die Idylle trügt: Stadtcamping ist manchmal anstrengend

In Stockholm war dies beim ersten Platz nicht der Fall, obwohl wir bereits um 11 Uhr dort ankamen. Kurzfristige Reservierungen sind oft nicht möglich, denn die Betreiber müssen sich keine Sorgen über die Belegung ihre Plätze machen. Platz Nr. 2, den wir ansteuerten, war ein riesiges Campingareal mit offiziell etwa 600 Stellplätzen, welches am Abend restlos überbelegt war. In jeder kleinsten Ecke stand ein Camper oder ein Zelt. Die Duschen standen unter Wasser, weil sie diesem Ansturm nicht gewachsen waren und an den WCs musste man lange anstehen. Wir sind froh, dass wir in der nächsten Zeit vorerst keinen Stadtcampingplatz mehr ansteuern müssen. Dieser Bericht entstand auf einem kleinen gemütlichen Platz am Rand eines Seglerhafens in den Schären, auf dem wir etwas Abstand vom quirligen Großstadtleben gewinnen können.

Entspannung in den Schären

Und dann war da noch…

Ein Besuch im Moderna Museet Stockholm mit einer Sonderaustellung von Laura Anderson.

Urwälder und Industriekultur

19. bis 22. Juli

In der vergangenen Woche haben wir uns in zwei Naturreservaten aufgehalten und in Falun eine Kupfermine besucht, die unter UNESCO-Weltkulturerbe Schutz gestellt wurde. Zwei weitere Tage verbrachten wir am Siljan See.

Doch der Reihe nach …

Hamra Nationalpark

Aufmerksame Blog-Leser*innen kennen dieses Nationalpark-Symbol bereits.

Auf dem Weg zum Siljan See legten wir einen Stopp im Hamra Nationalpark ein. Dieses Gebiet wurde bereits 1909 unter Naturschutz gestellt. Ein Gesandter des schwedischen Reichstags war beauftragt worden, nach einem Urwald zu suchen, der als Nationalpark für zukünftige Generationen bewahrt werden sollte. Kein leichtes Unterfangen, da es durch die intensive Waldwirtschaft auch in Schweden zu diesem Zeitpunkt fast keine Urwälder mehr gab. In Nordschweden wurde der Gesandte fündig. Im Gebiet von Hamra gab es noch einen von Mooren umgebenen Wald, der bislang von menschlichen Eingriffen verschont geblieben war. Und es ist bis heute sehr interessant durch einen Wald zu streifen, der, Zitat Naturschutzverwaltung, »nie eine Axt gesehen hat«.

In Hamra gibt es auch das größte Vorkommen an frei lebenden Bären. Als Besucher muss man jedoch keine Angst vor ihnen haben, da man vermutlich nie einem dieser sehr scheuen Tiere persönlich begegnen wird.

Einen Bären haben wir getroffen, doch der war nicht gefährlich.

Kupfermine Falun

Nach unserer Pause am Siljan See, der mit 16 Grad Wassertemperatur leider nur eingeschränkt für längere Schwimmausflüge geeignet war, fuhren wir nach Falun. Dort wird bereits seit rund 1000 Jahren Kupfer abgebaut. Anfangs im Tagebau, später vorwiegend im Untertagebau. Im 17. Jahrhundert kamen zwei Drittel des weltweit geförderten Kupfers aus dieser Mine. In Falun lebten damals rund 6000 Menschen. Damit war es nach Stockholm die zweitgrößte Stadt des Landes.

Der Bergbau forderte immer wieder Opfer. Man schätzt, dass rund 800 Menschen bei diversen Unglücksfällen umkamen.

1687 stürzte ein großer Teil der Grube ein, weil die Schächte recht planlos in die Erde getrieben wurden. Schon Tage vorher hörten die Bergarbeiter ungewöhnliche Geräusche, mussten jedoch weiterarbeiten. Es war ein glücklicher Zufall, dass Mine zum Mittsommerfest einstürzte, als alle Arbeiter freihatten. Bis heute kann man den großen Krater sehen, der damals durch den Einsturz entstanden war.

Riesiges wassergetriebenes Holzrad für den Betrieb der Schachtaufzüge

Seit 2001 steht die Mine mit ihren sehr gut erhaltene historischen Industriegebäuden und fördertechnischen Einrichtung unter dem Schutz der UNESCO.

Übrigens wird am Rand der Mine bis heute die »schwedische Nationalfarbe« Falun Rot hergestellt. Mit dieser Farbe, die einen Kupferanteil besitzt, werden häufig die schwedischen Holzhäuser gestrichen.

Nationalpark Färnebofjärden

Von Falun aus steuerten wir den Nationalpark Färnebofjärden an, der am Unterlauf des Flusses Dalälven liegt. Dieser Fluss bildet hier ein breites Delta, welches regelmäßig große Flächen überschwemmt. Innerhalb dieser Überschwemmungsflächen bilden sich wertvolle Biotope für viele Pflanzen und Tierarten: Es leben hier mehr als 200 Vogelarten.

Besonders interessant für die Besucher sind die vielen imposanten Stromschnellen, die auch gerne von Kajakfahrern genutzt werden.

Besonders lästig für die Besucher sind die vielen Stechmücken, die sich in diesen Überschwemmungsgebieten prächtig vermehren. Hier haben wir theoretisch und praktisch erfahren, dass die Mücken das 2-4 fache ihres Körpergewichts an Blut aufsaugen können.

Besonders schön für die Besucher sind die vielen gut gestalteten Sitzmöbel und Campinghütten, in denen man rasten oder übernachten kann.

Was wir sonst noch gesehen haben

Das Darlanas Museum in Falun von dem Architekten Hakon Ahlberg 1962
Eine Ausstellung von Hagstrom Gitarren, die u.a. gespielt wurden von …

Dalarna-Pferd Spezial

20. Juli 2023

Heute ein kleines Spezial zur Herstellung der Dalarna Pferde.

Das typische rote Dalarna-Pferd

Wer kennt sie nicht, diese kleinen, meist rötlichen Pferde aus Holz, die als Souvenir eines Schwedenurlaubs in vielen Wohnungen zu finden sind. Der Name bezieht sich übrigens auf die Gegend, wo diese Holzfiguren bis heute hergestellt werden.

Heute waren wir in Nusnäs am Siljan See: Es ist der einzige Ort, wo die Holzpferde noch in Handarbeit hergestellt werden. Den Herstellungsprozess kann man sich in zwei Manufakturen vor Ort ansehen und die Pferde dort natürlich auch gleich in allen Größen und Farbvarianten kaufen. Es gibt wohl kaum einen Reisenden, der sich in Dalarna aufhält und den Ort Nusnäs nicht besucht. Jetzt zur Hauptreisezeit, reichen die Parkplätze vor den beiden Manufakturen nicht aus, um die Autos der vielen Besucher unterzubringen. Eine große Wiese muss als Zusatzparkplatz herhalten.

Aussägen der Grundform

Tatsächlich lohnt sich der Besuch: Man kann sich relativ frei in den Werkstätten bewegen und alle Schritte, die zur Herstellung der Holzpferde notwendig sind, nachverfolgen.

Zunächst wird aus einer Holzplatte die Umrissform des Pferdes ausgesägt, dann wird die Form zunächst mit einem Schnitzmesser grob bearbeitet und danach geschliffen. Anschließend wird die Holzfigur grundiert und lackiert.

So sehen die Pferde auch schon sehr schön aus
Hier werden die Pferde eingefärbt
Alle Arbeitsschritte erfolgen in Handarbeit

Zum Schluss erfolgt die aufwändige Bemalung. Allerdings haben wir uns gefragt, ob die Ornamente tatsächlich in langwieriger Handarbeit von gutbezahlten schwedischen Frauen aufgetragen werden oder ob dieser Arbeitsschritt vielleicht in Fernost ausgeführt wird. Gesehen haben wir im Werk nur zwei Frauen, die diese Arbeit ausführten und die werden kaum in der Lage sein, tausende von Pferdchen mit feinen Pinselchen zu bemalen.

Wir haben uns gefragt, ob alle diese Pferde tatsächlich in Schweden bemalt werden?

Kleiner Funfakt am Rande: In Nusnäs werden mit diesem Souvenir jährlich umgerechnet rund 2,6 Millionen Euro umgesetzt. Es gibt die Holzpferde in den unterschiedlichsten Ausführungen. Die kleinsten sind nur wenige Millimeter groß. Es gibt aber auch Exemplare, die hüfthoch sind.

Das Design ist hier allgegenwärtig

Ursprünglich wurden die Holzpferde, die man bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen kann, als Spielzeug für Kinder hergestellt. In Dalarna spielte das Pferd früher eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft und bei der Personenbeförderung und so spielten die Kinder eben mit Holzpferden, so wie die heutigen Kinder mit kleinen Autos spielen.

Dieses Riesenexemplar steht in Mora

Schön, dass sich diese Tradition erhalten hat und in der Form von hochwertigen Souvenirs eine Nische gefunden hat.

Entlang der nördlichsten Bahnstrecke Europas

21. bis 22. Juni 2023

Von Kiruna aus fahren wir entlang der Malmbanan, übersetzt Erzbahn, die auf der norwegischen Seite als Ofotbanen bezeichnet wird und in Narvik endet. Diese Stadt ist unser nächstes Ziel.

Tatsächlich begleitet uns kurz hinter Kiruna einer dieser mächtigen Erzzüge für einige Zeit auf unserer Fahrt. Auf unserer Strecke liegt der Abisko Nationalpark. Hier möchten wir für einen Tag einen Zwischenstopp einlegen. Abisko liegt am See Torneträsk, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Der kleine Ort ist ein Zentrum für Wanderer. Hier gibt es eine Touristenstation mit einem Hotel und einer Jugendherberge und von hier starten gut beschilderte Wandertouren unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade.

Wir entscheiden uns für eine leichtere Wanderung, weil wir für Touren im Schnee nicht ausgerüstet sind. Unsere Route führt uns entlang eines beeindruckenden Canyons, der wild schäumendes Schmelzwasser führt.

Später treffen wir auf Permafrostböden, also Böden, die auch im Sommer nur an der Oberfläche auftauen.

In Abisko gibt es bereits Permafrostböden

Am Schluss unserer Wanderung erreichen wir das Ufer des langgestreckten Sees Torneträsk, der uns über viele Kilometer auf der Strecke nach Narvik begleitete.

Ende Juni schwimmen noch Eisschollen auf den Seen

Bevor die Eisenbahn gebaut wurde, transportierte man im Sommer Lasten mit Schiffen über den See und im Winter befuhr man ihn mit Schlitten. Noch jetzt schwimmt auf einigen Seen eine dünne Eisschicht und neben der Straße liegt stellenweise Schnee. Wir können es kaum glauben, dass hier Ende Juni noch solche Bedingungen herrschen.

An der Grenzstation Riksgränsen verlassen wir Schweden, das wir zunächst nur als Transitland genutzt haben und fahren in Norwegen die recht abschüssige Strecke nach Narvik hinunter.

An der Strecke nach Narvik

Vor der Stadt finden wir einen winzigen Campingplatz, der einen traumhaften Blick auf die schneebedeckten Berge und die Brücke nach Narvik bietet. An letzter hätte jeder Statiker seine Freude: Links und rechts des breiten Fjordes gibt es nur zwei Stützen. Die Fahrbahn hängt an Drahtseilen, die zwischen den Pylonen gespannt sind. Allerdings hat diese wagemutige Konstruktion auch ihren Preis. Fast 100 Kronen, rund acht Euro, kostet die Überfahrt. Maut für Brücken, Tunnels oder für die Einfahrt in Städte wird in Norwegen erhoben, um Baukosten zu refinanzieren.

Narvik

Narvik schmiegt sich an einen Berghang. Die Straßen in die höher gelegenen Stadtteile sind daher sehr steil. Bedeutung hat Narvik wegen seines eisfreien Hafens erlangt: Dieser bietet ideale Bedingungen, um das Eisenerz aus Kiruna auf Schiffe verladen.

Erzverladung in Narvik

Die Stadt Narvik mit ihren rund 20.000 Einwohnern birgt nur wenige architektonische Schätze. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten stark zerstört und sehr zweckmäßig neu errichtet.

Ein besonderes Schauspiel erlebten wir zufällig, als wir einen Aussichtspunkt hoch über der Stadt ansteuerten. Dort gibt es einen künstlichen Geysir. Zweimal am Tag schießt dort unter enormem Druck Wasser aus dem Rohr einer Wasserkraftanlage etwa 45 Meter in die Höhe.

Zunächst einmal Danke!

Zehn Tage war die Seite nun nicht erreichbar und wir erhielten bereits einige Anfragen, weshalb es keine aktuellen Berichte mehr gibt. An der Lösung des Problems waren mehrere Personen beteiligt, bei denen wir uns an dieser Stelle bedanken möchten. Da war an erster Stelle mein Kollege Robert Pfotenhauer, der mich sehr unterstützt hat und mehrere Versuche startete, die Seite wieder sichtbar zu machen. Wir möchte auch dem Team von Alfahosting unseren Dank aussprechen, insbesondere Herrn Sebastian Parreidt, dessen Einsatz schließlich zum Erfolg führte.

Wir hoffen, dass das Problem jetzt dauerhaft behoben ist und die bisherigen Leser wieder zu uns finden.

Kiruna

18. bis 20. Juni 2023

Liebe Blogbesucher*innen und Reisebegleiter*innen, einige von Euch haben sicherlich schon bemerkt, dass diese Website zeitweilig nicht erreichbar ist. Die Ursache ist bislang unklar und für mich unterwegs schwer zu ermitteln. Ich hoffe, dass bald eine Lösung für dieses Problem gefunden werden kann. Bis dahin bitte ich um Geduld, wenn die Seite mal wieder nicht erreichbar ist.

Das alte Kiruna ist eine Geisterstadt. Vor einigen Häuserblocks befinden sich blaue Bauzäune, hinter denen sich Schuttberge türmen. Durch die Fenster eines Restaurants sieht man noch die komplette Einrichtung, alles ist von einer dicken weißen Staubschicht überzogen. In der Mitte des Raums brennt eine einzelne Glühbirne. Auf den Straßen trifft man nur wenige Menschen. Aus einem Haus ist laute Jazzmusik zu hören. Wir haben das Gefühl, uns mitten in einer Filmszenerie zu befinden. Was ist hier passiert?

Die unterirdischen Bergbauschächte haben sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter unter die Stadt geschoben. Dadurch besteht für einige Stadtteile die Gefahr von Bergschäden. 2020 gab es hier ein Erdbeben der Stärke 4,9. Als Auslöser vermutet man den Bergbau. Schon vor diesem Ereignis hat man beschlossen, die Stadt abzureißen und 5 Kilometer entfernt neu aufzubauen, um weiterhin Bodenschätze fördern zu können. Ein gewaltiger logistischer und finanzieller Kraftakt, der deutlich macht, wie wertvoll die hier geförderten Metalle sind.

Bis 2040 soll der Umzug der Stadt noch dauern. Aktuell wurden bereits einige Gebäude des neuen Zentrums fertiggestellt.

Die Kirche von Kiruna soll auf Tiefladern in einem Stück umgesetzt werden

Die Stadt Kiruna existiert nur deshalb, weil man hier das weltweit größte bislang bekannte Erzvorkommen und weitere wertvolle Bodenschätze, wie Gold und seltene Erden gefunden hat. Das Erz wird hier aufbereitet und mit langen Güterzügen nach Narvik oder an den Ostseehafen Lulea transportiert, um von dort aus in alle Welt verschifft zu werden.

Man muss diese gigantische Maschinerie der Erzförderung in Aktion gesehen haben. Daher haben wir an einer Führung durch die Mine teilgenommen und wurden dazu mit einem Bus etwa 500 Meter unter die Erde gebracht.

Fahrt im Linienbus in 500m Tiefe

Aktuell findet die Erzförderung in einer Tiefe von 1360 Metern statt. Zukünftig möchte man mithilfe von ferngesteuerten Maschinen und Robotern in eine Tiefe von 2000 Metern vordringen. Die staatliche Abbaugesellschaft LKAB hat sich ein großes Ziel gesteckt. In einigen Jahren soll der gesamte Produktionsprozess klimaneutral durchgeführt werden. Dies möchte man durch den Einsatz von Wasserstoff erreichen, der durch Wasserkraft erzeugt werden soll.

Bislang wird Stahl unter Verwendung von Kohle hergestellt und ist so für einen großen Anteil des jährlichen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Stahl ist für unsere Gesellschaft derzeit unverzichtbar und wird bei der Herstellung vieler Produkte benötigt. Man rechnet damit, dass der Stahlbedarf in den kommenden Jahrzehnten noch um 50 % steigen wird.

Eisenpellets

Insgesamt war diese Führung durch das Bergwerk schon sehr interessant, aber sie war natürlich auch eine große Werbeveranstaltung für die Firma LKAB.

Im Hintergrund die LKAG Mine

Wenn man die riesigen Minenanlagen und Abraumhalden am Rande der Stadt sieht, kommt man ins Grübeln über den Lebensstil unserer Gesellschaft. Diese großen Wunden werden unter anderem deshalb in die Landschaft gerissen, damit unsere Smartphones und Autos weiterhin im gewohnten Umfang produziert werden können.

Es gibt ein weiteren wichtigen Aspekt zum Thema Umgang mit der Natur: Dieses Abbaugebiet befindet sich in Lappland, deren Ureinwohner, die Samen, einen besonderen Respekt vor der Natur besitzen. Sie kennen acht Jahreszeiten, die den Ablauf ihres Lebens und ihrer Arbeit bestimmten. Früher waren die Samen ein nomadisches Volk, das im Wander-Rhythmus ihrer Rentierherden durch Lappland zogen. Heute können die Samen kaum mehr von der Rentierzucht leben und sie müssen ihre Herden auch nicht mehr begleiten.

Woher wir das wissen? Wir haben auf einer Rentier-Loge übernachtet, womit sich deinige Angehörige dieser ethnischen Gruppe ein neues Standbein zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts aufgebaut haben. Touristen können dort in luxuriösen Jurten übernachten und es gibt einen kleinen Stellplatz für Wohnmobile. Dort haben wir auch Eintrittkarten für das Nutti Sámi Siida Museum erhalten, welches interessante Einblicke in die Kultur und die traditionelle Lebensweise der Samen gewährt.

Was uns besonders erschüttert hat: Zwei von drei Rentierhirten begehen den Versuch der Selbsttötung, weil die Ausübung ihres Berufs immer schwieriger wird und sie es als ethnische Minderheit schwer haben, von der übrigen Gesellschaft akzeptiert zu werden.

Zum Schluss noch

Die schwimmende Sauna auf dem Campingplatz
Bob der Baumeister 😉