Fazit: Fahrzeug, Ausrüstung, Kosten

März 2024

Nach unserem persönlichen Fazit der Reise möchte ich (Jörg) zum Schluss noch etwas über die Technik und die Kosten schreiben. Die Google-Statistik unseres Blogs hat gezeigt, dass sehr viele Besucher*innen über den Suchbegriff Campmobil und die Details zur Ausrüstung auf unsere Seite stoßen, von daher wird dieses Fazit für diese Leser*innen sicherlich besonders interessant sein.

Das Basisfahrzeug

Kathrin hatte bereits in ihrem Fazit darüber berichtet, dass wir auf der langen Reise keinerlei Pannen oder Defekte hatten. Das spricht für das Basisfahrzeug T5, dessen Tachostand mittlerweile 190.000 Kilometer aufweist und natürlich auch für den Ausbau der Firma Campmobil. Die mitgeführte Notfallausrüstung und die Ersatzteile für die Campmobil-Technik haben wir also nicht benötigt. Trotzdem würde ich diese Ausrüstung auf jeder größeren Reise mitführen, denn ein solch reibungsloser Verlauf einer Langzeitreise ist eher ungewöhnlich.

Für kleinere Notreparaturen haben wir eine Rolle doppelseitiges Klebeband verbraucht und auch Gewebeband (Gaffatape) kam häufig zum Einsatz.

Es sind nur absolute Kleinigkeiten oder Verschleißschäden zu vermelden. Seit Portugal verliert ein Dämpfer Öl und muss getauscht werden.

Ein kleiner Schaden ist noch kurz vor dem Ende der Reise in Deutschland entstanden. Ich hatte eine Temposchwelle übersehen und nicht abgebremst. Dadurch ist der Fahrradträger am Heck in Bewegung geraten und hat das Glas einer Rückleuchte zerstört. Besonders ärgerlich deswegen, da wir in Spanien und Portugal gefühlt Tausende dieser Temposchwellen schadlos überfahren haben.

Bewährt haben sich die leichten AT Reifen »Latitude Cross« von Michelin. Es sind vermutlich die einzigen AT Reifen, die in der Gewichtsklasse 3,2 Tonnen ohne Höherlegung gefahren werden können. Leider besitzen sie nur eine M+S Kennzeichnung und haben damit zwar in Italien und Österreich eine Zulassung als Winterreifen, in Deutschland jedoch nicht.

Nach 22.000 Kilometern besitzen sie noch ein Restprofil von 5 bis 7 Millimetern. Gerade auf Schotterstrecken waren wir froh, diese Reifen gewählt zu haben.

Der Ausbau des Fahrzeugs

Der Ausbau der Firma Campmobil ist einfach großartig. Alles ist sehr solide gebaut. Die Möbel knarren nicht während der Fahrt und haben der Extrembelastung problemlos standgehalten. Wenn zwei Personen über einen Zeitraum von 11 Monaten Vollzeit in einem Bus wohnen, kann man dies sicherlich als Extrembelastung bezeichnen.

Die technischen Komponenten wurden gut ausgewählt. Defekte und Ausfälle (Solaranlage, Standheizung) gab es, als der Wagen noch recht jung war. Vielleicht ist es daher besser, für eine Langzeitreise kein nagelneues Fahrzeug zu verwenden. Auch sind die unvermeidlichen kleinen Beschädigungen oder Kratzer, die auf einer solchen Reise entstehen, dann weniger schmerzlich.

Natürlich gibt es einige wenige Dinge, die wir im Nachhinein verändern oder verbessern würden. Die Pushlocks der Schranktüren rasten nicht immer zuverlässig ein oder man vergisst sie manchmal vor der Abfahrt zu verriegeln. Hier würden wir uns Verschlüsse wünschen, die selbstätig arretieren, sobald man eine Schublade oder eine Schranktür schließt.

Auch die Verteilung der Heizungsluft könnte optimiert werden. Bei tiefen Temperaturen ist die Heckklappe und der vordere Bereich des Unterbodens immer sehr nass, weil dort – bedingt durch die Heckküche ­– keine Luft zirkulieren kann. Hier könnte einzusätzlicher Warmluft-Ausströmer im Unterboden Abhilfe schaffen. Eine kleine aber sinnvolle Änderung, die einfach und köstengünstig zu realisieren wäre.

Verzichten würden wir bei einem neuen Fahrzeug auf das schöne, große Gebo Dachfenster. Der Metallrahmen dieses Fensters ist eine Kälte/Wärmebrücke. Bei kalten Außentemperaturen bildet sich viel Kondenswasser auf dem Rahmen. Dies ist jedoch ein bekanntes Problem bei dieser Konstruktionsform. Anstelle der Dachluke würden wir zukünftig ein Maxxvent einsetzen lassen, um Luftfeuchte, Küchendünste und Wärme abführen zu können.

Nach extremen Starkregenfällen und wochenlanger hoher Luftfeuchte, wurde die Feuchtigkeit im Innern des Fahrzeugs zu einem echten Problem. Nasse Kleidung, nasse Schuhe, nasse Handtücher und die über Wochen hohe Luftfeuchte, führte schließlich zur Bildung von Stockflecken im vorderen Bereich des Polyroof-Daches und im Bereich der Schwalbennester. Also Zonen, wo generell eine schlechte Luftzirkulation stattfindet.

Auch für dieses Problem gibt es aus unserer Sicht Lösungen. Das Dachbett sollte tagsüber, wenn man sich nicht im Fahrzeug befindet, heruntergelassen werden, um den Bereich besser zu belüften. Bei starker Feuchtigkeit haben wir zusätzlich einen kleinen Heizlüfter aufs Bett gestellt, um den Bereich im Bug trocken zu halten.

Vor der Reise hatten wir einige Schwalbennester im Dach mit Fahrzeugfilz ausgekleidet. Hier bildeten sich keinerlei Stockflecken. Eine Auskleidung des Dachs mit Fahrzeugfilz könnte das Problem also generell verhindern, da das Material Feuchtigkeit besser absorbiert.

Unser Tipp: Mit dem Yachticon Stockflecken-Entferner lassen sich diese Flecken schnell und einfach bekämpfen. Leider hatten wir dieses Mittel nicht auf die Reise mitgenommen und unterwegs war es nirgendwo erhältlich. Natürlich sollte man nicht nur die Flecken, sondern auch die Ursachen dafür bekämpfen.

Der Starkregen in Portugal führte auch dazu, dass sich die geklebten Regenrinnen über den Eingangstüren lösten. Die Reparatur erfolgte mit einem speziellen doppelseitigen Klebeband für den Außenbereich: Die Rinnen halten bislang bombenfest.

Ist das Campmobil ein Fahrzeug für Langzeitreisen?

Bei der Wahl des geeigneten Fahrzeugs kommt es natürlich auf die individuellen Ansprüche an. Uns hat gefallen, dass das Campmobil so klein und wendig ist und trotzdem ausreichend Stauraum besitzt. Mit Fahrradträger und Heckbox ist das Fahrzeug nur 5,5 Meter lang. Klein genug für Forstwege in Naturparks oder schmal genug für einspurigen Passstrecken. Auch in Städten haben wir mit dem kompakten Campmobil immer einen Parkplatz gefunden. In Bilbao hatten wir uns einmal verfahren und landeten in einer sehr steilen und engen Einbahnstraße, die nur für PKW geeignet war. Mit einem größeren Wohnmobil wären wir dort unweigerlich steckengeblieben.

Im Frühjahr und Sommer war das Campmobil für uns das ideale Reisefahrzeug, denn wir hielten uns häufig vor dem Fahrzeug auf. Auch die Raumaufteilung innerhalb des Fahrzeugs hat sich als Ideallösung erwiesen.

Im Herbst und Winter, als wir lange im Regen feststeckten und es draußen kalt und schon früh dunkel wurde, wünschten wir uns ein etwas größeres Fahrzeug.

Zumindest eine separate Toilette wäre schön gewesen. Auch haben wir festgestellt, dass ein Kastenwagen generell nicht so gut geeignet ist, um sich längere Zeit in feuchten oder kalten Gebieten aufzuhalten. Ein solches Fahrzeug besitzt zwangsläufig eine Vielzahl von Wärme- bzw. Kältebrücken und damit entsteht unweigerlich Feuchtigkeit im Fahrzeug. Allerdings ist das Campmobil im kleineren Kastenwagen-Segment eine der besten Optionen. Der Camper ist recht gut gedämmt und besitzt einen isolierenden Doppelboden. Wichtig für die Durchführung eine Langzeitreise ist ein festes Dach. Mit der offenen Zeltkonstruktion eines Aufstelldachs hätten wir diese Reise nicht durchführen können.

Es war auch gut, dass wir das Dachbett, welches wir während der Reise ausschließlich genutzt haben, mit einer Unterfederung der Firma Froli nachgerüstet haben. Ohne diese Verbesserung des Schlafkomforts wären wir nach einigen Wochen sicher mit Rückenschmerzen aufgewacht.

Generell halten wir das Campmobil trotz seiner Kompaktheit (Unser Camper war auf vielen Stellplätzen das kleinste Fahrzeug) für ein Reisemobil, das ideal für eine Reisedauer bis zu sechs Monaten ist, wenn die Reiseziele nicht vorrangig in kalten und nassen Regionen liegen.

Auf eine zukünftige Langzeitreise würden wir eher mit einem Fahrzeug mit Wohnkabine aufbrechen. Eine solche Kabine ist hervorragend isoliert und es sind keine Wärme- bzw. Kältebrücken vorhanden. (Allerdings muss sich dafür die Kabine durch eine Tür vom nicht isolierten Fahrerhaus trennen lassen.) Eine abgeschlossene Toilette wäre Pflicht im nächsten Fahrzeug. Auf eine Duschkabine könnten wir jedoch verzichten, da wir während unserer Reise fast immer Waschgelegenheiten gefunden haben.

Schwerer als 3,5 Tonnen sollte der Camper aus unserer Sicht nicht sein, da wir während der Reise häufig Strecken befahren haben, die nur bis zu dieser Gewichtsgrenze freigegeben waren. Auch viele Innenstädte sind mittlerweile für schwerere Fahrzeuge gesperrt. Unser perfektes Fahrzeug sollte die Idealmaße von 6 Meter Länge, 3 Meter Höhe und 2 Meter Breite möglichst nicht überschreiten. Damit könnte man einen guten Kompromiss aus Komfort und Wendigkeit erzielen.

Allerdings wäre ein solches Fahrzeug deutlich teurer als unser aktueller Bus, welcher bereits viele der genannten Punkte erfüllt.

Wir haben es jedenfalls nicht bereut, die Reise in einem VW Bus mit Campmobil-Ausbau unternommen zu haben. Ein Fahrzeug, welches wir vor einigen Jahren gebraucht zu einem Preis erworben hatten, der uns noch genügend Spielraum zur Finanzierung dieser Reise ließ.

Ausrüstung

Es ist absolut erstaunlich, dass alle Dinge, die man benötigt, um ein Jahr bequem zu reisen, in einen VW-Bus passen. Wir haben in dieser Zeit kaum etwas vermisst: Im Gegenteil, wir würden zukünftig sogar einiges zuhause lassen:

Es ist absolut erstaunlich, dass alle Dinge, die man benötigt, um ein Jahr bequem zu reisen, in einen VW-Bus passen. Wir haben in dieser Zeit kaum etwas vermisst: Im Gegenteil, wir würden zukünftig sogar einiges zuhause lassen:

In meiner Reisetasche fand ich einige Kleidungsstücke, die ich während des gesamten Reisejahrs nicht genutzt hatte. Den Grill, den wir als Erweiterung des Koch-Equipments zu benötigen glaubten, haben wir nur selten genutzt, weil uns der Aufwand zur Reinigung meist zu hoch war. Die Kameraausrüstung habe ich nur selten ausgepackt, weil ein gutes Smartphone mittlerweile so fantastische Bilder macht und zugleich bequem und allzeit verfügbar ist.

Den Wasserfilter haben wir nur selten genutzt, weil wir fast überall auf der Reiseroute Wasser fanden, welches man unbedenklich trinken konnte. Manchmal schmeckte es jedoch deutlich nach Chlor. Es würde vermutlich reichen, zwei bis drei Flaschen Trinkwasser mitzuführen, um für solche Situationen gerüstet zu sein.

Ein kleines Silbernetz der Firma WM Aquatec hat sich als sehr nützliches Zubehör erwiesen. Es wird einfach in den Wassertank gelegt und verhinderte dort während der gesamten Reise die Entstehung von Biofilm und Algen.

Den mitgeführten WLAN-Router haben wir nie benötigt, weil unsere Handys via Hotspot andere Geräte problemlos und zuverlässig mit dem Internet verbinden konnten.

Gas ist ein Thema, welches vielen Reisenden zu schaffen macht: uns übrigens auch. Zum Kochen verwenden wir 1,8 Liter Campingaz-Tauschflaschen. Diese sind in Nordeuropa nicht erhältlich. In Spanien gibt es zwar identische Flaschen eines anderen Anbieters, diese werden in Deutschland jedoch nicht zurückgenommen.

Wir haben daher in der Außenküche und später teilweise auch Bus mit 500 gr. Gaskartuschen gekocht. Gegenüber den Campingaz Flaschen besitzen diese Kartuschen einige Vorteile: Sie sind überall erhältlich und oft vergleichsweise günstiger als Campingaz. Wenn die Kartuschen mit einem Gasgemisch aus Butan und Propan gefüllt sind, funktionieren sie auch bei niedrigen Temperaturen.

Aus diesen Gründen wäre es zukünftig sinnvoller einen mobilen Kocher für Außen und Innen zu verwenden und diesen ausschließlich mit Kartuschen zu betreiben. Dann würde auch die zweijährige Gasprüfung des Fahrzeugs entfallen.

In der kalten Jahreszeit war der kleine Ecomat Elektroheizwürfel eines unserer wichtigsten Ausrüstungsgegenstände. Mit der Dieselheizung konnten wir den Innenraum schnell aufheizen und die Wärme dann über den Abend und die Nacht mithilfe des Heizwürfels halten. Meist reichte hierfür eine Heizleistung von 450 Watt.

Im Sommer war hingegen die gasbetriebene Mückenabwehr von Thermacell ein häufig genutzter Ausrüstungsgegenstand.

Sehr bewährt haben sich auch die Scheibenisolierungen von der Firma Projektcamper, die schnell und einfach mit eingenähten Magneten befestigt werden. Bei großer Hitze oder Kälte haben wir das Fahrerhaus zusätzlich Außen mit Isolierungen der Firma Tigerexped eingepackt. Man kann diese Abdeckungen allerdings nicht bei Regen nutzen kann, weil sie sich dann mit Wasser vollsaugen.

Das Außenzelt haben wir nur in der Weihnachtszeit aufgebaut, als wir uns länger an einem Ort aufgehalten haben. Aber alleine für diesen Einsatz hat sich die Mitnahme bereits gelohnt.

Die extra für den Transport des Zeltes gebaute Heckbox hat sich ebenfalls sehr bewährt und mittlerweile rund 25 Tausend Kilometer zurückgelegt. Die Alubox hat zwischenzeitlich einige kleine Beulen abbekommen, ist aber weiterhin dicht und funktionsfähig.

Immer wieder haben wir festgestellt, dass es sehr wichtig ist, dass im Bus jedes Ding seinen festen Platz hat, wenn man auf so kleinem Raum lebt. Es ist absolut nervig, wenn man auf so kleinem Raum anfangen muss, nach einem Ausrüstungsgegenstand zu suchen.

Kosten der Langzeitreise

Mit unserem veranschlagten Reisebudget sind wir gut ausgekommen, was auch daran liegt, dass wir keine Kosten für Reparaturen hatten und keine defekten Ausrüstungsgegenstände ersetzen mussten.

Für unsere Lebenshaltungskosten haben wir unterwegs pro Monat etwas weniger als 1800,- € ausgegeben, die sich folgendermaßen verteilen:

  • 32 % Einkäufe des täglichen Bedarfs und Restaurant und Cafébesuche
  • 31 % Kosten für Stell- und Campingplätze
  • 18 % Diesel, Ölwechsel, Parkgebühren
  • 8 % Eintrittsgelder/Ausflüge
  • 5 % Maut und Fährgebühren
  • 2 % Öffentlicher Nahverkehr
  • 4 % Sonstiges: Kleidung, Geschenke, kleine Reparaturen

Hinzu kommen noch etwa 100,- € monatlich für alle Versicherungen: Langzeitreiseversicherung, KFZ Versicherung, »Hausratversicherung« für den Bus, Verkehrsrechtsschutz, Autoschutzbrief …

Vor der Reise erhielt der Bus eine große Inspektion, neue Reifen und einige Auffrischungen, die mit rund 1500,- € zu Buche schlugen.

Was bei dieser Auflistung natürlich nicht berücksichtigt wurde, sind die Anschaffungskosten für die Ausrüstung und den Camper.

Welches waren die günstigsten und teuersten Reiseländer?

Lebensmittel sind mittlerweile nach unserer Beobachtung in Europa überall etwa gleich teuer. Natürlich gibt es Schwankungen. Kaum erstaunlich: In Norwegen sind Lebensmittel am teuersten und eine Flasche Wein ist eine echte Geldanlage. Dicht dahinter folgt Italien: Auch dort sind die Lebensmittelpreise erstaunlich hoch. Am günstigsten lebt man in Portugal.

Unterwegs dachten wir, dass Lebensmittel fast überall teurer wären als in Deutschland. Bei unserer Rückkehr haben wir dann bemerkt, dass die Preise mittlerweile auch hier auf einem ähnlichem Niveau liegen.

Restaurantbesuche sind in vielen Ländern fast unerschwinglich teuer geworden. Wir sind früher auf Reisen häufig essen gegangen, heute kochen wir meist selbst. Das ist schade, weil man so einen wichtigen Teil der Landeskultur kaum wahrnimmt. In Frankreich oder den nordischen Ländern kann ein Restaurantbesuch leicht 50,- € oder mehr pro Person kosten.

Da wir viele Länder in der Vor- oder Nachsaison bereist haben, waren die Kosten für Stellplätze recht erträglich. Am günstigsten war es in Portugal oder auch in den nordischen Ländern und im Baltikum waren die Preise für Stellplätze nicht hoch. Wobei einige Plätze, insbesondere in Nordeuropa, einen recht geringen Standard aufweisen. Dies betrifft vor allem die Sanitäranlagen.

Am teuersten waren – selbst im Winter – die Stell- und Campingplätze in Italien.

Generell bieten aus unsere Sicht sehr viele Betreiber ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis für Platzgebühren, die im Schnitt bei rund 20,- € lagen.

Man sieht an dieser Auflistung, dass eine solche Langzeitreise durchaus erschwinglich ist. Wenn man zu Hause nicht alle Zelte abgebrochen hat, bleiben jedoch auch dort noch individuelle Fixkosten: Beispielsweise für Miete und Verträge.

Mithilfe eines Sabbatical-Modells ist eine solche Reise tatsächlich auch ohne größere finanzielle Reserven gut finanzierbar. Wir haben uns über einen Zeitraum von fünf bzw. drei Jahren weniger Gehalt auszahlen lassen. Während unseres Reisejahrs wurde unser Gehalt dann weiter bezahlt und auch Kranken- und Sozialversicherungen liefen weiter. Wer ein solches Modell mit seinem Arbeitgeber vereinbaren kann, befindet sich in einer sehr komfortablen Ausgangsposition, um eine solche Reise durchführen zu können.

Kathrins Fazit der Langzeit-Europareise

März 2014

Vor der Reise haben wir uns natürlich auch Gedanken gemacht, was so alles passieren könnte, von Unfällen über Krankheiten bis hin zu anderen negativen Erlebnissen und Ereignissen. Auch von anderen Menschen wurden wir häufig mit der Frage konfrontiert, was macht ihr wenn …

Und wir wurden besonders vor möglichen Einbrüchen und Diebstählen gewarnt. Fast jeder kannte jemand, dem so etwas passiert war.

Für manches haben wir eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen. Zwar habe ich nicht damit gerechnet, dass alles glattgehen würde, aber trotzdem bin ich relativ angstfrei auf diese Reise gegangen, mit der Zuversicht, es wird schon werden, bzw. das sehen wir dann. Und dann … ist 11 Monate nichts von all dem passiert. Ein absolutes Wunder: Das Auto, unser Zuhause, ist heil geblieben, wir hatten keinen Verkehrsunfall, trotz manch spezieller Fahrweise in Ländern wie Italien oder Portugal.

Wir hatten abgesehen von kleineren Stürzen beim Radfahren und Wandern keine Unfälle und waren fast immer gesund. Und haben auch die Angriffe der Raubmöwen in Norwegen überlebt.

Wir sind nicht überfallen worden, niemand hat uns bedroht, uns wurde nichts gestohlen. Im Gegenteil: In Sevilla hatte ich mein Portmonee mit allen Karten verloren. Unbemerkt, bis ich vor einem Museum von einem Mann angesprochen wurde, mit der Frage, ob dies mein Geldbeutel sei. Er hatte mich anhand des Fotos im Ausweis gesucht und gefunden. Welch ein Glück. In allen bereisten Ländern sind wir unzähligen freundlichen, hilfsbereiten und sehr interessanten Menschen begegnet und negative Begegnungen lassen sich an einer Hand abzählen. Wir wurden von Einheimischen und anderen Reisenden teils ungefragt mit Reisetipps und Informationen über Land und Leute versorgt. Und auch mit dem Angebot, sich in Notfällen jederzeit melden zu können.

Dadurch, dass wir die Serviceeinrichtungen der Plätze wie Sanitäranlagen und Abwaschplätze immer genutzt haben und oft draußen gekocht und gegessen haben, sind wir mit vielen anderen Menschen in Kontakt gekommen.

Beim Abwaschen, in den Waschgebäuden, in der Sauna ergab sich so manches interessante Gespräch.

Viele Menschen waren überraschend offen und haben uns sehr persönliche Dinge erzählt, über die wir gestaunt haben. Vielleicht entstand diese Offenheit gerade im Bewusstsein, dass es nur einmalige Kontakte waren.

So haben wir z.B.erfahren, wie es ist, ohne Geld den Jakobsweg zu gehen und immer auf das Wohlwollen und die Spenden andere angewiesen zu sein.

Wie es ist als Kanadierin mit dem Moped Europa zu erkunden; wie man sich als Familie eine Existenz in Sardinien aufbaut.

Wir haben immer einen Übernachtungsplatz gefunden und haben uns auf unseren über 160 Schlafplätzen bis auf ein zwei Ausnahmen immer sicher gefühlt.

Das Leben auf den unterschiedlichen Übernachtungsplätzen war sehr abwechslungsreich, manchmal herausfordernd, manchmal entspannt. Selten allerdings luxuriös, insbesondere was die sanitären Anlagen betrifft. Auf jeden Fall wissen wir nach der Reise, in welch kurzer Zeit man auch im stockdunkeln Gebäuden oder auch Außen, bei eisiger Kälte oder ohne einen Haken für Kleidungsstücke duschen kann und dass ein Blick in die Toiletten nach vorhandenem Klopapier sich lohnt.

Besonders genossen haben wir die Plätze mit viel Grün, unter Bäumen, in Orangenplantagen, in den Bergen, am Meer, an Flüssen und Seen und in den verschiedenen Nationalparks in Estland, Lettland und Polen. Gewöhnungsbedürftig waren die Plätze in den Städten und reine Stellplätze, wo Campingverhalten verboten war und wo dies auch aufgrund der Enge gar nicht möglich gewesen wäre. Dort kamen wir uns manchmal zwischen all den riesigen Mobilen mit unserem kleinen Bus sehr eingequetscht vor.

Überraschend oft waren wir die einzigen Camper, besonders in den ersten Monaten und auch am Ende der Reise. In Norwegen, besonders auf den Lofoten, in Frankreich und im Süden Spaniens waren die Plätze teils überfüllt und die Enge dort hat uns gar nicht gefallen. Aus diesem Grund haben wir uns auch nicht vorstellen können auf solchen Plätzen mehrere Wochen zu verbringen oder gar zu überwintern, was ursprünglich auch eine Idee von uns war.

Während der Reise habe ich mich oft gefragt, wie wäre eine solche Tour ohne Internet oder wie wäre sie noch vor 10 oder gar 20 Jahren verlaufen. Eine Reise ohne Navi, ohne Online Reiseführer, ohne Recherchemöglichkeiten zu Übernachtungen und Reisezielen, ohne den Blog und ohne Apps für Stellplätze, Wetter, Pflanzen und Vogelbestimmung beispielsweise. Kaum vorstellbar. Auch die Kontakte zur Familie und zu Freunden wären von unserer Seite viel eingeschränkter möglich gewesen. Vielleicht hätten wir ab und an mal telefoniert oder auch mehr Karten und Briefe geschrieben.

Aber uns hätten auch all die vielen Informationen zum Weltgeschehen während der Reise nur eingeschränkt erreicht. Weltpolitisch gesehen war es kein gutes Jahr und mich haben all die vielen schlechten Nachrichten oft bewegt und hilflos gemacht. Gerade dieser Punkt hat bei mir manchmal den Wunsch geweckt, Tage ohne Internet zu verbringen, was mir dann auch wieder schwerfiel.

Wir haben zwar während der Reise viele interessante Städte besucht, aber für mich war das Besondere das Leben in der Natur. Unzählige Stunden bei Wind und Wetter, überraschend oft bei Sonne, draußen zu verbringen, frische Luft zu atmen und die Umgegend wahrzunehmen, kann sehr erholsam sein. Die vielen Wanderungen an der Küste in Ländern wie Portugal, Spanien und Frankreich, durch die Moore in Estland, auf Berge in Norwegen und Spanien waren die Highlights der Reise.

Und auch die Begegnungen und das Beobachten der vielen Weidetieren und der unterschiedlichen Vögel haben mich begeistert. Im und am Bus wurden wir von Katzen, Hunden, Eseln, Pferden, Schwänen und Störchen besucht.

Und auch wenn der erste Elch, den wir gesehen haben, das erste Rentier, der erste Storch, Geier oder Flamingo immer was Besonderes ist, hatte auch das Entdecken der weiteren Artgenossen seinen Reiz. Nur die angekündigten Bären in Nordspanien ließen sich nicht blicken, was wohl auch besser so war.

Oft haben wir von Menschen gelesen und gehört, die nach einer solchen Reise ihr ganzes Leben umgekrempelt haben und alles Mögliche verändert haben. Danach sieht es bei uns zunächst nicht aus, aber sicher werden die Erfahrungen der Reise auch unseren Alltag verändern. Ich bin gespannt, wie uns der Einstieg in den Alltag gelingen wird. Bleiben wird auf jeden Fall das Erstaunen und die Dankbarkeit darüber, dass alles gut gegangen ist und die Erkenntnis, es war gut eine solche Reise zu wagen.

Jörgs Fazit der Langzeit-Europareise

März 2024

Etwa 21.500 km mit dem Campmobil, ca. 3000 km mit den Klappfahrrädern und eine ungezählte Zahl von Kilometern zu Fuß durch Europa. Fast 11 Monate waren wir unterwegs und haben dabei 15 Länder durchquert (plus einem Tagesausflug nach Marokko). Wir haben in dieser Zeit so vieles erlebt und dabei schnell festgestellt, dass wir während unserer Reisezeit nur einen winzigen Teil dieses Kontinents sehen werden. Wir könnten noch Jahre unterwegs sein, ohne dass es langweilig würde.

Bus und Klappräder haben uns nahezu ohne Pannen überall hingebracht.

Aber jetzt ist es erst einmal genug. Wir freuen uns auf unsere Familie, die Freunde und den Komfort einer Wohnung: ein richtiges Bett, viel Platz und eine vollwertige Küche. Über viele Monate haben wir auf etwa sechs Quadratmetern gelebt und waren meist rund um die Uhr zusammen. Eine Nähe, wie sie in einem normalen Alltag niemals vorkommt. Es hat überraschend gut funktioniert, auch wenn wir natürlich manchmal Meinungsverschiedenheiten hatten oder uns auf dem engen Raum auf den Geist gingen.

Fast ein Jahr auf sechs Quadratmetern

Wir haben auf dieser Reise erlebt, dass alles was man zum Leben braucht, bequem in einen VW Bus passt. Vermisst haben wir eigentlich nichts und würden bei einer nächsten Reise sogar einige Dinge zu Hause lassen.

Ohne uns vorher darüber abzustimmen haben wir eine Aufgabenteilung entwickelt, die gut funktioniert hat und auf die wir uns verlassen konnten. So ein Campingbus ist wie ein Schweizer Taschenmesser: Während der Fahrt sind alle Funktionen platzsparend »zusammengeklappt«. Am Stellplatz wird dann alles aus- und umgepackt, aufgebaut und angeschlossen. Und da hatte sich bereits nach kurzer Zeit eine totale Routine entwickelt. Wir beide hatten unsere individuellen Bereiche und Handgriffe. Wir konnten den Bus innerhalb einer halben Stunde vom Fahr- in den Campingmodus versetzen und umgekehrt.

Kathrin recherchierte die spannenden Orte entlang der Reise und las unzählige Reiseführer, die sie dank des Online-Zugangs der Bibliothek unterwegs herunterladen konnte. Ich war hingegen für die Streckenplanung und für die Suche nach möglichen Stell- und Campingplätzen zuständig.

Schnell hatten wir begriffen, dass eine Langzeitreise nichts mit einer Urlaubsreise zu tun hat. Die Planung der nächsten Reiseetappen kann unglaublich viel Zeit verschlingen. Meist verbrachten wir die Abende mit Vorbereitungen und häufig diskutierten wir lange über möglich Alternativen oder mussten Pläne verwerfen, weil die Umsetzung zu schwierig oder gar unmöglich war. Oft brachten vor allem mich Apps oder Buchungsportale zu Weißglut. Die Möglichkeit Tickets, Fähren, Parkscheine, Maut und Stellplätze online buchen zu können, ist Segen und Fluch zugleich. Selten funktionierten die digitalen Helfer auf Anhieb und immer häufiger werden die Aufgaben auf den Kunden abgewälzt. Unsere Festplatte mit der digitalen Videothek haben wir der Reise kaum genutzt, weil wir kaum Zeit hatten uns Filme anzusehen.

Ohne die vielen Fährverbindungen wäre die Europareise nicht möglich gewesen

Manche Pläne, die ich auf der Reise realisieren wollte, konnte ich nicht so umsetzen, wie ich das gerne getan hätte. So habe ich weniger als geplant mit der Camera Obscura fotografiert. Die Idee, mit einer 360 Grad Kamera Filme für einen YouTube-Kanal zu erstellen, habe ich aufgeben, weil sich dieses Vorhaben als zu zeitaufwändig erwies. Viel Raum nahm hingegen die Arbeit an diesem Reise-Blog ein, der zunächst nur von mir, später jedoch auch von Kathrin betreut wurde.

Die Arbeit am Blog

Mithilfe des Blogs konnten wir während der langen Reisezeit den Kontakt zu Freunden, Bekannten und der Familie aufrechterhalten. Aber er wurde auch in anderer Hinsicht wichtig. Er half uns das Erlebte zu dokumentieren, zu sortieren und zu archivieren. Er trägt dazu bei, dass wir selbst uns an Reiseetappen zurückzuerinnern können, die ansonsten bei der Fülle der Erlebnisse schnell in Vergessenheit geraten würden.

Das Fotografie-Projekt mit der Camera Obscura

Motivation für die Arbeit an dem Blog war auch die stetig wachsende Zahl der Besucher*innen und die Rückmeldungen, die wir per Mail, Telefon oder Kommentarfunktion erhalten haben. Mehr als 1300 Personen haben bis zum Ende der Reise unser digitales Tagebuch besucht. Manche sind einmalig im Rahmen einer Internetrecherche auf unsere Seite gestoßen, andere haben unsere Berichte regelmäßig verfolgt.

Irgendwann haben wir bemerkt, dass unsere Reise auch eine umweltpolitische Dimension besitzt. An vielen Orten stießen wir auf die Anzeichen des Klimawandels.

Als wir durch Ost- und Nordeuropa reisten, gab es über einen langen Zeitraum kaum Regen, während aus Südeuropa starke Überschwemmungen nach wochenlangen Regenfällen vermeldet wurden. Wir kamen an Flüssen und Seen vorbei, deren Pegel beängstigend niedrig waren und erlebten in Portugal Starkregenfälle in einem unvorstellbaren Ausmaß. Es war beängstigend in einem kleinen VW Bus zu sitzen, während pro Stunde etwa 50 Liter Regen gegen Dach und Fenster peitschen.

Starkregen und Stürme in Portugal

Wir kamen in Spanien durch Gegenden, wo akuter Wassermangel herrscht und die Bewohner*innen überall leere Wasserkanister mit der Aufschrift Aqua aufhängen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Überall hörten wir Berichte von Einheimischen über die Auswirkungen des Klimawandels: Schnee auf der bretonischen Insel Orleans, wo bislang niemals Schnee gefallen war. Ein enormer Temperaturanstieg im Norden Finnlands, der im Frühjahr innerhalb weniger Tage den Schnee schmelzen ließ, was starke Überschwemmungen zur Folge hatte. Weit hinter dem Polarkreis eine Temperatur von 25 Grad in der Stadt Narvik, wo das Thermometer sonst selten über 15 Grad klettert.

Verbrante Wälder in Portugal und Trockenheit in vielen Teilen Europas

Man könnte diese Aufzählung noch lange fortsetzen. Natürlich trägt unsere Reise auch zu diesen Problemen bei. Auf unserer Fahrt haben wir etwa 8 Tonnen CO2 produziert. Das ist enorm viel und wir möchten versuchen unseren CO2-Fußabdruck zukünftig zu verringern.

Irgendwann während der Reise dachte ich: »Alleine wegen der vielen Erfahrungen, die wir in diesem Jahr machen durften, hat sich dieses Leben gelohnt«. Die Entscheidung, für ein Jahr den gewohnten Alltag zu verlassen, war richtig und ich bin dankbar, dass wir diese Möglichkeit von unseren Arbeitgebern erhalten haben, denn es war ein Ausstieg mit der Sicherheit. Nach einem Jahr können wir wieder an die bisherige Arbeitsstelle zurückkehren.

Unvergessliche Landschaften und Erlebnisse

Aber nicht nur unsern Arbeitgebern möchten wir danken. Auch unsere Söhne, Eltern, Geschwister und die Mitbewohner*innen der Albrechtstraße haben uns für dieses Jahr den Rücken freigehalten und dafür möchten wir uns ganz besonders bedanken.

Zum Schluss sei noch gesagt: Wer eine Langzeitreise oder ein ganz anderes Projekt realisieren möchte, sollte versuchen, die Idee in die Tat umzusetzen. Allerdings ist oft eine lange Phase der Vorbereitungen notwendig. Aber der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall.

Kurz vor dem Schritt über den Polarkreis

Es war die richtige Entscheidung, eine solche Reise noch vor dem Rentenalter zu unternehmen. Die Realisierung hat sehr viel Kraft gekostet und wer weiß, ob wir diese Energie in ein paar Jahren noch aufgebracht hätten. Wir wissen nun auch, dass unsere nächste große Reise sicherlich kürzer werden wird. Aber drei bis vier Monate Zeit braucht es aus unserer Sicht schon, um richtig in eine Region eintauchen zu können.

Einblicke in das Langzeitreiseleben

12 Wochen sind wir nun unterwegs und haben an etwa 50 Orten übernachtet, meist auf Campingplätzen, teils frei stehend. Manches ist zur Routine geworden, wie das Umräumen des Busses bei der Ankunft oder das Verstauen aller Dinge bei der Weiterreise, da sitzt jeder Handgriff, wir beide wissen, wer was macht und nur noch ganz selten poltert etwas bei der Abreise durch den Bus, weil wir vergessen haben, eine Schranktür zu schließen.

Das Schöne an der Reise ist, dass wir uns fast immer die Stellplätze auf den Campingplätzen aussuchen können und nur im Ausnahmefall einen Platz zugewiesen bekommen.

Auf den Lofoten wurde es etwas enger: Der Ausblick ist jedoch unübertrefflich

Wir entscheiden uns meist für die gute Aussicht und möglichst guten Solarertrag. Einen Stromanschluss auf den Plätzen brauchen wir gar nicht mehr. Die Nähe zu den Sanitärgebäuden spielte bisher keine Rolle, auch wenn wir teils weite Wege bis zu 400 Meter zur Dusche oder Toilette zurücklegen mussten.

50 Plätze heißt auch 50 verschiedenen Duschen, Toiletten, Abwaschmöglichkeiten. Die Zeiten, wo wir diese fast allein genutzt haben, wie zu Beginn der Reise, sind längst vorbei, denn die Plätze sind zurzeit gut gefüllt und wir stehen öfters in Warteschlangen. Manchmal kostet es auch Überwindung diese aufzusuchen, wir treffen auf verschmutze Toiletten oder Duschen, die jemand verlassen hat nach dem Motto: nach mir die Sintflut. So sehnen wir uns ab und an nach einem ungeteilten Bad.

Manchmal sind es auch »Kleintiere«, die uns zu schaffen machen: Auf unserer Wanderung durch den Nationalpark Abisko fielen Dutzende von Raupen von den Birken und schlängelten sich über unsere Köpfe und die Kleidung, weiter südlich waren es die Stechmücken, die uns manchmal sehr nervten. Auf den Lofoten plagen uns riesige Pferdebremsen.

Immer mal wieder stellen wir uns die Frage, ob wir etwas vermissen, auch im Vergleich mit anderen Reisenden. Die Urlaubszeit in vielen Ländern hat nun begonnen und wir treffen auf Menschen, die in kleinen Zelten sehr spartanisch reisen und gleichzeitig auf Camper, die in riesigen Wohnmobilen gefühlt mit ihrem ganzen Hausstandstand unterwegs sind. Beides lässt uns staunen.

Die Unterschiede bei der Ausstattung…
… sind riesig

Wir haben aufgrund des wenigen Platzes sehr viele nützliche und notwendige Dinge mit, und stellen fest, dass wir eigentlich noch mit weniger auskämen. Nur ein Reiseführer in Buchform wäre eine schöne Sache, denn das Blättern im E-Books ist nicht so vergnüglich.

Und neben all dem Schönen, was wir erleben, gibt es auch Durststrecken auf dieser Reise. Besonders im hohen Norden fühlten wir uns etwas erschöpft von den vielen Wochen auf Achse. Es gab dort kaum »Wohlfühlorte«, an denen wir länger bleiben und entspannen wollten. Wenn es überhaupt Campingplätze gab, dann befanden sie sich entlang der stark befahrenen Straße und waren auf die Übernachtung von durchreisenden Gästen ausgerichtet.

Wegen der klimatischen Bedingungen gab es meist nur Schotterplätze und die Sanitäranlagen waren oft sehr einfach und teils ungepflegt.

Der Kontakt zu anderen Reisenden war in dieser Region spärlich, da sich die meisten auf dem Trip zum Nordkap befanden. Viele kamen erst abends an und brachen in aller Frühe wieder auf.

Wir haben auf dieser Reise auch sehr viele positiven Erfahrungen mit anderen Reisenden gemacht. Menschen, mit denen wir interessante Gespräche geführt haben und die uns in einem Land, wo Alkohol sozusagen mit Gold aufgewogen wird, zum Wein eingeladen haben.

Übrigens ist nicht nur Alkohol exorbitant teuer. Je nördlicher wir kamen, desto höher stiegen die Lebensmittelpreise. So kostet auf den Lofoten, wo der Lachs ja quasi „hergestellt“ wird, das Kilo Tiefkühlware umgerechnet zwischen 50 und 60 Euro. Bei den Preisen für Obst und Gemüse verhält es sich ähnlich. Oft stehen wir mit offenen Mündern vor den Regalen und können die Preise, die hier aufgerufen werden, nicht fassen. Dies trübt schon sehr die Lebensqualität, da der Einkauf so strukturiert werden muss, dass er einigermaßen ins Budget unserer Langzeitreise passt. Manchmal grenzt es bereits an puren Luxus, sich hier ein Pfund frisches Gemüse zu gönnen.