Entlang der Bretonischen Küste

9. bis 13. September 2023

Saint Malo

Nach Mont Saint Michel ist dies unser zweiter touristischer Hotspot an der Küste. Saint Malo soll eine der am meisten besuchten Städte Frankreichs sein. Wir hatten unseren Bus etwas außerhalb, an einem kleinen Strand geparkt, um mit den Rädern in die Stadt zu fahren. Trotz der beginnenden Nachsaison war die Altstadt stark von Touristen frequentiert. Auch wir schlichen bei 35 Grad Hitze durch die Gassen und über die Stadtmauern, die das Bild der Stadt prägen.

Saint Malo war und ist eine bedeutende Hafenstadt, die einst eine Hochburg der Freibeuter war. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert. Nicht nur durch Handel und Fischfang, sondern auch durch Kaperfahrten und Sklavenhandel.

Die Altstadt wurde nach der Landung der Alliierten im August 1944 zu 85 Prozent zerstört, da die deutschen Besatzer sich weigerten zu kapitulieren. Nach dem Krieg wurden die Altstadt und die Festungsanlagen originalgetreu wiederaufgebaut.

Eine weite Besonderheit der Bucht von Saint Malo sind die Gezeitenunterschiede zwischen Ebbe und Flut, die bis zu 12 Meter betragen. Man hat 1966 in der Flussmündung der Rance das erste Gezeitenkraftwerk der Welt errichtet, das wir auf unserer Weiterfahrt überquerten.

Cap Fréhel

Unseren nächsten Stopp legten wir an der Côte d’Émeraude, im Nordosten der Bretagne ein.

Die Klippen besitzen dort eine Höhe von 70 Metern und bestehen unter anderem aus rosa farbigen Granit.

Auf dem höchsten Punk des Kaps stehen zwei Leuchttürme: Der älter stammt aus dem 17. Jahrhundert und der neuere wurde 1955 erbaut und kann bestiegen werden, um die weite Aussicht über die Buchten zu genießen. Als wir das Kap besuchten wurden jedoch gerade Arbeiten am Turm durchgeführt.

Das Cap Fréhel ist auch ein Vogelschutzgebiet, das vielen Möwenarten, Austernfischern, Papageientauchern und Sturmvögeln als Brutplatz dient.

Südöstlich von Cap Fréhel und in Sichtweite von Saint Malo befindet sich auf einer schmalen Landzunge das ….

Fort la Latte

Erbaut wurde die frühere Burg im 13. Jahrhundert von der Familie Goyon de Martignon. Im Jahr 1597 wurde sie in Brand gesetzt und fast vollständig zerstört. Zwischen 1690 und 1715 wurde die Ruine als Festung neu aufgebaut, um die nach Saint Malo einfahrende Schiffe vor englischen und holländischen Angreifern schützen. Das im Laufe der Jahrhunderte verfallene Fort wurde ab 1931 restauriert und zum historischen Denkmal erklärt.

Immer wieder diente die pittoreske Festung als Filmkulisse, beispielsweise für den Film »Die Wikinger« mit Kirk Douglas in der Hauptrolle.

Wir könnten uns vermutlich über Monate in der Bretagne aufhalten. Eigentlich sind fast alle Orte entlang der Küste sehenswert, aber wir wollen ja noch vor dem Winter Portugal erreichen und müssen daher viele interessante Orte auslassen.

Paimpol

Unseren nächsten Stopp legen wir auf dem kommunalen Campingplatz von Paimpol ein. Der bretonische Ortsname bedeutet »Am äußersten Ende der Wasserfläche«. Wegen des starken Gezeitenunterschieds von 12 Metern, kann die Bucht nur zeitweilig angelaufen werden. Paimpol besaß ab dem 15. Jahrhundert eine große Bedeutung als Fischereihafen. Es wurde hier sogar ein spezielles Fangschiff entwickelt und gebaut. Die Fangflotten wagten sich bis vor die kanadische Küste und im 19. Jahrhundert auch in isländische Gewässer.

Direkt neben dem Campingplatz liegt die Abbaye de Beauport, die bereits im Jahr 1202 gegründet wurde. Ihre Blütezeiten hatte die Abtei im 13., 14. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts. 1790 wurde das Kloster geschlossen und von einem Island-Fischer aus Paimpol gekauft. Leider setzte ab diesem Zeitpunkt auch eine Plünderung der Abtei ein, die erst 1862 beendet wurde, als das Gelände unter Denkmalschutz gestellt wurde. Heute bietet das erhaltene Kirchenschiff und die noch verbliebenen Gebäude – besonders am Abend – ein Bild, das durchaus als Filmkulisse für einen Gruselfilm dienen könnte.

Wir hatten das Glück, uns an einem Dienstag in Paimpol zu befinden, denn dann gibt es im Ort einen großen Wochenmarkt. Dort werden wunderbare, regionale Produkte angeboten. Natürlich Fisch, aber auch Käse, Fleischprodukte und natürlich jede Menge Obst und Gemüse. Manche der Produkte sind uns völlig unbekannt und die riesigen lebendigen Krabben und Hummer auch etwas unheimlich.

Mit dem Fahrrad entlang der Küste

Mont Saint Michel

8. September 2023

Wer den Norden Frankreichs bereist, kommt um ein touristisches Highlight eigentlich kaum herum:
ein Besuch der Insel Mont Saint Michel. Als wir uns im Vorfeld über die Anreise informierten, wurde uns schnell klar, was uns dort erwarten würde. Parkplätze für mehrere tausend Fahrzeuge am Festland macht deutlich, welche Menge an Besuchern dort täglich eintrifft.

In einem ARD-Bericht auf Tagesschau Online berichtete Susanne Bohland am 03.09.2023 über das Tourismus-Problem der Insel Mont Saint Michel:

»Dicht an dicht laufen sie durch die Gassen von Mont Saint Michel. Besucherinnen und Besucher aus aller Welt, manche mit Köfferchen, manche mit Kinderwagen, manche im Rollstuhl – alle schieben sich hoch zur berühmten Abteikirche. Den ganzen Tag über geht das so, vor allem im Sommer und hauptsächlich zwischen 11 und 16 Uhr. In diesem Jahr erwartet die kleine Gemeinde in der Normandie drei Millionen Gäste, so viele wie nie zuvor.

Mont Saint Michel, dieses Inselchen im französischen Wattenmeer, ist nach der Hauptstadt Paris die am häufigsten besuchte Touristenattraktion Frankreichs – und das, obwohl in der kleinen Gemeinde nur etwa 30 Menschen leben. Erstmals haben sie in diesem Jahr versucht, die Besucherströme ein wenig zu regulieren. Wirklich nur ein wenig, denn vergraulen möchte man natürlich niemanden. Schließlich bringen die Gäste viel Geld ein.«

Anreise

Um dem Besucherstrom etwas zu entgehen, hatten wir auf einem Campingplatz in etwa 14 km Entfernung übernachtet (die Näherliegenden waren bereits ausgebucht) und waren am frühen Morgen mit den Fahrrädern in Richtung Mont Saint Michel gestartet. Wer den Fahrdamm zur Insel vor 10 Uhr erreicht, muss nicht den Shuttel-Bus nehmen, sondern kann das Fahrrad für die Anreise benutzen. Ein weiterer Vorteil: Wenn man die Abtei besuchen möchte – was unbedingt zu empfehlen ist – befindet man sich um diese Zeit noch in der Pool-Position.

Die Abtei

Die Abteikirche

Der Kreuzgang

Das Refektorium und die repräsentativen Orte

Tragende Säulen

Doch nun zu der wichtigen Frage: Lohnt sich ein Besuch der Insel trotz der Besuchermassen. Die Antwort lautet ja. Vor allem die besondere Lage auf einem Felsen mitten in der Wattlandschaft und die Architektur der Abtei sind überwältigend.

Weltliche Gebäude

Die Geschichte der Insel kann man leicht recherchieren: deshalb hier nur ein paar kurze Fakten.

Nach einer Legende erschien der Erzengel Gabriel dem Bischof Aubert von Averanches im Jahr 708 und erteilte ihm den Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Insel.

Mit dem Bau der Abtei wurde um das Jahr 1022 begonnen.

Die Insel besaß immer eine große strategische Bedeutung. Sie trotzte den Angriffen der Wikinger und auch der Belagerung der Engländer (1423-34) während des Hundertjährigen Krieges.

Während der Französischen Revolution wurde die Abtei zu einem Gefängnis umgewandelt, in dem zwischen 15.000 und 18.000 Menschen einsaßen.

Im Watt

Bis in die 1960er Jahre lebten im Kloster Benediktiner-Mönche, seit 2001 Ordensleute der Gemeinschaft von Jerusalem und Sankt Martin, die dort die Wallfahrtsseelsorge betreuen.

Pro Jahr besuchen etwa 2,3 Millionen Menschen den Berg, der 1979 zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Ansonsten…

… gab es noch am Strand Sportunterricht der besonderen Art für die Schüler:

Weiter entlang der Loire

01. bis 06. September 2023

Noch eine weitere Woche sind wir der Loire gefolgt. Einen unserer Stopps haben wir in Chécy eingelegt, um von dort aus entlang der Kanäle nach Orleans zu radeln. Bevor die Eisenbahn ihren Siegeszug antrat, waren die Kanäle wichtige Wege zur Beförderung von Waren aller Art.

Auf den Kanälen entlang der Loire fuhren flache Kähne, die entweder mithilfe von Segeln oder an Seilen fortbewegt wurden. Die Loire selbst ist an vielen Stellen zu flach, um mit Booten befahren zu werden und sie änderte in dem breiten Flussbett auch häufig ihren Lauf. Heute werden die vielen Kanäle entlang der Loire nur noch touristisch genutzt. Ruderboote und manchmal Ausflugsschiffe fahren darauf und oft führen Radwege entlang dieser Wasserwege.

Orleans

In Orleans sind wir durch die Altstadt flaniert und haben natürlich die Kathedrale und das Denkmal der Nationalheiligen Jeanne d’Arc besucht.

Kathedrale Saint-Croix d’Orleans

Gerne hätten wir das FRAC Centre Val de Loire besucht. Dieses war allerdings wegen der Sommerferien für mehrere Wochen geschlossen. Aber das Zentrum, das von den Architekten Jakob+MacFarane entworfen wurde, ist auch von außen sehenswert. Innen hätten wir experimentelle Architekturmodelle betrachten können. Die Kurator*innen des FRAC haben zwischenzeitlich 800 Modelle und 15.000 Entwurfszeichnungen gesammelt.

FRAC Centre Val de Loire

Eine Verschnaufpause haben im Botanische Garten eingelegt, der übrigens wie das eben beschriebene Ausstellungsgebäude FRAC kostenfrei besucht werden kann.

Lost Places im Botanischen Garten Orleans

Blois

Auf unserer nächsten Etappe mit Ziel Amboise haben wir kurz in Blois angehalten, wo gerade ein Flohmarkt auf der Loirebrücke stattfand. Bei etwa 35 Grad Mittagshitze schleppten wir uns durch die Altstadt zum Chateau de Royal und der Kathedrale Saint-Louis.

Loire-Brücke in Blois
Kathedrale Saint-Louis Blois

Amboise

In Amboise stand das Königsschloss auf unserem Plan. Unter den unzähligen Schlössern an der Loire eines, dass man unbedingt besichtigen sollte. Es hat eine lange Tradition: zunächst gallisches Oppidum, dann römisches Castellum und im 15. und 16. Jahrhundert königliche Residenz. Obgleich die Anlage nur noch 30 Prozent der Größe besitzt, die sie zu ihrer Blütezeit aufwies, ist sie immer noch sehr imposant. Alle Besucher*innen erhalten beim Eintritt ein Tablet und werden mittels Augmented Reality durch die Ausstellung gelotst. Das hatten wir so noch nie erlebt. Zu Beginn war es etwas gewöhnungsbedürftig, zum Schluss machte es richtig Spaß.

Hier kann man mit dem Pferd den Turm hoch- oder herunterreiten

Tours

Auf der weiteren Fahrt an der Loire entlang, legten wir in einen kurzen Stopp Tours ein. Erst wollten wir an der Stadt vorbeifahren, da mehrere Reisende auf einer Internetseite berichteten, dass ihnen bei ihrem Aufenthalt in Tours das Auto aufgebrochen wurde. Uns ist dort nichts passiert und der Stopp hat sich aus unserer Sicht gelohnt. Es gibt in der Altstadt viele kleine Läden, die sehr individuelle Kleidung, Bücher, Kunst/Handwerk etc. verkaufen und natürlich gibt es touristischen »must have seen« Spots: die Kathedrale Saint Gatien und die Basilika Saint-Martin.

Basilika Saint-Martin

Angers

Unsere Tour entlang der Loire endete in Angers. Dort haben wir eine schöne Rundtour mit den Fahrrädern entlang des Flusses, durch Wälder und entlang eines ehemaliges Schieferbergbaugebiet unternommen, die uns zum Schluss in die Innenstadt führte.

Zu den Highlights dort gehören die Kathedrale Saint-Maurice und das Chateau d’Angers.

Chateau d’Angers

Wir fahren nun weiter in die Bretagne, wo wir auf etwas kühleres Wetter hoffen. Temperaturen von etwa 35 Grad am Tag und 25 Grad Nachts im Bus sind auf Dauer für uns kaum erträglich, weil es für uns ja kaum kühle Rückzugsorte gibt. Ab und zu ein Sprung in den Pool eines Freibads oder eine kalte Dusche auf dem Campingplatz, das sind für uns die einzigen Möglichkeiten zur Abkühlung.

Und dann war da noch…

… ein Campingplatz in der ersten Reihe zum Fußballplatz.

… und der Chronist König Karl VII, der auffallende Ähnlichkeiten mit dem Verfasser dieses Berichtes hat.

Kleines Kirchenfenster Spezial

1. bis 5. September 2023

Bei unserer Reise entlang der Loire statten wir meist den sakralen Bauten in den Städten einen Besuch ab. Oft sind es die großen Kathedralen, manchmal aber auch kleine Zufallsfunde auf den Streifzügen durch die Straßen und Gassen.

Dijon: Èglise Notre Dame de Dijon
Gotische Kirche mit Wasserspeiern

Der Besuch dieser Gotteshäuser bietet die Möglichkeit des Innehaltens in Verbindung mit dem Staunen über die gigantischen architektonischen und gestalterischen Leistungen. Ein willkommener Nebeneffekt: Bei Temperaturen um die 35 Grad trägt der Besuch auch immer zur Erfrischung und Abkühlung bei.

Nevers: Cathedrale Saint-Cry et Saint Julitte de Nevers
spätgotische Kathedrale

Besonders spannend fanden wir bei unseren Besuchen die sehr unterschiedlichen Kirchenfenster. Es gab alte Fenster, die frisch restauriert in kräftigen Farben leuchteten und wir sahen moderne Fenster in alten Gotteshäusern. Manchmal zeigten sie eine klare Ornamentik und oft erzählten sie biblische Geschichten.

Gien: Ègise Jeanne-d’Arc
Am 15. Juni 1940 bomardiert und durch Brand zerstört. Unter Erhaltung des Kirchturms wurde von den Archtiekten Paul und Jean Gardiner ein neues Kirchengebäude geschaffen.

Orleans: Cathédral Saint Croix D’Orleans
Gotische Kathedrale
Baldachin und Kirchenfenster
Blois:Cathédral Saint Louis
Lichtspiel der Kirchenfenster

In Richtung Loire

29. August bis 1. September 2023

Unser Plan ist es, der Atlantikküste ab der Bretagne nach Süden zu folgen und so werden wir in der nächsten Zeit Frankreich zunächst in Richtung Westen bereisen.

Wir folgen der Saône noch bis Dijon und unser nächstes Ziel, nach einer Stadtbesichtigung dort, ist der Morvan Nationalpark im Herzen von Burgund.

Doch zunächst zu Dijon: In der Innenstadt sind noch zahlreiche Gebäude aus dem Mittelalter erhalten. An einigen Ecken könnte man sich gut vorstellen, dass gleich die drei Musketiere aus der nächsten Gasse herausreiten. Ansonsten überwiegen Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, an denen vor allem die vielen, großen Schornsteine auffallen.

Dijon: Imposante Schornsteine auf den Dächern
Dijon: Viele mittelalterliche Gebäude sind noch erhalten

Sowohl in den Städten, als auch in Dörfern wird für den Bau von Häusern und Brücken häufig ein heller Kalkstein oder Kalkputz verwendet. Wir fühlen uns daher häufig wie in einer schwarz/weiß Szenerie. Gäbe es in den Straßen keine Autos, Werbeschilder und Menschen, könnte tatsächlich der Eindruck entstehen, sich in einer völlig monochromen Welt zu bewegen.

Eglise Notre-Dame de Dijon: Gothische Kirche mit Wasserspeiern

Wieder fahren wir durch Regionen, die landwirtschaftlich genutzt werden und in denen der heiße Sommer seine Spuren hinterlassen hat. Die Felder sind abgeerntet (bis auf riesige Felder mit vertrockneten Sonnenblumen, die noch auf ihre Ernte warten), alles wirkt vertrocknet und teils schon recht herbstlich. Ein Aufatmen gibt es im hügelige Morvan Nationalpark, es wird wieder grüner. Er ist einer der ältesten regionalen Parks Frankreichs und besteht aus Seen, Heidelandschaft, zu 60 % aus Mischwäldern und Bergen bis zu einer Höhe von 900 Metern.

Bootsstege am Lac des Settons liegen weit am Ufer

Trockenheit am Lac des Settons

Wir steuern einen der sechs Seen an, den Lac des Settons und spüren auch hier die Trockenheit. Bade- und Bootsstege liegen nutzlos am Uferstreifen. Der Wasserspiegel hat sich deutlich gesenkt. Ob dies eine Folge der Trockenheit ist oder ob die Baumaßnahmen an der Staumauer die Ursache ist, wissen wir nicht. Den Klimawandel spüren wir deutlich auf dieser Reise. Zunächst drei Monate fast ohne Regen in Ost- und Nordeuropa. Temperaturen von 25 Grad in Narvik, wo sonst nur 15 erreicht werden. Immer wieder Starkregenfälle und Stürme auf der Fahrt nach Deutschland und heftige Gewitter im Elsass. Wenn man wie wir monatelang in der Natur lebt, erlebt man die Veränderungen besonders intensiv.

Vom Morvan Nationalpark sind es noch etwa zwei Stunden Fahrt bis zur Loire, der wir ein Stück folgen wollen, teils auch mit den Fahrrädern.

Der etwa 800 km lange Loire-Radweg beginnt offiziell in der Nähe von Nevres und endet mit der Mündung im Atlantik bei Saint-Nazaire. Wir steuern einen Campingplatz in La Charite-sur Loire an, der auf einer Insel in der Loire liegt und starten unsere Radtour bei Kilometer 19 des Radwegs.

Pause an der Loire: Wasserstand 113 cm unter normal

Ganz so vielseitig wie der Route entlang der Saône ist diese Strecke, die auf der Deichkrone entlang führt, nicht. Häufig ist der Fluss nicht sichtbar, weil die Ufer dicht bewaldet sind. Aber man kann hier gut Strecke machen: Der Weg ist asphaltiert und weist keine Steigungen auf. Eine Rundtour ist auf diesem Streckenabschnitt leider nicht möglich, da hier nur auf einer Seite der Loire ein Radweg entlangführt.

La Charité sur Loire: Es soll die älteste Brücke über die Loire sein
Die Altstadt von Charité sur Loire

Unsere nächste Etappe führt uns nach Chécy, in der Nähe von Orleans. Von hier aus möchten entlang der Loire in die Stadt radeln.

Und dann war da noch…

…die Kanalbrücke für Schiffe: Pont Canal de Briare, die zwischen 1890 und 1894 gebaut wurde und über die Loire führt.

… und die Stadt Gien, deren Brücke am 15. Juni 1940 von der Luftwaffe bombardiert wurde. Ein gewaltiges Feuer brach daraufhin aus und zerstörte innerhalb von drei Tagen 422 Gebäude. Direkt nach dem Krieg entwickelte der Architekt André Laborie einen Plan zum Wiederaufbau der Stadt.

Geheimtipp Saône

25. bis 27. August 2023

Unsere nächste Etappe führte uns in die Kleinstadt Munster, die in den Vogesen liegt und deren Name unter anderem durch den stark würzig riechenden Käse bekannt wurde.

Bei unserem Aufenthalt in Munster änderte sich das Wetter. Zum Abend zogen Gewitter auf und es gab kräftige Starkregenfälle. Es blitzte und donnerte im Minutentakt und bei uns kam die Frage auf, ob ein Camper mit GFK Dach auch ein Faradayscher Käfig ist.

Gewitterwolken bei Munster

Der trockene Boden konnte das viele Wasser nicht aufnehmen und nach kurzer Zeit hatten sich der Campingplatz in eine ausgedehnte Seenlandschaft verwandelt. Alle Camper, die mit Zelten unterwegs waren, mussten am nächsten Morgen im Regen zusammenpacken und abbrechen. Bewundert haben wir eine junge Familie mit vier kleinen Kindern, die mit Fahrrädern unterwegs waren und die Situation mit stoischer Ruhe gemeistert haben.

Wanderung in den Vogesen

Während einer Regenpause starteten wir eine Wanderung in die Berge, bei der wir jedoch schon nach kurzer Zeit sehr nass wurden. Allerdings war dies ganz erfrischend, nach der Hitze der vergangenen Tage. Vor kurzem war in einem Nachrichtenportal zu lesen, dass Regen von vielen Menschen mittlerweile sehr viel positiver bewertet wird, als noch vor einigen Jahren.

Dieser Esel ist genauso nass wie die beiden Wanderer

Am nächsten Morgen starteten wir in Richtung Dijon und mussten dabei den Col de la Schlucht überqueren, der als Bergstrecke bei der Tour de France große Bekanntheit erlangt hat. Tatsächlich sind uns auf der Strecke viele Radsportler*innen begegnet.

Kurze Zeit haben wir überlegt, auf der Passhöhe ein Fake-Foto mit unseren Klapprädern zu machen. Wir haben es dann gelassen, weil uns eine solche Tour sowieso niemand abgenommen hätte.

Selfie auf dem Pass (ohne Fahrrad)

Richtung Saône

Campingplatz und Anlegestelle in Scey S/ Saône

Von Dijon aus fuhren wir lange Zeit über Nebenstrecken durch dünn besiedelte Gebiete, mit riesigen Feldern und ausgedehnten Waldflächen. In der kleinen Ortschaft Scey am Fluss Saône endete unsere Etappe an einem wunderbaren Campingplatz, direkt am Flussufer. Ganz unerwartet konnten wir uns sogar noch einen Platz direkt am Wasser aussuchen. Wir sind durch Zufall in Frankreich bislang immer auf kommunale Stellplätze gestoßen. Die bieten zwar keine luxuriöse Ausstattung, sind jedoch unschlagbar günstig und überwiegend sehr schön gelegen. Für einen Wohnmobil-Stellplatz incl. zwei Personen bezahlt man meist weniger als 15,- € pro Nacht.

Am Radwanderweg »La Voie Bleue«

Entlang der Saône verläuft der Radwanderweg »La Voie Bleue«. Er startet in Luxemburg an der Mosel und endet nach 700 km in Lyon. Wir sind nur etwa 50 bis 60 km entlang des Flusses mit den Fahrrädern gefahren.

Diese kurze Strecke hat uns jedoch restlos begeistert. Oft führt der Weg direkt am Flusslauf oder an Kanälen entlang und dort gibt es immer etwas zu sehen. Heute wird die Saône nur noch touristisch genutzt. Man kann in den Häfen Boote mieten, mit denen man wie mit einem Wohnmobil reisen kann, nur eben auf dem Wasser. Überall am Ufer stehen Angler und man trifft natürlich Radfahrer.

Die komplette touristische Bandbreite: Boot, Angler, Radfahrerin

An der Strecke gibt es immer wieder Schleusen, die notwendig sind, damit die Boote Höhenunterschiede bewältigen können. Es gibt als Abkürzung eines langen Flussbogens sogar einen Tunnel für Schiffe. Die Landschaft ist abwechslungsreich und unterwegs trifft man immer wieder auf kleine Orte, Picknickplätze oder Ausflugsrestaurants.

Ausflugsrestaurant an der Saône
Schiffstunnel
An einer Schleuse

An der Saône haben wir unseren Frieden mit Frankreich geschlossen und uns restlos wohlgefühlt.

Und dann war da noch…

Der Baguette-Automat an der Strecke

Zu viel Zuckerguss

22. bis 24. August 2023

Es ist weiterhin sehr heiß: Am Tag betragen die Temperaturen etwa 33 Grad und der Innenraum des Busses heizt sich auf fast 40 Grad auf. Selbst nachts sinkt die Temperatur im Camper nur auf etwa 25 Grad. Dies führt dazu, dass der Kühlschrank im Dauerbetrieb versucht seine Kühltemperatur zu halten. Dabei verbraucht er so viel Energie, dass unser externes Solarpanel nicht genügend Ertrag liefert. Das Solarmodul auf dem Dach des Busses kommt kaum zum Einsatz, weil wir natürlich im Schatten parken. Es ist paradox: Bei brennender Sonne müssen wir uns nach Monaten der Autarkie wieder an externen Strom anschließen. Im Norden Europas war die selbsterzeugte Energie hingegen immer ausreichend.

Unser nächstes Ziel ist die Kleinstadt Ribauvillé.

Es ist schon erstaunlich, dass sich das Elsass über einen so langen Zeitraum seine Kultur und seine Gebäude erhalten konnte. Auch in einer Zeit, in der von Tourismus noch keine Rede war und die alten und schiefen Fachwerkhäuser für viele Bewohner*innen vermutlich eher unpraktisch waren.

Die Innenstadt von Ribauvillé

Heute scheinen viel Städte im Elsass vom Tourismus zu leben. Für unseren Geschmack sind sie jedoch etwas zu hyggelig. Die Fachwerkhäuser sind hübsch herausgeputzt, es gibt an allen Ecken Elsässer Küche zu überhöhten Preisen und die Andenkenläden quellen über vor »typisch Elsässer« Produkten.

Man muss nur die kleineren Orte der Region ansteuern, um ein Elsass zu erleben, das noch authentisch erscheint und nicht auf Tourismus ausgerichtet ist.

Im Abendlicht mit dem Fahrad durch die Weinberge

Ausflüge versuchen wir am Vormittag oder am späteren Abend zu unternehmen, ansonsten sitzen wir eher lethargisch mit einem Getränk im Schatten oder suchen das nahegelegene Freibad »Carola«auf.

Ein Freibad aus den 60er Jahren mit dem passenden Werbeplakat

Bei Wanderungen durch die Weinberge und die Obstwiesen fällt auf, welche wundervolle und jahrhundertealte Kulturlandschaft hier erhalten geblieben ist und weiterhin liebevoll gepflegt wird.

Ja, und dann sind hier noch die vielen Burgruinen und Klöster, die schöne Ziele für Ausflüge und Wanderungen bieten. Wenn ich mich an meine Kindheit und Jugend erinnere, war eine Wanderung keine unbequeme Pflichtübung mehr, wenn am Ziel eine spannende Burgruine lockte.

Wanderung zur Burgruine Saint Ulric

In der Kapelle auf dem Mont Saint Odile wird seit 1931 ohne Unterbrechung gebetet.

Auf dem Weg in Richtung Munster legen wir einen Stopp in Colmar ein. Eine Stadt, die auch von amerikanischen und japanischen Touristen entdeckt wurde. Kein Wunder, denn sie ist tatsächlich eine Bilderbuch-Stadt, die jedoch für unseren Geschmack mit etwas zu viel »Zuckerguss« garniert ist.

Auch hier wieder jede Menge Souvenirs

Ansonsten…

…fällt es uns etwas schwer nach unserem Stopp in Deutschland wieder in unseren Reiserhythmus zu kommen und wir müssen die Lust an neuen Ländern und Regionen wieder neu entdecken. Allerdings scheint so ein Tiefpunkt nach Monaten auf Achse auch ganz normal zu sein. Wir haben Berichte von mehreren Langzeitreisenden gefunden, die über dieses Phänomen schreiben.

Und dann war da noch…

… ein wunderbares Brass-Konzert in dem kleinen Dorf Mittelbergheim.

Elsass

18. bis 21. August 2023

Wir starten nach den beiden Etappen Ost- und Nordeuropa mit dem Reiseabschnitt Südeuropa. Dieser soll uns zunächst durch Frankreich und Spanien führen und im Herbst wollen wir Portugal erreichen. Wie es dann weitergeht, ist noch offen.

Nachdem Kathrin in den vergangenen Wochen immer mal wieder festgestellt hatte, dass wir bislang keinen richtigen Sommer erlebt haben – die Temperaturen lagen im Norden tatsächlich nur selten über 20 Grad – ist es nun doch deutlich zu heiß für uns. Bei Temperaturen um die 33 Grad verbringen wir aktuell einen großen Teil des Tages unter der Markise unseres Busses, da wir eine solche Hitze nicht gewohnt sind.

Doch nun zum Start der Reise nach einer Woche in Erfurt.

Auf der Strecke nach Frankreich legten wir Stopps bei unseren Eltern und bei Kathrins Schwester und Schwager ein, die eine Orgel in Viernheim restaurierten. Dort erhielten wir interessante Einblicke in das Innenleben eines solchen Instruments.

Kurz hinter Karlsruhe bei Iffezheim überquerten wir den Rhein, der dort die Grenze bildet und befanden uns auf der französischen Seite. Da das Elsass über Jahrhunderte abwechselnd unter deutschem und französischem Einfluss stand, findet man hier noch Elemente beider Kulturen. So werden die Orte auf Deutsch und Französisch genannt und die ältere Bevölkerung spricht noch einen elsässischen Dialekt, der auch von Deutschen verstanden wird.

Bei unserem ersten Übernachtungsstopp in Hagenau merkten wir, dass es wichtig ist, wenigstens einige Brocken Französisch zu sprechen. Eine Verständigung auf Englisch, wie sie in unseren bisherigen Reiseländern üblich war, ist hier häufig nicht möglich.

Innenstadt von Hagenau

Auch der Besuch des örtlichen Freibads brachte eine Überraschung. Es herrscht eine sehr strenge Kleiderordnung. Mit den in Deutschland üblichen Badeshorts darf man das Schwimmbecken nicht betreten. Erlaubt ist ausschließlich sehr eng anliegende Badekleidung. Aus hygienischen Gründen, wie man uns versicherte.

Strenge Kleiderordnung im Freibad von Hagenau

Da Ausländer wohl häufig mit der falschen Badekleidung erscheinen, konnte man das passende Textil an der Pommesbude erwerben und war nicht gezwungen, seinen Badeaufenthalt abzubrechen.

Altstadt von Strasbourg

Eine Stadtbesichtigung von Strasbourg fiel wegen der Temperaturen kürzer aus als üblich. Tatsächlich ist die Altstadt mit dem beeindruckenden Münster und das ehemalige Gerberviertel »Petite France« sehr sehenswert, aber gegen ab 12 Uhr Mittags hatten sich die Straßen einfach unerträglich aufgeheizt. Der Oberrheingraben ist eine Region, die schon immer von der Sonne verwöhnt wurde, aber Temperaturen in dieser Höhe und über so lange Zeit sprechen deutlich für die Zeichen eines Klimawandels.

Das Münster von Strasbourg
Messe im Münster von Strasbourg
Petite France
Eines der vielen Straßencafés in Petite France

Architektonisch und städtebaulich gibt es einen sehr deutlichen Unterschied zu den bislang von uns bereisten Ländern. In den Städten tragen die Gebäude der vergangenen Jahrhunderte den Reichtum und die Macht der jeweiligen Erbauer nach außen. Es gibt jede Menge Schmuckelemente, Verzierungen und gemalte Elemente. In den Elsässer Dörfern sind die Fachwerkgebäude meist im Farbton Ocker gestrichen. Oft ist die Bebauung verschachtelt und eng. Gerade dies macht den Reiz dieser Ortschaften aus: Sie sind zu Besuchermagneten geworden.

Verschachtelte Altstadtarchitekur in Obernei

Die Fahrradrouten sind gut ausgebaut und hervorragend beschildert, wie wir bei einer Radtour in den Vormittagsstunden erfahren konnten. Die Wege führen oft auf eigenen Trassen oder auf Wirtschaftswegen durch die Weinanbaugebiete. Wenn es wieder etwas kühler wird, werden wir dieses Radwegenetz sicherlich noch etwas intensiver nutzen.

In den Weinbergen
Am Ende der Trasse gibt es einen Aussichtspunkt in einem alten Steinbruch

Boxenstopp

6. bis 8. August 2023

Genau vier Monate sind wir nun unterwegs. Unsere Route führte uns durch Polen, das Baltikum und die Länder Nordeuropas. Jetzt steuern wir für ein paar Tage Erfurt an, um dort einen Boxenstopp einzulegen. Am Bus und an den Fahrrädern müssen Wartungsarbeiten durchführt werden, wir wollen Vorräte auffüllen sowie der gesamten Ausrüstung etwas Pflege zukommen lassen. Und natürlich freuen wir uns, die Jungs, unsere Eltern und einige Freunde zu treffen.

Doch nun zum Bericht über die letzten Tage

Von Kopenhagen sind wir zunächst auf die Insel Falster gefahren und haben in der Stadt Stubbekøbing einen Campingplatz angesteuert, wie wir ihn lieben: ein alter Baumbestand, viel Ruhe und kein modernes »Glamping«. Wir waren überrascht, wie viele Fahrradfahrer hier übernachten. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass es in Stubbekøbing eine Fähre auf die Insel Møn gibt.

Am Strand von Stubbekøbing

Für den folgenden Abend hatten wir die Fähre von Rødbyhaven zur Insel Fehman gebucht. Normalerweise ist die kurze Überfahrt verhältnismäßig teuer, wir hatten jedoch ein Last Minute Schnäppchen ergattert, mussten dafür jedoch Einschränkungen bei der Wahl der Abfahrtszeit in Kauf nehmen.

Uns blieb also noch der ganze Tag für die Inseln Falster und Lolland. Kathrin hatte die Erkältung schon überstanden, ich war jedoch noch ziemlich schlapp. Zunächst besuchten wir das charmante Städtchen Nykøbing, was an einem trüben Sonntag leider etwas ausgestorben war.

Nykøbing

Und auch das Fuglsang Kunstmuseum, dass auf unserer Strecke lag, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Fuglsang Kunstmuseum

Das Museum befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Herrenhaus Fuglsang, welches von einem großen Parkgelände mit einem beeindruckendem Baumbestand umgeben ist. Alleine dieser Park lohnt einen Besuch.

Herrenhaus Fuglsang
Bäume im Park von Fuglsang

Das Museum Fuglsang beherbergt die Werke dänischer Künstler vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Entworfen wurde das Gebäude von dem englischen Architekten Tony Fretton. Es wurde im Jahr 2008 realisiert und bietet helle Galerieräume in unterschiedlichen Größen.

Eine Besonderheit des Gebäudes sind die großen Fenster, die einen weiten Blick in die Natur ermöglichen.

Bei unserem Besuch wurde die Sonderausstellung Teknokroppen gezeigt. »Eine Ausstellung von acht zeitgenössischen Künstlern, die sich mit den Wirkungen neuer Technologien auf unseren Körper und unsere Beziehungen, Wahrnehmungen und unser Realitätsempfinden beschäftigen.« Zitat Ausstellungskatalog.

Eine unerwartete Ausstellung, die sicherlich nicht leicht zu rezipieren ist, jedoch sehr zum Nachdenken anregt, wenn man sich auf die ausgestellten Arbeiten einlässt.

Fähre nach Fehman

Mit der gewählten Fährverbindung hatten wir vermutlich großes Glück, denn die Überfahrt verlief noch sehr ruhig. Als wir uns gegen 10 Uhr Abends im Hafen von Burg einen Stellplatz suchten, kam Sturm auf, der im Verlauf der Nacht immer heftiger wurde.

Früh brachen wir am nächsten Morgen bei starkem Wind auf. In den Nachrichten hörten wir, dass einige Fähren den Betrieb einstellen mussten und auch die Fehmarnsundbrücke, die wir überqueren wollten, war bereits für LKW und Wohnwagen gesperrt. Der Wind blies kräftig im 90 Grad Winkel zur Fahrbahn und Kathrin musste kräftig gegenlenken, um den Bus auf Kurs zu halten.

Wir überlegten, ob wir nach Erfurt durchfahren sollten oder einen weiteren Stopp einlegen. Da es mir immer noch nicht gut ging, entschieden wir uns dafür, bei Lauenburg an der Elbe eine weitere Erholungspause einzulegen und erst am nächsten Tag weiterzufahren.

Übernachtungsstopp an der Elbe

Auf unserer gesamten Route hatten wir oft darauf verzichtet, Autobahnen zu benutzen und auch auf dem letzten Teilstück unserer Reise wählten wir eine Route, die überwiegend auf Landstraßen entlangführte. Diese Form des Reisens haben wir von unseren Freunden Almuth und Martin übernommen. Die Fahrzeit ist häufig nicht sehr viel länger, weil die Streckenführung häufig einige Kilometer spart und man kommt durch interessante Orte und Landschaften. Zudem erreicht man das Ziel meist sehr viel entspannter.

Erschrocken waren wir, als wir den Harz durchquerten. Wir wussten, dass der Wald dort stark beschädigt ist, dass dort mittlerweile fast der komplette Baumbestand abgestorben ist, hat uns sehr schockiert.

So sieht der Harz im Jahr 2023 aus

Dieses Bild führte uns deutlich vor Augen wie wichtig es ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Natürlich tragen wir durch unsere Reise auch zum Klimawandel bei. Wir werden auf unserer gesamten Europareise rund 6 Tonnen CO2 erzeugen. Das entspricht der CO2-Emission einer Flugreise (Hin- und Rückreise, 2 Personen) nach San Francisco. Die ersten elektrisch betriebenen Kleinbusse werden bereits produziert. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis elektrische oder wasserstoffbetriebene Reisemobile auf den Markt kommen.

Alte Bekannte

Am Anfang und am Ende unserer Ost- und Nordeuropatour trafen wir Störche.

Kopenhagen

2. bis 4. August 2023

Entlang der Küstenstraße immer mit Blick aufs Meer nähern wir uns langsam Kopenhagen und steuern schon am Vormittag den ersten Campingplatz an, von dem aus wir die Stadt mit dem Fahrrad gut erreichen können. Schon die Anfahrt gestaltet sich kompliziert, Straßensperrungen, Umleitungen, wir passieren mehrere Kontrollstellen. Am Ende stellt sich heraus, dass der Campingplatz auf einem Gelände liegt, an dem am Wochenende ein Oldtimer-Rennen stattfindet und der Platz für diese Veranstaltung bereits ausgebucht ist.

Schlamm gibt es nicht nur auf dem Wacken-Festival

Auf zum nächsten Platz: Beim Anblick dieses Platzes fühlen wir uns wie Besucher des Wacken-Festivals: Überall Schlamm und riesige Wasserpfützen und die Stellplätze sind mit Flatterband markiert. An der Rezeption erhalten wir die Auskunft, dass wir uns auf eigene Gefahr einen Platz suchen können. Die möglichen Bergungskosten, falls wir im Schlamm steckenbleiben, werden nicht übernommen. Wir entschließen uns aufgrund mangelnder Alternativen zu bleiben. Wie groß die Platznot ist, erfahren wir im Laufe der zwei Tage, die wir dort bleiben mehrfach. Einmal treffen wir bei der Rückkehr 2 Camper an, die sich mit ihrem Auto noch auf unseren Platz gequetscht haben, so nah, dass wir kaum mehr ins Auto kommen, geschweige denn draußen sitzen können. Ein anderes Mal versucht ein Mann abends um 23 Uhr mit seinem riesigen Wohnmobil in die enge Lücke zu fahren.

Einziger Pluspunkt des Platzes ist die Lage. Es gibt einen schönen Radweg in die Stadt und in der Nähe einen sehr schönen Strand, an dem wir einen Abend verbringen.

Und damit kommen wir zu einem schönen Detail dieses Stadtbesuchs: Kopenhagen ist für Radfahrer ein Paradies, wenn man ein einigermaßen geübter Radfahrer ist. Breite Fahrradwege, vorrangige Ampelschaltungen, alles gut und schnell erreichbar. Aber da sehr viele Radfahrer schnell unterwegs sind, muss man sehr konzentriert und diszipliniert fahren und jeden Stopp frühzeitig anzeigen.

Fahrradwege an der Universität: Das Fahrrad ist in dieser Stadt Hauptverkehrsmittel

Für uns beide ist es der erste Besuch in Kopenhagen, deshalb beginnen wir damit, die touristischen Highlights der Stadt zu Erkunden. Dazu gehört natürlich die Gegend um den Vergnügungspark Tivoli, der in diesen Tagen 180 Jahre alt wird, und die Altstadt bis zum Nyhavn, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Vermutlich einer jener Orte auf der Erde mit der höchsten Selfi-Rate.

Rathausplatz
Unser Stadtbesuch verlief nicht immer regenfrei
Nyhaven
Und das Schloss Rosenborg durfte natürlich auch nicht fehlen…

Vom Nyhavn ist es auch nicht weit zur Freistadt Christiania, die 1971 von der Hausbesetzerszene in einem alten Militärareal gegründet wurde. Zunächst geduldet und später durch Ankauf legalisiert, besitzt Christiania heute den Status einer autonomen Gemeinde.

Dieses Stadtgebiet steht ebenfalls ganz oben auf Liste der touristischen Highlights, vermittelt heute jedoch ein eher trauriges Bild. Die Pusher Street, wo an Ständen Marihuana und Haschisch verkauft werden, (andere Drogen vermutlich auch, jedoch nicht ganz so offensichtlich) befindet sich fest in den Händen von Drogen-Clans. Alle Versuche der Bewohner*innen, diese Clans aus ihrer Freistadt zu verbannen, sind bislang gescheitert.

Besonders gut hat uns das Wohnviertel Nørrebro gefallen. Hier gibt es viele kleine Läden und Restaurants und fast jede Straße könnte man sich als persönlichen Wohnort vorstellen. Es scheint dort ein funktionierendes Miteinander unterschiedlicher Kulturen zu geben.

Wohnstraßen in Nørrebro

Immer wieder stößt man in den Wohnvierteln auch auf imposante Backsteinarchitektur, die man in Reiseführern meist vergeblich suchen wird.

Und natürlich gibt es in Kopenhagen jede Menge tolle zeitgenössische Architektur. Schließlich wurde die Stadt von der UNESCO zur Welthauptstadt der Architektur 2023 ernannt. An prominenter Stelle am Fluss steht das Danish Architecture Center »Blox« und gleich daneben der »Black Diamond«, der die Bibliothek beherbergt.

Neues Wohnen- und Arbeiten am Hafen

Gerne hätten wir uns noch mehr in dieser tollen Stadt angesehen, doch wir bekamen beide eine dicke Erkältung. Ein Stadtbesuch mit Hals- und Kopfschmerzen macht keinen Spaß. Wir entschieden uns daher, weiter in Richtung Süden zu fahren und uns auf einem abgelegenen und ruhigen Campingplatz auszukurieren.

Und dann war da noch…

…ein Geburtstag am Meer