21. bis 23. Januar 2024
Immer wieder sind wir auf dieser Reise unerwartet auf ganz besondere Landschaften gestoßen: Längere Zeit war dies nicht mehr der Fall, aber in diesem Blogbeitrag können wir wieder über ein solchesin besonderes Erlebnis berichten.
Unseren nächsten Stopp wollten wir in Oristano einlegen. Nachdem wir vergeblich einen Campingplatz angesteuert hatten, der eigentlich ganzjährig geöffnet sein sollte, fanden wir einen ganz neuen Stellplatz, den eine deutsche Familie aufgebaut hatte. Vor 1 ½ Jahren hatten sie die Zelte in Deutschland abgebrochen und mit ihren beiden Kindern einen Neuanfang auf Sardinien gewagt. Hier haben sie ein völlig verwildertes Grundstück erworben und dieses mit viel Mühe in einen herrlichen Garten und Wohnmobilstellplatz verwandelt. Wir waren sehr begeistert von diesem Stellplatz mit Familienanschluss.
Mit den Fahrrädern unternahmen wir am nächsten Tag einen Ausflug zum südlichsten Zipfel der Sines Halbinsel, einem schilfumsäumten Lagunengebiet, wo wir erneut eine Vielzahl von Vögeln beobachten konnten. Ganz im Süden liegt das Capo San Marco, wo auch die Überreste der antiken Stadt Tharros zu besichtigen sind.
Zwar war die Besichtigung an diesem Tag nicht möglich, aber allein für die weite Sicht über das schmale langgezogenen Cap mit hohen Klippen hat sich der Ausflug gelohnt.
Aber nun zu unserer besonderen landschaftlichen Entdeckung: Vor unserer Weiterfahrt in Richtung Süden, erhielten wir von der Familie den Tipp, einen Abstecher ins Landesinnere, zur Giara di Gesturi, zu unternehmen. Das ist eine Hochfläche aus Basaltgestein, die auf etwa 550 über dem Meeresspiegel liegt.
Die Anfahrt gestaltete sich nicht ganz einfach: Wegen Bauarbeiten war der Zufahrtsweg gesperrt und wir wurden auf eine schmale Schotterpiste geleitet, die einen Berghang entlang verlief. Irgendwann kam uns ein Einheimischer in einem Kleinwagen entgegen und weigerte sich zurückzusetzen. Also mussten wir mit dem Bus rückwärts eine Ausweichstelle ansteuern. Der Einheimische versuchte uns auf Italienisch zu erklären, dass wir mit unserem Wagen hier nicht weiterfahren könnten. Nach einigen Kurven war auch klar weshalb. Die Straße wand sich urplötzlich mit etwa 30 Prozent Steigung den Berg hinauf. Hier half nur umkehren und die Giara di Gesturi von einer anderen Richtung anzufahren.
Wir sind froh, dass wir diesen zweiten Versuch unternommen haben, denn auf der Hochfläche angekommen empfing uns eine Landschaft, wie wir sie noch nie gesehen haben. In den Wintermonaten kann das Wasser durch die undurchlässigen Basaltfelsen nicht versickern und es bilden sich viele flache Seen, die im Sommer wieder austrocknen.
Geprägt wird das Landschaftsbild von kleinwüchsigen Korkeichen und Macchia.
Die Besonderheit dieser rund 43 km² großen Fläche besteht jedoch darin, dass hier verwilderte Hausschweine und rund 600 frei lebende Pferde herumziehen. Die Pferde konnten wir sogar an einigen Orten beobachten. Es sind übrigens keine richtigen Wildpferde. Sie gehören den Bauern aus den umliegenden Ortschaften.
Im Winter werden sie in Pferchen aus Basaltsteinen zusammengetrieben. Dort entscheidet sich, welche Tiere im kommenden Jahr wieder auf der Hochebene grasen können und welche im Schlachthof enden. Pferdefleisch gilt auf Sardinien als besondere Delikatesse.
Das Licht, die Korkeichen, die hellen Basaltfelsen und natürlich die Pferde: All dies ergab ein so überwältigendes Naturerlebnis, wie wir es nur ganz selten auf dieser Reise sehen durften.