10. Oktober 2023
Es ist kaum zu glauben: Wir sind mittlerweile ein halbes Jahr unterwegs. In dieser Zeit sind wir von größeren Katastrophen verschont worden und hoffen, dass dies auch so bleibt. Kleine Unglücke passieren auf so einer langen Reise natürlich immer: Gerade heute hat Kathrin ihre Sonnenbrille verloren. Aber wir hatten bislang keine Pannen und keine Unfälle. Zweimal sind wir mit der Heckbox beim Zurücksetzen angeeckt und die Alubox hat ein paar Beulen abbekommen, aber solche kleinen Blessuren waren zu erwarten.
Der VW Bus und der Campmobil-Ausbau hat bislang alles klaglos weggesteckt. Immerhin haben wir bislang etwa 16.000 Kilometer zurückgelegt. Mehr als 2000 Kilometer davon haben wir mit unseren Klapprädern bewältigt und dabei über 13.000 Höhenmeter überwunden.
Die Wege waren sowohl für die Fahrräder, als auch für den Bus nicht immer einfach.
Gerade gestern hätten wir uns fast in Bilbao festgefahren. Unser Stellplatz lag etwa 200 Meter über der Innenstadt.
Unser Navi hatte für den Rückweg spontan eine Strecke ausgewählt, die für den Bus gänzlich ungeeignet war und ich hatte ein Schild übersehen, dass die Straße für Fahrzeuge über 5 Meter Länge verboten war. (Mit Heckbox sind wir fast 6 Meter lang). Die Gasse wurde immer enger und bekam mehr als 15 Grad Gefälle. Zurücksetzen war unmöglich und hinter mir hupte bereits ein PKW. Also mussten wir da durch. Dachkanten ragten über den Weg und kamen dem Hochdach des Bullis gefährlich nahe und einmal senkt sich die Straße so abrupt in die Tiefe, dass ich befürchte, mit dem Unterboden aufzusetzen. Man wusste nie, wie es hinter der nächsten Biegung weitergehen würde. Es ist zum Glück alles gut gegangen und wir sind um eine Erfahrung reicher. Wir werden zukünftig in Ruhe prüfen, ob der Streckenvorschlag des Navis für unser Fahrzeug geeignet ist. In diesem speziellen Fall waren wir wieder einmal froh, mit einem vergleichsweise kleinen Fahrzeug unterwegs zu sein. Mit einem größeren Wohnmobil wären wir sicherlich stecken geblieben und eine solche Erfahrung möchte ich auf gar keinen Fall machen.
Das Besondere an unserer Langzeitreise ist, dass wir keinen festen Routen- und Zeitplan haben. Oft genießen wir es, uns treiben zu lassen und sind sehr zufrieden mit all dem, was wir erleben und entdecken können. Aber es gibt auch Zeiten, wo uns diese Planlosigkeit anstrengt. Da fallen uns Entscheidungen, wie es weitergehen soll bei der Fülle an Möglichkeiten in so großen Ländern wie Frankreich oder Spanien schwer.
Was müssen oder wollen wir weglassen? Wie viel Zeit nehmen wir uns für einzelne Orte, was reservieren wir vor und wie legen wir uns damit zeitlich fest? Wenn wir dann noch unterschiedlicher Meinung sind …
Wir informieren uns gerne im Internet oder mithilfe von Online-Reiseführern und wir berücksichtigen Tipps von anderen Reisenden.
In der letzten Zeit haben wir nach unserem Gefühl aber zu viel Zeit mit der Planung und der Recherche nach offenen Campingplätzen, nach Übernachtungsmöglichkeit in Städten oder nach Einkaufsmöglichkeiten spezieller Dinge wie Gaskartuschen verbracht. Hinzu kam noch, dass wir uns teils durch Vorreservierungen festgelegt haben, was nicht immer ganz glücklich war. Und so mancher Zeitplan funktioniert nicht wie gedacht, zum Beispiel aufgrund von Feiertagen oder individueller Öffnungszeiten von Museen.
Und mancher Campingplatz, auf dem wir eine längere Zeit verbringen wollten, entpuppt sich als ungeeignet, während wir auf anderen gerne länger geblieben wären.
Das trübt an manchen Tagen die Reiselust, bringt uns aber auch in Austausch über die Frage: wie soll es weiter gehen. Wir sind auf uns gespannt.
Was sonst noch passierte
Vor unserer Städtetour nach San Sebastian und Bilbao haben wir noch einen dreitägigen Stopp auf einem wunderschönen Platz in Sunbilla verbracht, der auf einer Bergkuppe inmitten eines lichten Eichenwaldes lag. Dort waren kleine Esel unsere täglichen Gäste. Wir brauchten unbedingt einige Tage zum Entspannen und für Haushaltstätigkeiten.
An diesem Ort haben konnten wir an zwei Tagen eine Fahrradtour auf einer stillgelegten Bahntrasse unternehmen. Die Route heißt Via Verde und ist Teil des europäischen Fernradwanderwegs, der am Nordkap beginnt und im portugiesischen Sagres endet.
Die Strecke führt mit sehr geringen Steigungen und durch einige Tunnels entlang des Flusses Bidasoa. Wieder eine unserer Entdeckungen und eine klare Empfehlung.