Einblicke in das Langzeitreiseleben

12 Wochen sind wir nun unterwegs und haben an etwa 50 Orten übernachtet, meist auf Campingplätzen, teils frei stehend. Manches ist zur Routine geworden, wie das Umräumen des Busses bei der Ankunft oder das Verstauen aller Dinge bei der Weiterreise, da sitzt jeder Handgriff, wir beide wissen, wer was macht und nur noch ganz selten poltert etwas bei der Abreise durch den Bus, weil wir vergessen haben, eine Schranktür zu schließen.

Das Schöne an der Reise ist, dass wir uns fast immer die Stellplätze auf den Campingplätzen aussuchen können und nur im Ausnahmefall einen Platz zugewiesen bekommen.

Auf den Lofoten wurde es etwas enger: Der Ausblick ist jedoch unübertrefflich

Wir entscheiden uns meist für die gute Aussicht und möglichst guten Solarertrag. Einen Stromanschluss auf den Plätzen brauchen wir gar nicht mehr. Die Nähe zu den Sanitärgebäuden spielte bisher keine Rolle, auch wenn wir teils weite Wege bis zu 400 Meter zur Dusche oder Toilette zurücklegen mussten.

50 Plätze heißt auch 50 verschiedenen Duschen, Toiletten, Abwaschmöglichkeiten. Die Zeiten, wo wir diese fast allein genutzt haben, wie zu Beginn der Reise, sind längst vorbei, denn die Plätze sind zurzeit gut gefüllt und wir stehen öfters in Warteschlangen. Manchmal kostet es auch Überwindung diese aufzusuchen, wir treffen auf verschmutze Toiletten oder Duschen, die jemand verlassen hat nach dem Motto: nach mir die Sintflut. So sehnen wir uns ab und an nach einem ungeteilten Bad.

Manchmal sind es auch »Kleintiere«, die uns zu schaffen machen: Auf unserer Wanderung durch den Nationalpark Abisko fielen Dutzende von Raupen von den Birken und schlängelten sich über unsere Köpfe und die Kleidung, weiter südlich waren es die Stechmücken, die uns manchmal sehr nervten. Auf den Lofoten plagen uns riesige Pferdebremsen.

Immer mal wieder stellen wir uns die Frage, ob wir etwas vermissen, auch im Vergleich mit anderen Reisenden. Die Urlaubszeit in vielen Ländern hat nun begonnen und wir treffen auf Menschen, die in kleinen Zelten sehr spartanisch reisen und gleichzeitig auf Camper, die in riesigen Wohnmobilen gefühlt mit ihrem ganzen Hausstandstand unterwegs sind. Beides lässt uns staunen.

Die Unterschiede bei der Ausstattung…
… sind riesig

Wir haben aufgrund des wenigen Platzes sehr viele nützliche und notwendige Dinge mit, und stellen fest, dass wir eigentlich noch mit weniger auskämen. Nur ein Reiseführer in Buchform wäre eine schöne Sache, denn das Blättern im E-Books ist nicht so vergnüglich.

Und neben all dem Schönen, was wir erleben, gibt es auch Durststrecken auf dieser Reise. Besonders im hohen Norden fühlten wir uns etwas erschöpft von den vielen Wochen auf Achse. Es gab dort kaum »Wohlfühlorte«, an denen wir länger bleiben und entspannen wollten. Wenn es überhaupt Campingplätze gab, dann befanden sie sich entlang der stark befahrenen Straße und waren auf die Übernachtung von durchreisenden Gästen ausgerichtet.

Wegen der klimatischen Bedingungen gab es meist nur Schotterplätze und die Sanitäranlagen waren oft sehr einfach und teils ungepflegt.

Der Kontakt zu anderen Reisenden war in dieser Region spärlich, da sich die meisten auf dem Trip zum Nordkap befanden. Viele kamen erst abends an und brachen in aller Frühe wieder auf.

Wir haben auf dieser Reise auch sehr viele positiven Erfahrungen mit anderen Reisenden gemacht. Menschen, mit denen wir interessante Gespräche geführt haben und die uns in einem Land, wo Alkohol sozusagen mit Gold aufgewogen wird, zum Wein eingeladen haben.

Übrigens ist nicht nur Alkohol exorbitant teuer. Je nördlicher wir kamen, desto höher stiegen die Lebensmittelpreise. So kostet auf den Lofoten, wo der Lachs ja quasi „hergestellt“ wird, das Kilo Tiefkühlware umgerechnet zwischen 50 und 60 Euro. Bei den Preisen für Obst und Gemüse verhält es sich ähnlich. Oft stehen wir mit offenen Mündern vor den Regalen und können die Preise, die hier aufgerufen werden, nicht fassen. Dies trübt schon sehr die Lebensqualität, da der Einkauf so strukturiert werden muss, dass er einigermaßen ins Budget unserer Langzeitreise passt. Manchmal grenzt es bereits an puren Luxus, sich hier ein Pfund frisches Gemüse zu gönnen.

Ein Gedanke zu „Einblicke in das Langzeitreiseleben“

  1. Tolle Bilder und interessante Eindrücke, die ihr gesammelt habt. Auch das Hurtigrutenmuseum finde ich sehr spannend! Liebe Grüße von Almuth

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