21. bis 22. Juni 2023
Von Kiruna aus fahren wir entlang der Malmbanan, übersetzt Erzbahn, die auf der norwegischen Seite als Ofotbanen bezeichnet wird und in Narvik endet. Diese Stadt ist unser nächstes Ziel.
Tatsächlich begleitet uns kurz hinter Kiruna einer dieser mächtigen Erzzüge für einige Zeit auf unserer Fahrt. Auf unserer Strecke liegt der Abisko Nationalpark. Hier möchten wir für einen Tag einen Zwischenstopp einlegen. Abisko liegt am See Torneträsk, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Der kleine Ort ist ein Zentrum für Wanderer. Hier gibt es eine Touristenstation mit einem Hotel und einer Jugendherberge und von hier starten gut beschilderte Wandertouren unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade.
Wir entscheiden uns für eine leichtere Wanderung, weil wir für Touren im Schnee nicht ausgerüstet sind. Unsere Route führt uns entlang eines beeindruckenden Canyons, der wild schäumendes Schmelzwasser führt.
Später treffen wir auf Permafrostböden, also Böden, die auch im Sommer nur an der Oberfläche auftauen.
Am Schluss unserer Wanderung erreichen wir das Ufer des langgestreckten Sees Torneträsk, der uns über viele Kilometer auf der Strecke nach Narvik begleitete.
Bevor die Eisenbahn gebaut wurde, transportierte man im Sommer Lasten mit Schiffen über den See und im Winter befuhr man ihn mit Schlitten. Noch jetzt schwimmt auf einigen Seen eine dünne Eisschicht und neben der Straße liegt stellenweise Schnee. Wir können es kaum glauben, dass hier Ende Juni noch solche Bedingungen herrschen.
An der Grenzstation Riksgränsen verlassen wir Schweden, das wir zunächst nur als Transitland genutzt haben und fahren in Norwegen die recht abschüssige Strecke nach Narvik hinunter.
Vor der Stadt finden wir einen winzigen Campingplatz, der einen traumhaften Blick auf die schneebedeckten Berge und die Brücke nach Narvik bietet. An letzter hätte jeder Statiker seine Freude: Links und rechts des breiten Fjordes gibt es nur zwei Stützen. Die Fahrbahn hängt an Drahtseilen, die zwischen den Pylonen gespannt sind. Allerdings hat diese wagemutige Konstruktion auch ihren Preis. Fast 100 Kronen, rund acht Euro, kostet die Überfahrt. Maut für Brücken, Tunnels oder für die Einfahrt in Städte wird in Norwegen erhoben, um Baukosten zu refinanzieren.
Narvik schmiegt sich an einen Berghang. Die Straßen in die höher gelegenen Stadtteile sind daher sehr steil. Bedeutung hat Narvik wegen seines eisfreien Hafens erlangt: Dieser bietet ideale Bedingungen, um das Eisenerz aus Kiruna auf Schiffe verladen.
Die Stadt Narvik mit ihren rund 20.000 Einwohnern birgt nur wenige architektonische Schätze. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten stark zerstört und sehr zweckmäßig neu errichtet.
Ein besonderes Schauspiel erlebten wir zufällig, als wir einen Aussichtspunkt hoch über der Stadt ansteuerten. Dort gibt es einen künstlichen Geysir. Zweimal am Tag schießt dort unter enormem Druck Wasser aus dem Rohr einer Wasserkraftanlage etwa 45 Meter in die Höhe.