01. bis 03. Oktober 2023
Nach der langen Zeit am Atlantik beschließen wir einen Abstecher in die Pyrenäen zu machen und über den Ibaneta-Pass nach Spanien weiter zu reisen. Unser nächstes Ziel ist Saint-Jean-Pied de Port. Dort treffen drei französische Jakobswege zusammen, die Pilger können sich hier auf den Camino Frances begeben und mit der Überquerung der Pyrenäen beginnen.
Wir waren gespannt auf diesen Ort, da wir mit der Idee liebäugeln, irgendwann ein Stück des Jakobswegs zu gehen. Bei der Ankunft sind wir sogleich von Pilgern umgeben. Erste Gespräche auf dem Campingplatz, mit Wanderern und Fahrradfahrern, die mit Zelt unterwegs sind. Beim Rundgang durch den Ort überall das Symbol der Jakobsmuschel: als Wegweiser auf Schildern und dem Straßenpflaster, als Hinweis für die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten und Ausrüstungsläden oder an Rucksäcken baumelnd.
Wir tauchen ein in die besondere Atmosphäre des Ortes, wundern uns über manches, wie beispielsweise Menschen mit Rollenkoffern vor dem örtlichen Pilgerbüro: Es gibt organisierte Reisen mit Gepäcktransport und Übernachtungen in besonderen Hotels oder Herbergen. Man trifft aber auch Menschen mit schweren Rucksäcken um die 20 Kilo. Schnell wird deutlich, dass es die typische Pilgerin/ den typischen Pilger nicht gibt. Am Abend nehmen wir an einer Messe teil, die sehr ergreifend ist, obwohl wir nicht viel verstehen. Hier hören wir zum ersten Mal die katalanische Sprache.
Am nächsten Tag winden wir uns mit dem Bus die Passstraße hoch, 800 Meter auf 25 Kilometer, besuchen das Kloster Roncesvalles und gehen von dort aus unser erstes Stück Jakobsweg durch Wiesen, Wälder und kleine Orte. An diesem Tag treffen wir immer wieder eine Reisegruppe, die mit dem Bus unterwegs ist und anscheinend nur kleine Strecken ohne Gepäck zurücklegt: alle tragen an einer Kordel die Jakobsmuschel um den Hals, das allgegenwärtige Erkennungszeichen des Jakobwegs. Auch in den folgenden Tagen kreuzen wir immer wieder den Weg und sehen viele Pilger. Mal sehen, wann wir starten …
Die Schlucht von Lumbier
Die Landschaft der Pyrenäen begeistert uns zunehmend und wir beschließen noch für einige Tage in der Region Navarra zu bleiben und steuern die Schlucht von Lumbier an. Die Schlucht kann auch mit dem Fahrrad befahren werden, da der Weg mit geringer Steigung auf einer alten Bahntrasse verläuft.
Unterwegs passiert man einige längere Tunnel, die in den Fels geschlagen wurden. Hier benötigt man eine gute Fahrradbeleuchtung oder eine Taschenlampe. Schon die hohen zerklüfteten Wände der Schlucht sind sehenswert, was uns jedoch den Atem verschlägt, sind die vielen Gänsegeier, die über unseren Köpfen ihre Runden drehen. Ihre Rufe werden von den Wänden der Schlucht reflektiert. Manchmal steuern sie eine der unzähligen Felsnischen an, um dort eine Rast einzulegen. Es sieht einfach majestätisch aus, wie sich die riesigen Vögel ohne einen Flügelschlag von der Thermik tragen lassen und nach Beute Ausschau halten, die sie mit ihren guten Augen noch aus drei Kilometern Entfernung entdecken können.
Allerdings finden die Aasfresser immer schwieriger Nahrung, da die Bauern tote Schafe heutzutage nicht mehr auf den Wiesen liegenlassen dürfen. Wir fragen uns, ob die Population der Gänsegeier in dieser Schlucht so groß ist, weil die Vögel gefüttert werden? Leider finden wir keine Antwort auf diese Frage.