Unter Pilgern und Geiern

01. bis 03. Oktober 2023

Nach der langen Zeit am Atlantik beschließen wir einen Abstecher in die Pyrenäen zu machen und über den Ibaneta-Pass nach Spanien weiter zu reisen. Unser nächstes Ziel ist Saint-Jean-Pied de Port. Dort treffen drei französische Jakobswege zusammen, die Pilger können sich hier auf den Camino Frances begeben und mit der Überquerung der Pyrenäen beginnen.

Wir waren gespannt auf diesen Ort, da wir mit der Idee liebäugeln, irgendwann ein Stück des Jakobswegs zu gehen. Bei der Ankunft sind wir sogleich von Pilgern umgeben. Erste Gespräche auf dem Campingplatz, mit Wanderern und Fahrradfahrern, die mit Zelt unterwegs sind. Beim Rundgang durch den Ort überall das Symbol der Jakobsmuschel: als Wegweiser auf Schildern und dem Straßenpflaster, als Hinweis für die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten und Ausrüstungsläden oder an Rucksäcken baumelnd.

Wir tauchen ein in die besondere Atmosphäre des Ortes, wundern uns über manches, wie beispielsweise Menschen mit Rollenkoffern vor dem örtlichen Pilgerbüro: Es gibt organisierte Reisen mit Gepäcktransport und Übernachtungen in besonderen Hotels oder Herbergen. Man trifft aber auch Menschen mit schweren Rucksäcken um die 20 Kilo. Schnell wird deutlich, dass es die typische Pilgerin/ den typischen Pilger nicht gibt. Am Abend nehmen wir an einer Messe teil, die sehr ergreifend ist, obwohl wir nicht viel verstehen. Hier hören wir zum ersten Mal die katalanische Sprache.

Während der Messe gibt es einen Segen für die Pilger

Am nächsten Tag winden wir uns mit dem Bus die Passstraße hoch, 800 Meter auf 25 Kilometer, besuchen das Kloster Roncesvalles und gehen von dort aus unser erstes Stück Jakobsweg durch Wiesen, Wälder und kleine Orte. An diesem Tag treffen wir immer wieder eine Reisegruppe, die mit dem Bus unterwegs ist und anscheinend nur kleine Strecken ohne Gepäck zurücklegt: alle tragen an einer Kordel die Jakobsmuschel um den Hals, das allgegenwärtige Erkennungszeichen des Jakobwegs. Auch in den folgenden Tagen kreuzen wir immer wieder den Weg und sehen viele Pilger. Mal sehen, wann wir starten …

Das Kloster Roncesvalles unterhalb des Passes

Die Schlucht von Lumbier

Die Landschaft der Pyrenäen begeistert uns zunehmend und wir beschließen noch für einige Tage in der Region Navarra zu bleiben und steuern die Schlucht von Lumbier an. Die Schlucht kann auch mit dem Fahrrad befahren werden, da der Weg mit geringer Steigung auf einer alten Bahntrasse verläuft.

Unterwegs passiert man einige längere Tunnel, die in den Fels geschlagen wurden. Hier benötigt man eine gute Fahrradbeleuchtung oder eine Taschenlampe. Schon die hohen zerklüfteten Wände der Schlucht sind sehenswert, was uns jedoch den Atem verschlägt, sind die vielen Gänsegeier, die über unseren Köpfen ihre Runden drehen. Ihre Rufe werden von den Wänden der Schlucht reflektiert. Manchmal steuern sie eine der unzähligen Felsnischen an, um dort eine Rast einzulegen. Es sieht einfach majestätisch aus, wie sich die riesigen Vögel ohne einen Flügelschlag von der Thermik tragen lassen und nach Beute Ausschau halten, die sie mit ihren guten Augen noch aus drei Kilometern Entfernung entdecken können.

Allerdings finden die Aasfresser immer schwieriger Nahrung, da die Bauern tote Schafe heutzutage nicht mehr auf den Wiesen liegenlassen dürfen. Wir fragen uns, ob die Population der Gänsegeier in dieser Schlucht so groß ist, weil die Vögel gefüttert werden? Leider finden wir keine Antwort auf diese Frage.

Auch der auf einem Felsen gelegene Ort Lumbier ist sehenswert

Und dann entdeckten wir noch…

Überall am Wegrand Pyrenäen-Krokusse, die im Herbst blühen

Die letzten Tage in Frankreich

25. bis 28. September 2023

Bordeaux

Aktuell finden in Frankreich die Rugby-Weltmeisterschaften statt und Bordeaux ist einer der Austragungsorte. Keine gute Voraussetzung, um in Stadtnähe einen Stellplatz für die Übernachtung zu finden. Aber wir wollten uns diese Stadt ansehen und sind daher auf einen kleinen Campingplatz in der Peripherie ausgewichen. In der Nähe gab es einen Bahnhof und der Transfer in die Stadt dauerte nur etwa 30 Minuten.

Kathedrale St. André

Die Begeisterung, die wir bei der Besichtigung anderer Städte empfanden, wollte hier jedoch nicht eintreten. Was jedoch nicht an Bordeaux lag, sondern eher daran, dass wir in den vergangenen Wochen und Monaten schon so viele Städte gesehen hatten und die Temperaturen wieder einmal 30 Grad überschritten, was für einen Streifzug durch die Stadt nicht gerade optimal ist.

Museum Cité du vin von XTU architects

Etwas entfernt vom sehenswerten Museum Cité du vin von XTU architects, welches wir uns nur von außen angeschaut haben, weil wir nicht schon um 11 Uhr vormittags die dort obligatorische Weinprobe machen wollten, liegen die U-Boot Bunker, die während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht gebaut wurden. Auch hier also wieder die Zeugnisse einer beschämenden Vergangenheit. Allerdings hat man heute die Möglichkeit einer friedlichen Umnutzung gefunden.

Die Bunker nennen sich heute Bassins des Luminièrs und dort werden jährlich wechselnde Video-Installationen gezeigt. Aktuell »Dalí – the endless enigma«. Über Brücken überquert man die Becken, in denen einst die deutschen U-Boote lagen und an die Wände und auf die Wasseroberfläche projizieren Beamer eine Installation über das Lebenswerk von Salvador Dalí, unterlegt von Musik der Band Pink Floyd. Zu Beginn war die Installation etwas gewöhnungsbedürftig. Nach und nach zog sie uns jedoch immer stärker in ihren Bann.

Abenteuer Werkstattsuche

Bereits im Elsass ­ und damit für uns unerwartet früh ­ meldete der Bordcomputer des Busses einen bevorstehenden Ölwechsel an. Der täglich rückwärts laufende Countdown begleitete uns in den vergangenen Wochen, doch wir wischten die Gedanken an die bevorstehende Werkstattsuche beiseite. Irgendwann mahnte das Display unmissverständlich: Ölwechsel jetzt! Das war gerade nicht so passend, da wir uns auf der Insel D’Oleron befanden und dort die Werkstattdichte nicht sehr hoch ist. Auch bei unserem nächsten Stopp in der Stadt Bordeaux wollten wir nicht so gerne auf Werkstattsuche gehen.

Seebrücke in Arcachon

Aber Arcachon schien uns passend. Eine Stadt, nicht zu groß und nicht zu klein: Eine gute Auswahl an Werkstätten schien es dort zu geben, wie unsere Vorrecherche ergab. Einige Werkstattketten bieten die Buchungen von Werkstattterminen an. Prima, dachten wir: Problem gelöst. Aber leider funktioniert dieser Service nicht, wenn man mit einem deutschen Fahrzeug durch Frankreich fährt. Immer wenn man wie gefordert das Kennzeichen eingibt, meldet das System einen Fehler. Da hilft es auch nicht, ein französisches Fantasiekennzeichen einzugeben. Das System erkennt sofort, ob die Nummer zum Fahrzeug passt.

Also mussten wir ohne Termin eine Werkstatt ansteuern. Nicht so schlimm, dachten wir: In ein bis drei Tagen würden wir sicherlich einen Termin erhalten.

Im Hafen von Arcachon

In der Praxis gestaltete sich die Werkstattsuche dann deutlich schwieriger. In Werkstatt Nummer eins winkte man nur ab, als wir unsere Terminvorstellung nannten. Ein Ölwechsel wäre frühstens in zehn Tagen möglich. Werkstatt Nummer zwei benötigte 10 Tage für die Bestellung des Ölfilters. Die Werkstätten drei und vier kamen für uns nicht infrage, weil es ziemlich rumpelige Hinterhofschrauber waren. Kfz-Werkstatt fünf und sechs konnten uns erst in zwei bis drei Wochen Termine anbieten. In der letzten Werkstatt gab man uns jedoch den Tipp, es bei einer uns bislang unbekannten französischen Werkstattkette zu versuchen.

Dort trafen wir auf eine Mitarbeiterin, die Englisch sprach und sich ernsthaft unseres Problems annahm, was gar nicht so einfach war. Die in der deutschen Zulassungsbescheinigung aufgeführten Kennziffern für die Ersatzteilsuche funktionieren hier nicht. Anhand von Baujahr, Motorisierung und weiterer Daten musste erst mühsam ermittelt werden, welchen Ölfilter wir benötigen. Als das endlich geschafft war, wurde es spannend. Welchen Terminvorschlag würde ich bekommen? In drei Tagen sollten wir vorbeikommen. Als ich der Servicemitarbeiterin erzählte, dass wir uns auf der Durchreise befinden und extra für den Termin ein paar Tage länger in der Stadt bleiben müssten, wurde unser Bus sogar noch am nächsten Tag dazwischengeschoben.

Mit frischem Öl am Cap de L’Homy

Alles lief sehr fair und professionell ab. Sogar die aufwändige Demontage und Montage unseres Unterfahrschutzes wurde nicht extra berechnet und der Wagen wurde zudem noch durchgecheckt.

Insgesamt ein tolles Serviceerlebnis.

Generell waren wir jedoch sehr überrascht, wie aufwändig es ist, ein scheinbar so kleines Problem unterwegs zu lösen. Dieser Ölwechsel hatte sehr viel Zeit und Nerven gekostet. Die Vorrecherchen, die Werkstattsuche und der eigentliche Werkstatttermin hatten sicherlich acht bis zehn Stunden in Anspruch genommen. Es bleibt nach diesem Erlebnis zu hoffen, dass wir uns nicht allzu häufig auf die Suche nach einer Werkstatt begeben müssen.

Und dann war da noch…

… die letzten Tage am wilden Atlantik

Am Suferstrand Cap de l’Homy

La Rochelle und Île d’Oléron

20. bis 24. September 2023

Allmählich bewegen wir uns entlang der Atlantikküste in Richtung Süden. Unsere nächsten Ziele sind La Rochelle und die Île d’Oléron.

La Rochelle

Hafeneinfahrt von La Rochelle

Diese Stadt ist sicherlich die sehenswerteste auf unserer bisherigen Route entlang des Atlantik. Der historische Hafen wird eingerahmt von zwei Wehrtürmen an der Hafeneinfahrt und der obligatorischen Stadtmauer. Um den Hafen herum erstreckt sich die Altstadt mit kleinen Gassen, in denen sich viele Restaurants befinden und größeren Boulevards, teils mit Arkaden, wo man interessante kleine Geschäfte findet.

La Rochelle hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Bis zum 15. Jahrhundert verfügte die Stadt über den größten Hafen Frankreichs. Im 16. Jahrhundert überzogen erbitterte Religionskriege das Land, von denen auch La Rochelle nicht verschont wurde. Die Stadt wurde 1570 zur Hauptstadt des Protestantismus erklärt.

1627 geriet die Stadt in einen Konflikt mit Ludwig XIII und wurde zwei Jahre von Kardinal Richelieu belagert. Als der Bürgermeister Guiton am 30. Oktober 1628 kapitulierte, fanden die Eroberer in der Stadt unzählige Leichen. Von den einst 28.000 Einwohnern hatten nur 5000 überlebt.

Erneute traurige Berühmtheit erlangte La Rochelle in der Kolonialzeit. Der Hafen spielte eine wichtige Rolle im Überseehandel mit Kanada und beim Sklavenhandel mit Afrika. Belegt sind über 400 Schiffsverbindungen, deren Fracht aus Sklaven bestand.

Île d’Oléron

Von La Rochelle aus, machen viele Urlauber einen Abstecher auf die Île de Ré. Um den Tagestourismus etwas zu begrenzen, wird ein kräftiger Brückenzoll erhoben. Vermutlich genauso schön und weniger stark besucht ist die Schwesterinsel Île d’Oléron, auf der wir drei Tage verbracht haben. Die Île d’Oléron ist die zweitgrößten französischen Insel.

Wir waren überrascht von der Vielfältigkeit der Natur und den kleinen Orten und Städten. Zunächst waren wir auf einem Campingplatz in der Mitte der Insel und radelt von dort aus vorbei an Austerzuchtbecken zum Ort Le Chateau d’Oléron mit seiner alten Zitadelle und den bunten Hütten am Hafen, wo Künstler und Handwerker ihren Werkstätten und Läden haben.

Zitadelle von Le Chateau d’Oléron

Überrascht waren wir auch davon, dass sich in der Mitte der flachen Insel viele Weingüter befinden. Am Abend haben wir einen dieser Weine probiert, der uns wirklich gut geschmeckt hat.

Jetzt in der Nachsaison fuhren immer noch eine Menge Reisende über die Brücke, welche die Hauptverbindung auf die Insel ist. Man mag sich kaum vorstellen, welche Touristenmassen hier in der Hauptsaison einfallen.

Soziale Kontakte auf der Reise

Wenn man unser Heimatland mitrechnet, sind wir nun bereits durch 10 Länder gereist.

Bevor wir nach Frankreich kamen, haben wir Länder bereist, deren Sprache wir überhaupt nicht beherrschten. Dort hatten wir oft die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die wir trafen, bereit waren, mit uns auf Englisch oder mit Händen und Füßen zu kommunizieren.

Meist erleben wir auf der Reise europäischen Teamgeist, jedoch nicht immer

Auch in Frankreich begegnen uns Menschen, die ebenso freundlich und hilfsbereit sind, wie wir es bislang überall erlebt haben. Dennoch erleben wir das Land auf der Kommunikationsebene anders, als auf unserer bisherigen Reise. Wir verfügen zwar über einige Französischkenntnisse, die für alltägliche Situationen oft ausreichen, nicht jedoch für ein richtiges Gespräch und so haben wir hier wenig bis gar keinen Kontakt zu Einheimischen. Wir haben überlegt, woran dies liegen könnte und mehrere Theorien entwickelt.

Unsere bisherigen Reiseländer hatten immer vergleichsweise wenige Einwohner. Vermutlich sind sie daher häufig geübter, mit Fremden oder in der Fremde auf Englisch oder mit Händen und Füßen zu kommunizieren.

In Frankreich werden wir auch von Personen, die auf professioneller Ebene mit Touristen zu tun haben (beispielsweise auf Campingplätzen) meist in der Landessprache angesprochen. Das ist auch durchaus in Ordnung so. Aber auch wenn zu erkennen war, dass wir sichtliche Probleme hatten, Erklärungen zu verstehen, wurde das Gespräch meist nicht auf Englisch weitergeführt. Beim Einkaufen erlebten wir teils sogar sehr ungehaltene Reaktionen. In der Regel mussten wir aktiv darum bitten, die Konversation in Englisch weiterführen zu können.

Wir haben die Franzosen durchaus als kontaktfreudig erlebt, aber wenn wir Verständigungsprobleme signalisierten, endete die Gesprächsbereitschaft meist abrupt. Wir können uns nicht vorstellen, dass dies in jedem Fall an fehlenden englischen Sprachkenntnissen liegt, da diese Weltsprache sicherlich auch in Frankreich seit Jahrzehnten in der Schule unterrichtet wird.

In Zügen und im ÖPNV gibt es häufig keine Informationen oder Ansagen für ausländische Reisende. Auch in Museen findet man zum Teil keine Erläuterungen in englischer Sprache. Das haben wir bislang in dieser Häufung noch in keinem anderen Land erlebt.

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Park natural de Brière

19. September 2023

In den vergangenen 14 Tagen sind wir immer entlang der bretonischen Küste gereist, da bietet ein Abstecher in das Landesinnere eine willkommene Abwechslung. Unser nächstes Ziel ist der Park natural de Brière, eine Sumpf- und Lagunenlandschaft, die südlich der Bretagne zwischen den Mündungen der Flüsse Vilaine und Loire liegt.

In einem Reiseführer wurde dieses Gebiet auch als Spreewald Frankreichs bezeichnet. Dieser Vergleich ist ganz passend, denn das Gebiet wird von Kanälen durchzogen, die von Kähnen befahren werden, welche nicht mit Rudern, sondern mithilfe langer Holzstangen vorangetrieben werden.

Die Hälfte des Brière ist von Schilf bedeckt und dort leben sehr viele Vogelarten. Regelmäßig ändert sich der Wasserspiegel in diesem Gebiet: Im Herbst und Winter steigt er stetig an, um dann bis zum Sommer wieder abzusinken. Die Differenz der Wasserstände kann im Jahresverlauf bis zu zwei Meter betragen.

Im Rückblick hatten wir uns etwas mehr von diesem Abstecher erhofft. Die berühmten Kähne lagen zwar im Wasser, wurden jedoch nicht genutzt. Die Touristen-Saison ist vorbei und damit auch das Angebot von Fahrten auf den Kanälen. Leider kann man das Gebiet zu Fuß oder mit dem Fahrrad kaum erkunden. Brücken über die Kanäle gibt es nicht und das Gebiet ist sehr sumpfig. Aber Google Maps kennt scheinbar jeden kleinsten Trampelpfad und so sind wir auf einem Weg, der sonst wohl nur von Jägern ofer Vogelkundlern genutzt wird, doch noch ins Innere des Parks gelangt.

Und da wurde es einsam, aber auch interessant. Wir trafen dort keine Menschen und scheuchten nur ab und zu einige Reiher und Wasservögel auf. Sehenswert waren die Grasbüschel, die sich wie kleine Inseln aus dem Wasser erhoben.

Unser Aufenthalt im Nordwesten Frankreichs ist nun beendet. Wir werden jetzt längere Etappen zurücklegen, um uns Spanien zu nähren. Spätestens Anfang Oktober möchten wir die französisch-spanische Grenze überqueren. Als nächstes steuern wir die Hafenstadt La Rochelle an.

Aus aktuellem Anlass: Umgang mit Nachrichten

Auch auf unserer Reise setzen wir uns mit den aktuellen Nachrichten auseinander. Vielleicht ist es möglich für die Zeit eines Urlaubs mal das Weltgeschehen etwas aus zu blenden, aber für ein ganzes Jahr…. ? Wir informieren uns wie sonst auch täglich und sind teils bedrückt wegen der Fülle der Nachrichten über Kriege, zu politischen Entwicklungen und zum Klimawandel. Manchmal fragen wir uns auch, wie viele Informationen wir aufnehmen sollten.

Aber andererseits wieder gibt es Entwicklungen und Ereignisse, die uns besonders nahe gehen. Zurzeit verfolgen wir sehr intensiv die Nachrichten bezüglich Bergkarabach. Mit den Menschen in Armenien sind wir durch ein Patenschaftsprojekt und eine Reise vor einem Jahr sehr verbunden und sehen die Vereinnahmung durch Aserbaidschan mit großer Sorge und Hilflosigkeit. Auch das politische Gefüge in Deutschland, besonders auch in Thüringen, trägt nicht immer zur guten Laune bei. Wir können während unserer Reise dies alles nicht verändern und teils fehlt uns der Austausch mit anderen Menschen über all diese Themen. Aber wir haben auch Zeit, uns mit eigenen Einstellungen zu aktuellen Themen auseinander zu setzen, manche Einstellung gar zu revidieren und zu überlegen, was wir tun können.

GR 34: Der Zöllnerpfad

18. September 2023

In der Bretagne treffen wir immer wieder auf den Fernwanderweg GR 34, der über 2000 km von Saint Malo bis Saint- Nazaire an der bretonischen Küste entlang führt. Angelegt im 17. Jahrhundert war dies ursprünglich ein Weg für Zöllner mit der Aufgabe, das Land vor Schmugglern, Wrackplünderern und Zollbetrügern zu schützen.

Schon auf dem Weg zum Cap Frehel und in der Gegend um Paimpol folgen wir dem Weg zunächst mit dem Fahrrad, soweit dies möglich ist. Allerdings stellen wir schnell fest, dass die wirklich schönen Abschnitte nur zu Fuß zu erkunden sind, da es tatsächlich oft nur ein schmaler Pfad ist. So unternehmen wir von den Campingplätzen, die meist direkt am Wanderweg liegen, zunächst einige Spaziergänge und legen später dann drei Wandertage ein. Einen an der Küste der Legenden, einen auf der Halbinsel Crozon und einen auf der Rhuys-Halbinsel.

Die erste Wanderung verläuft eng an der Küste und nimmt jede Bucht und jede Landspitze mit. Immer wieder erheben sich Felsen im Meer und auch an Land.

Teils wird der Weg von Dünen gesäumt oder landeinwärts von Gemüsefeldern, auf denen Kohl, Zwiebeln oder Artischocken wachsen.

Da wir größtenteils bei Ebbe wandern, liegen in einigen Buchten kleine Schiffe auf Sand.

Am Ende erreichen wir den Strand Plage des Amiets, ein breiter Sandstrand mit klarem blauen Wasser umrandet von Granitfelsen.

Unser Bad im Meer ist erfrischend, aber bleibt nicht ohne Folgen: Jörg wird von einem Petermännchen gestochen, der Fuß ist stark gerötet und schmerzt.

Petermänchen Bildquelle: Roberto Pillon Wikipedia

Recherchen im Internet über diesen Giftfisch lassen Schlimmes befürchten, aber nach einer längeren Pause können wir doch den Rückweg antreten. Es ist zwar der gleiche Weg, aber es eröffnen sich immer wieder neue Aussichten.

Ein ganz anderes Bild bietet sich an unserem zweiten Wandertag. Wir umrunden eine Spitze der Halbinsel Crozon, laufen meist durch eine Heidelandschaft hoch über den Felsenklippen, die teils 60 Meter hoch sind.

Die Festungen aus dem 18. Jahrhundert wurden im 2. Weltkrieg von den deutschen Besatzern teilweise genutzt und zur Festung Brest ausgebaut.
Point des Espanols – eine Festung aus dem 18. Jahrhundert – die vermutlich ebenfalls von den deutschen Besatzern genutzt wurde.

Der Weg ist gesäumt von alten militärischen Anlagen und am Ende erreichen wir den Point des Espagnols an der Spitze der Halbinsel, mit einem Blick auf Brest.

Auf der Halbinsel Rhuys, die den Atlantik vom Golf von Morbihan trennt, wandern wir an der Golfseite entlang. Auch hier geht der Weg zwar eng am Wasser, aber er ist teils durch wilde dichte Hecken gesäumt, sodass wir außerhalb der vielen kleinen Buchten mit Booten nur ab und an einen Blick aufs Wasser werfen können. Teils laufen wir durch Salzwiesen und einen Teil des Weges ist von riesigen Zypressen gesäumt.

Die Wanderungen entlang der Küste waren in ihrer Vielfältigkeit ein besonderes Erlebnis und eine auch gute Abwechslung zum Radfahren. Zumal wir mit unseren Klapprädern wegen mancher steilen Anstiege ganz schön gefordert waren und teils aus der Puste kamen. Da hatten es all die E-Bikefahrer leichter, von denen wir umgeben waren.

Entlang der Bretonischen Küste

9. bis 13. September 2023

Saint Malo

Nach Mont Saint Michel ist dies unser zweiter touristischer Hotspot an der Küste. Saint Malo soll eine der am meisten besuchten Städte Frankreichs sein. Wir hatten unseren Bus etwas außerhalb, an einem kleinen Strand geparkt, um mit den Rädern in die Stadt zu fahren. Trotz der beginnenden Nachsaison war die Altstadt stark von Touristen frequentiert. Auch wir schlichen bei 35 Grad Hitze durch die Gassen und über die Stadtmauern, die das Bild der Stadt prägen.

Saint Malo war und ist eine bedeutende Hafenstadt, die einst eine Hochburg der Freibeuter war. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert. Nicht nur durch Handel und Fischfang, sondern auch durch Kaperfahrten und Sklavenhandel.

Die Altstadt wurde nach der Landung der Alliierten im August 1944 zu 85 Prozent zerstört, da die deutschen Besatzer sich weigerten zu kapitulieren. Nach dem Krieg wurden die Altstadt und die Festungsanlagen originalgetreu wiederaufgebaut.

Eine weite Besonderheit der Bucht von Saint Malo sind die Gezeitenunterschiede zwischen Ebbe und Flut, die bis zu 12 Meter betragen. Man hat 1966 in der Flussmündung der Rance das erste Gezeitenkraftwerk der Welt errichtet, das wir auf unserer Weiterfahrt überquerten.

Cap Fréhel

Unseren nächsten Stopp legten wir an der Côte d’Émeraude, im Nordosten der Bretagne ein.

Die Klippen besitzen dort eine Höhe von 70 Metern und bestehen unter anderem aus rosa farbigen Granit.

Auf dem höchsten Punk des Kaps stehen zwei Leuchttürme: Der älter stammt aus dem 17. Jahrhundert und der neuere wurde 1955 erbaut und kann bestiegen werden, um die weite Aussicht über die Buchten zu genießen. Als wir das Kap besuchten wurden jedoch gerade Arbeiten am Turm durchgeführt.

Das Cap Fréhel ist auch ein Vogelschutzgebiet, das vielen Möwenarten, Austernfischern, Papageientauchern und Sturmvögeln als Brutplatz dient.

Südöstlich von Cap Fréhel und in Sichtweite von Saint Malo befindet sich auf einer schmalen Landzunge das ….

Fort la Latte

Erbaut wurde die frühere Burg im 13. Jahrhundert von der Familie Goyon de Martignon. Im Jahr 1597 wurde sie in Brand gesetzt und fast vollständig zerstört. Zwischen 1690 und 1715 wurde die Ruine als Festung neu aufgebaut, um die nach Saint Malo einfahrende Schiffe vor englischen und holländischen Angreifern schützen. Das im Laufe der Jahrhunderte verfallene Fort wurde ab 1931 restauriert und zum historischen Denkmal erklärt.

Immer wieder diente die pittoreske Festung als Filmkulisse, beispielsweise für den Film »Die Wikinger« mit Kirk Douglas in der Hauptrolle.

Wir könnten uns vermutlich über Monate in der Bretagne aufhalten. Eigentlich sind fast alle Orte entlang der Küste sehenswert, aber wir wollen ja noch vor dem Winter Portugal erreichen und müssen daher viele interessante Orte auslassen.

Paimpol

Unseren nächsten Stopp legen wir auf dem kommunalen Campingplatz von Paimpol ein. Der bretonische Ortsname bedeutet »Am äußersten Ende der Wasserfläche«. Wegen des starken Gezeitenunterschieds von 12 Metern, kann die Bucht nur zeitweilig angelaufen werden. Paimpol besaß ab dem 15. Jahrhundert eine große Bedeutung als Fischereihafen. Es wurde hier sogar ein spezielles Fangschiff entwickelt und gebaut. Die Fangflotten wagten sich bis vor die kanadische Küste und im 19. Jahrhundert auch in isländische Gewässer.

Direkt neben dem Campingplatz liegt die Abbaye de Beauport, die bereits im Jahr 1202 gegründet wurde. Ihre Blütezeiten hatte die Abtei im 13., 14. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts. 1790 wurde das Kloster geschlossen und von einem Island-Fischer aus Paimpol gekauft. Leider setzte ab diesem Zeitpunkt auch eine Plünderung der Abtei ein, die erst 1862 beendet wurde, als das Gelände unter Denkmalschutz gestellt wurde. Heute bietet das erhaltene Kirchenschiff und die noch verbliebenen Gebäude – besonders am Abend – ein Bild, das durchaus als Filmkulisse für einen Gruselfilm dienen könnte.

Wir hatten das Glück, uns an einem Dienstag in Paimpol zu befinden, denn dann gibt es im Ort einen großen Wochenmarkt. Dort werden wunderbare, regionale Produkte angeboten. Natürlich Fisch, aber auch Käse, Fleischprodukte und natürlich jede Menge Obst und Gemüse. Manche der Produkte sind uns völlig unbekannt und die riesigen lebendigen Krabben und Hummer auch etwas unheimlich.

Mit dem Fahrrad entlang der Küste

Mont Saint Michel

8. September 2023

Wer den Norden Frankreichs bereist, kommt um ein touristisches Highlight eigentlich kaum herum:
ein Besuch der Insel Mont Saint Michel. Als wir uns im Vorfeld über die Anreise informierten, wurde uns schnell klar, was uns dort erwarten würde. Parkplätze für mehrere tausend Fahrzeuge am Festland macht deutlich, welche Menge an Besuchern dort täglich eintrifft.

In einem ARD-Bericht auf Tagesschau Online berichtete Susanne Bohland am 03.09.2023 über das Tourismus-Problem der Insel Mont Saint Michel:

»Dicht an dicht laufen sie durch die Gassen von Mont Saint Michel. Besucherinnen und Besucher aus aller Welt, manche mit Köfferchen, manche mit Kinderwagen, manche im Rollstuhl – alle schieben sich hoch zur berühmten Abteikirche. Den ganzen Tag über geht das so, vor allem im Sommer und hauptsächlich zwischen 11 und 16 Uhr. In diesem Jahr erwartet die kleine Gemeinde in der Normandie drei Millionen Gäste, so viele wie nie zuvor.

Mont Saint Michel, dieses Inselchen im französischen Wattenmeer, ist nach der Hauptstadt Paris die am häufigsten besuchte Touristenattraktion Frankreichs – und das, obwohl in der kleinen Gemeinde nur etwa 30 Menschen leben. Erstmals haben sie in diesem Jahr versucht, die Besucherströme ein wenig zu regulieren. Wirklich nur ein wenig, denn vergraulen möchte man natürlich niemanden. Schließlich bringen die Gäste viel Geld ein.«

Anreise

Um dem Besucherstrom etwas zu entgehen, hatten wir auf einem Campingplatz in etwa 14 km Entfernung übernachtet (die Näherliegenden waren bereits ausgebucht) und waren am frühen Morgen mit den Fahrrädern in Richtung Mont Saint Michel gestartet. Wer den Fahrdamm zur Insel vor 10 Uhr erreicht, muss nicht den Shuttel-Bus nehmen, sondern kann das Fahrrad für die Anreise benutzen. Ein weiterer Vorteil: Wenn man die Abtei besuchen möchte – was unbedingt zu empfehlen ist – befindet man sich um diese Zeit noch in der Pool-Position.

Die Abtei

Die Abteikirche

Der Kreuzgang

Das Refektorium und die repräsentativen Orte

Tragende Säulen

Doch nun zu der wichtigen Frage: Lohnt sich ein Besuch der Insel trotz der Besuchermassen. Die Antwort lautet ja. Vor allem die besondere Lage auf einem Felsen mitten in der Wattlandschaft und die Architektur der Abtei sind überwältigend.

Weltliche Gebäude

Die Geschichte der Insel kann man leicht recherchieren: deshalb hier nur ein paar kurze Fakten.

Nach einer Legende erschien der Erzengel Gabriel dem Bischof Aubert von Averanches im Jahr 708 und erteilte ihm den Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Insel.

Mit dem Bau der Abtei wurde um das Jahr 1022 begonnen.

Die Insel besaß immer eine große strategische Bedeutung. Sie trotzte den Angriffen der Wikinger und auch der Belagerung der Engländer (1423-34) während des Hundertjährigen Krieges.

Während der Französischen Revolution wurde die Abtei zu einem Gefängnis umgewandelt, in dem zwischen 15.000 und 18.000 Menschen einsaßen.

Im Watt

Bis in die 1960er Jahre lebten im Kloster Benediktiner-Mönche, seit 2001 Ordensleute der Gemeinschaft von Jerusalem und Sankt Martin, die dort die Wallfahrtsseelsorge betreuen.

Pro Jahr besuchen etwa 2,3 Millionen Menschen den Berg, der 1979 zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Ansonsten…

… gab es noch am Strand Sportunterricht der besonderen Art für die Schüler:

Weiter entlang der Loire

01. bis 06. September 2023

Noch eine weitere Woche sind wir der Loire gefolgt. Einen unserer Stopps haben wir in Chécy eingelegt, um von dort aus entlang der Kanäle nach Orleans zu radeln. Bevor die Eisenbahn ihren Siegeszug antrat, waren die Kanäle wichtige Wege zur Beförderung von Waren aller Art.

Auf den Kanälen entlang der Loire fuhren flache Kähne, die entweder mithilfe von Segeln oder an Seilen fortbewegt wurden. Die Loire selbst ist an vielen Stellen zu flach, um mit Booten befahren zu werden und sie änderte in dem breiten Flussbett auch häufig ihren Lauf. Heute werden die vielen Kanäle entlang der Loire nur noch touristisch genutzt. Ruderboote und manchmal Ausflugsschiffe fahren darauf und oft führen Radwege entlang dieser Wasserwege.

Orleans

In Orleans sind wir durch die Altstadt flaniert und haben natürlich die Kathedrale und das Denkmal der Nationalheiligen Jeanne d’Arc besucht.

Kathedrale Saint-Croix d’Orleans

Gerne hätten wir das FRAC Centre Val de Loire besucht. Dieses war allerdings wegen der Sommerferien für mehrere Wochen geschlossen. Aber das Zentrum, das von den Architekten Jakob+MacFarane entworfen wurde, ist auch von außen sehenswert. Innen hätten wir experimentelle Architekturmodelle betrachten können. Die Kurator*innen des FRAC haben zwischenzeitlich 800 Modelle und 15.000 Entwurfszeichnungen gesammelt.

FRAC Centre Val de Loire

Eine Verschnaufpause haben im Botanische Garten eingelegt, der übrigens wie das eben beschriebene Ausstellungsgebäude FRAC kostenfrei besucht werden kann.

Lost Places im Botanischen Garten Orleans

Blois

Auf unserer nächsten Etappe mit Ziel Amboise haben wir kurz in Blois angehalten, wo gerade ein Flohmarkt auf der Loirebrücke stattfand. Bei etwa 35 Grad Mittagshitze schleppten wir uns durch die Altstadt zum Chateau de Royal und der Kathedrale Saint-Louis.

Loire-Brücke in Blois
Kathedrale Saint-Louis Blois

Amboise

In Amboise stand das Königsschloss auf unserem Plan. Unter den unzähligen Schlössern an der Loire eines, dass man unbedingt besichtigen sollte. Es hat eine lange Tradition: zunächst gallisches Oppidum, dann römisches Castellum und im 15. und 16. Jahrhundert königliche Residenz. Obgleich die Anlage nur noch 30 Prozent der Größe besitzt, die sie zu ihrer Blütezeit aufwies, ist sie immer noch sehr imposant. Alle Besucher*innen erhalten beim Eintritt ein Tablet und werden mittels Augmented Reality durch die Ausstellung gelotst. Das hatten wir so noch nie erlebt. Zu Beginn war es etwas gewöhnungsbedürftig, zum Schluss machte es richtig Spaß.

Hier kann man mit dem Pferd den Turm hoch- oder herunterreiten

Tours

Auf der weiteren Fahrt an der Loire entlang, legten wir in einen kurzen Stopp Tours ein. Erst wollten wir an der Stadt vorbeifahren, da mehrere Reisende auf einer Internetseite berichteten, dass ihnen bei ihrem Aufenthalt in Tours das Auto aufgebrochen wurde. Uns ist dort nichts passiert und der Stopp hat sich aus unserer Sicht gelohnt. Es gibt in der Altstadt viele kleine Läden, die sehr individuelle Kleidung, Bücher, Kunst/Handwerk etc. verkaufen und natürlich gibt es touristischen »must have seen« Spots: die Kathedrale Saint Gatien und die Basilika Saint-Martin.

Basilika Saint-Martin

Angers

Unsere Tour entlang der Loire endete in Angers. Dort haben wir eine schöne Rundtour mit den Fahrrädern entlang des Flusses, durch Wälder und entlang eines ehemaliges Schieferbergbaugebiet unternommen, die uns zum Schluss in die Innenstadt führte.

Zu den Highlights dort gehören die Kathedrale Saint-Maurice und das Chateau d’Angers.

Chateau d’Angers

Wir fahren nun weiter in die Bretagne, wo wir auf etwas kühleres Wetter hoffen. Temperaturen von etwa 35 Grad am Tag und 25 Grad Nachts im Bus sind auf Dauer für uns kaum erträglich, weil es für uns ja kaum kühle Rückzugsorte gibt. Ab und zu ein Sprung in den Pool eines Freibads oder eine kalte Dusche auf dem Campingplatz, das sind für uns die einzigen Möglichkeiten zur Abkühlung.

Und dann war da noch…

… ein Campingplatz in der ersten Reihe zum Fußballplatz.

… und der Chronist König Karl VII, der auffallende Ähnlichkeiten mit dem Verfasser dieses Berichtes hat.

Kleines Kirchenfenster Spezial

1. bis 5. September 2023

Bei unserer Reise entlang der Loire statten wir meist den sakralen Bauten in den Städten einen Besuch ab. Oft sind es die großen Kathedralen, manchmal aber auch kleine Zufallsfunde auf den Streifzügen durch die Straßen und Gassen.

Dijon: Èglise Notre Dame de Dijon
Gotische Kirche mit Wasserspeiern

Der Besuch dieser Gotteshäuser bietet die Möglichkeit des Innehaltens in Verbindung mit dem Staunen über die gigantischen architektonischen und gestalterischen Leistungen. Ein willkommener Nebeneffekt: Bei Temperaturen um die 35 Grad trägt der Besuch auch immer zur Erfrischung und Abkühlung bei.

Nevers: Cathedrale Saint-Cry et Saint Julitte de Nevers
spätgotische Kathedrale

Besonders spannend fanden wir bei unseren Besuchen die sehr unterschiedlichen Kirchenfenster. Es gab alte Fenster, die frisch restauriert in kräftigen Farben leuchteten und wir sahen moderne Fenster in alten Gotteshäusern. Manchmal zeigten sie eine klare Ornamentik und oft erzählten sie biblische Geschichten.

Gien: Ègise Jeanne-d’Arc
Am 15. Juni 1940 bomardiert und durch Brand zerstört. Unter Erhaltung des Kirchturms wurde von den Archtiekten Paul und Jean Gardiner ein neues Kirchengebäude geschaffen.

Orleans: Cathédral Saint Croix D’Orleans
Gotische Kathedrale
Baldachin und Kirchenfenster
Blois:Cathédral Saint Louis
Lichtspiel der Kirchenfenster

In Richtung Loire

29. August bis 1. September 2023

Unser Plan ist es, der Atlantikküste ab der Bretagne nach Süden zu folgen und so werden wir in der nächsten Zeit Frankreich zunächst in Richtung Westen bereisen.

Wir folgen der Saône noch bis Dijon und unser nächstes Ziel, nach einer Stadtbesichtigung dort, ist der Morvan Nationalpark im Herzen von Burgund.

Doch zunächst zu Dijon: In der Innenstadt sind noch zahlreiche Gebäude aus dem Mittelalter erhalten. An einigen Ecken könnte man sich gut vorstellen, dass gleich die drei Musketiere aus der nächsten Gasse herausreiten. Ansonsten überwiegen Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, an denen vor allem die vielen, großen Schornsteine auffallen.

Dijon: Imposante Schornsteine auf den Dächern
Dijon: Viele mittelalterliche Gebäude sind noch erhalten

Sowohl in den Städten, als auch in Dörfern wird für den Bau von Häusern und Brücken häufig ein heller Kalkstein oder Kalkputz verwendet. Wir fühlen uns daher häufig wie in einer schwarz/weiß Szenerie. Gäbe es in den Straßen keine Autos, Werbeschilder und Menschen, könnte tatsächlich der Eindruck entstehen, sich in einer völlig monochromen Welt zu bewegen.

Eglise Notre-Dame de Dijon: Gothische Kirche mit Wasserspeiern

Wieder fahren wir durch Regionen, die landwirtschaftlich genutzt werden und in denen der heiße Sommer seine Spuren hinterlassen hat. Die Felder sind abgeerntet (bis auf riesige Felder mit vertrockneten Sonnenblumen, die noch auf ihre Ernte warten), alles wirkt vertrocknet und teils schon recht herbstlich. Ein Aufatmen gibt es im hügelige Morvan Nationalpark, es wird wieder grüner. Er ist einer der ältesten regionalen Parks Frankreichs und besteht aus Seen, Heidelandschaft, zu 60 % aus Mischwäldern und Bergen bis zu einer Höhe von 900 Metern.

Bootsstege am Lac des Settons liegen weit am Ufer

Trockenheit am Lac des Settons

Wir steuern einen der sechs Seen an, den Lac des Settons und spüren auch hier die Trockenheit. Bade- und Bootsstege liegen nutzlos am Uferstreifen. Der Wasserspiegel hat sich deutlich gesenkt. Ob dies eine Folge der Trockenheit ist oder ob die Baumaßnahmen an der Staumauer die Ursache ist, wissen wir nicht. Den Klimawandel spüren wir deutlich auf dieser Reise. Zunächst drei Monate fast ohne Regen in Ost- und Nordeuropa. Temperaturen von 25 Grad in Narvik, wo sonst nur 15 erreicht werden. Immer wieder Starkregenfälle und Stürme auf der Fahrt nach Deutschland und heftige Gewitter im Elsass. Wenn man wie wir monatelang in der Natur lebt, erlebt man die Veränderungen besonders intensiv.

Vom Morvan Nationalpark sind es noch etwa zwei Stunden Fahrt bis zur Loire, der wir ein Stück folgen wollen, teils auch mit den Fahrrädern.

Der etwa 800 km lange Loire-Radweg beginnt offiziell in der Nähe von Nevres und endet mit der Mündung im Atlantik bei Saint-Nazaire. Wir steuern einen Campingplatz in La Charite-sur Loire an, der auf einer Insel in der Loire liegt und starten unsere Radtour bei Kilometer 19 des Radwegs.

Pause an der Loire: Wasserstand 113 cm unter normal

Ganz so vielseitig wie der Route entlang der Saône ist diese Strecke, die auf der Deichkrone entlang führt, nicht. Häufig ist der Fluss nicht sichtbar, weil die Ufer dicht bewaldet sind. Aber man kann hier gut Strecke machen: Der Weg ist asphaltiert und weist keine Steigungen auf. Eine Rundtour ist auf diesem Streckenabschnitt leider nicht möglich, da hier nur auf einer Seite der Loire ein Radweg entlangführt.

La Charité sur Loire: Es soll die älteste Brücke über die Loire sein
Die Altstadt von Charité sur Loire

Unsere nächste Etappe führt uns nach Chécy, in der Nähe von Orleans. Von hier aus möchten entlang der Loire in die Stadt radeln.

Und dann war da noch…

…die Kanalbrücke für Schiffe: Pont Canal de Briare, die zwischen 1890 und 1894 gebaut wurde und über die Loire führt.

… und die Stadt Gien, deren Brücke am 15. Juni 1940 von der Luftwaffe bombardiert wurde. Ein gewaltiges Feuer brach daraufhin aus und zerstörte innerhalb von drei Tagen 422 Gebäude. Direkt nach dem Krieg entwickelte der Architekt André Laborie einen Plan zum Wiederaufbau der Stadt.