Geheimtipp Saône

25. bis 27. August 2023

Unsere nächste Etappe führte uns in die Kleinstadt Munster, die in den Vogesen liegt und deren Name unter anderem durch den stark würzig riechenden Käse bekannt wurde.

Bei unserem Aufenthalt in Munster änderte sich das Wetter. Zum Abend zogen Gewitter auf und es gab kräftige Starkregenfälle. Es blitzte und donnerte im Minutentakt und bei uns kam die Frage auf, ob ein Camper mit GFK Dach auch ein Faradayscher Käfig ist.

Gewitterwolken bei Munster

Der trockene Boden konnte das viele Wasser nicht aufnehmen und nach kurzer Zeit hatten sich der Campingplatz in eine ausgedehnte Seenlandschaft verwandelt. Alle Camper, die mit Zelten unterwegs waren, mussten am nächsten Morgen im Regen zusammenpacken und abbrechen. Bewundert haben wir eine junge Familie mit vier kleinen Kindern, die mit Fahrrädern unterwegs waren und die Situation mit stoischer Ruhe gemeistert haben.

Wanderung in den Vogesen

Während einer Regenpause starteten wir eine Wanderung in die Berge, bei der wir jedoch schon nach kurzer Zeit sehr nass wurden. Allerdings war dies ganz erfrischend, nach der Hitze der vergangenen Tage. Vor kurzem war in einem Nachrichtenportal zu lesen, dass Regen von vielen Menschen mittlerweile sehr viel positiver bewertet wird, als noch vor einigen Jahren.

Dieser Esel ist genauso nass wie die beiden Wanderer

Am nächsten Morgen starteten wir in Richtung Dijon und mussten dabei den Col de la Schlucht überqueren, der als Bergstrecke bei der Tour de France große Bekanntheit erlangt hat. Tatsächlich sind uns auf der Strecke viele Radsportler*innen begegnet.

Kurze Zeit haben wir überlegt, auf der Passhöhe ein Fake-Foto mit unseren Klapprädern zu machen. Wir haben es dann gelassen, weil uns eine solche Tour sowieso niemand abgenommen hätte.

Selfie auf dem Pass (ohne Fahrrad)

Richtung Saône

Campingplatz und Anlegestelle in Scey S/ Saône

Von Dijon aus fuhren wir lange Zeit über Nebenstrecken durch dünn besiedelte Gebiete, mit riesigen Feldern und ausgedehnten Waldflächen. In der kleinen Ortschaft Scey am Fluss Saône endete unsere Etappe an einem wunderbaren Campingplatz, direkt am Flussufer. Ganz unerwartet konnten wir uns sogar noch einen Platz direkt am Wasser aussuchen. Wir sind durch Zufall in Frankreich bislang immer auf kommunale Stellplätze gestoßen. Die bieten zwar keine luxuriöse Ausstattung, sind jedoch unschlagbar günstig und überwiegend sehr schön gelegen. Für einen Wohnmobil-Stellplatz incl. zwei Personen bezahlt man meist weniger als 15,- € pro Nacht.

Am Radwanderweg »La Voie Bleue«

Entlang der Saône verläuft der Radwanderweg »La Voie Bleue«. Er startet in Luxemburg an der Mosel und endet nach 700 km in Lyon. Wir sind nur etwa 50 bis 60 km entlang des Flusses mit den Fahrrädern gefahren.

Diese kurze Strecke hat uns jedoch restlos begeistert. Oft führt der Weg direkt am Flusslauf oder an Kanälen entlang und dort gibt es immer etwas zu sehen. Heute wird die Saône nur noch touristisch genutzt. Man kann in den Häfen Boote mieten, mit denen man wie mit einem Wohnmobil reisen kann, nur eben auf dem Wasser. Überall am Ufer stehen Angler und man trifft natürlich Radfahrer.

Die komplette touristische Bandbreite: Boot, Angler, Radfahrerin

An der Strecke gibt es immer wieder Schleusen, die notwendig sind, damit die Boote Höhenunterschiede bewältigen können. Es gibt als Abkürzung eines langen Flussbogens sogar einen Tunnel für Schiffe. Die Landschaft ist abwechslungsreich und unterwegs trifft man immer wieder auf kleine Orte, Picknickplätze oder Ausflugsrestaurants.

Ausflugsrestaurant an der Saône
Schiffstunnel
An einer Schleuse

An der Saône haben wir unseren Frieden mit Frankreich geschlossen und uns restlos wohlgefühlt.

Und dann war da noch…

Der Baguette-Automat an der Strecke

Zu viel Zuckerguss

22. bis 24. August 2023

Es ist weiterhin sehr heiß: Am Tag betragen die Temperaturen etwa 33 Grad und der Innenraum des Busses heizt sich auf fast 40 Grad auf. Selbst nachts sinkt die Temperatur im Camper nur auf etwa 25 Grad. Dies führt dazu, dass der Kühlschrank im Dauerbetrieb versucht seine Kühltemperatur zu halten. Dabei verbraucht er so viel Energie, dass unser externes Solarpanel nicht genügend Ertrag liefert. Das Solarmodul auf dem Dach des Busses kommt kaum zum Einsatz, weil wir natürlich im Schatten parken. Es ist paradox: Bei brennender Sonne müssen wir uns nach Monaten der Autarkie wieder an externen Strom anschließen. Im Norden Europas war die selbsterzeugte Energie hingegen immer ausreichend.

Unser nächstes Ziel ist die Kleinstadt Ribauvillé.

Es ist schon erstaunlich, dass sich das Elsass über einen so langen Zeitraum seine Kultur und seine Gebäude erhalten konnte. Auch in einer Zeit, in der von Tourismus noch keine Rede war und die alten und schiefen Fachwerkhäuser für viele Bewohner*innen vermutlich eher unpraktisch waren.

Die Innenstadt von Ribauvillé

Heute scheinen viel Städte im Elsass vom Tourismus zu leben. Für unseren Geschmack sind sie jedoch etwas zu hyggelig. Die Fachwerkhäuser sind hübsch herausgeputzt, es gibt an allen Ecken Elsässer Küche zu überhöhten Preisen und die Andenkenläden quellen über vor »typisch Elsässer« Produkten.

Man muss nur die kleineren Orte der Region ansteuern, um ein Elsass zu erleben, das noch authentisch erscheint und nicht auf Tourismus ausgerichtet ist.

Im Abendlicht mit dem Fahrad durch die Weinberge

Ausflüge versuchen wir am Vormittag oder am späteren Abend zu unternehmen, ansonsten sitzen wir eher lethargisch mit einem Getränk im Schatten oder suchen das nahegelegene Freibad »Carola«auf.

Ein Freibad aus den 60er Jahren mit dem passenden Werbeplakat

Bei Wanderungen durch die Weinberge und die Obstwiesen fällt auf, welche wundervolle und jahrhundertealte Kulturlandschaft hier erhalten geblieben ist und weiterhin liebevoll gepflegt wird.

Ja, und dann sind hier noch die vielen Burgruinen und Klöster, die schöne Ziele für Ausflüge und Wanderungen bieten. Wenn ich mich an meine Kindheit und Jugend erinnere, war eine Wanderung keine unbequeme Pflichtübung mehr, wenn am Ziel eine spannende Burgruine lockte.

Wanderung zur Burgruine Saint Ulric

In der Kapelle auf dem Mont Saint Odile wird seit 1931 ohne Unterbrechung gebetet.

Auf dem Weg in Richtung Munster legen wir einen Stopp in Colmar ein. Eine Stadt, die auch von amerikanischen und japanischen Touristen entdeckt wurde. Kein Wunder, denn sie ist tatsächlich eine Bilderbuch-Stadt, die jedoch für unseren Geschmack mit etwas zu viel »Zuckerguss« garniert ist.

Auch hier wieder jede Menge Souvenirs

Ansonsten…

…fällt es uns etwas schwer nach unserem Stopp in Deutschland wieder in unseren Reiserhythmus zu kommen und wir müssen die Lust an neuen Ländern und Regionen wieder neu entdecken. Allerdings scheint so ein Tiefpunkt nach Monaten auf Achse auch ganz normal zu sein. Wir haben Berichte von mehreren Langzeitreisenden gefunden, die über dieses Phänomen schreiben.

Und dann war da noch…

… ein wunderbares Brass-Konzert in dem kleinen Dorf Mittelbergheim.

Elsass

18. bis 21. August 2023

Wir starten nach den beiden Etappen Ost- und Nordeuropa mit dem Reiseabschnitt Südeuropa. Dieser soll uns zunächst durch Frankreich und Spanien führen und im Herbst wollen wir Portugal erreichen. Wie es dann weitergeht, ist noch offen.

Nachdem Kathrin in den vergangenen Wochen immer mal wieder festgestellt hatte, dass wir bislang keinen richtigen Sommer erlebt haben – die Temperaturen lagen im Norden tatsächlich nur selten über 20 Grad – ist es nun doch deutlich zu heiß für uns. Bei Temperaturen um die 33 Grad verbringen wir aktuell einen großen Teil des Tages unter der Markise unseres Busses, da wir eine solche Hitze nicht gewohnt sind.

Doch nun zum Start der Reise nach einer Woche in Erfurt.

Auf der Strecke nach Frankreich legten wir Stopps bei unseren Eltern und bei Kathrins Schwester und Schwager ein, die eine Orgel in Viernheim restaurierten. Dort erhielten wir interessante Einblicke in das Innenleben eines solchen Instruments.

Kurz hinter Karlsruhe bei Iffezheim überquerten wir den Rhein, der dort die Grenze bildet und befanden uns auf der französischen Seite. Da das Elsass über Jahrhunderte abwechselnd unter deutschem und französischem Einfluss stand, findet man hier noch Elemente beider Kulturen. So werden die Orte auf Deutsch und Französisch genannt und die ältere Bevölkerung spricht noch einen elsässischen Dialekt, der auch von Deutschen verstanden wird.

Bei unserem ersten Übernachtungsstopp in Hagenau merkten wir, dass es wichtig ist, wenigstens einige Brocken Französisch zu sprechen. Eine Verständigung auf Englisch, wie sie in unseren bisherigen Reiseländern üblich war, ist hier häufig nicht möglich.

Innenstadt von Hagenau

Auch der Besuch des örtlichen Freibads brachte eine Überraschung. Es herrscht eine sehr strenge Kleiderordnung. Mit den in Deutschland üblichen Badeshorts darf man das Schwimmbecken nicht betreten. Erlaubt ist ausschließlich sehr eng anliegende Badekleidung. Aus hygienischen Gründen, wie man uns versicherte.

Strenge Kleiderordnung im Freibad von Hagenau

Da Ausländer wohl häufig mit der falschen Badekleidung erscheinen, konnte man das passende Textil an der Pommesbude erwerben und war nicht gezwungen, seinen Badeaufenthalt abzubrechen.

Altstadt von Strasbourg

Eine Stadtbesichtigung von Strasbourg fiel wegen der Temperaturen kürzer aus als üblich. Tatsächlich ist die Altstadt mit dem beeindruckenden Münster und das ehemalige Gerberviertel »Petite France« sehr sehenswert, aber gegen ab 12 Uhr Mittags hatten sich die Straßen einfach unerträglich aufgeheizt. Der Oberrheingraben ist eine Region, die schon immer von der Sonne verwöhnt wurde, aber Temperaturen in dieser Höhe und über so lange Zeit sprechen deutlich für die Zeichen eines Klimawandels.

Das Münster von Strasbourg
Messe im Münster von Strasbourg
Petite France
Eines der vielen Straßencafés in Petite France

Architektonisch und städtebaulich gibt es einen sehr deutlichen Unterschied zu den bislang von uns bereisten Ländern. In den Städten tragen die Gebäude der vergangenen Jahrhunderte den Reichtum und die Macht der jeweiligen Erbauer nach außen. Es gibt jede Menge Schmuckelemente, Verzierungen und gemalte Elemente. In den Elsässer Dörfern sind die Fachwerkgebäude meist im Farbton Ocker gestrichen. Oft ist die Bebauung verschachtelt und eng. Gerade dies macht den Reiz dieser Ortschaften aus: Sie sind zu Besuchermagneten geworden.

Verschachtelte Altstadtarchitekur in Obernei

Die Fahrradrouten sind gut ausgebaut und hervorragend beschildert, wie wir bei einer Radtour in den Vormittagsstunden erfahren konnten. Die Wege führen oft auf eigenen Trassen oder auf Wirtschaftswegen durch die Weinanbaugebiete. Wenn es wieder etwas kühler wird, werden wir dieses Radwegenetz sicherlich noch etwas intensiver nutzen.

In den Weinbergen
Am Ende der Trasse gibt es einen Aussichtspunkt in einem alten Steinbruch