Geschichte und Geschichten überall

22. bis 23. Mai 2023

In den vergangenen Tagen unserer Reise sind die Ausflüge mit den Fahrrädern etwas zu kurz gekommen, aber nun wollen wir die Insel wieder mit Muskelkraft erkunden und steuern wir die Nordspitze von Hiiumaa an. Wie an vielen Stellen der Insel soll es dort einen imposanten Leuchtturm geben.

Auf dem Weg dorthin kommen wir an unzähligen militärischen Hinterlassenschaften vorbei: Bunkeranlagen, Beobachtungstürme und Geschützstellungen. Auch ein kleines Militärmuseum gibt es hier. Alle Anlagen sind frei zugänglich und wer möchte kann die Bunker betreten und auf die Türme hinaufklettern. Allerdings sind die Treppen, die dort hinaufführen, oft in einem sehr bedenklichen Zustand.

Die Anlagen wurden ab 1939 errichtet, als Estland einen militärischen Pakt mit Russland schloss und auch nach Kriegsende wurden die Anlagen von Russland und Estland während des kalten Krieges genutzt.

Der Tahkuna Leuchtturm auf der Nordspitze ist wirklich sehenswert. Die Einzelteile des Turms wurden wurden in Paris hergestellt und 1875 vor Ort zusammengesetzt. Leider war der Turm an diesem Tag geschlossen. Gerne hätten wir den Blick von dort oben genossen. Das Leuchtfeuer dieses Turms ist noch in 33 km Entfernung zu sehen.

Besonders berührt hat uns an diesem Ort ein Mahnmahl für jene Kinder, die während des Untergangs der Fähre Estonia ums Leben kamen.

Die Estonia sank zwischen der finnischen Insel Utö und Hiiumaa in der Nacht des 28. September 1994, nachdem sie in einem Sturm aus bislang nicht vollständig geklärten Gründen ihre Bugklappe verlor. Das Fahrzeugdeck lief voll Wasser und die Fähre sank binnen weniger Minuten. Von den fast 1000 Menschen an Bord, konnten nur 137 gerettet werden, darunter kein einziges Kind.

Zwar befand sich eine andere Fähre in der Nähe des Unglücksortes, aber wegen der 10 Meter hohen Wellen, war es schwierig die wenigen Menschen, die es geschafft hatten das Schiff zu verlassen, aus der kalten See zu bergen.

Der Untergang der Estonia ist das schwerste Schiffsunglück, dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Ostsee ereignet hat.

Auf unserer Rückfahrt kamen wir noch auf einer kleinen Version des Kreuzbergs vorbei, den wir ja in Litauen besucht hatten. Hier auf Hiiumaa werden die Kreuze seit 1781 aufgestellt, als etwa 1000 freie schwedische Bauern auf Befehl der der Zarin Katarina II, die Insel zu Beginn des Winters verlassen mussten und in der Ukraine angesiedelt wurden.

Heute soll es Glück bringen, an dieser Stelle ein Kreuz aus Naturmaterialien aufzustellen.

Nach unserer Rückkehr zu unserem Stellplatz wartete wieder die Sauna auf uns und was fast noch besser war, auch die Waschmaschine.

Auch am nächsten Tag stand wieder eine Radtour zur Besichtigungen von Leuchttürmen auf dem Programm.

Irgendwie haben hier alle Leuchttürme eine interessante Geschichte. Der Leuchturm von Kapo ist der drittälteste Leuchtturm der Welt. Mit dem Bau wurde auf Wunsch der Hanse im Jahre 1514 begonnen und die Fertigstellung erfolgte im Jahr 1531. Das Feuer, welches man auf dem pyramidenförmigen Bauwerk entfachte, war 26 Seemeilen weit sichtbar. 1649 wurde der Turm aufgesetzt, um die Sichtbarkeit des Leuchtfeuers noch zu erhöhen. Seither wurde der Turm baulich kaum verändert.

Der Leuchturm Kapo auf der Insel Hiiumaa

An unserem letzten Tag auf der Insel Hiiumaa kamen wir an einer Wollmanufaktur vorbei, in der auf uralten, musealen Maschinen die Wolle von den Inselschafen zu Garn und anschließend zu wunderschönen Pulvern, Jacken, Mützen etc. verarbeitet wird. Leider werden wir immer wieder vor dem Problem stehen, dass alle Schränke und Fächer im Bulli vollständig vollgestopft sind und wir von den schönen Sachen, die wir unterwegs finden, kaum etwas mitnehmen können. Aber für ein Paar Hüttenschuhe war noch Platz.

Die Wollmanufaktur HiiuVill

Was sonst noch geschah

Bei schönem Wetter haben wir zum ersten Mal in diesem Jahr in der Ostsee gebadet. Dannach haben wir auf Google die Wassertemperatur recherchiert: Es waren 8 bis 10 Grad. Hätten wir das vorher gewusst, wären wir vermutlich nicht hineingegangen.

Und dann blieb noch etwas Zeit für Aufnahmen mit der Camera Obscura am Strand.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert