15. Oktober 2023
Von Funte Dé gab es zwei Möglichkeiten für unsere Weiterfahrt: Entweder über eine hohe Passstraße, die mit vielen Kehren über das Gebirge Picos de Europa führt oder die Fahrt zurück an die Atlantikküste. Wir haben uns für die zweite Möglichkeit entschieden und es nicht bereut. Die Küste in dieser Region besteht aus hohen, steilen Klippen, die im Laufe der Zeit von der starken Brandung ausgehöhlt und gestaltet wurden. Dazwischen findet man immer wieder kleine Badebuchten. Nur Baden war in diesen Tagen leider nicht möglich, da es einen Wetterumschwung gab und viel regnete. Wenn man ein gutes Buch hat, können ein oder zwei solcher Tage im Bus auch ganz gemütlich sein.
Aktuell richtet sich unsere Reiseplanung stark danach, wo noch offene Campingplätze zu finden sind. Gerade bei schlechtem Wetter benötigt man eine warme Dusche und ein Minimum an Infrastruktur.
Es sind entlang der nordspanischen Atlantikküste nur noch eine Handvoll Plätze geöffnet und dort treffen sich die wenigen späten Urlauber oder diejenigen, die in Portugal überwintern möchten.
Kulturzentrum Avilés
Das Foto, welches diesen Bericht einleitet, scheint in der Stadt Brasilia aufgenommen zu sein. Tatsächlich ist es jedoch in Nordspanien entstanden. Der Architekt Oscar Niemeyer hat hier ein großes Kulturzentrum gebaut, das er selbst als sein liebstes Werk bezeichnete.
Wie kam es zu diesem Projekt? 1989 erhielt Niemeyer den »Prinz von Asturien Preis der Künste« und entwarf anlässlich des 25. Jubiläums der Preisverleihung dieses Zentrum, welches 2011 in Avilés eingeweiht wurde.
Avilés ist eine Stadt, die lange Zeit von der Schwerindustrie lebte. Wie in vielen europäischen Industriezentren verlagerten sich auch hier die Standorte ins Ausland oder wurden ganz geschlossen. Zurück blieb eine Stadt mit von Ruß und Rauch gefärbten Fassaden und Industrieruinen. Keine Stadt, die man gerne besuchen möchte. Und gerade hier siedelte Niemeyer sein Kulturzentrum an. Es scheint wie aus einer anderen Welt zwischen Hafen und Altstadt gelandet zu sein. Strahlend weiß und gelb, geradlinig, futuristisch. Genau das Gegenteil der umliegenden Industriearchitektur. Und genau das macht den Reiz dieser 17.000 qm großen Anlage aus.
Wie auch bei seinen anderen Projekten ließ sich Niemeyer von der Natur inspirieren. Die geschwungene Brücke ist ein Fluss, das Auditorium eine Welle, die sich bricht. Darin befindet sich ein Theater mit einer großen Bühne, die von innen und nach außen zu Platz bespielbar ist.
Auf dem Platz steht ein Turm mit spiralförmiger Treppe, die von einer runden Scheibe gekrönt wird und ein Restaurant beherbergt. Dieses Objekt symbolisiert einen Baum.
Die Kuppel, eine Halbkugel aus Spritzbeton, ist ein offener Raum mit einer Grundfläche von 4000 qm. Hier werden regelmäßig Wechselausstellungen gezeigt.
Baum und Fluss
Auditorium
Kuppel
Niemeyer charakterisiert dieses Zentrum als »einen großen Platz, der allen Männern und Frauen der Welt offen steht, eine große Theaterbühne über der Flussmündung und der Altstadt. Ein Ort der Bildung, der Kultur und des Friedens.«
Für uns eine große Überraschung, einen solchen Ort in Nordspanien gefunden zu haben.