25. bis 28. September 2023
Bordeaux
Aktuell finden in Frankreich die Rugby-Weltmeisterschaften statt und Bordeaux ist einer der Austragungsorte. Keine gute Voraussetzung, um in Stadtnähe einen Stellplatz für die Übernachtung zu finden. Aber wir wollten uns diese Stadt ansehen und sind daher auf einen kleinen Campingplatz in der Peripherie ausgewichen. In der Nähe gab es einen Bahnhof und der Transfer in die Stadt dauerte nur etwa 30 Minuten.
Die Begeisterung, die wir bei der Besichtigung anderer Städte empfanden, wollte hier jedoch nicht eintreten. Was jedoch nicht an Bordeaux lag, sondern eher daran, dass wir in den vergangenen Wochen und Monaten schon so viele Städte gesehen hatten und die Temperaturen wieder einmal 30 Grad überschritten, was für einen Streifzug durch die Stadt nicht gerade optimal ist.
Etwas entfernt vom sehenswerten Museum Cité du vin von XTU architects, welches wir uns nur von außen angeschaut haben, weil wir nicht schon um 11 Uhr vormittags die dort obligatorische Weinprobe machen wollten, liegen die U-Boot Bunker, die während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht gebaut wurden. Auch hier also wieder die Zeugnisse einer beschämenden Vergangenheit. Allerdings hat man heute die Möglichkeit einer friedlichen Umnutzung gefunden.
Die Bunker nennen sich heute Bassins des Luminièrs und dort werden jährlich wechselnde Video-Installationen gezeigt. Aktuell »Dalí – the endless enigma«. Über Brücken überquert man die Becken, in denen einst die deutschen U-Boote lagen und an die Wände und auf die Wasseroberfläche projizieren Beamer eine Installation über das Lebenswerk von Salvador Dalí, unterlegt von Musik der Band Pink Floyd. Zu Beginn war die Installation etwas gewöhnungsbedürftig. Nach und nach zog sie uns jedoch immer stärker in ihren Bann.
Abenteuer Werkstattsuche
Bereits im Elsass und damit für uns unerwartet früh meldete der Bordcomputer des Busses einen bevorstehenden Ölwechsel an. Der täglich rückwärts laufende Countdown begleitete uns in den vergangenen Wochen, doch wir wischten die Gedanken an die bevorstehende Werkstattsuche beiseite. Irgendwann mahnte das Display unmissverständlich: Ölwechsel jetzt! Das war gerade nicht so passend, da wir uns auf der Insel D’Oleron befanden und dort die Werkstattdichte nicht sehr hoch ist. Auch bei unserem nächsten Stopp in der Stadt Bordeaux wollten wir nicht so gerne auf Werkstattsuche gehen.
Aber Arcachon schien uns passend. Eine Stadt, nicht zu groß und nicht zu klein: Eine gute Auswahl an Werkstätten schien es dort zu geben, wie unsere Vorrecherche ergab. Einige Werkstattketten bieten die Buchungen von Werkstattterminen an. Prima, dachten wir: Problem gelöst. Aber leider funktioniert dieser Service nicht, wenn man mit einem deutschen Fahrzeug durch Frankreich fährt. Immer wenn man wie gefordert das Kennzeichen eingibt, meldet das System einen Fehler. Da hilft es auch nicht, ein französisches Fantasiekennzeichen einzugeben. Das System erkennt sofort, ob die Nummer zum Fahrzeug passt.
Also mussten wir ohne Termin eine Werkstatt ansteuern. Nicht so schlimm, dachten wir: In ein bis drei Tagen würden wir sicherlich einen Termin erhalten.
In der Praxis gestaltete sich die Werkstattsuche dann deutlich schwieriger. In Werkstatt Nummer eins winkte man nur ab, als wir unsere Terminvorstellung nannten. Ein Ölwechsel wäre frühstens in zehn Tagen möglich. Werkstatt Nummer zwei benötigte 10 Tage für die Bestellung des Ölfilters. Die Werkstätten drei und vier kamen für uns nicht infrage, weil es ziemlich rumpelige Hinterhofschrauber waren. Kfz-Werkstatt fünf und sechs konnten uns erst in zwei bis drei Wochen Termine anbieten. In der letzten Werkstatt gab man uns jedoch den Tipp, es bei einer uns bislang unbekannten französischen Werkstattkette zu versuchen.
Dort trafen wir auf eine Mitarbeiterin, die Englisch sprach und sich ernsthaft unseres Problems annahm, was gar nicht so einfach war. Die in der deutschen Zulassungsbescheinigung aufgeführten Kennziffern für die Ersatzteilsuche funktionieren hier nicht. Anhand von Baujahr, Motorisierung und weiterer Daten musste erst mühsam ermittelt werden, welchen Ölfilter wir benötigen. Als das endlich geschafft war, wurde es spannend. Welchen Terminvorschlag würde ich bekommen? In drei Tagen sollten wir vorbeikommen. Als ich der Servicemitarbeiterin erzählte, dass wir uns auf der Durchreise befinden und extra für den Termin ein paar Tage länger in der Stadt bleiben müssten, wurde unser Bus sogar noch am nächsten Tag dazwischengeschoben.
Alles lief sehr fair und professionell ab. Sogar die aufwändige Demontage und Montage unseres Unterfahrschutzes wurde nicht extra berechnet und der Wagen wurde zudem noch durchgecheckt.
Insgesamt ein tolles Serviceerlebnis.
Generell waren wir jedoch sehr überrascht, wie aufwändig es ist, ein scheinbar so kleines Problem unterwegs zu lösen. Dieser Ölwechsel hatte sehr viel Zeit und Nerven gekostet. Die Vorrecherchen, die Werkstattsuche und der eigentliche Werkstatttermin hatten sicherlich acht bis zehn Stunden in Anspruch genommen. Es bleibt nach diesem Erlebnis zu hoffen, dass wir uns nicht allzu häufig auf die Suche nach einer Werkstatt begeben müssen.
Und dann war da noch…
… die letzten Tage am wilden Atlantik