20. bis 24. September 2023
Allmählich bewegen wir uns entlang der Atlantikküste in Richtung Süden. Unsere nächsten Ziele sind La Rochelle und die Île d’Oléron.
La Rochelle
Diese Stadt ist sicherlich die sehenswerteste auf unserer bisherigen Route entlang des Atlantik. Der historische Hafen wird eingerahmt von zwei Wehrtürmen an der Hafeneinfahrt und der obligatorischen Stadtmauer. Um den Hafen herum erstreckt sich die Altstadt mit kleinen Gassen, in denen sich viele Restaurants befinden und größeren Boulevards, teils mit Arkaden, wo man interessante kleine Geschäfte findet.
La Rochelle hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Bis zum 15. Jahrhundert verfügte die Stadt über den größten Hafen Frankreichs. Im 16. Jahrhundert überzogen erbitterte Religionskriege das Land, von denen auch La Rochelle nicht verschont wurde. Die Stadt wurde 1570 zur Hauptstadt des Protestantismus erklärt.
1627 geriet die Stadt in einen Konflikt mit Ludwig XIII und wurde zwei Jahre von Kardinal Richelieu belagert. Als der Bürgermeister Guiton am 30. Oktober 1628 kapitulierte, fanden die Eroberer in der Stadt unzählige Leichen. Von den einst 28.000 Einwohnern hatten nur 5000 überlebt.
Erneute traurige Berühmtheit erlangte La Rochelle in der Kolonialzeit. Der Hafen spielte eine wichtige Rolle im Überseehandel mit Kanada und beim Sklavenhandel mit Afrika. Belegt sind über 400 Schiffsverbindungen, deren Fracht aus Sklaven bestand.
Île d’Oléron
Von La Rochelle aus, machen viele Urlauber einen Abstecher auf die Île de Ré. Um den Tagestourismus etwas zu begrenzen, wird ein kräftiger Brückenzoll erhoben. Vermutlich genauso schön und weniger stark besucht ist die Schwesterinsel Île d’Oléron, auf der wir drei Tage verbracht haben. Die Île d’Oléron ist die zweitgrößten französischen Insel.
Wir waren überrascht von der Vielfältigkeit der Natur und den kleinen Orten und Städten. Zunächst waren wir auf einem Campingplatz in der Mitte der Insel und radelt von dort aus vorbei an Austerzuchtbecken zum Ort Le Chateau d’Oléron mit seiner alten Zitadelle und den bunten Hütten am Hafen, wo Künstler und Handwerker ihren Werkstätten und Läden haben.
Überrascht waren wir auch davon, dass sich in der Mitte der flachen Insel viele Weingüter befinden. Am Abend haben wir einen dieser Weine probiert, der uns wirklich gut geschmeckt hat.
Jetzt in der Nachsaison fuhren immer noch eine Menge Reisende über die Brücke, welche die Hauptverbindung auf die Insel ist. Man mag sich kaum vorstellen, welche Touristenmassen hier in der Hauptsaison einfallen.
Soziale Kontakte auf der Reise
Wenn man unser Heimatland mitrechnet, sind wir nun bereits durch 10 Länder gereist.
Bevor wir nach Frankreich kamen, haben wir Länder bereist, deren Sprache wir überhaupt nicht beherrschten. Dort hatten wir oft die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die wir trafen, bereit waren, mit uns auf Englisch oder mit Händen und Füßen zu kommunizieren.
Auch in Frankreich begegnen uns Menschen, die ebenso freundlich und hilfsbereit sind, wie wir es bislang überall erlebt haben. Dennoch erleben wir das Land auf der Kommunikationsebene anders, als auf unserer bisherigen Reise. Wir verfügen zwar über einige Französischkenntnisse, die für alltägliche Situationen oft ausreichen, nicht jedoch für ein richtiges Gespräch und so haben wir hier wenig bis gar keinen Kontakt zu Einheimischen. Wir haben überlegt, woran dies liegen könnte und mehrere Theorien entwickelt.
Unsere bisherigen Reiseländer hatten immer vergleichsweise wenige Einwohner. Vermutlich sind sie daher häufig geübter, mit Fremden oder in der Fremde auf Englisch oder mit Händen und Füßen zu kommunizieren.
In Frankreich werden wir auch von Personen, die auf professioneller Ebene mit Touristen zu tun haben (beispielsweise auf Campingplätzen) meist in der Landessprache angesprochen. Das ist auch durchaus in Ordnung so. Aber auch wenn zu erkennen war, dass wir sichtliche Probleme hatten, Erklärungen zu verstehen, wurde das Gespräch meist nicht auf Englisch weitergeführt. Beim Einkaufen erlebten wir teils sogar sehr ungehaltene Reaktionen. In der Regel mussten wir aktiv darum bitten, die Konversation in Englisch weiterführen zu können.
Wir haben die Franzosen durchaus als kontaktfreudig erlebt, aber wenn wir Verständigungsprobleme signalisierten, endete die Gesprächsbereitschaft meist abrupt. Wir können uns nicht vorstellen, dass dies in jedem Fall an fehlenden englischen Sprachkenntnissen liegt, da diese Weltsprache sicherlich auch in Frankreich seit Jahrzehnten in der Schule unterrichtet wird.
In Zügen und im ÖPNV gibt es häufig keine Informationen oder Ansagen für ausländische Reisende. Auch in Museen findet man zum Teil keine Erläuterungen in englischer Sprache. Das haben wir bislang in dieser Häufung noch in keinem anderen Land erlebt.