12. bis 14. Januar 2024
Für unsere Wanderung durch die Cinque Terre steuern wir einen Stellplatz in La Spezia an. Von dort aus wollen wir mit dem Zug die Dörfer anfahren. Der Stellplatz wird sich als einer der lautesten unserer ganzen Reise erweisen, denn er liegt zwischen mehreren stark befahrenen Straßen umgeben von Industrieanlagen. Auch nachts donnern LKW vorbei, die Container in den Hafen bringen oder von dort abholen. Aber der Platz ist als Startpunkt relativ günstig und wir verbringen ohnehin nicht viel Zeit dort, weil wir viel unterwegs sein werden.
Am Nachmittag nach unserer Ankunft in La Spezia machen wir mit den Rädern einen kurzen Ausflug in die Stadt und zum Bahnhof, auch um schon mal Fahrkarten für die Anfahrt am kommenden Tag zu besorgen. Danach entscheiden wir uns, mit dem Bus zum Bahnhof zu fahren, da man als Radfahrer selbst am relativ ruhigen Sonntag um sein Leben fürchten muss und die Fahrt in die Stadt nicht sonderlich reizvoll ist.
Die Cinque Terre ist ein 12 Kilometer langer Küstenstreifen mit Klippen, die mehrere hundert Meter hoch sind und 5 Taleinschnitten, in denen jeweils ein Ort liegt. Sicherlich kennen viele die Bilder von den bunten Dörfern. Im Vorfeld haben wir gelesen, dass die Dörfer der Cinque Terre ein Besuchermagnet sind, selbst im Winter, und schon überlegt wurde, die Anzahl der täglichen Touristen zu begrenzen. Von Frühjahr bis Herbst sind ein Teil der Wanderwege kostenpflichtig.
Am Bahnhof von La Spezia treffen wir am nächsten Morgen auf unzählige Touristen, ein Großteil aus Japan und China. Schon die Fahrt im vollbesetzten Zug ist ein Erlebnis. Die Bahnstrecke von La Spezia führt fast ausschließlich durch Tunnel, die direkt am Meer entlang führen. Ab und an verlässt der Zug für einen kurzen Moment den Tunnel und man kann einen Blick aufs tosende Meer erhaschen. Dieser Moment ist verbunden mit einem kollektiven Begeisterungsschrei der meisten Mitfahrer. Bevor alle ihre Handys gezückt haben, verschwindet der Zug wieder im Dunklen. Nur an den Bahnhöfen der einzelnen Orte bleibt Zeit für einen längeren Blick auf das Meer und die umliegenden Berge.
Wir fahren zunächst in den Ort Vernazza, um nach der Ortsbesichtigung und kurzer steiler Wanderung feststellen zu müssen, dass der Weg zu den beiden Nachbarorten gesperrt ist. Jedes Jahr müssen Teile des Wanderwegs neu gebaut oder ausgebessert werden, das betrifft besonders die Wege, die am Fuße der Hügel entlang führen.
So entschließen wir uns kurzerhand wieder, zurück ins nächste Dorf zu fahren und von dort unsere Wanderung in die drei östlich gelegenen Orte zu starten. Auch hier sind die unteren Wege wieder gesperrt, sodass wir die Alternativwege hoch über die Klippen nehmen. Über Pfade und Hunderte von sehr hohen Treppenstufen geht der Weg äußerst steil bergauf.
Auf etwa 350 Metern Höhe verläuft die Route parallel zum Hang. Die Bauern, die gleichzeitig auch Baumeister und Architekten sein müssen, haben eine wunderschöne Kulturlandschaft geschaffen. Die Hänge wurden mithilfe unzähliger Steinmauern terrassiert und auf den winzigen Flächen werden vornehmlich Wein und Oliven angebaut.
Von hier oben hat man einen unglaublichen Blick auf das Meer, die Täler und die Ortschaften, deren Häuser an den steilen Felsen kleben.
Als wir in Corniglia ankommen, ist es früher Nachmittag und wir entscheiden uns dafür, die nächste Etappe nach Manarola dranzuhängen. Dieser Weg ist jedoch noch steiler und anstrengender als die vorhergehende Etappe. Unterwegs geht uns buchstäblich die Puste aus und das Erklimmen der hohen Stufen geht mächtig in die Knie.
Auch auf dieser Etappe wird die Mühe wieder durch unvergleichliche Ausblicke belohnt. Man muss jedoch schwindelfrei sein, wenn man dieses Teilstück gehen möchte, da der Weg an einigen Stellen sehr nahe am Abgrund entlang führt.
Wir treffen überraschenderweise nur wenige Wanderer. Die meisten Mitreisenden scheinen an diesem Tag lediglich die einzelnen Dörfer mit dem Zug anzufahren, um nach einer kurzen Besichtigung wieder in den Zug zu steigen, um zum nächsten Ort zu fahren.
Am darauffolgenden Tag fahren wir mit dem Zug nach Levanto, um ein weiteres Teilstück zu gehen, welches nach Monterosso führt. Auch hier geht der Weg zunächst wieder steil nach oben, und führt dann jedoch, anders als am Vortag, lange Zeit durch dichte Wälder.
Kunst am Rande des Wegs
Wir spüren deutlich die Anstrengungen des Vortags in den Beinen. Insgesamt haben wir auf den drei Etappen mehr als 1000 Höhenmeter bergauf und bergab zu bewältigen.
In Monterosso sitzen wir bei frühlingshaften Temperaturen am Meer. Einige Badegäste sonnen sich bereits am Strand oder wagen sich sogar ins Wasser.
Für uns waren auch diese Wanderungen an der Küste ein besonderes Erlebnis. In der Hochsaison ist es jedoch vermutlich kein Vergnügen im Pulk von tausenden Touristen diese Wege zu gehen. Was dann los ist, kann man sich kaum vorstellen, aber Schilder mit Flip Flop Verbot und einer Strafandrohungen bis zu 2500 Euro lassen erahnen, was einen erwarten könnte.