5. bis 10. Februar 2024
Eigentlich bestand unser Plan darin, in der ersten Märzwoche wieder in Erfurt einzutreffen, um genügend Zeit zu haben, uns wieder an den Alltag zu gewöhnen, einige Besuche zu machen und dem Bus und der Ausrüstung nach der langen Reise etwas Pflege zukommen zu lassen.
Bereits auf Sardinien hatte man uns prophezeit, dass uns in der Toskana nebliges und nasses Winterwetter erwarten würde und so ist es auch gekommen.
Von Livorno aus sind wir zunächst nach Volterra gefahren, um dann über Casole d’Elsa einen riesigen Campingplatz in den Bergen anzusteuern, wo wir zwei Tage als einzige Gäste verbrachten. Dort hatten wir ein komplettes Sanitärgebäude für uns alleine.
Eine kombinierte Radtour/Wanderung bei Casciano hat uns ziemlich geschafft. Wir waren nicht darauf vorbereitet, dass die Toscana so gebirgig sein könnte.
Unsere nächste Etappe führte uns nach Siena. Ich möchte darauf verzichten, viel über die doch hinreichend bekannten Städte der Toskana zu schreiben.
Die Toskana bietet im Winter nur wenig von bekannten Postkarten-Klischees. Die Landschaft hat die gleichen Winterfarben, wie wir sie aus Deutschland kennen. Es ist für uns sehr anstrengend, in dieser Jahreszeit zu reisen. An den Abenden müssen wir oft stundenlang recherchieren, bis wir einen geeigneten und geöffneten Stellplatz gefunden haben. Vor allem eine funktionierende Stromversorgung ist aktuell für uns ein unverzichtbarer Faktor geworden. Unser kleiner Heizlüfter läuft eigentlich ständig, weil der Bus bei abendlichen oder nächtlichen Außentemperaturen zwischen null und zehn Grad sonst schnell auskühlen würde.
Als wir bei Marco unseren nächsten Platz auf einem Bauernhof gefunden haben, fassen wir einen Entschluss: Wir wollen bald nach Erfurt zurückkehren. Vor allem die lange Dunkelheit macht uns zu schaffen. Es ist ja aktuell nur knapp zehn Stunden hell und teils sehr kalt und so verbringen wir sehr viel Zeit in dem kleinen Bus. Das lange Sitzen und der Bewegungsmangel tut unseren Körpern nicht gut und zerrt auch an den Nerven. Die letzten Monate waren eine wunderbare Erfahrung, aber wir spüren, dass auch unser Erlebnisspeicher mittlerweile überläuft. Wir besuchen diese unglaublich schönen toskanischen Städte, aber wir vermissen die Begeisterung, die wir zu Beginn der Reise bei solchen Besuchen gespürt haben. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es Zeit wird zurückzukehren.
Allerdings gibt es auch jetzt noch Erlebnisse, die einfach toll sind: der Besuch auf Marcos Bauernhof beispielsweise. Der junge Mann hat vor zwei Jahren damit begonnen, Camper zu beherbergen und kümmert sich mit Herz und Seele um seine Gäste. Er gibt Tipps für Ausflüge, erzählt von dem Leben in der Region und von seinen Plänen. Solche Reisebegegnungen sind oft wertvoller als der Besuch einer berühmten Stadt.
Tatsächlich hat uns die nächste berühmte Stadt, nämlich Florenz, nicht so sonderlich begeistert. Das fing schon an, als wir auf der Suche nach einem Parkplatz waren. Wir benutzen dazu eine App, in der ständig vor Parkplätzen in Citynähe gewarnt wurde. In den Kommentaren wird von aufgebrochenen Campern und gestohlenen Fahrrädern berichtet. Mit gemischten Gefühlen starteten wir daher unseren Ausflug in die Innenstadt.Überall gibt es Warteschlangen: Am EIngang zum Dom und vor dem Geschäft mit den angeblich besten Pannini
Selbst jetzt im Winter ist die Stadt voll von Touristen aus aller Welt und es bilden sich lange Schlange vor angesagten Restaurants, dem Dom und anderen Sehenswürdigkeiten. Und wer die Krämerbrücke in Erfurt kennt, ist nicht so sehr beeindruckt von der berühmten Brücke Ponte Vecchio mit ihren Schmuckgeschäften.
Einen ganz anderen Eindruck hinterließ hingegen Lucca, obwohl es hier zwei Tage lang in Strömen regnete. Wir hatten einen Platz auf dem Hof einer Autowerkstatt gefunden. Sicherlich einer der ungewöhnlichsten Übernachtungsplätze auf unserer Reise, aber sehr praktisch, da fußläufig nur wenige Minuten von der historischen Altstadt entfernt, deren besonderes Merkmal darin besteht, von einer kilometerlangen Stadtmauer umgeben zu sein.
Hier gefällt es uns, durch die Gassen zu gehen und hinter jeder Biegung etwas Neues zu entdecken. Man spürt, dass die Stadt in dieser Jahreszeit noch den Bewohner*innen gehört.
Man könnte hier durchaus noch einige Tage verbringen, wir möchten jedoch zum letzten Ziel unserer Reise aufbrechen und wollen versuchen in den Cinque Terre noch einige Tage zu wandern.