2. bis 4. Februar 2024
Unsere Fähre nach Livorno startet am Vormittag und soll abends um acht Uhr in Italien ankommen. Wir buchen auf dieser Fahrt zwei Ruhesessel, um einen festen Platz an Bord zu haben, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass frei verfügbare Plätze auf manchen Überfahrten begrenzt sind.
Auch diesmal sollen wir 2 Stunden vor Abfahrt am Hafen sein, so machen wir uns frühmorgens auf den Weg. Die erste Überraschung ist, dass unser Bus im Hafen von der Polizei kontrolliert wird, obwohl wir ja innerhalb von Italien unterwegs sind. Wir müssen in ein spezielles Zelt fahren, wo ein Gerät zum Durchleuchten des Gepäcks steht. Jörg muss aussteigen, die Türen öffnen, der Bus wird von unten kontrolliert und überall ein kurzer Blick hineingeworfen. Zum Glück muss die Heckklappe nicht geöffnet werden, so dass die Fahrräder dran bleiben können.
In der Schlange zum Boarding sind wir die zweiten, insgesamt werden sich auch in den nächsten zwei Stunden die Reihen kaum füllen. Auch LKW fahren nicht auf die Fähre, dafür werden diesmal Unmengen von Auflegern und Anhängern in einem atemberaubenden Tempo mit speziellen Fahrzeugen auf die Fähre gefahren.
Auf der Fähre selbst ist alles noch viel ruhiger als auf unserer letzten Fahrt von Barcelona nach Porto Torres. Fast alles ist geschlossen, wir haben jedoch den Eindruck es gibt trotzdem mehr Personal als Passagiere. Es herrscht fast eine familiäre Atmosphäre. Die Buchung der Ruhesessel war also überflüssig, aber wir haben dadurch eine schöne Abwechslung. An Board befindet sich nämlich ein sardischer Männerchor, der pünktlich zur Siesta die erste Chorprobe startet, später folgt eine weitere. Von Ruhe keine Spur, mindestens 10 Männern reden lautstark immer gleichzeitig, aber singen können sie.
Ansonsten ist die Fahrt auch deshalb recht kurzweilig, weil wir bei herrlichem Sonnenschein an Korsika, Elba und anderen kleinen Inseln vorbeifahren und es so immer etwas zu sehen gibt.
Abends überrascht uns die Fährgesellschaft sogar noch mit Lifemusik: In der Bar spielt ein Saxofonist.
Nach der Ankunft mit etwas Verspätung können wir als eine der ersten die Fähre verlassen und erreichen den Campingplatz, der direkt am Meer liegt, gerade noch rechtzeitig bevor er schließt. Glück gehabt …
Am nächsten Tag fahren wir mit den Fahrräder 10 Kilometer am Meer entlang in die Stadt Livorno, der drittgrößten Stadt der Toskana. Die Hafenstadt strahlt laut Reiseführer einen herben Charme aus, was wir bestätigen können, sie gefällt uns.
Wir besuchen den Mercoado Centrale, wo es am Samstagmorgen in der Halle und besonders außen von Menschen wimmelt. Die Halle wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, ist 95 Meter lang. Wir haben im Laufe der Reise viele Märkte besucht, aber hier begeistert uns vor allem das besondere Gemüse, der Fisch und die Vielfalt an verschiedenen Broten.
Anschließend schlendern an den Kanälen durch die Altstadt, auch Venezia Nuova genannt, und fahren durch die Hafenanlagen.
Einen weiteren Ausflug machen wir zu einem der bekanntesten Wallfahrtsorte der Toskana: Santuario di Montenero liegt auf knapp 200 Meter Höh TVe auf einem Hügel bei Livorno und ist mit einer Standseilbahn zu erreichen.
Von außen wirkt die gesamte Klosteranlage eher schlicht, betritt man allerdings das Innere befindet man sich in einer anderen Welt.
Es gibt auch makabere Fotos von Unfallwagen und den überlebenden Fahrern. Einige Vitrinen sind vollgestopft mit Baby- und Brautkleidung. In einer Klosterapotheke werden allerlei Salben, Tinkturen und Liköre verkauft.
Die Wände sind gepflastert mit Amuletten, die von den Besucher*innen stammen. Wir vermuten, dass damit ein Dank für ein besonderes Ereignis ausgedrückt werden soll.
Drei Tage waren wir in Livorno und es kam uns so vor, als wären wir wieder in der Zivilisation. Nachdem wir auf Sardinien oft unter sehr improvisierten Bedingungen campierten, haben wir hier eine warme Dusche in einem geschlossenen und überdachten Bad sehr genossen.