Sevilla

7. bis 9. Dezember

Der Zeitpunkt für einen Sevilla-Besuch war von uns nicht besonders klug ausgesucht. Der 6. und 8. Dezember sind in Spanien Feiertage und in Verbindung mit dem Wochenende ergaben sich so einige Brückentage, die von vielen Spaniern für einen Kurzurlaub oder eine Städtereise genutzt wurden. Entsprechend voll war es in Sevilla. Zeitweilig entstand ein regelrechtes Weihnachtsmarkt-Feeling, nur dass es hier keinen Weihnachtmarkt gab und die vielen Menschen die gesamte Innenstadt füllte.

Vor vielen Tapas-Bars und Restaurants warteten die Besucher geduldig in langen Schlangen darauf, einen Platz zu erhalten. Die Tickets für den Besuch des Königspalasts Alcazar waren ausgebucht. Schade, ist es doch einer der wichtigsten Programmpunkte eines Sevilla-Besuchs.

Aber die Feiertagsstimmung hatte auch einige Vorteile, so zogen viele Musiker durch die Innenstadt und auf den Plätzen und in den Parks traten Flamencotänzer und andere Künstler auf

Wir besuchten die abendliche Messe vor dem Feiertag Mariä Empfängnis in der Kathedrale von Sevilla. Die Liturgie unterscheidet sich stark von einem evangelischen Gottesdienst in Deutschland. So gab es in der Messe keinerlei Musik oder Gesang und leider verstanden wir von der Predigt und den Bibellesungen nur wenige Fragmente.

Metropol Parasol

Ein Highlight war der abendliche Besuch des Metropol Parasol, einer riesigen pilzförmigen Konstruktion aus Holz, Stahl und Beton, welche vom Architekten Jürgen Mayer H. entworfen wurde und deren Formen sich an den Birkenfeigenbäumen orientiert, die man in der Stadt vorfindet.

Errichtet wurde das 150 Meter lange und 26 Meter hohe Bauwerk an der Stelle einer ehemaligen Markthalle. Verbaut wurden 3500 Kubikmeter Furnierschichtholz und 700 Tonnen Stahl. Holz wurde unter anderem deshalb verwendet, weil der Untergrund nicht sehr tragfähig ist. Unter dem Metropol Parasol befinden sich die Fragmente römischer Bauwerke. Anfangs wurde das Design sehr kontrovers diskutiert, mittlerweile ist es jedoch zum Wahrzeichen der Stadt geworden.

Man kann die Parasol-Dächer über geschwungene Wege überqueren und hat von dort oben einen wunderbaren Blick über die Stadt. Die meisten Besucher möchten natürlich bei Sonnenuntergang auf die Dächer und als wir unsere Karten für diesen Zeitraum buchen wollten, waren noch genau 2 Stück verfügbar. Wir hatten also richtig Glück. Die Ticketpreise wurden in den vergangenen Jahren kräftig angezogen, aber der Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Es ist unbeschreiblich bei klarer Sicht die Stadt in Dämmerungsphase von oben zu betrachten. Wenn die Sonne untergegangen ist, wird die Dachkonstruktion mit staken LED Lampen beleuchtet. Die Beleuchtung, deren Farbe sich an der des Himmels und der Stadt orientiert, mäandert langsam über die Pilz-Dächer.

Fast zwei Stunden haben wir uns auf den Dächern aufgehalten.

Sehr empfehlenswert ist auch ein Streifzug durch das Viertel Triana, welches am westlichen Ufer des Flusses Gudalquivir liegt. Dort findet man zahlreiche kleine Geschäfte, wo man wunderschöne Kacheln und Töpferwaren erstehen kann. Auch viele kleine Bars und Cafés haben sich dort angesiedelt. Wir haben im Internet einen Tipp anderer Reisenden gefunden und dort wunderbaren glutenfreien Kuchen gegessen.

Kein Kuchen, aber die überall gegenwärtigen Schinken …

Centro Andaluz de Arte Contemporaneo

Ein weiteres Highlight war der Besuch des Andalusischen Zentrums für zeitgenössische Kunst. Schon der Ort, in dem sich das Museum befindet, ist absolut sehenswert. Es ist das ehemalige Kartäuserkloster Monaasterio de la Cartuja, welches im 19. Jahrhundert zur Porzellanfabrik umgewandelt wurde. Zur Expo 92 war es Mittelpunkt der Weltausstellung.

Wir konnten bei unserem Besuch zwei beeindruckende Sonderausstellungen sehen. Eine Ausstellung der Künstlerin Malgorzata Mirga-Tas, die sich in ihren genähten Bildern und Objekten mit der Kultur und dem Leben der Roma in ihrer Heimat bei Czarna Gora auseinandersetzt.

Die zweite Sonderausstellung widmete sich der Estampa Popular, einem über ganz Spanien verteilten Künstlernetzwerk, dessen Ursprung 1959 in Madrid lag. Die Künstler*innen nutzten überwiegend Linol- oder Holzschnitttechniken, um eine künstlerische Gegenposition zum diktatorischen Franko-Regime zu formulieren.

Das Regime versuchte alle freien Meinungsäußerungen zu unterdrücken, deshalb mussten die künstlerischen Aktivitäten im Verborgenen stattfinden. Selten haben wir gesellschaftskritische und politische Kunst gesehen, die uns derart beeindruckt hat.

An einigen Tagen und zu bestimmten Zeiten ist der Besuch des Centro Andaluz de Arte Contemporaneo übrigens kostenfrei. Wir erwähnen dies, da der Eintritt in Museen oder kulturelle Denkmäler in Südeuropa die Reisekasse oft erheblich belastet.

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