25. bis 26. Oktober 2023
Wir müssen unseren Plan, den Norden Portugals zu erkunden, abbrechen. Seit Tagen regnet es fast pausenlos und in einer Stärke, die wir bislang noch nie erlebt haben.
Es war die falsche Entscheidung herzukommen und darauf zu hoffen, dass der Regen nachlässt. Hier in den Bergen fällt noch mehr Wasser aus dem Himmel und die Wetterprognosen, die wir fast im fünf Minuten Takt aufrufen, werden jede Stunde deprimierender. Durch unsere nasse Kleidung und Handtücher wird es im Bus immer feuchter. Nichts kann bei einer Luftfeuchte über 90 Prozent trocknen. Lüften ist unmöglich, weil dann der Regen sofort einen Weg ins Innere findet.
Der Platz, an dem wir aktuell stehen, wäre bei gutem Wetter sicherlich sehr schön: Ein dichter Olivenhain in der Nähe des Flusses Geres der aus den Bergen kommt und hier in einen Stausee mündet.
Allerdings wissen wir nicht, wie sich die Lage entwickeln wird. Die Böden können die Wassermassen längst nicht mehr aufnehmen. An manchen Stellen drückt das Wasser gurgelnd an die Oberfläche. Tatsächlich ist der Wasserspiegel über Nacht um etwa einen Meter gestiegen und wir befürchten, dass der Fluss in der kommenden Stunden den Platz überfluten könnte. Wenn dies in der Dunkelheit passieren würde, wäre dies fatal. Helfen könnte uns niemand, da hier außer uns keiner ist.
Kathrin drängte schon früh auf Abreise, aber ich hatte mich noch eine Weile gesträubt. Dabei ist es sicherlich die vernünftigere Entscheidung in Richtung Süden zu fahren, wo die Regenmengen nicht so hoch sein sollen. Wir warten also nun auf eine Regenpause, um schnell aufbrechen zu können. Die Fahrt hierher, auf überspülten Passstraßen war schwierig, zwischenzeitlich müssen sich die Bedingungen noch um einiges verschlechtert haben.
Mir fällt es dennoch schwer, den ursprünglichen Plan fallen zu lassen. Ich hatte mich auf Wandungen zu den Wasserfällen gefreut, für die dieses Gebiet berühmt ist.
Wir haben darüber diskutiert, uns eine Airbnb Unterkunft oder ein Hotelzimmer in Porto oder anderswo zu mieten. Letztlich sind wir jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es nur wenig Unterschied macht, ob wir das schlechte Wetter in einem kleinen Zimmer oder im Bus aussitzen. Zudem war auch die Frage offen, wo wir in einer so eng bebauten Stadt wie Porto, unsern Bus und die Fahrräder sicher ab- oder unterstellen können.
Es war klar, dass uns irgendwann auf der langen Reise eine längere Regenperiode erwischen würde. Dass diese so heftig ausfallen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Für uns sicherlich die größte Krise auf der Tour.