Von San Sebastian nach Bilbao

4. bis 8. Oktober 2023

Die Aufenthalte in den Städten sind für uns immer mit einem kleinen logistischen Kraftakt verbunden. Falls es Campingplätze gibt, liegen diese meist weiter außerhalb und die Stadt muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln angesteuert werden. Klar, Google Maps hilft prima bei der Verbindungssuche, aber mit den Tücken der jeweiligen Fahrkartenautomaten muss man sich dennoch herumschlagen. Stellplätze für Wohnmobile sind größtenteils zentraler gelegen, jedoch oft überfüllt. Freistehen wird in französischen und spanischen Städten nicht empfohlen, denn Wohnmobile werden oft und gerne aufgebrochen, da die Diebe wissen, dass es dort immer etwas zu holen gibt. Schließlich fährt man im Camper seinen kompletten mobilen Hausstand durch die Gegend.

San Sebastian

In San Sebastian haben wir relativ zeitig einen öffentlichen Stellplatz für Wohnmobile angesteuert und dort tatsächlich den letzten Platz ergattert. Wir stehen ungern auf solchen Plätzen. Es ist dort sehr eng und manchmal auch laut. Manchmal werden die Plätze von unerschütterlichen Optimisten noch spät in der Nacht angesteuert, die nicht auf die Idee kommen auszusteigen, um einen Platz zu suchen, sondern mit laut aufheulendem Motor die Reihen abfahren. Es gibt dort meist keinerlei sanitären Einrichtungen, keine Möglichkeiten abzuwaschen und keinen Strom: Was für die großen Mobile kein Problem darstellt, für die Reisenden in Kleinbussen jedoch schon. Allerdings gibt es in den spanischen Städten öffentliche Duschen und öffentliche Toiletten, die überwiegend sehr gepflegt sind.

San Sebastian glänzt durch eine tolle Lage. Die Stadt liegt gleich an zwei Buchten, die über beeindruckende Sandstrände verfügen. Stand und Strandpromenade waren jetzt im Oktober noch überraschen gut besucht. Entlang der Promenade gibt es viel wohlhabende Bäderarchitektur zu sehen.

Die typisch spanische Altstadt mit ihren hohen engen Gassen verfügt über eine Besonderheit: Die Bars ,in denen Pintxo anboten werden, wie die Tapas hier genannt werden, reihen sich in der historischen Altstadt aneinander. Auf den Tresen stapeln sich kunstvoll belegte Weißbrotscheiben. Man sollte jedoch nicht allzu hungrig eine solche Bar betreten. Die kleinen Brotstückchen kosten meist zwischen 4 und 7 Euro. Es kann also ein kleines Vermögen kosten, sich hier satt essen zu wollen.

Ansonsten verfügt San Sebastian über keine kulturellen Besonderheiten mit besonderer Strahlkraft.

Der zentrale Platz in der Altstadt: Die Balkone sind nummeriert. Sie dienten als Logen, als hier noch Stierkämpfe abgehalten wurden.

Bilbao

Das verhält sich in Bilbao ganz anders: Hier gibt es das Guggenheim Museum, welches rund eine Million Reisende jährlich in die Stadt lockt. Man spricht hier vom sogenannten Bilbao-Effekt. Der Bau des Museums hat dauerhaft für tausende von Arbeitsplätzen in der Gastronomie und der Hotelbranche gesorgt. Ohne das Guggenheim-Museum kämen vermutlich nur wenige Reisenden auf die Idee, das »Manchester Spaniens« zu besuchen.

Das Guggenheim-Museum, welches Frank O. Gehry geplant wurde, zieht gleichermaßen Liebhaber von Architektur und Kunst an. Das Gebäude ist selbst ein Kunstobjekt, das die Besucher in Erstaunen versetzt, aber auch polarisiert.

Die Außenfassade des Guggenheim-Museums besteht aus Titanplatten

Ich habe mich Anblick der ineinander verschachtelten Formen gefragt, wie man vor mehr als 25 Jahren – in einer Zeit als es noch keine 3D CAD Programme gab – ein solches Gebäude entwerfen und bauen konnte.

Im Innern findet man die monumentalen Stahlskulpturen von Richard Serra, die extra für diesen Museumsbau entwickelt und gefertigt wurden.

Aktuell wurden Sonderausstellungen von Picassos Skulpturen und den Werken von Yayoi Kusama gezeigt.

Neben allem dem Positiven, welches über den Besuch der Ausstellungen im Guggenheim-Museum gesagt werden kann, gibt es auch einen negativen Aspekt und dies ist einerseits die Flut an Besuchern und andererseits die unglaubliche Lautstärke, die in manchen Ausstellungsräumen herrschte.

Sonderausstellungen mit Skulpturen Picassos…
… und Werken von Yayoi Kusama

Auch unser Besuch in Bilbao erforderte eine gute Vorbereitung: Tickets für die Ausstellung und ein Stellplatz mussten online gebucht werden. Solche Onlinebuchungen sind unterwegs nicht immer einfach zu realisieren. So erhielten wir vom Stellplatz in Bilbao eine Word-Datei auf Spanisch, die wir zunächst konvertieren, übersetzen und dann schnellstens auf dem Handy ausfüllen und spätestens 48 Stunden vor dem geplanten Eintreffen wieder zurücksenden mussten. Am Ende hat alles gut geklappt, aber wir investieren für solche Vorbereitungen viel mehr Zeit, als wir dies vor unserer Reise geahnt hatten.

2 Gedanken zu „Von San Sebastian nach Bilbao“

  1. Hallo Lenz,
    das ist wirklich ein toll gestalteter Reisebericht und gut zu lesen.
    Wir Schlumpf, Spinne, Rati und ich waren dieses Jahr auf unserer Wandertour auch in Nordspanien unterwegs. Wir sind mit dem TGV bis Bordeaux und nach zwei Tagen dann weiter mit der Bahn an die spanische Grenze. Ab da waren wir dann zu Fuß unterwegs entlang der Küste über San Sebastian bis nach Bilbao. Es war also einiges in Deinem Blog mit Wiedererkennungswert. Toll!
    Nur das Guggenheim Museum in Bilbao ist nicht von Norman Forster sondern von Frank O. Gehry…
    Ich wünsche Euch noch eine schöne weitere Tour mit vielen spannenden Eindrücken und ERlebnissen.
    Viele Grüße
    Timpetu

    1. Hallo Timpetu,
      schön von Dir zu hören. Vielen Dank erstmal für den Hinweis. Ich habe den Fehler gleich korrigiert. Wir sind aktuell in Portugal, wo es dieser Tage sindflutartige Regenfälle gibt.
      Wir hoffen auf besseres Wetter, um hier den Winter verbringen zu können.
      Ich habe mir vorgenommen, auf der Rückreise bei eurem Stammtisch vorbeizukommen. Viele Grüße an Dich und die Anderen aus der Runde!
      Lenz/Jörg

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