Freunde, Verwandte und ein Unwetter

28. bis 31. Juli. 2023

Von Stockholm aus fuhren wir nach Norrköping, einer Stadt mit architektonischen Besonderheiten. Norrköping war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das landesweite Zentrum der Textilindustrie.

Das Bügeleisen-Gebäude auf einer Insel im Fluss

Viele der damaligen Industriebauten befinden sich im Stadtzentrum entlang des Flusses Motola Ström, der das notwendige Wasser für die Textilfabrikation lieferte und gleichzeitig der Energiegewinnung diente. Die alten Gebäude sind gut erhalten und wurden aufwändig restauriert. Heute beherbergen sie Museen, Restaurants, Wohnungen und Einrichtungen der Universität. Auch Start-ups ein Kino und ein Visualisierungs-Zentrum sind hier zu finden.

Eine vergleichbare Umnutzung von Industriegebäuden hatten wir bereits in der Stadt Tampere gesehen. In Norrköping wurden jedoch moderne Gebäude in den Altbaubestand integriert. Es hat sich so eine spannende architektonische Mischung entwickelt.

Treffen mit Freunden und Verwandten

Doch zunächst gelang das erste mal auf unserer Reise ein Treffen mit guten Freunden. Es war Zufall, dass Almuth und Martin genau zur passenden Zeit unsere Reiseroute kreuzten und so vereinbarten wir ein Treffpunkt an dem Badeplatz eines Sees. Ganz so einsam wir uns das vorgestellt hatten, war der Platz nicht. Bei unserer Ankunft standen schon einige Wohnmobile auf einer Wiese, die ein geschäftstüchtiger Landwirt zu einem PopUp-Campingplatz umfunktioniert hatte. Es wurde ein schöner Abend. Wir kochten, aßen, tranken und tauschten unsere Reiseerlebnisse und Neuigkeiten aus der Heimat aus.

An nächsten Morgen brachen wir nach einem gemeinsamen Frühstück und einem erfrischenden Bad im See auf, um Kathrins Onkel, Tante und deren Kinder zu besuchen.

Kathrins Onkel hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Mann ein landwirtschaftliches Praktikum in Schweden begonnen, dort seine spätere Frau kennengelernt und war deshalb im Land geblieben. Zunächst hatte er klassische Landwirtschaft betrieben und sich später auf Forstwirtschaft konzentriert und eine Firma für Straßen und Wegebau gegründet. Man kann sagen, dass er in Schweden eine Karriere gemacht hat, die in Deutschland kaum möglich gewesen wäre. Mittlerweile ist er fast 90 Jahre alt und noch topfit. Fast täglich geht er noch in die Wälder, obwohl längst einer seiner Söhne die forstwirtschaftlichen Arbeiten übernommen hat.

Uns hat er auf eine längere Tour durch die Waldgebiete mitgenommen und wir haben eine Menge erfahren: Wie man Bäume pflanzt, wie man sie pflegt und dass es etwa 70 Jahre dauert, bis man sie fällt. Wir haben erfahren, dass auch hier der Borkenkäfer den Wäldern zusetzt und wir haben einen wunderschönen Eichenwald besucht. Vor einiger Zeit hat Kathrins Onkel hier eine Eiche mit einem Stammumfang von 8,4 Metern entdeckt. Sie könnte bis zu tausend Jahre alt sein und wurde gleich unter Naturschutz gestellt.

Diese Eiche besitzt einen Stamm-Umfang von 8,4 Metern und könnte bis zu tausend Jahre alt sein.

Mir ist aufgefallen, dass sich bei land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten – anders als bei meiner Tätigkeit – die Frage nach der Sinnhaftigkeit nicht stellt. Man profitiert von der Arbeit, die bereits vor Generationen geleistet wurde und es ist gar keine Frage, dass man selbst auch Arbeit investiert, die erst zukünftigen Generationen zugutekommen wird.

Nach unserem Besuch, bei dem wir noch einige gute Tipps für die weitere Route an Schwedens Westküste erhielten, fuhren in Richtung Varberg, wo wir in lang anhaltenden Starkregen gerieten. Zeitweilig fühlte es sich an, als würden wir uns in einer Waschanlage befinden. Als der Regen für etwa zwei Stunden aufhörte, konnten wir den Bus verlassen und uns die überschaubare Anzahl an Sehenswürdigkeiten in der Stadt Varberg anschauen.

Kaltbadeanstalt
Gebaut im maurischen Stil
Festung Varberg

Gegen Abend kam noch einmal die Sonne hervor und am Horizont türmten sich riesige Wolkengebilde, die wir bei einer Fahrradtour zum Leuchtturm Morups Tånge bewundern konnten.

Nach dem Unwetter: Wolken am Horizont
Der Leuchtturm Morups Tånge

Und dann gab es noch ein Naturschutzgebiet…

Das Store Mosse Naturschutzgebiet

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