Artic Circle

16. und 17. Juni 2023

Wir haben länger darüber diskutiert, ob wir am Polarkreis nach Schweden abbiegen, um direkt nach Kiruna zu fahren, oder ob wir noch einen Abstecher in den hohen Norden zum Pallas Yllästunturi National Park machen sollten. Immerhin eine zusätzliche Strecke von insgesamt 400 km. Wir haben uns für diesen Umweg entschieden und es war die richtige Entscheidung. Wir haben Landschaften und eine Vegetation kennengelernt, wie wir sie bislang nur von Bildern oder aus Filmen kannten.

Je nördlicher wir kamen, desto kleiner und zierlicher wurden die Kiefern und die Birkenstämme.

Die Vegitation verändert sich nördlich des Polarkreises merklich

Sind wir in Mittelfinnland lange Strecken durch sehr gleichförmige Wälder gefahren, wurde die Landschaft im hohen Norden Lapplands sehr viel abwechslungsreicher. Wir kamen durch Moore, und überquerten häufig Flüsse und Bäche, die in vollkommen natürlichen Lauf durch die Ebenen mäandern.

Entlang der Strecke gab es viele kleinere und größere Seen und im Nationalpark Pallas Yllästunturi begannen die Berge.

Im Hintergrund die Berge des Pallas Yllästunturi Nationalparks

Manche erreichen eine Höhe von fast 900 Metern. Die längste Zeit des Jahres liegt hier Schnee. Vor wenigen Wochen erst war die Schneeschmelze und auch jetzt waren noch Schneereste vorhanden. Wegen des rauen Klimas liegt die Baumgrenze sehr niedrig.

Rentiergatter im Pallas Yllästunturi Nationalpark

Auf einer Wanderung durch das Gebirge trafen wir die ersten Rentiere. Sie sind nicht scheu und wir konnten uns ihnen auf wenige Meter nähern.

Campingplätze gibt es in dieser Region nicht oder sie sind nur im Winter, der touristischen Hauptsaison, geöffnet. Dann kann man hier so jede denkbare Wintersportart ausüben oder mit Motor- oder Hundeschlitten die Region erkunden.

Weil es hier keine Campingplätze gibt ist »Katzenwäsche« in den klaren Gebirgsflüssen angesagt.

Am Tag darauf haben wir zwei kleinere Wanderungen in einem Gebiet des Nationalparks unternommen, das eine völlig andere Vegetation aufweist. Wir gingen entlang von Flüssen, an denen Unmengen von Sumpfdotterblumen blühten, durch Wälder mit einem grünen Teppich aus Beerensträuchern.

An den Ästen abgestorbener Bäume hingen schwarze, bartähnliche Flechten.

Wir kamen auch an einigen Heiligtümern der Urbevölkerung Lapplands, der Samen, vorbei:

Dem Felsen Seitaphta, einem Altar, auf dem Opfer dargebracht wurden, um für eine gute Jagt oder Glück beim Fischfang zu bitten. Auch der daneben liegende See war eine Kultstätte. Man glaubte, dass sich in der Tiefe, unter der grünen Oberfläche, eine »seivo« befände: die auf dem Kopf stehende Welt des Geisterreichs.

Der Felsen Seitaphta: Ein Opferaltar der Samen
Unter der Oberfläche befindet sich die auf dem Kopf stehende Welt des Geisterreichs

Für Besucher, welche es noch nicht gelernt haben, die schreckliche Penetranz unzähliger Stechmücken mit Gleichmut zu ertragen, sind diese Sumpf- und Feuchtgebiete jedoch ein sehr schwieriges Terrain.

Unsere Zeit in Finnland geht nun zu Ende. Wir wechseln die Flussseite und befinden uns in Schweden. Für die Bewohner beidseits des Flusses machte es übrigens nie einen Unterschied, auf welcher Flussseite sie leben. Sie sprechen bis heute einen ähnlichen Dialekt.

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