10. bis 12. Juni 2023
Von der Ostsee sind wir in östlicher Richtung nach Tampere abgebogen. Mit nahezu 250.000 Einwohnern ist sie die drittgrößte Stadt Finnlands und wird auch als das Manchester des Nordens bezeichnet. Die Stadt liegt zwischen zwei großen Seen, die durch eine gewaltigen Stromschnelle miteinander verbunden sind. Diese Stromschnelle wird seit dem Beginn des 20. Jahrhundert zur Energiegewinnung genutzt. In Tampere siedelten sich vor allem Textil- und Papierfabriken an.
Viele dieser alten Industriebauten befinden sich in der Innenstadt und wurden nach dem Ende des industriellen Zeitalters nicht abgerissen, sondern umgenutzt. Sie beherbergen heute Museen, Theater, Restaurants und Wohnungen.
Durch den Erhalt dieser Gebäude ist ein ganz besonderes Stadtbild entstanden. Wir waren erstaunt, wie großstädtisch Tampere wirkt. Gleichzeitig besitzt diese Stadt durch die beiden großen Seen einen fast maritimen Charakter. Es gibt einen großen Jachthafen und zwei kleinere Häfen für Ausflugsschiffe.
Zwei Bauwerke haben uns in Tampere besonders beeindruckt: Der Dom und die Kaleva Kirche. Der Dom wurde von Lars Sonk entworfen und zwischen 1902 und 1907 errichtet. Er gilt als Gesamtkunstwerk des Jugendstils.
Tatsächlich haben wir noch nie eine Kirche in Jugendstilarchitektur gesehen, die derart im Detail gestaltet wurde. Jede Tür, jede Kirchenbank, jede Säule besitzt wunderschöne Jugendstilornamente, die von dem Architekten Vatlter Jung entworfen wurden
. Auch die Fresken, die Kanzel und die Glasfenster fügen sich in dieses Gestaltungskonzept ein.
Die Kirche der Gemeinde Kevela kann gegensätzlicher nicht sein: Sie wurde von Reima Pietilä entworfen und 1966 vollendet. Im Grundriss der Kirche ist ein altes christliches Symbol zu erkennen: der Fisch.
Der Kircheninnenraum bietet ein unvergleichliches Raumerlebnis. 18 schmale Fenster ragen vom Fußboden bis zur Decke und vermitteln ein Gefühl von Höhe, Weite und Offenheit. Die Farbe der Wände soll an ungebleichtes Leinen erinnern. Kirchenbänke, Orgel und Altar bestehen aus finnischem Kiefernholz.
So unterschiedlich beide Kirchen auch sind, sie waren für uns Orte der Ruhe und des Innehaltens und regen durch ihre vielen Symbole zum Nachdenken über Glaubensfragen an.
Alvar Aalto
Auf unserer Weiterfahrt in den Norden, legten wir einen Zwischenstopp in Jyväskylä ein, dem Pilgerort vieler an Architektur interessierten. In und um diese Stadt hat der Architekt zahlreiche Gebäude realisiert. Es gibt ein Alvar Aalto Museum und architektonische Rundgänge auf den Spuren des Architekten.
Besonders beeindruckend ist die Universität. Zwischen 1951 und 1971 wurden dort von dem Büro Aalto zahlreiche Neubauten realisiert. Es kommt vermutlich nur selten vor, dass ein Architekt die Architektur eines gesamten Campus für rund 30.000 Studierende so maßgeblich prägen kann.
Das Gesamtkonzept ist beeindruckend. Der Campus befindet sich innerhalb eines parkähnlichen Geländes, wo bereits einige ältere Universitätsgebäude vorhanden waren. Aalto benutzte für die Neubauten überwiegend gebrannte Ziegelsteine, also den gleichen Baustoff, der auch für die älteren Gebäude verwendet wurde. Dadurch scheinen die alten und die neuen Bauwerke optisch miteinander zu verschmelzen.
Die Kirche von Petäjävesi
Auf unserer Strecke trafen wir auf die Holzkirche von Petäjävesi, die auf die UNESCO -Weltkulturerbe-Liste aufgenommen wurde. Sie stammt aus dem Jahr 1764 und wurde von Jaako Leppänen d. Ä. entworfen. Sie gilt landesweit als die schönste in Blockhaustechnik errichtete Kirche.
Wichtige Gadgets auf unserer Reise
Auf unserer Reise in den Norden werden Stechmücken unsere ständigen lästigen Begleiter. Den Innenraum des Busses müssen wir durch Moskitonetze an Fenstern und Türen schützen. Für den Aufenthalt im Freien benutzen wir ein Mückenspray für die Haut und ein Wirkstoff-Verdampfer von Thermacell. Dieses kleine Gerät wird auf eine Gasflasche aufgeschraubt und wirkt tatsächlich Wunder. Wurden wir ohne Einsatz dieses Verdampfers von zahlreichen Mücken attackiert, hatten wir nach dem Einschalten des Geräts plötzlich Ruhe.