29. bis 31. Mai 2023
In unserer Vorstellung sollte es eine dieser glamourösen Fähren sein, mit großem Büfettangebot und Shops, die uns nach Finnland bringt.
Die Wirklichkeit sah leider anders aus. Gegen sechs Uhr morgens standen wir in einem tristen Frachthafen und unser Schiff war eine in die Jahre gekommene Cargo-Fähre für den LKW-Transport. Das Büfett war eher auf die Bedürfnisse von Fernfahrern ausgerichtet und der Shop bestand aus einem Tresen. Dort konnte man seine Wünsche nach zollfreien Alkoholika äußern. Diese Einkaufsmöglichkeit hatten wir nicht genutzt, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte. Denn zu diesem Zeitpunkt kannten wir die finnischen Preise für alkoholische Getränke noch nicht.
Überraschung Nummer zwei erlebten wir bei der Ankunft auf dem städtischen Campingplatz von Helsinki. An der Tür zur Rezeption hing ein Zettel mit der Information, dass alle Plätze ausgebucht wären. Damit hatten wir nun gar nicht gerechnet. Waren wir doch im Baltikum seit Wochen oft die einzigen Gäste auf den Plätzen. Da unser Bus recht klein ist und wir keinen Strom benötigen, erlaubte uns die nette Frau an der Rezeption auf der Zeltwiese zu stehen. Das war sogar ein Glücksfall, denn dieser Platz war viel schöner, als die vielen engen Wohnmobilplätze.
In Helsinki taten wir das, was wir häufig in Großstädten praktizieren. Wir besorgten uns an der nächsten Metrostation eine 48 Stunden Fahrkarte, um kreuz und quer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu fahren. Dabei lassen wir uns häufig planlos treiben und entdecken oft spannende Orte und Stadtviertel. Auch einige Schiffe kann man in Helsinki mit der Tageskarte nutzen. So haben wir einen Ausflug zur Insel Suomenlinna unternommen, die früher als Seefestung genutzt wurde und heute überwiegend als touristisches Ausflugsziel dient.
Der Reiz der Stadt Helsinki besteht darin, dass man immer wieder auf Wasser oder Häfen trifft. Ansonsten wirkt die Stadt sehr zweckmäßig. Es gibt große Einkaufsboulevards in der Innenstadt und an den Stadträndern breiten sich die modernen Wohnquartiere aus.
Im Bahnhofsquartier befinden sich einige architektonische Highlights: Das Kunstmuseum Kiasma (Architekt: Steven Holl) und die Bibliothek (geplant von ALA Architects).
Letztere hat uns besonders begeistert, denn hier wird das Thema Bibliothek völlig neu interpretiert. Überall gibt es Rückzugsorte zum Lesen, zum Lernen und zum Kaffeetrinken. Es gibt viele Werkstattbereiche: Man kann großformatige Drucke anfertigen, Lasercutter und 3D Drucker benutzen, nähen usw. Die Bibliothek ist somit auch ein moderner Makerspace mit professioneller Anleitung und ein Treffpunkt, besonders für auch für junge Familien, Kinder und Jugendliche.
Spannend war auch der Besuch des finnischen Designmuseums. Ein abendlicher Besuch beim Werksverkauf von ittala, der sich in der ehemaligen Arabia Porzellanfabrik befindet, war leider vergebens: Das Geschäft war leider bereits geschlossen. Nach der Porzellanfabrik Arabia ist ein ganzer Stadtteil benannt und hier ist zwischenzeitlich ein Viertel für Künstler und Kreative entstanden.