Unsere letzte längere Urlaubsreise vor unserem großen Europa-Trip war gleichzeitig finale Testfahrt. Der Bus wurde mit fast allen Ausrüstungsgegenständen bepackt, die wir auch auf unserer Jahrestour mitnehmen würden.
Um das Gewicht zu prüfen, fuhren wir zunächst auf die Waage eines Schrottplatzes. Dort wurde es spannend: Würde die Zuladungsreserve für die große Reise ausreichen? Die Waage zeigte inklusive zwei Personen ein Gesamtgewicht von 3050 Kg. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3200 Kg bliebe also noch eine Reserve von150 kg. Diesen Puffer werden wir sicherlich durch zusätzliche persönliche Gegenstände aufbrauchen. Auch werden für die lange Reise noch ein Unterfahrschutz und AT-Reifen auf Stahlfelgen montiert, die sicherlich zusätzliches Gewicht auf die Waage bringen.
Insgesamt sollten wir mit der gemessenen Gewichtsreserve jedoch hinkommen: Eine bislang ungeklärte Frage war somit beantwortet.
Mehr Platz für zusätzliches Gepäck
Auf die Anhängerkupplung, welche bislang zum Fahrradtransport genutzt wurde, hatten wir eine selbstkonstruierte Gepäckbox montiert, in der das Vorzelt und zwei Fahrradtaschen transportiert werden. Unsere Fahrräder reisen nun auf einem Heckträger. Die Beladung wird dadurch leider etwas umständlicher, da die Fahrräder ziemlich weit nach oben gewuchtet werden müssen. Schwere E-Bikes würden wir nicht auf den Heckträger bekommen, obwohl er dieser durchaus dafür geeignet wäre.
Vermutlich wird das Vorzelt auf dieser Testfahrt/Urlaubsreise nicht benötigt: Es war in Europa schon viel zu lange trocken und auch für die nächste Zeit war kaum mit Regen zu rechnen. Es war aber wichtig, die Stabilität der Transportbox zu testen, um die Konstruktion ggf. nachbessern zu können.
Unser Fazit: Die Transportbox hat sich auf der fast 2500 Km langen Strecke gut bewährt.
Die Reiseroute
11. und 12. August 2022: Anreise nach Apenrade
Unseren ersten Stopp legten wir kurz hinter der deutschen Grenze in Apenrade ein. Danach wollten wir von der Ost- an die Nordsee fahren und in kleineren Etappen an der Küste entlangfahren.
13. August 2022: Über Ribe zur Nordsee
Bei unserem nächsten Stopp, auf einem Campingplatz in Nähe von Esbjerg, kam gleich unsere Ersatzteilkiste zum Einsatz. Die Wasserpumpe war defekt und musste getauscht werden. Sie hatte lange gehalten und war bereits zwei Mal eingefroren, weil ich vergessen hatte im Herbst den Wassertank zu entleeren.
Wasserpumpen und auch Wasserhähne sind recht anfällig für Defekte und daher sollte man Ersatz für diese wichtigen Bauteile an Bord haben, denn es könnte sehr lästig und zeitaufwändig werden, im Ausland nach einem passenden Ersatz zu suchen.
14. und 15. August 2022: Von Esberg nach Houstrup
Unsere nächste Etappe führte uns über Esberg zum Leuchtturm Blavandshuk Fyr, den man besteigen kann und der einen tollen Ausblick über die Dünenlandschaft bietet. Umgeben ist der Leuchtturm von vielen Bunkeranlagen. Überall entlang der Strände findet man diese Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg: Die Bunkeranlagen des Westwalls, die wie gestrandete Wale halb versunken auf dem Strand liegen.
Über den Holstland Kilit passierten wir den Ringköbing Fjord und konnten das erste Mal an den unglaublich breiten Stränden eine Rast einlegen, um ein Bad in der Nordsee zu nehmen. Mitte August wirkten die Strände fast menschenleer. Nur in der Nähe der Dünenübergänge waren Urlauber zu treffen.
Den nächsten Übernachtungsstopp legten wir auf einem Campingplatz in Houstrup ein. Ein Platz, der nicht direkt an der Küste liegt und daher etwas günstiger ist. Die dänischen Campingplätze sind meist sehr gut ausgestattet, aber das Preisniveau ist recht hoch. Man sollte jedoch nicht versuchen frei zu campen, denn es ist in Dänemark verboten im öffentlichen Raum zu übernachten. Wer dabei erwischt wird, dem drohen hohe Strafen.
Da unser Camper über keine Nasszelle verfügt, bevorzugen wir generell die Übernachtung auf Stell- oder Campingplätzen. Insgesamt sehe ich es sehr kritisch, dass Camper immer häufiger auf Parkplätzen oder öffentlichen Plätzen übernachten. Der anfallende Müll wird in öffentlichen Mülleimern entsorgt: Bezahlen müssen dafür andere und im Umfeld solcher illegalen Stellplätze findet man häufig auch andere Hinterlassenschaften der Reisenden.
Um etwas Geld zu sparen und um unsere solare Stromversorgung zu testen, haben wir auf den Campingplätzen auf Landstrom – also den Anschluss an das Stromnetz verzichtet. Immerhin wird auf den dänischen Campingplätzen Strom im Durchschnitt mit umgerechnet 7,- € pro Tag berechnet. Auf unserer 18 tägigen Reise sind wir kannte uns das 110 Watt Solarmodul auf dem Dach des Busses ausreichend mit Strom versorgen.
Zum Betrieb eines zusätzlichen Kühlschranks haben wir an zwei Tagen zusätzlich ein mobiles 160 W Solarpanel genutzt, um den Akku des Power-Generators nachzuladen. Der Vorteil eines solchen mobilen Solarpanels besteht darin, dass der Bus im Schatten stehen kann und trotzdem Strom erzeugt werden kann. Leider kann das Panel nur dann genutzt werden, wenn man selbst vor Ort ist. Der Preis der mobilen Solaranlage ist zu hoch, um sie unbeaufsichtigt zu betreiben. Wir müssen noch eine Lösung finden, um das Panel gegen Diebstahl zu sichern.
16. August 2022: Von Houstrup nach Lemvig
Es geht weiter in Richtung Norden. Wieder legen wir einen Zwischenhalt an einem Leuchtturm ein. Er heißt Bovbjerg Fyr und hatte früher eine wichtige Bedeutung. Viele Schiffe sind früher vor dieser Steilküste gestrandet. Heute ist der Leuchtturm ein Touristenmagnet. Die Parkplätze sind überfüllt, obwohl Mitte August in Dänemark bereits keine Hauptreisezeit mehr ist. Da der Himmel bedeckt ist, verzichten wir auf die Besteigung des Turms und fahren weiter in Richtung Lemvig, wo wir beim Stand Campingplatz einchecken und einen schönen Platz mit Blick auf die Bucht Nissum Bredning erhalten. Hier wollen wir zwei Nächte verbringen.
17. August 2022: Mit Fahrrad und Kleinbahn
Für heute haben eine Fahrradtour nach Tyborøn geplant. Der Ort befindet sich am Ende einer Landspitze. Dort befindet sich auch die Durchfahrt zum Nissum Bedning Fjord, an dem unser Campingplatz liegt.
Zunächst schickt uns Google Maps über in schmalere Nebenstrecken und Feldwege. Irgendwann stehen wir auf einem Bauernhof, auf dem ein Durchfahrt verboten Schild steht. Wir müssen unsere Route ändern und verfahren uns dabei immer wieder. Die Laune sinkt stetig und wir sind kurz davor die Fahrt abzubrechen, denn es ist schon recht anstrengend, mit unseren Klappfahrrädern größere Strecken zu fahren. Irgendwann erreichen wir die Landzunge Harboøre Tange und fahren über einen kilometerweiten geraden Fahrradweg nach Tyborøn. In der Stadt befindet sich ein kleiner Fährhafen und ein Bunkermuseum, auf dessen Außengelände einige Überbleibsel des 2. Weltkriegs ausgestellt sind. Beeindruckend ist eine Kunstinstallation, welche die eindrucksvoll die Zahl der Opfer verdeutlicht, die bei den Angriffen auf Schiffe im Skagerrak ums Leben gekommen sind.
Wir sind froh, dass wir mit einer kleinen Privatbahn nach Lemvig zurückfahren können. Ein Einheimischer spendiert uns zwei Online-Tickets für unsere Fahrräder, die wir am Ticketautomaten nicht kaufen können.
18. August 2022: Vom Nationalpark Thy nach Hanstholm
Diesen Vormittag müssen wir wegen starker Regenfälle im Bus verbringen. Da wir den Campingplatz bis 12 Uhr verlassen müssen, nutzen wir eine kurze Regenpause, um zu packen und dann weiter in Richtung Norden aufzubrechen, wo gegen Abend wieder die Sonne zum Vorschein kommen soll. Nach einem Stopp im Nationalpark Thy, steuern wir die Hafenstadt Hanstholm an.
Wir besuchen den Fischerei- und Fahrhafen. Kathrin kollidiert beinahe mit einer Möwe, die im Sturzflug einen Fisch aus einem Transportbehälter gemopst hatte, der von einem Gabelstapler über das Hafengelände gefahren wurde.
Auch in Hanstholm gibt es wieder ein Bunkermuseum. Das Ausmaß der Anlage und der dort im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Waffen ist beängstigend.
19.August 2022: Bunker, Bunker, Bunker…
Auch an diesem Vormittag wieder Bunker. Man kommt nicht an ihnen vorbei, wenn man an der dänischen Nordseeküste entlangfährt. In Vigsø befindet sich eine besonders beeindruckende Ansammlung von Bunkern: Sie befinden sich westlich von Hanstholm und sollte die dortigen Geschütze vor Angriffen schützen.
Nach einem Bad im Meer fuhren wir an den breiten Strand von Saltrum, wo der Bus seine Offroadfähigkeiten unter Beweis stellen konnte. Man parkt hier direkt auf den unglaublich breiten Ständen.
Unser nächstes Ziel ist die Stadt Løkken. Auch hier wieder befahrbare Strände, die wir aber diesmal mit den Fahrrädern entlangfuhren. Hier sahen wir, dass es dort nicht ganz ungefährlich ist, mit dem Auto auf den Strand zu fahren, denn die Flut erreicht an manchen Stellen fast die Abbruchkante der Steilküste.
20. August 2022: Zwischen Ost- und Nordsee
Heute erreichten wir Skagen, den Wendepunkt unserer Reise. An der nördlichsten Spitze Dänemarks treffen die Strömungen der Nord- und Ostsee aufeinander und sorgen für ein imposantes Schauspiel, welches sich viele Touristen anzieht. Trotz der beginnenden Nachsaison ist nicht ganz einfach einen Parkplatz zu ergattern, aber der Weg auf die Sandbank lohnt tatsächlich.
Die nächste Nacht verbringen wir auf dem Stellplatz des Jachthafens von Frederikshaven. Am Samstagabend wirkt die Innenstadt wie ausgestorben. Nur einige Reisende, die vermutlich auf Ihre Fähre warten, flanieren durch die Stadt. Wir vermuten, dass es hier am Sonntag nicht viel anders aussehen wird und beschließen am nächsten Morgen weiterzufahren.
21 August 2022: Kulturprogramm
Wir steuern Aalborg an: Mit einer Einwohnerzahl von ca. 211.000 ist diese Stadt etwa so groß wie unsere Heimatstadt Erfurt. Es ist die viertgrößte Metropole Dänemarks.
Hier möchten wir etwas Kultur tanken und das Kunsten Museum of Modern Art besuchen, welches übrigens von den berühmten finnischen Architekten Elissa und Alva Aalto und dem dänischen Architekten Jean-Jacques Baruel entworfen wurde.
Wir konnten dort eine sehr interessante Sonderausstellung zum Thema Marmor als Werkstoff künstlerischer Arbeiten sehen.
Übernachten wollten wir jedoch nicht in Aaalborg, sondern auf halber Strecke nach Aarhus, am Mariagerfjord.
22. August 2022: (Fast) Rund um den Mariagerford
Entlang des Mariagerfords gibt es einige Fahrradstrecken. Zunächst planten wir bis zum Ende des Fjords nach Hobro zu fahren, um den Fjord zu umrunden. Da die Fahrradstrecken oft entlang vielbefahrener Straßen entlangführten und zum Teil recht hügelig waren, entschlossen wir uns umzukehren und in Richtung Ostsee zur Fjordmündung zu fahren. Dies war die richtige Entscheidung: Der Weg war gesäumt von wundervollen Alleen und wir entdeckten inmitten einer Schafherde eine historische Windmühle.
Die Ostseeküste unterscheidet sich hier stark von der Nordseeküste, die wir bislang gewohnt waren. Das Wasser ist flach und ruhig und die Vegetation reicht bis direkt an die Wasserkante.
Als wir am Abend den Campingplatz erreichen, sind wir völlig erschöpft: Etwa 70 km sind wir insgesamt gefahren. Mit einem Reiserad sicherlich kein Problem, aber auf Klapprädern ohne elektrische Unterstützung, eine ordentliche Strecke.
23. August. 2022: Der schönste Campingplatz der Reise
Wir erreichen den Ort Ebeltoft, welcher am Rand des Nationalparks Mols Bjerge liegt. Die Stadt ist wegen ihrer reizvollen Altstadt sehr beliebt und im Hafen liegt die Fregatte Jyland, das größte historische Schiff Dänemarks. Im nahegelegenen Elsgarde finden wir den schönsten Campingplatz auf unserer Reise. Viele Stellplätze befinden sich auf kleinen Terassen, die entlang der Steilküste angelegt wurden. Wir genießen einen wunderbaren Blick auf das Meer und die Insel Hjelm.
25. August 2022: AroS in Aarhus: Museales Highlight
Wir besuchen Aarhus, die zweitgrößte Stadt Dänemarks und zugleich die vorletzte Etappe unserer Dänemark-Reise. Zunächst verbringen wir einige Zeit mit der Parkplatzsuche. In die Parkhäuser passt unser Bus nicht und der im Reiseführer angepriesene Wohnmobilparkplatz existiert nicht mehr. Nachdem wir uns mühsam durch das dänischsprachige Menü eines Parkautomaten manövriert haben, kann es losgehen. Wir nehmen die Fahrräder, um die Innenstadt zu erkunden. Zunächst fahren wir in die Innenstadt, wo wir den Dom besichtigen und anschließend zu den neuen Wohnquartieren im Hafenviertel. An einer Wasserskianlage trinken wir einen Kaffee und beobachten die vergeblichen Versuchen einiger Jugendlicher die Strecke auf dem Brett stehen zu meistern.
Mein Highlight ist das AroS Museum für moderne Kunst mit seinem markanten Glasdach in den Farben des Regenbogens. Man könnte in den Sonder- und ständigen Ausstellungen problemlos des ganzen Tag verbringen.
Am Abend fahren wir an den Vejle Fjord, wo wir den Urlaub auf dem Hagen Standcamping ausklingen lassen wollen. Hier ist bereits Nachsaison und wir erhalten einen schönen Platz in der Nähe des Wassers.
26. August 2022: Das Ende der Reise
Wir starten die letzte Fahrradtour unserer Reise, die uns nach Frederica führt. Die Stadt liegt an der Mündung des Vejle Fjord. Hier füllen wir noch einige Vorräte für die Rückreise auf.
Der Tag klingt mit einem dramatischen Sonnenuntergang aus. Es war schön hier, auch wenn dies der mit Abstand teuerste Stellplatz unserer Reise war.
Fazit
Alles hat gut geklappt, die Ausrüstung hat sich bewährt. Nur einen kleinen Verlust haben wir zu beklagen. Die Trittstufe, die wir zur Montage der Fahrräder am Heckträger benötigen, steht jetzt irgendwo am Hafen von Frederikshafen. Die Fahrgeräusche des Busses werden immer lauter: Anfangs führte ich dies auf den Fahrbahnbelag der dänischen Straßen zurück, später wurde jedoch klar, dass dringend ein Wechsel der Radlager notwendig ist. Aber diesen Austausch von Verschleißteilen gönnen wir dem Bus nach 167 tkm und einer Dauerbelastung von mehr als drei Tonnen, gerne.
Offen war bis zum Schluss die Frage, ob der Bus ein verbessertes Fahrwerk incl. Höherlegung erhalten soll. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass das Serienfahrwerk etwas schwammig reagiert. Zudem geht das Heck des Busses unter der permanenten Belastung etwas in die Knie. Eine leichte Höherlegung könnte bei holperigen Streckenabschnitten für mehr Sicherheit für den Motor, das Getriebe und den Unterboden bringen, allerdings wird damit auch der Ein- und Ausstieg erschwert. Ein wichtiges Detail, wenn man bedenkt, wie häufig man beim Camping zwischen drinnen und draußen hin und her pendelt.
Nach dem Motto »never change a running system« haben wir uns am Ende gegen eine Höherlegung um 3,5 cm entschieden. Ein Grund war auch, dass jeder Zentimeter Höhengewinn knapp 1000,- € gekostet hätte.
Nachdem unser Sohn, der als Mechatroniker in einem Autohaus arbeitet, die Radlager gewechselt hatte, war der subjektive Eindruck des Fahrverhaltens gleich viel besser.
Hallo Herr Behrens
vielen Dank für die Teilnahme an ihrer wundervollen Reise. Die Photos sind super toll und es macht Spaß sie anzusehen.
Weiterhin eine schöne Reise und liebe Grüße,
Paul Gies